Sohnrey

[569] Sohnrey, Heinrich, Volksschriftsteller, geb. 19. Juni 1859 in Jühnde bei Hannöversch-Münden, wirkte sechs Jahre lang als Dorfschullehrer in Nienhagen am Solling, widmete sich dabei volkskundlichen Studien mit Erfolg und schrieb die soziale Dorfgeschichte »Hütte und Schloß« (13. Aufl., Berl. 1905). Nach zweijährigem Besuch der Universität Göttingen, wo er seine zweite größere Erzählung schrieb: »Friedesinchens Lebenslauf« (19. Aufl., Berl. 1905; mit der vorigen vereinigt u. d. T.: »Die Leute aus der Linden hütte«, 1905, 2 Bde.), nahm er wieder eine Lehrerstelle an, die er aber bald aufgab, um sich der Schriftstellerei zu widmen. 1889–94 war er Redakteur der amtlichen Freiburger Zeitung zu Freiburg i. B., wo er die sozialpolitische Schrift »Der Zug vom Lande und die soziale Revolution« (Leipz. 1894), die Abhandlung »Der Meineid im deutschen Volksbewußtsein« (das. 1894) sowie die Dorfgeschichten: »Verschworenverloren«[569] (Leipz. 1894 u. ö.) und »Die hinter den Bergen« (das. 1894 u. ö.) schrieb und 1892 die Halbmonatsschrift »Das Land« begründete. 1894 siedelte S. nach Berlin über, wo seine Bestrebungen durch das preußische Landwirtschaftsministerium wirksam gefördert wurden. Mit dessen Unterstützung wurde 1895 im Anschluß an die früher gegründete Zentralstelle für Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen ein Ausschuß für Wohlfahrtspflege auf dem Lande gegründet, für den S. in seinem »Wegweiser für ländliche Wohlfahrts- und Heimatspflege« (2. Aufl., Berl. 1901) und in dem Werk »Die Wohlfahrtspflege auf dem Lande« (2. Aufl., das. 1902) die wissenschaftliche Grundlage lieferte; in dessen Auftrag gab er auch das Werk »Aus der sozialen Tätigkeit der preußischen Kreisverwaltungen« (das. 1907) heraus. Von weitern Schriften Sohnreys sind noch zu nennen: »Eine Wanderfahrt durch die deutschen Ansiedelungsgebiete in Posen und Westpreußen« (Berl. 1897); der Dorfroman »Der Bruderhof« (Leipz. 1898 u. ö.), die Dorfgeschichtensammlungen: »Rosmarin und Häckerling« (Berl. 1900) und »Im grünen Klee-im weißen Schnee« (das. 1903); »Die Kunst auf dem Lande« (Bielef. 1905), endlich die ländlichen Volksstücke: »Die Dorfmusikanten« (1901) und »Düwels«. Seit 1896 gibt er das Jahrbuch »Die Landjugend«, seit 1898 das Sonntagsblatt »Deutsche Dorfzeitung« (auch u. d. T. »Dorfbote«), seit 1903 den »Dorfkalender« und seit 1906 den »Bücherschatz des deutschen Dorfboten« (Berl.) heraus.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 569-570.
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