Sedaine

[240] Sedaine (spr. ßödǟn'), Michel, franz. Bühnendichter, geb. 4. Juli 1719 in Paris, gest. daselbst 17. Mai 1797, wurde durch die Not getrieben, sich als Maurer zu verdingen, erregte aber die Aufmerksamkeit seines Brotherrn, eines Baumeisters, der ihn unter seine Schüler aufnahm und ihm die Erziehung seines Enkels (des späterhin berühmten Malers David) übertrug. Er wandte sich der Oper zu, in der damals, im Gegensatz zu den strengen Regeln der klassischen Oper des 17. Jahrh., die italienische Musik, das dramatische Singspiel, zur Geltung kam. S. gilt für den Begründer der komischen Oper. Von seinen Texten, zu denen Philidor, Monsigny und Grétry die Musik schrieben, sind am bekanntesten: »Le diable à quatre«, »Le roi et le fermier«, »Rose et Colas«, »Aucassin et Nicolette«, »Richard Cœur de Lion«, »Aline, reine de Golconde«, »Guillaume Tell«. Größern Wert haben seine beiden Lustspiele, die sich auf dem Repertoire des Théâtre-Français erhalten haben, und die ihm (1786) einen Sitz in der Akademie eintrugen: »Le philosophe sans le savoir« (1765) und »La gageure imprévue« (1768). Seine »Œuvres choisies« sind öfter herausgegeben (z. B. von Auger, Par. 1813, 3 Bde., und 1888). Vgl. Gisi, S., sein Leben und seine Werke (Berl. 1883).[240]

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 240-241.
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