Zuwachs

[1030] Zuwachs, in der Rechtssprache allgemein soviel wie Anwachsung (s. d.). Forsttechnisch die Mehrung der Holzmasse (Massenzuwachs) oder des Wertes (Wertzuwachs) eines Baumes oder Bestandes. Nach der Zeit, auf die der Z. bezogen wird, sind zu unterscheiden: jährlicher Z. (der Z. für ein Jahr) und periodischer Z. (der Z. für eine Mehrheit von Jahren). Der jährliche Z. zerfällt in den laufendjährlichen Z., d. h. den in einem bestimmten Jahr erfolgenden Z., und in den Durchschnittszuwachs, der sich aus dem Durchschnitt des Zuwachses in einer Reihe von Jahren ergibt. Die wichtigste Art des Durchschnittszuwachses ist der Haubarkeits-Durchschnittszuwachs, der sich ergibt, wenn die Holzmasse eines im Haubarkeitsalter stehenden Baumes oder Bestandes durch das Haubarkeitsalter dividiert wird. Zuwachsprozent ist der Jahreszuwachs für das Kapital 100. Bestandteile des Massenzuwachses sind: Grundflächenzuwachs, Höhenzuwachs und Formzahlzuwachs, weil die Holzmasse (M) eines Baumes oder Bestandes das Produkt aus seiner Grundfläche (G), d. h. der Querfläche in Brusthöhe (1,3 m vom Boden), aus seiner Höhe (H) und aus seiner Formzahl (F) ergibt (s. Formzahl): M = G☓H☓F. Die Grundfläche wird aus der Stammstärke (dem Durchmesser) der Bäume in Brusthöhe nach der Kreisformel berechnet. Stärkezuwachs ist die Vergrößerung der Baumdurchmesser durch Wachstum. Bei Berechnung des Stärkezuwachses bedient man sich am stehenden Holz eines Zuwachsbohrers, eines Hohlbohrers, der einen Span aus dem Baum bohrt (Zuwachsbohrer von Preßler in Tharandt). Über die Methoden der Zuwachsermittelung gibt die Holzmeßkunde (s. d.) Aufschluß. Bestandteile des Wertzuwachses sind Massenzuwachs (Quantitätszuwachs), Qualitätszuwachs und Preiszuwachs (Teuerungszuwachs). Qualitätszuwachs (Gebrauchswertzuwachs) ist die Wertmehrung der Masseneinheit (des Festmeiers) durch Wachstum. Durch Fortwachsen wird wertvolleres (stärkeres, längeres, besser geformtes, festeres, dauerhafteres) Holz erzeugt. Preiszuwachs ist die Preisänderung der Masseneinheit gleicher Qualität durch Zeitablauf. Er kann eine positive, auch eine negative Größe sein.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 1030.
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