Skelton [2]

[522] Skelton (spr. ßkellt'n), John, engl. Dichter und Gelehrter, geb. um 1460, gest. 21. Juni 1529 in Westminster, studierte in Cambridge, wurde 1490 Poeta laureatus in Oxford, später auch in Cambridge und Löwen und erwarb sich gelehrte Verdienste durch eine Übertragung des Diodorus Siculus und der Briefe Ciceros. Das älteste seiner Gedichte bezieht sich auf den Tod Eduards IV. (1483). 1494 ward er zum Lehrer des Herzogs Heinrich von York, des spätern Königs Heinrich VIII., erwählt, für den er ein verlornes »Speculum principis« verfaßte. 1498 trat er in den geistlichen Stand, obgleich ihn sein unregelmäßiges Leben und seine freien Sitten wenig dazu befähigten. Seine Späße gaben Anlaß zu der Sammlung »Merie tales of S.«, die bald an Pfaffe Amis, bald an Rabelais erinnern. Er war beliebt am Hofe Heinrichs VIII. und auch durch seinen Spott gefürchtet; namentlich bekämpfte er den Kanzler Kardinal Wolsey in den Satiren »Speak, parrot«, »Why come ye not to court«, »Philip Sparrow« u. im Moralspiel »Magnificence«. Sein satirischer Lieblingsvers, bestehend aus zwei Hebungen mit losem Rhythmus und kecken Reimen, heißt noch heute »Skeltonisch«. Seine »Poetical works« gab A. Dyce (Lond. 1843, 2 Bde.) heraus, mit Anmerkungen; ferner Arber in »The English scholar's library«, eine Auswahl W. H. Williams (das. 1902). Vgl. A. Kölbing, Zur Charakteristik J. Skeltons (Stuttg. 1904) und E. Brie in den »Englischen Studien« (Bd. 37, Leipz. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 522.
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