Raizen

[578] Raizen (Razen, slaw. Rašci, Rašane, magyar. Rácz, Mehrzahl Ráczok), bei Magyaren, Deutschen und andern Nicht slawen Name der griechisch-oriental. Serben in Slawonien und Südungarn, im Gegensatz zu den griechisch-kathol. Schokazen und Bunjevazen, die gleichfalls Serben sind. Bei den gebildetern Klassen der Serben gilt die Bezeichnung R. heute als Spottname. Die R. brachten ihren Namen aus dem serbischen Binnenland mit, das altserbisch Rasi, mittellateinisch Rascia hieß (daher sie Rasciani genannt wurden), dessen Hauptort Ras (Rason der Byzantiner), später Rassia genannt, am Fluß Raska, an der Stelle des heutigen Novipasar, lag, und wo im 12. Jahrh. die Nemanjiden das spätere rassische oder serbische Königreich gründeten. Dies Reich dehnte sich später bis zur Küste Dalmatiens aus, worauf sich bis in die Mitte des 13. Jahrh. hinein dessen Herrscher »Könige des rassischen und des Küstenlandes« nannten. Auch noch viel später wurde Serbien von Italienern und andern Rassia, Raxia, Rascia genannt. Nach der Niederlage der österreichischen Heere 1690 und 1739 durch die Türken flüchteten viele christliche R. auf ungarischen Boden, wo sie kirchlich wie politisch von den übrigen Bewohnern geschieden blieben. Erst 1791 wurden sie den übrigen Untertanen gleichgestellt. Das den Ortsnamen in Ungarn häufig vorgesetzte Rácz bezeugt den serbischen Ursprung. Das große ungarische Staatswappen enthält noch heute das Wappen eines Herrn von Rascien, wie auch der König von Ungarn noch heute den Titel eines Königs von Rascien führt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 578.
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