Optisch leere Flüssigkeiten

[87] Optisch leere Flüssigkeiten, Flüssigkeiten, in denen der Weg eines durchgeleiteten intensiven Lichtstrahles unsichtbar bleibt. Die Sichtbarkeit des Weges eines starken Lichtbündels in der Luft ist bedingt durch das Vorhandensein der vielen kleinen Staubteilchen, die in derselben suspendiert sind, auch wenn diese Staubpartikel so klein sind, daß sie nicht einmal mehr mikroskopisch nachgewiesen werden können. Verbrennt man die Fremdkörper durch Annäherung eines glühenden Körpers, so erlischt die Lichtspur. Eine nähere Untersuchung zeigt, daß die Teilchen meist organischen Ursprungs sind Die naheliegende Annahme, daß die Sichtbarkeit eines Lichtbündels in Flüssigkeiten ebenfalls auf die Wirkung von darin enthaltenen Fremdkörperchen zurückzuführen sei, ließ sich früher nicht bewahrheiten, da selbst mit größter Sorgfalt destillierte Flüssigkeiten noch eine deutliche Lichtspur geben. Schickt man aber einen elektrischen Strom von hoher Spannung und geringer Intensität durch eine U-förmige Röhre, in der sich reines Wasser mit einem leichten Kieselerdeniederschlag befindet, so wird dieser nach längerer Zeit vollständig an die Kathode geführt, und das Wasser an der Anode erweist sich dann als optisch leer. Auch verdünnte Kieselsäurelösung, zu der Kalkwasser gesetzt wird, gibt nach kräftigem Schütteln und darauf erfolgter Klärung eine optisch leere Flüssigkeit.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 87.
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