Seeanemonen

[247] Seeanemonen (Meeranemonen, Seerosen, Seenelken, Aktinien, Actiniae; hierzu Tafel »Seeanemonen«, mit Erklärungsblatt), eine Abteilung der Korallpolypen, Tiere mit weichem Körper, der sich durch Wasseraufnahme stark ausdehnen kann, bei Reizung sich jedoch rasch bis fast zur Unkenntlichkeit zusammenzieht, wobei das Wasser aus dem Munde sowie auch aus einer Öffnung an der Spitze jedes Fangfadens ausgespritzt werden kann. Gewöhnlich sind sie mit breiter Sohle auf dem Meeresgrund angewachsen, vermögen sich jedoch langsam fortzubewegen; einige Arten schwimmen frei umher. Meist leben sie einzeln, nur sehr wenige bilden Kolonien. Fast[247] alle S. sind getrennten Geschlechts; die Eier entwickeln sich im Körper des Muttertieres, aus dessen Mund auch die Larven ins Wasser gelangen, um sich nach kurzem Umherschwärmen festzusetzen. Die meisten S. sind äußerst gefräßig und saugen Muscheln, kleinere Fische, Krebse etc. aus, die sie mit den Nesselorganen der Fangfäden betäuben oder töten und dann zum Munde führen. In England werden sie häufig wegen ihrer Farbenpracht in Zimmeraquarien gehalten; ihr zähes Leben, das selbst in schlechtem Wasser nicht leicht erlischt, erleichtert dies ungemein. Von den zahlreichen Arten sind bemerkenswert Adamsia Rondeletii (s. Tafel »Aquarium«, Fig. 18) und A. palliata, die beide nahe Beziehungen zu Einsiedlerkrebsen (s. d.) haben. Eine der schönsten und größten (bis 35 cm lang) S. ist Cerianthus membranaceus aus dem Mittelmeer; sie haust in einer von ihr selbst ausgeschiedenen Hülle. Die Arten, die in sehr großen Tiefen leben, haben an Stelle der sonst langen Fangfäden kurze Rohre oder nur noch Poren (s. Tafel »Aquarium«, Fig. 37; Cereactis, Fig. 36). Die beigegebene Tafel stellt felsigen Meeresgrund bei Neapel dar und gibt ein verkleinertes Bild von den S. des Mittelmeeres. Vgl. Lewes, Naturstudien am Seestrand (deutsch, Leipz. 1859); Gosse, British Sea Anemones (Lond. 1860); O. u. R. Hertwig, Die Aktinien (Jena 1879); R. Hertwig, Die Aktinien der Challenger-Expedition (das. 1882); Andres, Le Attinie del golfo di Napoli (Leipz. 1884).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 247-248.
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