Saturnalĭen

[628] Saturnalĭen (Saturnalia), altlatinisches Saatfest, später im ganzen römischen Reich gefeiertes Fest zum Andenken an den Naturzustand der Menschen in Freiheit und Gleichheit im goldenen Zeitalter unter Saturnus (s. d.). An dem Staatsfest, 17. Dez., fand ein Opfer vor dem Saturnustempel und ein öffentlicher Schmaus statt, nach dem man mit dem Ruf io Saturnalia auseinander ging. Die weitere Feier dauerte in republikanischer Zeit sieben Tage, 17.–23. Dez., während deren alle öffentlichen und Privatgeschäfte, alle Arbeit ruhte und überall Lustbarkeit herrschte. Den Gefangenen wurden die Ketten abgenommen, die Sklaven saßen mit ihren Herren zu Tische und wurden von diesen zuerst bedient, genossen überhaupt unbeschränkte Freiheit. Man beschenkte sich besonders mit Wachskerzen (cerei) und Puppen (sigillaria), bewirtete sich und belustigte sich mit geselligen Spielen, namentlich würfelte man um Nüsse. Hierbei herrschte auch der eigentümliche Brauch, daß man durchs Los einen König (Saturnalicius princeps) für die Festzeit bestimmte, dem sich alle zu fügen hatten. Später wurde auch Verbrechern mehrere Tage vor der Hinrichtung diese Würde als letzte Freude gewährt, worüber besonders die Märtyrerakten des heil. Dasius neue Aufschlüsse gegeben haben. Solche Feiern wurden in der römischen Kaiserzeit vom Großstadtpöbel, besonders aber auch von den Soldaten veranstaltet. Neuerdings hat man versucht, die Verhöhnung Christi durch die Soldaten mit diesem Brauch in Beziehung zu setzen. Vgl. Cumont, Les rois des Saturnales (in der »Révue de Philologie«, Bd. 21, Par. 1897).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 628.
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