Rustĭka

[333] Rustĭka (bäurisches Werk, Bossenwerk, Bossage, Opus rusticum), Mauerwerk aus Buckel- (Bossen-) Quadern, deren Außenflächen nicht oder nur roh bearbeitet sind (Fig. 1), wurde zuerst von den Römern zu Bauteilen, die einen derben Eindruck machen sollten, wie zu Sockeln und überhaupt zu Unterbauten, verwandt.

Rustika.
Rustika.

In der spätrömischen und Renaissancezeit verfeinerte man die R., indem man die Außenflächen der Quadern mit einem Kantenschlag a (Fig. 2) versah und den mittlern Teil nur spitzte oder krönelte; ja, man ging allmählich zu einer förmlichen Profilierung (b, Fig. 3) des Randes der einzelnen Quadern über und verwandte letztere nicht nur zur Bekleidung ganzer Geschosse, sondern auch zur Herstellung von Pfeilern und Säulen (sogen. Käsesäulen). Besonders bezeichnend ist die R. für die Frührenaissance in Toskana. Sie wurde dort mit Vorliebe an Palastfassaden angewandt in der Absicht, diesen das Gepräge des mittelalterlichen Kastells zu wahren. Später ist man sogar zur Herstellung künstlicher R. in Putz u. Kunststein übergegangen, eine Entartung der Technik und des Stiles, die sich auch meist durch baldige Verunstaltung und Zerstörung des Surrogatsrächt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 333.
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