Melkmaschine

[581] Melkmaschine, Vorrichtung zur Gewinnung der Kuhmilch unter Ersparung der Handarbeit. Der Umstand, daß gute Melker immer seltener werden, und die Berücksichtigung hygienischer Fragen haben der Verbesserung der M. großes Interesse zugewandt. Man ahmt das Handmelken durch Rollen nach, die mit sanftem Druck an den Zitzen entlang nach unten geführt, dann abgehoben und wieder an der Zitzenwurzel angelegt werden. Auch sucht man das Stoßen der Kälber beim Saugen, welches das Eintreten der Milch in den Milchkanal anregt, nachzuahmen. Zu diesen Melkmaschinen gehört auch der 1896 von Laval konstruierte Laktator. Bei dem pneumatischen Melken soll das Saugen des Kalbes nachgeahmt werden. Die Saugleitung wird durch Gumminäpfe angeschlossen, welche die Zitze oder das ganze Euter umgeben. Dabei gestaltet Schnakenburg in Schwetz den Napf oben dünner, um beim Ansaugen durch Einziehen dieses Teiles einen Druck auf die Zitze auszuüben, der den Stoß ersetzen soll. Eine Verbindung beider Melkarten bezweckt der Apparat von Kostengren und Helgesen, durch den die Milch aus dem Euter in die Zitzen gesaugt und aus diesen herausgedrückt wird, indem gleichmäßig gegeneinander bewegte Platten die Zitze zuerst oben allein fassen und dann allmählich auch weiter unten zur Wirksamkeit gelangen. Bei der Saugmelkmaschine Thiels, der Thistle, wird das Saugen in der Minute 451nal unterbrochen und wieder erneuert. Der gelinde Druck der Gummizitzenbecher beginnt oben an den Zitzen und setzt sich nach untenhin fort. Mit dieser Maschine sollen 10 Kühe in 5 Minuten gleichmäßig ausgemolken werden. Bei allen mechanischen Melkvorrichtungen ist es schwer, den geeigneten Zeitpunkt zum Aufhören des Melkens zu finden, um eine leere Zitze nicht zu stark anzustrengen; außerdem soll das Melken auch nicht plötzlich unterbrochen werden. Man schaltet deshalb in die Saugleitung eine Glasröhre ein und beobachtet das Abfließen der Milch. Withell in Brookside benutzt einen kastenartigen Behälter, von dem ein Rohr zum Luftverdünnungsapparat führt, während das zweite mit der Saugvorrichtung und das dritte mit der freien Luft in Verbindung steht. In dem Behälter sitzen an zwei Hebelarmen zwei Becher untereinander, die am Boden mit einem kleinen Loch versehen sind. Die Milch fließt in den obern und aus diesem in den untern Becher, wird aber der Zufluß schwächer, dann entleert sich zuerst der obere Becher, der Hebelarm, an dem er sitzt, wird durch ein Gegengewicht am andern Hebelarm gehoben und verschließt dabei das Lustverdünnungsrohr. Die im Behälter noch vorhandene Luftverdünnung saugt nun langsam und sanft die letzte Milch aus dem Enter, inzwischen aber entleert sich auch der untere Becher, das Gegengewicht am andern Hebelarm sinkt herab und öffnet das mit der freien Luft in Verbindung stehende Rohr, worauf das Zitzenhütchen abfällt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 581.
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