Telegraphōn

[392] Telegraphōn (Telephonograph), ein magnetischer Phonograph von Poulsen und Pedersen in Kopenhagen. Bei dem einfachsten T. (s. Abbildung) ist ein Stahldraht auf eine Trommel r gewickelt, die durch ein Uhrwerk gedreht wird; dadurch bewegt sich ein kleiner Elektromagnet e (Sprechmagnet) mit einem Eisenstift als Kern längs des Drahtes.

Telegraphon von Poulsen und Pedersen.
Telegraphon von Poulsen und Pedersen.

Durchfließen den Elektromagneten durch Sprechen in das Mikrophon m Sprechströme, so entstehen in der Eisenstiftspitze Magnetisierungen, die dem Draht (Gesprächsträger) durch Induktion eingeprägt werden. Wird statt des Mikrophons das Telephon t eingeschaltet und der Draht von neuem in derselben Richtung vor dem Eisenstift vorbeigeführt, so macht dieser die Magnetisierungen des Drahtes durch Induktion mit und das vorher Gesprochene wird im Telephon gehört. Bei dem neuern T. ist der Stahldraht durch einen Stahlzylinder ersetzt. Die beste Lautwirkung haben die Drahtapparate, bei denen der von einer Rolle sich ab- und auf eine andre sich aufwickelnde Draht vor dem Sprechmagneten vorbeigeführt wird. 6000 m Draht reichen für ein Gespräch von 40 Minuten. Jedes Gespräch läßt sich beliebig wiederholen. Ein über den Draht geführter kräftiger Magnet oder Elektromagnet (Löschmagnet) löscht das Gespräch aus; der Draht ist von neuem brauchbar. Bei dem T. in Grammophonform wird das Gespräch einer Stahlscheibe von 13 cm Durchmesser und 0,5 cm Stärke einmagnetisiert; die Scheibe kann mit der Post versandt und mit einem gleichartigen T. abgehört werden. Das T. dient in Bureaus als Diktierapparat, in Verbindung mit Fernsprechanschlüssen zur Auszeichnung von Gesprächen, auch in Abwesenheit des gerufenen Teilnehmers; versuchsweise sind Gespräche aus Frankfurt a. M. in Berlin deutlich vom T. aufgenommen und wiedergegeben worden. Ein T. besonderer Bauart gestattet mehrere Gespräche auf einen Gesprächsträger auszuzeichnen und ohne gegenseitige Störung abzuhören. Das T. wird von der dänischen Telegraphongesellschaft in Kopenhagen und deren deutscher Tochtergesellschaft in Krefeld hergestellt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 392.
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