Spavénta

[698] Spavénta, Bertrando, ital. Philosoph, geb. 1817 in Bomba, einem Dorf der Provinz Chieti, gest. 22. Febr. 1883 in Neapel, widmete sich mit Eifer dem Studium der deutschen Sprache und Philosophie, wurde 1859 zum Professor der Philosophie an der Universität in Modena, 1860 an der in Bologna ernannt und trat zuerst hervor mit der Schrift »La filosofia di Kant e la sua relazione colla filosofia italiana« (Turin 1860), in der er den Nachweis zu führen suchte, daß Rosmini trotz seiner polemischen Stellung zu Kant doch mit dem Kritizismus des deutschen Philosophen zusammenhänge. Nachdem er noch »Carattere e sviluppo della filosofia italiana« (Mod. 1860) veröffentlicht, erhielt er 1861 eine Professur der Philosophie in Neapel. Sein Eintreten für die deutsche Philosophie und die Kritik, die er an den philosophischen Systemen seiner eignen Nation übte, hatten ihm zahlreiche Gegner erweckt. Er antwortete diesen in einer Einleitung, die er seinen Vorträgen in Neapel vorausschickte, und die er dann auch 1862 im Druck veröffentlichte. Bald danach erschien sein Hauptwerk: »La filosofia di Gioberti« (Neapel 1863). Hierauf folgten kleinere Schriften. »Le prime categorie della [698] logica di Hegel« (Neap. 1864); »La scolastica e Cartesio« (das. 1867); »Saggi di critica filosofica, politica e religiosa« (das. 1867). Spaventas eignes SystemPrincipj di filosofia«, Neap. 1867) steht im wesentlichen auf dem Standpunkt Hegels, dessen entschiedenster Vorkämpfer in Italien er mit Augusto Vera war. Er veröffentlichte noch unter anderm: »Paolottismo, positivismo, razionalismo« (Bolog. 1868); »Studî sull' etica di Hegel« (Neap. 1869); »Idealismo e realismo« (das. 1874). Später veröffentlichte Gentile noch: »Scritti filosofici« (mit Biographie, Neap. 1900) und »Da Socrate a Hegel, nuovi Saggi di critica filosofica« (das. 1905). Viermal wurde S. ins italienische Parlament gewählt. Vgl. Siciliani, Gli Hegeliani in Italia (Bologna 1868). – Sein Bruder Silvio, geb. 1822, eine Zeitlang Minister der öffentlichen Arbeiten des Königreichs Italien, gest. 20. Juni 1893 in Rom, beschäftigte sich ebenfalls mit deutscher Philosophie. Vgl. die von B. Croce herausgegebenen Briefe etc. »Silvio S. dal 1848 al 1861« (Neap. 1898).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 698-699.
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