Moralitäten

[130] Moralitäten (franz. Moralités, engl. Moralities), im spätern Mittelalter geistliche Schauspiele, die, den Mysterien (s. d.) verwandt, besonders in Frankreich und England, auch in Italien vielfach üblich waren. Wesentlich ist ihnen, daß sie eine typische Art des Menschen (l'Homme juste, l'Homme mondain u. dgl.) von den allegorischen Gestalten der Tugenden und Laster umkämpft zeigen. Ebert unterscheidet in Frankreich allegorisch-mystische, parabolische und moralisierende weltliche M. Im 15. Jahrh. waren sie in England und Schottland sehr gebräuchlich und erhielten sich hier auch nach der Reformation in der Form von theologisch-polemischen Schauspielen; erst unter Cromwell wurden sie förmlich abgeschafft. In Deutschland wurden die M. durch die seit dem 15. Jahrh. üblichen Schulkomödien ersetzt. Vgl. A. Brandl, Quellen des weltlichen Dramas in England (Straßb. 1898); Pollard, English miracle plays, moralities and interludes (4. Aufl., Lond. 1904), und die französischen Arbeiten von Petit de Julleville.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 130.
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