Medeia

[510] Medeia (Medēa), die zauberkundige Tochter des Königs Äetes von Kolchis und der Idyia, verhalf dem Jason (s. d., Bd. 9) zum Goldenen Vlies und entfloh mit ihm (s. Argonauten) nach Jolkos, wo sie die eignen Töchter des Pelias (s. d.) zu dessen Ermordung verleitete. Von Pelias' Sohn Akastos vertrieben, ging Jason mit M. nach Korinth, verstieß sie aber nach zehnjähriger Ehe, um sich mit Glauke oder Krëusa, Tochter des Königs Kreon, zu vermählen. Aus Rache sandte M. der Braut ein vergiftetes Gewand und Diadem zum Hochzeitsgeschenk, und diese ward, als sie es angelegt, von Flammen verzehrt. Dann ermordete sie ihre beiden Kinder Mermeros und Pheres vor den Augen Jasons und entfloh auf ihrem Drachenwagen, einem Geschenk des Helios, nach Athen zu König Ägeus, als dessen Gattin sie den Medos gebar. Da sie Ägeus beinahe zur Ermordung seines Sohnes Theseus verleitet hätte, flieht sie mit ihrem Sohn Medos wieder in ihre Heimat, wo sie ihren Oheim Perses, der Äetes vom Thron gestürzt hatte, ermordete und ihren Vater wieder in die Herrschaft einsetzte. Über antike Darstellungen der M., unter denen namentlich das Gemälde des Timomachos (M. im Begriff, ihre Kinder zu töten) berühmt war, vgl. Conze in den »Historisch-philologischen Aufsätzen für E. Curtius« (Berl. 1884). Die Sagen von M. sind oft dramatisch behandelt worden. Erhalten sind aus dem Altertum die Tragödien des Euripides und Seneca. Aus neuerer Zeit sind die Dramen von Corneille und Grillparzer, das Melodram von Benda (Text von Gotter) und die Oper »Medea« von Cherubini zu erwähnen. Vgl. Mallinger, Médée, étude de littérature comparée (Löwen 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 510.
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