Springmäuse

[794] Springmäuse (Springhasen, Dipodidae), Familie der Nagetiere (s. d.). Die Gattung Springmaus (Dipus Schreb.) umfaßt kleine Tiere mit gedrungenem Leib, sehr kurzem Hals, hasenähnlichem Kopf, großen, häutigen Ohrmuscheln, großen Augen, sehr langen Schnurrhaaren, sehr langem Schwanz, stark verkürzten Vorderfüßen (die beim Springen größtenteils im Pelz versteckt werden, daher der Name Dipus, »Zweifuß«) mit vier Zehen und wohl sechsfach längern Hinterfüßen mit drei Zehen. Die Sohle ist mit elastischen Springballen versehen. Die Wüstenspringmaus (Djerboa, D. aegyptius Hempr. et Ehbg., s. Tafel »Nagetiere III«, Fig. 8, und Tafel »Nachttiere«, Fig. 12), 17 cm lang, mit 21 cm langem Schwanz, oben grausandfarben, schwarz gesprenkelt, unterseits weiß, mit nacktem Schwanz mit weißer, schwarz gezeichneter Quaste, bewohnt Nordostafrika bis Mittelnubien und das westliche Asien und findet sich zuweilen in größern Gesellschaften in den ödesten Steppen und in Sandwüsten, wo sie als Zufluchtsstätten vielverzweigte, flache Gänge im Boden gräbt. In der Ruhe steht sie oft aufrecht, im Laufe macht sie weite Sprünge und entwickelt eine außerordentliche Geschwindigkeit. Sie nährt sich hauptsächlich von Knollen und Wurzeln, frißt aber auch Blätter, Früchte und Kerbtiere. Gegen Hitze ist sie sehr unempfindlich, doch lebt sie als echtes Nachttier und verfällt bei Kälte und Nässe in eine Art Erstarrung. Sie soll in ihrem Bau 2–4 Junge werfen. In der Gefangenschaft zeigt sie sich sehr harmlos und zutraulich. Die Araber essen das Fleisch der S. und benutzen das Fell zu kleinen Pelzen für Kinder und Frauen, zu Besatz etc. Die Alten erwähnen die S. häufig, auch finden sich bildliche Darstellungen auf Münzen und Tempelverzierungen. Jesaias verbot, das Fleisch der S. zu genießen (Jes. 66,17). Der Pferdespringer (Alaktaga, Scirtetes acontion Brandt), 18 cm lang mit 26 cm langem Schwanz, ist oberseits rötlichgelb, unterseits weiß, bewohnt Asien bis 52° nördl. Br. und bis in die östliche Mongolei, auch die Steppen des Don und die Krim und führt dieselbe Lebensweise wie die Wüstenspringmaus, auch wird sein Fleisch gegessen. Die Hüpfmaus (Jaculus hudsonius Baird.), 8 cm lang, mit 13 cm langem Schwanz, mit gestrecktem Leib, mäßig langem, dickem Hals, langem, schmalem Kopf, mäßig großen Ohren, kurzen, dünnen Vorderfüßen, verhältnismäßig schmächtigen Hinterfüßen und geringeltem und geschupptem, spärlich kurz behaartem Schwanz, ist oberseits dunkelbraun, an den Seiten bräunlichgelb, unterseits weiß. Sie lebt im höhern Norden Amerikas von Ozean zu Ozean in tiefen Höhlungen und verbringt den Winter erstarrt in einer Lehmkugel. Sie springt 1,5 m weit und ist ungemein gewandt. Die Nahrung besteht aus Pflanzenstoffen. Der Springhase (Pedetes caffer Ill.), 60 cm lang, mit noch etwas längerm Schwanz, ziemlich großem Kopf, mäßig langer Schnauze, mittellangen Ohren, fünfzehigen Vorder- und viel kräftigern vierzehigen Hinterfüßen, ist oberseits bräunlichgelb, unterseits weiß, bewohnt einen großen Teil Südafrikas bis Angola und Deutsch-Ostafrika, gräbt lange, vielfach verzweigte Gänge, die zu einem tiefern Kessel führen, und nährt sich nachts von Wurzeln, Blättern und Sämereien. Auf allen vier Füßen bewegt er sich sehr langsam, im Lauf aber macht er mit den Hinterfüßen 2–3, auch bis 10 m lange Sprünge. Das Weibchen wirft 3–4 Junge. Das Fleisch ist geschätzt, und der Balg wird wie der unsers Hafen benutzt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 794.
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