Mato Grosso

[438] Mato Grosso (»dichter Wald«), Staat Brasiliens (s. Karte »Brasilien«), zwischen 7°30'–24°10' südl. Br. und 47°35'–65°10' westl. L., grenzt im N. an Amazonas und Para, im O. an Goyaz, im San São Paulo, Parana und den Staat Paraguay, im W. an Bolivia. Das noch wenig bebaute Land ist eine Sandsteinhochebene von 450 m Meereshöhe von der Form der sogen. Campos, mit Gras, Buschwerk und niedrigem Wald bedeckt, so daß der 1,380,000 qkm große Staat seinen Namen mit Unrecht führt. Von der großen Platte fließen zahlreiche Flüsse nach N. und S. ab: an der Ostgrenze der Araguaya und Parana, an der Westgrenze der Guaporé, dann Mamoré und Paraguay; an den Ufern der beiden letzten breiten sich große Sümpfe aus, die Mitte des Landes durchziehen Tapajoz und Xingú. Aber trotz zahlreicher Flüsse ist die Bewässerung nicht reichlich, da viele Flüsse in der heißen Zeit austrocknen und die Hochebenen an Wassermangel leiden. Das Klima ist der großen Ausdehnung des Gebiets nach verschieden, doch überall heiß; als mittlere Jahrestemperatur kann man 24° annehmen, doch sinkt das Thermometer unter dem scharfen, von Südwesten wehenden Pampero auf 12–14°, steigt aber bei Nordwind weit über 30°. Sehr ungesund sind die Flußniederungen, die Campos dagegen gesund. Ipekakuanha, Maté, Indigo, Sassaparille, Vanille werden von den wilden Indianern gesammelt, nur das erste gelangt zur Ausfuhr. Die Tierwelt ist die des übrigen Brasilien, der Mineralreichtum bedeutend: Gold und Diamanten kommen an vielen Stellen vor, doch beträgt die jährliche Ausbeute nur 80,000 Mk.; Eisen, Kupfer und Salpeter sind reichlich vorhanden, werden aber nicht ausgebeutet. Die Bevölkerung betrug 1890: 92,827 Seelen (0,1 auf 1 qkm), meist Farbige und Indianer; letztere leben namentlich im Süden (Kariben, Coroado etc.). Hauptbeschäftigung ist Landbau und Rindviehzucht; jährlich führt man 30–40,000 Stück Schlachtvieh nach Paraguay sowie Rinderhäute und Hörner aus. Der nur am obern Guaporé und Paraguay betriebene Ackerbau genügt den Bedürfnissen des Landes nicht. Einmal monatlich fährt ein Dampfer den Paraguay und São Lourenço bis Cuyabá hinaus. Hauptstadt ist Cuyabá (s. d.); früher war es Mato Grosso (Villa Bella), am Guaporé, ist aber seit Erschöpfung der Goldgruben, namentlich infolge von Sumpffiebern, in Verfall geraten, mit 1500 Einw. Vgl. Ehrenreich, Anthropologische Studien über die Urbewohner Brasiliens, vornehmlich der Staaten M. etc. (Braunschw. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 438.
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