Mannīt

[238] Mannīt (Mannazucker) C6H14O6 oder CH2.OH.(CH.OH)4.CH2.OH findet sich ziemlich verbreitet im Pflanzenreich, namentlich in mehreren Mannasorten, im Honigtau der Linde, in den Blättern des Flieders, der Esche und des Selleries, auch in der Selleriewurzel, der Möhre, Skorzonere, Quecke, in mehreren Rinden, in Kaffeebohnen, vielen Pilzen, Tangarten etc.; er entsteht bei der schleimigen und Milchsäuregärung (s. Gummigärung) und bei Einwirkung von Natriumamalgam auf Fruchtzucker oder Traubenzucker. Man erhält M. durch Auskochen von Manna mit Alkohol in farb- und geruchlosen Kristallen; er schmeckt süß, löst sich in Wasser und Alkohol, nicht in Äther, schmilzt bei 166°, ist sublimierbar, siedet bei 200° unter Bildung von Mannitan C6H12C5 und Mannid C6H12O4 und verbrennt in höherer Temperatur mit Karamelgeruch. Bei Gegenwart von Borax polarisiert er nach rechts. M. ist ein sechsatomiger Alkohol, er bildet mit Basen unbeständige amorphe Verbindungen und mit Säuren esterartige Verbindungen, bei Behandlung mit Jodwasserstoffsäure gibt er sekundäres Heryljodid, bei vorsichtiger Oxydation Fruchtzucker und Mannose, mit Salpetersäure Zuckersäure, mit konzentrierter Salpetersäure heftig explodierenden Nitromannit (Knallmannit). M. ist nicht der alkoholischen Gärung fähig, gibt aber mit Kreide, Käse und Milchsäurehefe bei 40° Kohlensäure, Wasserstoff, Alkohol, Butter-, Essig- und Milchsäure. Er dient als gelindes Abführmittel. Neben diesem d- oder Rechtsmannit kennt man noch einen l- oder Linksmannit und einen inaktiven (d+l) Mannit, der aus Vereinigung der beiden andern entsteht. Dieser M. bildet den Ausgangspunkt zur Synthese zahlreicher Verbindungen der Mannitreihe, des Traubenzuckers und des Fruchtzuckers.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 238.
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