Tschigorin

[777] Tschigorin (spr. -górrin), Michael, Schachspieler, geb. 31. Okt. 1850 in St. Petersburg, gest. 26. Jan. 1908 in Lublin, quittierte die diplomatische Laufbahn, um sich ganz dem Schach zu widmen. Er bewährte sich zuerst 1881 in Berlin als Turnierspieler, indem er mit Winawer den 3. und 4. Preis teilte. 1883 war er in London hinter Zukertort, Steinitz und Blackburne der 4. Preisträger, 1889 teilte er in New York mit M. Weiß die Ehren des Hauptsieges. Zwei Matches gegen Steinitz (1889 und 1892) verlor T., doch war der Vorsprung des Siegers in beiden Fällen gering. Einen Korrespondenzmatch zwischen St. Petersburg und London führte T. für seine Vaterstadt siegreich durch, auch gewann er zwei Kabelkorrespondenzpartien (mit vorbestimmten Eröffnungen) gegen Steinitz. Ein Wettkampf mit Gunsberg (1890) blieb unentschieden, ebenso ein solcher mit Tarrasch. In Hastings 1895 kämpfte er vorzüglich und kam nur durch Indisposition zum Schluß an zweite statt erste Stelle; in einem Vierkampf zu St. Petersburg (Lasker, Pillsbury, Steinitz) und im Nürnberger Turnier 1896 verließ ihn wieder das Glück; aber noch in demselben Jahre holte er sich den Kaiserpreis zu Budapest. Tschigorins Spielweise war äußerst aggressiv, derjenigen von Morphy und Anderssen ähnlich, mitunter aber verwegen und inkorrekt. Der Luft an glänzenden, doch nicht völlig richtigen Opfern legte T. zu wenig Zügel an, und geschlossene Spiele behandelte er oft nicht mit der nötigen Geduld. Seine Meisterschaft im Gambitspiel wurde besonders bezeugt durch seinen Sieg im Wiener Gambitturnier 1903.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 777.
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