Porträte, zusammengesetzte

[176] Porträte, zusammengesetzte, durch Photographie verschmolzene verschiedene Bilder derselben Person, Familie, Gesellschaftsklasse, von Stammes-, Berufs- oder Leidensgenossen, wurden 1879 von Galton und Spencer als Hilfsmittel für physiognomische und ethnologische Studien empfohlen, da bei der Verschmelzung die zufälligen Züge ausgeschieden und die bleibenden oder gemeinsamen mit verstärkter Kraft festgehalten werden. Man benutzt zur Herstellung der zusammengesetzten Porträte die Personen selbst oder deren Bilder, resp. deren Negativaufnahmen und exponiert, um genaue Deckung zu erzielen, mittels einer besonders vorgerichteten Kamera alle Bilder gleich lange, zusammen aber nur so lange, wie es der normalen Expositionszeit entspricht. Beträgt diese z. B. bei einer bestimmten Platte 12 Sekunden und sollen 6 Porträte kombiniert werden, so wird jedes derselben nur 2 Sekunden exponiert. Man erzielt, abgesehen von einiger Unsicherheit in den Außenumrissen, stets ein Porträt von überraschend festen, mittlern Formen, das ein ganz verschiedenes Gepräge zeigt, wenn Personen verschiedener Gesellschaftsklassen so verschmolzen werden. Man erhält einen mittlern Typus, der z. B. bei der Vereinigung von Porträten derselben Rasse und Nationalität, derselben Verbrecherklasse, derselben Geisteskrankheit oft überraschend deutlich die charakteristischen Züge wiedergibt und deshalb von wissenschaftlichem Wert ist.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 176.
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