Sabīner

[360] Sabīner, eins der Urvölker Mittelasiens, gleich den meisten übrigen alten Völkerschaften Italiens indogermanischen Stammes; der Name wird von ihrem Stammvater Sabus, einem Sohn des einheimischen Gottes Sancus, hergeleitet. Die ältesten Sitze des Volkes befinden sich in der Gegend von Amiternum am Fuß der Hauptkette des Apennin, von wo sie zunächst in das Tal von Reate (Rieti) herabstiegen und dann weiter nach Süden bis in die Nähe von Rom vordrangen. Die S. von dem in der Tiefebene gelegenen Cures vereinigten sich schon in der ersten Königszeit mit dem römischen Volk (s. Romulus); die übrigen wurden von M. Curius Dentatus 290 v. Chr. unterworfen und erhielten 268 das römische Bürgerrecht. Ihr Land war gebirgig und waldreich und eignete sich besonders zur Viehzucht, in einigen Teilen auch zum Getreidebau, die Einwohner wurden als Träger alter Sitte und Kraft gerühmt, sind aber mit ihrer Sprache bald in der lateinischen aufgegangen. Länger haben die von ihnen abstammenden Völkerschaften, die sogen. Sabeller, ihre Selbständigkeit behauptet. Um sich nämlich der überschüssigen jungen Mannschaft zu entledigen, pflegten die S. sie als ein ver sacrum (s. d.), einen heiligen Lenz, den Göttern darzubringen und zur Auswanderung zu nötigen, und wurden so die Stammväter der wichtigsten Völkerschaften des mittlern und südlichen Italien, der Samniter, Picenter, Peligner, Marser, Herniker, die sich lange gegen die römische Herrschaft gewehrt haben, aber getrennt voneinander, so daß sie trotz aller Tapferkeit unterlagen (266). Durch den Bundesgenossenkrieg, in dem sie sich fast alle nochmals gegen Rom erhoben hatten (91–88), erhielten sie das römische Bürgerrecht. Von Städten im Lande der S. sind zu nennen: Amiternum, Reate, Cures, Eretum; von den Flüssen, die von ihrer Hochebene nach allen Richtungen fließen, Avens, Himella, Tolenus, Aternus. S. Karte bei Artikel »Italia«. Vgl. Guattani, Monumenti sabini (Rom 1827, 3 Bde.). – Die Sage vom Raub der Sabinerinnen, durch den, nachdem sie zu Spielen nach Rom eingeladen worden waren, Romulus seinen Mannen Frauen verschaffte, ist von der Dichtung und besonders der Kunst vielfach verwertet worden (s. Tafel »Bildhauerkunst X«, Fig. 1, und XVII, Fig. 11).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 360.
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