Pfortader

[749] Pfortader (Vena portae), bei den Wirbeltieren ein großes, klappenloses, dünnwandiges, von einer bindegewebigen Scheide (Glissonsche Kapsel) umgebenes Blutgefäß im Unterleib, entsteht aus dem Zusammenfluß aller Venen, die das venöse Blut aus Milz, Magen, Darmkanal und Pankreas in der Richtung nach dem Herzen führen. Sie ist beim Menschen (s. Tafel »Blutgefäße«, Fig. 4) etwa 7 cm lang, liegt hinter dem Zwölffingerdarm und verläuft schief nach oben zur Leberpforte. Hier spaltet sie sich in einen rechten und einen linken Ast, die sich in den Lappen der Leber verzweigen. Das Blut, das die P. in das Kapillarnetz der Leber führt, dient hier zur Abscheidung[749] der Galle (s. Leber) und gelangt dann mittels der Lebervenen in die untere Hohlader und weiter in das Herz. So entsteht der in den großen Kreislauf eingeschaltete Pfortaderkreislauf, der beim Fötus fehlt. – Die P. hat in der Volksmedizin eine große, in Wahrheit aber sehr problematische Wichtigkeit erhalten, seitdem G. E. Stahl gelehrt hat (1698), daß eine große Anzahl von Leiden von den Stockungen des Blutes in der P. abhänge (Hämorrhoiden, Unterleibsstockungen, Abdominalplethora). Von Erkrankungen der P. ist zu nennen die eiterige Pfortaderentzündung (Pylephlebitis), bei der durch Fortpflanzung einer Eiterung im Wurzelgebiet der P. (bei Blinddarmentzündung, Ruhr, Gallensteinabszessen) deren Wand entzündet und eiterig durchsetzt, ihre Lichtung meist durch vereiternde Blutgerinnsel verstopft ist. Sie führt häufig zu Leberabszessen und endet immer tödlich. Bei der Pfortaderthrombose (Pylethrombosis) ist die P. durch ein nicht infiziert es Blutgerinnsel verstopft, wodurch Stauung im Pfortadergebiet, Bauchwassersucht und Darmblutungen entstehen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 749-750.
Lizenz:
Faksimiles:
749 | 750
Kategorien: