Verrocchio

[98] Verrocchio (spr. -róckjo), eigentlich Andrea di Cione, genannt del V., ital. Goldschmied, Bildhauer und Maler, geb. 1436 in Florenz, gest. 1488 in Venedig, war anfangs als Goldschmied Schüler des Guilano Verrocchio, bildete sich dann zum Bildhauer aus und war nebenher auch als Maler tätig. In der Bearbeitung des Marmors ebenso geschickt wie im Erzguß und in der Edelschmiedekunst, hat er in Florenz eine Reihe von Werken geschaffen, die durch lebendiges Naturgefühl und kraftvolle Charakteristik ausgezeichnet sind. Seine dort erhaltenen Hauptwerke sind: der Knabe mit dem Delphin, Bronzegruppe auf dem Brunnen im Hofe des Palazzo vecchio, mehrere Madonnenreliefs in Marmor und Ton, eine Bronzestatue des jugendlichen David und das Marmorrelief mit dem Tode der Francesca Tornabuoni im Bargello und die Bronzegruppe Christi und des ungläubigen Thomas an Or San Michele (s. Tafel »Bildhauerkunst IX«, Fig. 6). Außerdem sind die Büsten des Giuliano und des Lorenzo de' Medici (in Privatsammlungen zu Paris und Boston) zu nennen. Um 1480 ging er nach Venedig, wo er das hochberühmte kolossale Reiterstandbild des Bartolommeo Colleoni (Fig. 15) schuf, dessen Bronzeguß jedoch erst nach seinem Tode durch Leopardi vollendet wurde. Von seinen Gemälden ist nur eins, die Taufe Christi (Akademie in Florenz), beglaubigt, in der sein Schüler Leonardo da Vinci die Gestalt eines Engels gemalt haben soll. Danach schreibt man ihm auch eine Madonna mit dem Kinde im Museum zu Berlin zu, während einige andre dieser sehr nahestehende Madonnenbilder, in Berlin, im Städelschen Institut zu Frankfurt a. M. und in der Mummschen Sammlung daselbst, in der Londoner Nationalgalerie und in einer dortigen Privatsammlung, vielleicht im Anschluß an ihn von Francesco Botticini ausgeführt sind. Vgl. Mackowsky, Verrocchio (Bielef. 1901); M. Cruttwell, Verrocchio (Lond. 1904); M. Reymond, Verrocchio (Par. 1906).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 98.
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