Settlement

[383] Settlement (engl., spr. ßéttl'ment), Niederlassung, Ansiedelung, Kolonie; auch Festsetzung, Vermächtnis, Anordnung, z. B. über Güterschluß oder Entail (s. d.). – S. (Toynbeehalle) heißt auch eine Ansiedelung akademisch gebildeter Männer in einem Arbeiterviertel einer Großstadt zur Schaffung eines persönlichen Bandes zwischen den durch Bildungs- und Vermögensunterschiede Getrennten, zur Herbeiführung eines Verständnisses zwischen den sozialen Schichten. Das erste S. wurde um 1880 in London gegründet, jetzt gibt es dort deren 50 (das bedeutendste die Toynbee Hall, von einem Oxforder Studenten Toynbee gegründet), ferner in den Vereinigten Staaten 100, in Hamburg das »Volksheim« und zwei Settlements in Wien (Ottakring und Brigittenau). Die Settlements, die zum Teil auch von gebildeten Frauen geleitet werden, veranstalten Unterrichtskurse und Vortragsabende, Lehrburschen-, Lehrmädchen- und Mütterabende, sie haben Lesehallen, Klubräume mit künstlerischen Darbietungen aller Art und Auskunftstellen, wo Belehrung, Hilfe, Rat in allen Angelegenheiten geboten wird. Weiten Raum nimmt in den Settlements das vielfach nach Geschlechtern, Lebensalter und besondern Zwecken gegliederte Klubleben ein. Mitgliedsbeiträge für Teilnahme an allen Veranstaltungen, Entgelt für Speisen u. Getränke sind minimal bemessen, Almosen werden nicht verabreicht.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 383.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika