Urämīe

[953] Urämīe (griech., von ūron, Harn; Harnvergiftung, Harnstoffvergiftung), Vergiftung des Blutes mit Harnstoff, tritt ein, wenn die Ausscheidung des Harns durch die Nieren infolge deren krankhafter Veränderung unterbrochen ist, besonders bei Brightscher Nierenkrankheit und bei akuten Infektionskrankheiten, namentlich Scharlach; wird bei U. noch etwas Harn abgeschieden, so ist er stets (oft stark) eiweißhaltig, der Schweiß Urämischer ist harnstoffhaltig und riecht harnartig (Urhidrosis). U. tritt plötzlich unter Kopfschmerz, Atemnot, Erbrechen, Krämpfen und schwerer Benommenheit, bisweilen ganz unter der Form eines epileptischen Anfalles auf. In schweren Fällen gehen die Krämpfe schließlich in lähmungsartige Zustände mit tiefer Betäubung (urämisches Koma) über. In leichtern Fällen läßt der Anfall nach, und der Kranke erholt sich, bis ein neuer Anfall auftritt. Heilung ist nur möglich, wenn die die Harnabsonderung hindernde Ursache beseitigt werden kann. Tritt U. bei alten Nierenleiden auf, so zeigt sie das völlige Versagen der Nierenfunktion an und führt dann meist in kürzester Frist unter Koma zum Tode. Bisweilen erblindet der Kranke nach einem urämischen Anfall. Schwindet der Anfall, so schwindet bisweilen auch die Blindheit. Die Behandlung der U. richtet sich auf Begünstigung der Abscheidung der im Blute zurückgehaltenen Stoffe durch Schweiß, harntreibende, herzstärkende und Abführmittel.

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Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 953.
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