Stadtpost

[831] Stadtpost, im engern Sinne die Annahme, Beförderung und Bestellung der Postortssendungen (s. d.), im weitern jetzt meist gebräuchlichen Sinne Verkehrseinrichtungen zur Entlastung der Hauptpostanstalt durch Übertragung eines Teils der Geschäfte derselben auf eine oder mehrere in demselben Ort eröffnete Postanstalten (Stadt- und Bahnhofspostanstalten) sowie zur Erleichterung der Postbenutzung durch das Publikum. Früher wurde jeder Postort in der Regel nur von einer Postanstalt bedient; wenn mehrere Postverwaltungen an einem Orte je eine Postanstalt hatten, wie dies noch heute z. B. in Ostasien (Schanghai) und der Türkei der Fall ist, so erstreckte sich die Tätigkeit jeder Anstalt auf den ganzen Ort. Erst die Entwickelung des Postwesens überhaupt zeitigte in größern Orten die S., z. B. schon 1683 in London. In Berlin hatte die »Kaufmannsgilde von der Materialhandlung« im 18. Jahrh. eine private S. im engern Sinne mit Annahmestellen in Läden eingerichtet; diese S. ging 1806 ein. Erst 1851 trat in Berlin eine S. im weitern Sinne mit mehreren Stadtpostanstalten (1856: 14) und Postbriefkasten (1856: 125) ins Leben. Jetzt (1907) haben alle größern Städte Stadtpostanstalten mit mehr oder weniger ausgedehnten Annahme- und Bestellbefugnissen, z. B. Berlin 117, Paris über 150, einschließlich 46 Hilfspostanstalten, Hamburg 31, Leipzig 15, einschließlich der Hauptpostanstalten. Viele dieser Stadtpostanstalten (in Berlin 60) nehmen auch Pakete an, während die Paketbestellung von einem besondern Amt (in Berlin vom Paketpostamt) aus erfolgt. Zur glatten Abwickelung des Verkehrs der S. sind zwischen den Stadtpostanstalten zahlreiche Verbindungen (Fahrten) sowie eine sorgfältige Organisation der Leitung und Sortierung der Sendungen erforderlich. In Berlin, das im Briesbestelldienst 3480 und im Paketbestelldienst 370 Unterbeamte beschäftigt, werden auf 15 Linien täglich 13 Einsammlungs- und 11 Bestellfahrten nach den 57 Bestellpostanstalten vom Briefpostamt abgelassen, das täglich 1,6 Mill. Briefsendungen, darunter 0,6 Mill. Stadtbriefe, zu bearbeiten hat. Hierin sind die Sendungen nicht eingerechnet, die unterwegs von den Bahnposten auf die[831] Bestellanstalten bereits vorsortiert und diesen von den Bahnhofspostanstalten unmittelbar zugeführt werden. Weitere Beförderungsgelegenheiten der S. sind Bahnhofsversande, Botenposten, Straßenbahnversande, Karriol- und Güterposten.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 831-832.
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