Siedelungskunde

[439] Siedelungskunde, die Lehre von der örtlichen Bedingtheit der Wohnstätten der Menschen, ist ein wesentlicher Teil der Anthropogeographie und ein erst in neuerer Zeit eifrig gepflegtes Grenzgebiet zwischen Geographie, Geschichte und Nationalökonomie. Die S. behandelt vor allem die horizontale und vertikale Verbreitung der menschlichen Ansiedelungen, ihre Einteilung und Lage (ländliche und städtische, geschlossene und aufgelöste Siedelungen, Einzelhöfe und Dorfschaften, Haufendörfer, Weiler und Rundlinge, Gassen-, Straßen- und Reihendörfer, Waldhufen- und Marschendörfer), ihr Wachstum und ihre Entwickelungsbedingungen, ihre Physiognomie und ihre kartographische Darstellung (Volksdichtekarten). Trotz zahlreicher, methodisch sehr brauchbarer Einzelarbeiten gibt es noch kein größeres zusammenfassendes Werk allgemeiner S. Vgl. Kohl, Der Verkehr und die Ansiedelungen der Menschen in ihrer Abhängigkeit von der Gestaltung der Erdoberfläche (Dresd. 1841); Ratzel, Anthropogeographie (Bd. 1 in 2. Aufl., Stuttg. 1899; 2. Bd. 1891); Schlüter, Die Siedelungen im nordöstlichen Thüringen (Berl. 1903); Hassert, Die Städte, geographisch betrachtet (Leipz. 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 439.
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