Tiepolo [2]

[534] Tiepolo (spr. tjḗ-), Giovanni Battista, ital. Maler, geb. 5. März 1696 in San Piero di Castello bei Venedig, gest. 27. März 1770 in Madrid, Schüler von Greg. Lazzarini, bildete sich dann nach Piazzetta, zumeist aber nach P. Veronese, der besonders das Vorbild für seine zahlreichen Wand- und Deckengemälde in Fresko wurde. Nachdem er in der Ausschmückung von Kirchen und Palästen in Venedig und auf dem benachbarten Festland eine umfangreiche Tätigkeit entfaltet, schmückte er, 1750 nach Würzburg berufen, während dreier Jahre das erzbischöfliche Schloß (im Treppenhaus der Olymp und die vier Weltteile und im Kaisersaale das Leben Friedrich Barbarossas) mit großen Fresken, bei denen er nicht nur auf prächtige Wirkung, sondern auch auf unmittelbare Augentäuschung ausging und wirkliche und gemalte Architektur und Plastik völlig unmerklich ineinander übergehen ließ. Dann kehrte er nach Venedig zurück, wo er 1755–58 Direktor der Kunstakademie war. 1761 begab er sich an den königlichen Hof von Spanien, und auch hier entwickelte er eine äußerst fruchtbare Tätigkeit. T. war der letzte Großmeister der venezianischen Malerei; seine Gewandtheit im Malen war erstaunlich, sein Kolorit von bestrickender Helligkeit, Anmut und Frische. Sein Vorbild P. Veronese erreichte er an Tiefe und Durchbildung nicht, wohl aber an Pracht und Reichtum der Gesamtwirkung. Von monumentalen Malereien Tiepolos sind außer den genannten das Deckenbild in der Kirche der Scalzi (Überführung der Santa Casa nach Loreto), die Deckenbilder in der Scuola del Carmine, die Geschichte des Antonius und der Kleopatra im Palazzo Labia in Venedig (neben den Würzburger Fresken seine glänzendste Schöpfung und diese an illusionistischer Raumwirkung noch übertreffend), der Engelsturz und die Darstellungen aus dem Alten Testament im erzbischöflichen Palast zu Udine und die Fresken im Madrider Schloß die bedeutendsten. Seine Ölgemälde, von denen das Berliner Museum ein Martyrium der heil. Agathe besitzt, zeichnen sich durch geistvolle Charakteristik und ein prächtiges, sein zusammengestimmtes Kolorit aus. Nicht minder geistvoll sind seine Radierungen, darunter 10 Blatt vari capricci und 24 scherzi di fantasia. Auch seine Söhne Lorenzo und Domenico (letzterer der Gehilfe des Vaters bei dessen dekorativen Malereien) sind als geschickte Radierer bekannt. Vgl. Molmenti, Il Carpaccio e il T. (Turin 1885) und T. acque forti (165 Faksimileabbildungen mit Text, Vened. 1896); Leitschuh, Giovanni Battista T. (Würzb. 1896); Molmenti, Giovanni Battista T. (Flor. 1896); Meißner, Tiepolo (Bielef. 1897); H. de Chennevières, Les T. (Par. 1898); Modern, G. B. T. (Wien 1902, Zyklus von Bildern aus Villa Girola).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 534.
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