Reichsapfel

[732] Reichsapfel, Kugel mit Kreuz, die sich auf Abbildungen, Münzen, Siegeln in der linken Hand der Kaiser findet. Schon auf einer Münze des Kaisers Augustus finden sich drei Kugeln vor, wovon die eine die Buchstaben EVR. (Europa), die andre ASI. (Asien) und die dritte AFR. (Afrika) enthält, also die Namen der damals bekannten Erdteile. Man findet die Kugel auch auf einer Menge von Münzen späterer Kaiser, meist mit einer Siegesgöttin geschmückt, in der Hand des Kaisers. Mit Ersetzung der letztern durch ein christliches Kreuz ging sie später auf die byzantinischen und von diesen auf die deutschen Kaiser über; das früheste bekannte Bild eines Deutschen mit dem R. ist das Karls des Kahlen (s. Karl 3) von 869, obwohl er erst 875 Kaiser ward. Apfel und Schwert zusammen erscheinen zuerst unter Rudolf von Habsburg als Herrscherinsignien. Die Kugel wurde auch in königlichen Häusern geführt und bei besondern Feierlichkeiten unter den Kroninsignien mit benutzt. Dem Kaiser wurde der R. von einem besondern Beamten, dem Truchseß, vorgetragen. Der R. von Preußen ist blau mit einem Goldreifen und einem goldenen Kreuz, die beide mit Edelsteinen geziert sind. S. Tafel »Deutsche Reichskleinodien«, Fig. 3.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 16. Leipzig 1908, S. 732.
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