Schichau

[748] Schichau, Ferdinand, Ingenieur, geb. 30. Jan. 1814 in Elbing, gest. daselbst 23. Jan. 1896, erlernte den Maschinenbau, studierte am Gewerbeinstitut in Berlin, arbeitete ein Jahr in England und gründete 1837 eine Fabrik in Elbing, die gegenwärtig aus der Maschinenfabrik, Kesselschmiede, Lokomotivfabrik und Schiffswerfte besteht. 1892 legte er eine große Werft in Danzig und ein Dock nebst Reparaturwerkstätte in Pillau an. S. baute in Deutschland 1841 den ersten Dampfbagger und 1855 den ersten preußischen Schraubenseedampfer Borussia. Ebenso baute S. 1878 die erste Compoundschiffsmaschine der deutschen Marine, 1880 die erste deutsche Compoundlokomotive und 1882 die erste Dreifach-Expansionsschiffsmaschine auf dem Kontinent. 1877 lieferte er das erste seefähige Torpedoboot. Mit letzterm löste er ein Problem, um das Engländer und Franzosen sich bisher vergeblich bemüht hatten. Die meisten Seestaaten der Erde bezogen Torpedoboote und Torpedokreuzer von S. (im ganzen etwa 300,144 allein für die deutsche Marine), er baute auch Linienschiffe, Kreuzer und Kanonenboote für die deutsche Marine, große Seedampfer für den Norddeutschen Lloyd und die Hamburg-Amerika-Linie, drei Eisenbahnfährschiffe für die Linie Warnemünde-Gjedser etc. 1897 baute S. für China 4 Torpedojäger von 36,7 Knoten Geschwindigkeit, im ganzen 800 See- und Flußdampfer und über 2300 Dampfmaschinen. Die Lokomotivfabrik lieferte über 1500 Lokomotiven. 1900 wurde ihm in Elbing ein Bronzestandbild (von Haverkamp) errichtet. Der jetzige Inhaber der Schichauwerke ist deren langjähriger Leiter und Schwiegersohn von Ferdinand S., der Ingenieur Ziese.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 17. Leipzig 1909, S. 748.
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