Leydner Leere

[330] Leydner Leere (Kleistsches Vacuum, Vacuum Leydense, Vacuum Kleistianum), ein von Henley angegebener Apparat, bestimmt, die Franklinsche Theorie von Einer elektrischen Materie zu beweisen, besteht aus einer kolbigen, bis zur Mitte ihrer Höhe mit Stanniol beklebten Flasche, welche luftleer gemacht werden kann. Von der Messingfassung am Halse, welche den zum Auspumpen der Luft bestimmten Kanal mit einem Ventile enthält, geht zugleich ein Messingdraht aus, welcher nach Außen in eine Kugel, in der Mitte der Flasche aber in einer Spitze od. auch in einer kleinen Kugel endigt. Setzt man nun diese Flasche mit dem Conductor einer activen Elektrisirmaschine in Verbindung u. läßt Elektricität durch die Kugel einströmen, während der äußeren Belegung Ableitung gegeben wird, so ladet sich die Flasche u. entladet sich bei aufhörender Zuströmung auf demselben Wege wieder, welches beides mit interessanten Lichterscheinungen verbunden ist. Bringt man an der oberen Kugel u. an der Basis der Flasche eine Spitze an u. nähert die untere einem + elektrischen Conductor, so erscheinen an dieser Spitze u. an dem Drahtende im Innern der Flasche leuchtende Punkte, an der oberen Spitze aber ein ausströmender Strahlenkegel; nähert man die obere Spitze dem + elektrischen Conductor, so erscheint an dieser ein Lichtpunkt, an der inneren Kugel aber u. der unteren Spitze ein Strahlenbüschel. Ist der Conductor negativ, so ist alles umgekehrt. Alle diese Versuche vermögen aber nicht, die Richtigkeit der Franklinschen Theorie zu beweisen. Auf ähuliche Art ist Henleys leuchten der Leiter construirt, welcher aus einem luftleeren, etwa eine Elle langen Glascylinder besteht, durch dessen messingene Schließungen zwei Drähte etwa 4 Zoll weit in das leere Innere führen, der eine hat an beiden Enden, der andere nur an dem inneren einen Knopf. Der Cylinder ist mittelst isolirender Stützen auf einer hölzernen Grundlage befestigt. Die stern- u. büschelförmigen Lichterscheinungen, welche bei Annäherung der äußeren Drahtenden an dem Conductor entstehen, sind hier weit schöner. Bei sehr starker Elektricität erscheinen an allen drei Kugeln Strahlenbüschel, so daß keine der beiden elektrischen Theorien gültige Beweise aus diesen Erscheinungen entlehnen kann. Die Erscheinungen erklären sich vollständig, wenn man bedenkt, daß die Elektricität in dem inneren Raume der Flasche od. Röhre sich um so freier ausbreiten kann, je vollständiger die nicht leitende Luft aus ihr entfernt ist. Zur Leitung dienen ihr hierbei die immerhin in dem entleerten Raume zurückbleibenden Dämpfe, welche höchst wahrscheinlich durch eine Art von Glühen das Substrat der Lichterscheinung abgeben. Daraus erklärt sich denn auch, warum das Leuchten in grünlichem Licht erfolgt, wenn der Raum durch Ausfließen von Ouecksilber entleert worden ist, indem Quecksilber, also wohl auch Quecksilberdämpfe, grün brennen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 330.
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