Mandalai

[207] Mandalai (Mandaleh), die alte Hauptstadt des Königreichs Birma, jetzt Hauptort des britischen Oberbirma, unter 21°59' nördl. Br., 4 km links vom Irawadi, in einer weiten, dürren Ebene am Fuß eines 180 m hohen isolierten Hügels, Station der Bahn von Rangun, bildet ein Quadrat von 2,5 km Seitenlänge und ist von Gräben und primitiven Mauern umgeben. Die breiten Straßen, mit Häusern aus Ziegeln oder Holz, meist aber aus Bambusrohr, schneiden sich unter rechten Winkeln; in der Mitte liegt der befestigte Stadtteil mit den früher vom königlichen Hofstaat bewohnten Palästen sowie dem des weißen Elefanten, der Schatzkammer, den Kasernen, dem Arsenal etc. Die Bevölkerung zählte mit der Garnison 1901: 183,816 Seelen, davon 152,201 Buddhisten, 16,215 Mohammedaner, 9588 Hindu und 4097 Christen, darunter viele Fremde (Chinesen, Armenier, Franzosen, Italiener, Griechen) im Fremdenviertel. Fünf Dörfer der Umgegend sind mit Katholiken bevölkert, die im 17. Jahrh. aus Pegu kamen und sich ihrer Umgebung völlig angepaßt haben. Die Einwohner fertigen namentlich vorzügliche Seidenstoffe, Goldschmiedearbeiten, Holz- und Elfenbeinschnitzereien, Glocken und Gongs, Schwerter etc. und treiben einen lebhaften Handel mit Rangun und Bassein einer- und Yünnan anderseits. Die Stadt hat 1884 und 1892 durch Feuer schwer gelitten. – M. wurde 1857 Hauptstadt von Birma an Stelle des 1783 gegründeten Amarapura, aber 16. Nov. 1885 im dritten birmanischen Kriege von den Engländern genommen (s. Birma, S. 897). Die Fortsetzung der Eisenbahn von Rangun bis M. wurde 1888 eröffnet.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 207.
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