Pressen

[287] Pressen, die Ausübung eines Druckes, durch den erreicht werden soll: 1) eine Raumverminderung der Körper, z. B. zum Verpacken von Baumwolle,[287] Heu, Torf, Garn, Tuch, Papier, Hadern etc.; 2) eine Trennung fester von flüssigen Substanzen, z. B. zur Gewinnung von Most, Öl, Säften, Honig etc., bei der Fabrikation von Hefe, Käse, Porzellan, Schmiedeeisen etc., zum Trocknen von Papier, Gewebe etc., zum Auspressen der Schlacke aus den Luppen, zum Filtrieren etc.; 3) eine Formänderung, z. B. beim Schmieden, Nieten, Ziehen, Prägen, Gaufrieren etc., zur Erzeugung von Metallröhren (s. Röhren), Gefäßen, Nudeln, Schokolade, Ziegelsteinen etc., zum Satinieren u. dgl.; 4) eine feste Verbindung, z. B. durch Schweißen, Ineinanderschieben (Rad- und Achsenpressen), durch Auftragen (Buchdruck), durch Aneinanderschieben (Kalanderwalzen aus Papier) u. dgl.; 5) eine feste Lage während der Bearbeitung, z. B. beim Beschneiden und Vergolden von Büchern, beim Zusammenleimen oder zum Aufbewahren von Spielkarten, Tischwäsche u. dgl.; 6) eine Ortsveränderung, z. B. beim Brückenbau das Heben einzelner Teile, an Aufzügen, an Festigkeitsmaschinen etc. Das P. hat große Bedeutung in der Metallverarbeitung gewonnen, seitdem man durch hydraulische Pressen Drücke bis 8000 Atmosphären hervorbringen kann. Hierher gehört auch das besonders zum Prägen (s. d.) angewandte Hubersche Preßverfahren. Abgesehen von dem P. von Metallröhren werden jetzt aus Messing, Kupfer, Aluminium etc. Stangen und Hohlkörper dadurch erzeugt, daß man das glühende Metall aus einem Zylinder durch ein entsprechendes Mundstück hindurchpreßt. Diese gepreßten Stangen etc. sind an der Oberfläche vollkommen glatt und im Querschnitt überall gleich, so daß unter anderm einzelne abgeschnittene Scheiben vollkommen übereinstimmen und dementsprechend Verwendung finden wie gezogene Stäbe. Man nennt demnach dieses P. auch Ziehen, namentlich, wenn es dazu benutzt wird, aus runden Blechplatten Gefäße herzustellen, indem diese Platten vermittelst eines Stempels durch einen Ring (Ziehring) hindurchgepreßt werden (Fingerhüte, Patronenhülsen, Röhren, Kasserollen, Blechdosen etc.). Hierher gehört auch das Verfahren, der Innenwand von Geschützröhren große Glätte, Dichtigkeit und somit Widerstandsfähigkeit zu erteilen, indem man einen hochpolierten Dorn, der etwas dicker als die Rohrweite ist, durch das Rohr preßt (sogen. Preßlochverfahren).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 287-288.
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