Nikĭas

[692] Nikĭas, Sohn des Nikeratos, athen. Staatsmann und Feldherr, der reichste Mann Athens, war, nachdem er schon unter Perikles sich als Feldherr ausgezeichnet hatte, nach dessen Tod 429 v. Chr. fünf Jahre lang Strateg und erwarb sich durch seine Freigebigkeit eine einflußreiche Stellung als das Haupt der konservativen Partei. Nach dem Tode seines Gegners Kleon und der für Athen unglücklichen Schlacht bei Amphipolis brachte er als Erbe der Perikleischen Politik 421 den 50jährigen Frieden mit Sparta zustande, der nach ihm der Friede des N. benannt wird, konnte ihn jedoch gegen die Ränke des Alkibiades nicht aufrecht erhalten. Dem Zug nach Sizilien widersetzte er sich mit allem Nachdruck, doch umsonst; er wurde mit Lamachos und Alkibiades an die Spitze des Unternehmens gestellt und nach des Alkibiades Sturz und Abberufung mit der obersten Leitung betraut. Obwohl wie in allen seinen Maßnahmen so auch auf Sizilien schwankend und unentschlossen, erfocht er doch einen Sieg unter den Mauern von Syrakus und war nahe daran, die Stadt zur Übergabe zu zwingen, als die inzwischen aus Korinth und Sparta erbetene Hilfe unter Gylippos' Führung ankam. Dadurch neigte sich das Waffenglück auf die Seite der Syrakusier. Die athenische Flotte erlitt wiederholte Niederlagen, auch nachdem sie durch Demosthenes verstärkt worden war, und der Rest des athenischen Heeres ward im September 413 am Fluß Asinaros vernichtet. N. ergab sich an Gylippos und ward nebst Demosthenes von den Syrakusiern hingerichtet. Die Athener brandmarkten das Andenken des N. durch Weglassung seines Namens auf dem Denkstein zu Ehren der in Sizilien Gebliebenen. Sein Sohn Nikeratos wurde unter den Dreißig Tyrannen hingerichtet.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 692.
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