Menschensohn

[615] Menschensohn, Selbstbezeichnung Jesu, wurzelnd in Daniel 7,13, wo der M. im Gegensatz zu den die Weltreiche darstellenden Tiergestalten Symbol des diese Weltreiche zuletzt ablösenden (messianischen) Reiches der »Heiligen des Höchsten«, d. h. der jüdischen Weltherrschaft, ist; erst in der Apokalypse des Henoch (d. h. den sogen. Bilderreden, Hen. 37–71) erscheint er geradezu als Messias, der infolgedessen ein über der Menschheit schwebendes Dasein führt, vorweltlicher Natur ist und mit seinem Reich aus dem Himmel zur Erde kommt. Möglich bleibt es daher, daß der Ausdruck bereits zu Jesu Zeiten eine wenngleich nicht populäre und gangbare Bezeichnung des Messias bildete. Jedenfalls will Jesus sich damit als Messias bezeichnen und wählt unter den mancherlei zu Gebote stehenden Messiastiteln gerade diesen, weil mit ihm die Idee eines nationalen Königtums, die er abweisen will, am wenigsten, mit den andern unvermeidlich verknüpft war (s. Jesus Christus). Vgl. Lietzmann, Der M. (Freiburg 1896); Fiebig, Der M. (Tübing. 1901).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 615.
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