Pfeffern

[695] Pfeffern, in Süddeutschland und einem großen Teile Österreichs zu Weihnachten üblicher Volksgebrauch, entspricht dem in Norddeutschland zu Ostern gebräuchlichen altarischen Schlagen mit der Lebensrute (vgl. Ostergebräuche). Die Kinder werden von den Eltern, die Eltern von den Kindern, Mädchen von den Burschen und umgekehrt im Bett überrascht, und der Gesundheit und Gedeihen verheißende Liebesdienst wird mit Pfefferkuchen belohnt. Meist ist der St. Stephanstag (26. Dez.) der Pfefferleinstag, doch wird auch vielfach am Tage der »unschuldigen Kinder« (28. Dez.), zu Neujahr und am Dreikönigstag (6. Jan.) mit feststehenden Sprüchen gepfeffert oder der Gegendienst geleistet, und dann heißt das P. Kindeln, Kindleinstreichen oder Fitzeln. Die Namen Pfefferkuchen (im 11. Jahrh. pfeforceltun) und Lebkuchen für das Weihnachtsgebäck rühren wahrscheinlich von diesem Gebrauche her, denn die Lebensrute heißt noch jetzt in Bayern Pfeffergerte und Lebzelten, der neben dem Pfefferkuchen an die jungen Burschen verabreichte Branntwein ist Pfefferlesbranntwein. Die unter besondern Zeremonien gepflückten grünen Zweige (Lebensrute) wurden früher besonders dem Wacholder (Quickholder) oder der Eberesche (Quicke, Quitsche), deren alte Namen den kraftverleihenden Lebenserfrischer (Erquicker) bezeichnen, entnommen; im Norden quickt man wie in Altindien und Altrom auch das Vieh noch heute. Um zu Weihnachten grüne Zweige zum P. zu haben, schneidet man am Barbaratag (4. Dez.) die Barbarazweige und setzt sie in Wasser auf den Ofen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 695.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika