Tugra

[794] Tugra (türk.), der Namenszug des Sultans über Urkunden (Fermân, Berât u. dgl.), der in kalligraphischer Verschlingung den Namen des Sultans und seines Vaters (z. B. es-Sultân Abdulhamîd Chân ibn es-Sultân Abdulmedschîd Chân musaffer dâima, d. h. »der Sultan Abd ul Hamid Chan, Sohn des Sultans Abd ul Medschid Chan, immer siegreich«) enthält. Zuweilen ist in der T. auch der Name des Großvaters und Urgroßvaters des Sultans beigefügt und der Ehrentitel »el-Ghâsî« (»der Kriegerische, der Eroberer«), letzteres, wenn der betreffende Sultan einen Kriegszug unternommen hat. Die T. wird auch auf die Münzen geprägt und über den Toren öffentlicher Gebäude und Anstalten, wie Kasernen und Schulen, angebracht. Der Sage nach entstand die jetzige Form der T. (s. die Abbildung des Medschidijeordens auf der Tafel »Orden II«, Fig. 30, und das Wappenemblem des türkischen Reiches, S. 823 dieses Bandes) aus dem Abdruck der Finger von Sultan Murad I., der auf diese Weise einst eine Urkunde beglaubigte. Der Name T. soll aus dem alttürkischen turgai (»es stehe, habe Bestand«) entstanden sein. – Tugrakesch (»Tugrazieher«) heißt der Beamte des kaiserlichen Diwans, der die T. auf die Urkunden malt.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 794.
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