Tierkämpfe

[541] Tierkämpfe (lat. Venationes) von Tieren untereinander oder von Menschen mit Tieren gehörten bei den Römern zu den beliebtesten Volksbelustigungen. Sie werden zuerst 186 v. Chr. erwähnt und fanden im Zirkus, später auch im Amphitheater statt. Die Tierkämpfer (bestiarii) waren teils Verurteilte und Kriegsgefangene, die, den rasend gemachten Tieren schlecht bewaffnet oder ganz waffenlos entgegengestellt wurden, teils Mietlinge, die in besondern Schulen geübt und ausreichend bewaffnet waren. Für Beschaffung seltener Tiere, oft aus entferntesten Gegenden, und sonstige Ausstattung wurde schon gegen Ende der Republik, noch mehr in der Kaiserzeit unglaublicher Aufwand gemacht. So veranstaltete Pompejus einen Tierkampf von 500 Löwen, 18 Elefanten und 410 andern afrikanischen Bestien; Caligula ließ 400 Bären und ebensoviel reißende Tiere aus Afrika sich gegenseitig zerfleischen. Bisweilen wurde dabei durch Dekoration und Kostümierung ein historischer und mythischer Vorfall (z. B. Orpheus von Bären zerrissen) szenisch dargestellt. Erhalten haben sich die T. bis ins 6. Jahrh. Vgl. L. Friedländer, Darstellungen aus[541] der Sittengeschichte Roms, Bd. 2 (7. Aufl., Leipz. 1901). – Bei den Griechen waren Wachtel- und Hahnenkämpfe (s. Huhn, S. 619) beliebt, wobei häufig Wetten angestellt wurden. Aus der neuern Zeit sind die Stiergefechte (s. d.) der Spanier zu nennen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 541-542.
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