Propertius

[382] Propertius (Properz), Sextus, röm. Dichter, um 50–15 v. Chr., aus Umbrien, lebte seit früher Jugend in Rom und stand mit Mäcenas, Vergil und Ovid in Verkehr. Seine poetische Fähigkeit kam früh zur Entfaltung durch das Liebesverhältnis zu der schönen, feingebildeten Hetäre Hostia, die unter dem Namen Cynthia den Mittelpunkt seiner überwiegend erotischen Elegien (in 4 oder vielmehr 5 Büchern) bildet.[382] Seine Vorbilder waren die alexandrinischen Dichter Kallimachos und Philetas, mit denen er jedoch nur das Kunstreiche und Gelehrte in der Behandlung des Stoffes gemein hat. Denn er unterscheidet sich von ihnen wesentlich durch leidenschaftliche Wärme der Darstellung. Das 5. Buch nimmt eine besondere Stellung ein durch eine Reihe von Liedern, die Stoffe aus der römischen Geschichte und Sage, an denkwürdige Stätten und Kulte anknüpfend, behandeln, und in denen sich eine Detailschilderung alexandrinischen Stils mit hohem patriotischen Schwung auf das glücklichste vereinigt. In sprachlicher und metrischer Beziehung bereitet seine Poesie dem Fernerstehenden vielfache Schwierigkeiten; seine Ausdrucksweise ist oft hart und dunkel. Neuere Ausgaben von Lachmann (Leipz. 1816, Berl. 1829), Hertzberg (Halle 1843–1845, 3 Bde.), Haupt (mit Catull und Tibull, 5. Aufl., Leipz. 1885), L. Müller (ebenso, das. 1870), Bährens (das. 1880) und Rothstein (Berl. 1898). Übersetzungen von Knebel (Leipz. 1798 u. 1882), Voß (Braunschweig 1830), Hertzberg (Stuttg. 1838 u. 1855), Jacob (2. Aufl., das. 1868) und Vulpinus (das. 1889).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 382-383.
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