Monadologīe

[53] Monadologīe (griech., Monadenlehre), diejenige metaphysische Weltauffassung, die als Grundlage alles geistigen und materiellen Seins eine Vielheit absolut einfacher Wesenheiten (Monaden nach Leibniz, Reale nach Herbart) annimmt. Während in der M. die Seelen als einfache Monaden gelten, werden die (leben den wie leblosen) Körper als Komplexe vieler Monaden betrachtet, welche letztern, obwohl selbst unausgedehnt und also immateriell, durch ihr »Zusammensein« Ausdehnung und Raumerfüllung als einen »objektiven Schein« hervorbringen sollen. Zwischen den Monaden selbst findet nach Leibniz keine wirkliche Wechselwirkung statt, sondern jede ist in sich abgeschlossen (»die Monaden haben keine Fenster«), eine Welt im kleinen (Mikrokosmus), und der Schein ihrer Beeinflussung durcheinander beruht auf der prästabilierten Harmonie ihrer innern Veränderungen. Nach Herbart, der die M. wieder erneuerte, und Lotze, der wenigstens einige Voraussetzungen von ihr in sein System aufnahm, hängen jedoch die Veränderungen der Monaden ursachlich voneinander ab. Die Stärke der M. liegt darin, daß sie den Dualismus zwischen Geist und Materie aufhebt (die Welt ist nach Leibniz eine Stufenreihe von Monaden) und so zugleich den Gegensatz zwischen dem mechanischen (durch blindwirkende Ursachen) und dem teleologischen (durch Zwecke bestimmten) Geschehen auszugleichen sucht (der Mechanismus ist die Erscheinungsform seelischer Vorgänge), ihre Schwäche in der Schwierigkeit, die gegenseitige Beeinflussung der als unabhängig vorausgesetzten Monaden begreiflich zu machen.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 53.
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