Valentīnus

[995] Valentīnus, christlicher Gnostiker, geb. in Alexandria, gest. um 160 in Rom, lehrte daselbst seit etwa 140 ein theosophisches System, in dem der christliche Heilsglaube mit orientalischer und platonischer Metaphysik durchsetzt erscheint. Charakteristisch ist seine Emanationslehre, derzufolge die selige Geisterwelt (Pleroma) aus 15 sich gegeneinander abstufenden Äonenpaaren (Syzygien) besteht. Dadurch, daß der letzte unter den weiblichen Äonen, Sophia, einen Teil seines Wesens an das Chaos verlor, kam es zur Bildung einer beseelten Körperwelt, aus der die Menschenseelen infolge einer aus dem Pleroma erfolgenden Offenbarung erlöst werden. Dieser Grundgedanke wurde in der sehr verbreiteten Schule des V. ebenso geistreich wie phantastisch ausgesponnen und biblisch begründet (s. Ptolemäus). Vgl. Heinrici, Die Valentinianische Gnosis und die Schrift (Berl. 1871), und die bei Artikel »Gnosis« angeführte Literatur.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 995.
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