Orbe

[95] Orbe (deutsch Orbach), Bezirkshauptstadt im schweizer. Kanton Waadt, 483 m ü. M., auf einer Halbinsel am Austritt des Flusses O. (s. Thièle) aus dem Jura in die ehemals versumpfte Ebene (s. Juragewässerkorrektion) gelegen, 3 km von der Station Arnex der Eisenbahn Lausanne-Pontarlier und durch die erste, 3 km lange, elektrische Lokalbahn mit der Linie Lausanne-Biel-Basel verbunden, mit altertümlicher Pfarrkirche, kühner steinerner Brücke (1826–30 erbaut), Sekundär- und Industrieschule, Gymnasium, Weinbau, Mühlen, Gerbereien und (1900) 2098 meist protestantischen u. Französisch redenden Einwohnern. O. hieß zur Römerzeit Urba und war unter den Merowingern und Karolingern ein Königshof. Königin Brunhilde wurde 613 hier gefangen genommen, und 856 fand hier zwischen den Söhnen Kaiser Lothars I. eine Teilung des mittelfränkischen Reiches statt. Die Stadt ist Geburtsort des Reformators Viret, dem im Mai 1877 ein Denkmal daselbst errichtet wurde. Vgl. Grandson.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 95.
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