Pothier

[233] Pothier (spr. pottjē), 1) Robert Joseph, franz. Jurist, geb. 9. Jan. 1699 in Orléans, gest. 2. März 1772, ward 1720 Rat bei dem Präsidialgericht in Orléans und 1749 Professor der Rechte an der Universität. Von seinen Werken sind hervorzuheben: »Pandectae Justinianeae in novum ordinem digestae« (Par. 1748–52, 3 Bde.; neue Aufl., das. 1818–21; franz. mit gegenüberstehendem lateinischen Text von Bréard de Neuville, das. 1806 ff., 18 Bde.); »Traité des obligations« (das. 1761, 1883 ff.); »Traité sur différentes matières de droit civil« (das. 1773, 3 Bde.). Gesamtausgaben seiner Werke erschienen Paris 1773–79, 10 Bde.; zuletzt von Bugnet (1845–48; 2. Aufl., das. 1861–62, 10 Bde.). Vgl. Frémont, Recherches historiques et biographiques sur P. (Orléans 1859).

2) Dom Joseph, Benediktinermönch, Forscher auf dem Gebiete des Gregorianischen Gesanges, geb. 7. Dez. 1835 in Bouzemont bei St.-Die, trat 1859 in das Kloster zu Solesmes, ward 1862 Subprior und 1866 Professor der Theologie, 1898 Abt des Klosters St. Wandrille. P. wurde durch Dom Guéranger in die liturgisch-archäologischen Studien eingeführt. Seine Werke: »Les mélodies Grégoriennes« (Tournai 1880; deutsch von Kienle, das. 1881), »Liber Gradualis« (das. 1883), »Cantus Mariales« (1902) und »Méthode du Chant Grégorien« (1902), gehören zu den gediegensten Arbeiten auf dem Gebiete der Choralforschung. 1904 wurde er vom Papst Pius X. mit der Leitung der neuen vatikanischen Choralausgabe betraut.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 233.
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