[472] Neun und vierzigstes Schreiben.

Relation von den geistlichen Gebäuden, und päbstlichen Pallästen in Rom.

Unter der Regierung des Pabstes Paulus des vierten zählte man in der römischkatholischen Christenheit zweymalhundert und acht und achtzig tausend Kirchspiele, und vier und vierzigtausend Klöster. Rand rechts: Anzahl der Kirchen und Klöster unter Paul dem vierten.

Gleichwie nun diese Anzahl in den darauf gefolgten Zeiten mehr zu- als abgenommen hat, also ist leicht zu erachten, daß das heutige Rom, als der Sitz des sichtbaren Oberhauptes von der päbstlichen Kirche sich über den Mangel der Kirchen nicht zu beschweren habe, sondern in Ansehung der geringen Zahl Einwohner damit mehr als zuviel versehen sey. Es sollte schwer fallen, alle Klöster, Kapellen, Oratoria, Hospitäler, Seminaria und andere geistliche Gebäude, welche außer den zwey und achtzig Pfarrkirchen in Rom sind, zu benennen, und begnüge ich mich, nur der vornehmsten, welche ich selbst besehen habe, allhier zu gedenken, und zwar in alphabetischer Ordnung, weil es doch in Rom unmöglich ist, die Sachen nach der Lage der Quartiere zu besehen, indem bald dieser Garten, bald jener Pallast oder etliche Kirchen verschlossen sind, wegen welcher man in jede Gegend der Stadt mehr als einmal kommen muß.

Die Kirche von S. Adriano im Campo Vaccino steht auf dem Platze, wo ehemals Saturns Tempel war. Es sind darinnen etliche gute Gemälde und vor dem Hauptaltare zwo schöne Porphyrseulen zu sehen. Rand rechts: Kirche St. Adriani.

S. Agostino ist zwar klein und dunkel, hat aber etliche schöne Gemälde, unter welchen man den Propheten Esaias, und an demselben das sich zeigende Knie hoch hält. Rand rechts: St. Agostino Der Meister davon ist Raphael, welcher Namen allein schon ein großes Lob des Werkes in sich fasset. In der Capella Pamfilii ist St. Thomas von Villa Nova in weißem Marmor vorgestellt, wie er einer bettlenden armen Frau, die ihr Kind säuget, ein Almosen reichet: man rühmet daran die wohl nachgeahmte Kleidung oder Draperie; das Gesicht der Bettlerinn ist schön, ich glaube aber, es würde der Wohlanständigkeit des Gemäldes, so einer Kirche gewidmet war, nichts abgegangen seyn, wenn gleich diese schöne Bettlerinn ihre Brüste etwas weniger entblößt zeigte. Rand rechts: Fehler an einer Statue. Das Werk ist von einem Malteser Melchior Gofar oder Cassa angefangen, und vom Herkule Ferrata geendiget worden. Das Tabernakel auf dem hohen Altare oder Altare maggiore ist aus vielen kostbaren Steinen, als Amethyst, Achat, Jaspis etc. verfertiget, und hat schöne Seulen von Alabastro fiorito, welches nach Art einiger Nelken roth und weiß gesprenget ist. Der Altar in der Capella della Crociata pranget mit schönen schwarzen Seulen, und ist folgende Grabschrift darinnen zu lesen: Rand rechts: Inscription.


D. O. P.

Viro Frugi

Faustina Buccamatia

Marita Karss. &

M. Casalius Patri J. O. D. S. M.

Fecer.

V. A. LXVII. M. V. D. II. Obiit VI. K. Mart. MDXLV.
[473]

In den letzten Zeilen werden die einzelnen Buchstaben ohne Zweifel andeuten: Optime de se merito fecerunt. Vixit annos LXVII. Menses V. dies Il.etc.

Nahe hiebey ist das schöne Grabmaal des Kardinals Imperiali, der im Jahre 1673 verstorben, sehenswürdig. Rand links: Grab des Kardinals Imperiali, Ein weißer Adler hebt durch seinen Flug den Deckel des Sarges ab, auf die Art wie eine Apotheosis der Römer könnte vorgestellt werden, und kömmt dieser Vogel desto bequemer zu dieser Vorstellung, weil ihn die Familie der Imperiali im Wapen führet. Auf der einen Seite des Sarges steht die Statue der Zeit mit einer Sanduhr, und auf der andern der Tod, beyde gleichfalls aus weißem Marmor.

Unter den übrigen hier begrabenen berühmten Leuten befinden sich der päbstliche Geschichtschreiber P. Onuphrius Panvinius, und der gelehrte Kardinal Noris. Dieses letztern Epitaphium lautet folgender maßen: Rand links: Panvinii und des Kardinals Noris.


Fr. Henrico Noris Veronensi

Ordinis ac Tituli S. Augustini

Presbytero Cardinali S. R. E. Bibliothecario

Augustiniana Eremitarum familia

Theologo, Chronologo, Historico, B. M. P.


HENRICO monumentum ingens sese explicat Orbis

Phœnicum ad littus littore ab Hesperiæ,

Inscribunt tumulo quicquid duxere perenni

Ære, Argento, Auro, Secula & Historiæ.

NORISIO minor est titulus tu grandior esse

Augustine potes par tumulo titulus.

Obiit Vi I. Kal. Martii

Anno æræ Christi MDCCIV.

Ætatis LXXIII. ex A. D. IV. Kal. Septembr.


Ich erinnere mich, bey dem berühmten Medailleur zu Nancy St. Urbain (so fünf und zwanzig Jahre lang unter dem alten Hamerani in Rom gearbeitet hat) eine zum Lobe des Kardinals Noris von obgedachtem Künstler geprägte Medaille gesehen zu haben, die so wohl an Erfindung als Arbeit vieles Lob verdienet, und waren Historia vindicata und Chronologia restituta, diejenigen Wissenschaften, welche auf der einen Seite in symbolischen Vorstellungen erschienen. Rand links: Medaille auf Noris.

Die Akademie zu Pisa hat gleichfalls sein Gedächtniß mit einer Schaumünze beehret, welche auf der einen Seite um des Kardinals Brustbild die Worte zeiget: Henr. Card. Noris. Veron. S. R. E. Biblioth. und auf der andern einen Obeliscum, nebst den Worten:Theologo, Chronologo, Histori. Untenher liest man:Acad. Pisana.

Das Leben des Kardinals Noris ist von seinem Landsmanne FrancescoBIANCHINI im ersten Theile degli Arcadi p. 199, und in des MAFFEIVerona Illustrata, beschrieben.

Ob aber Noris die unter seinem Namen herausgegebenen gelehrten Werke selbst allein verfertiget, oder mit fremden Kälbern gepflüget habe, begehre ich hier nicht zu entscheiden.

Bey dem Eintritte in die Kirche halten die drey Engel Gabriel, Michael und Raphael die Muschel, worinnen das Weihwasser aufbehalten ist. Das ganze Werk ist aus Marmor verfertige.

Ich hätte beynahe vergessen zu melden, daß das Bildniß der heil. Mutter Maria, so auf dem Hauptaltare zu sehen ist, von dem Evangelisten Lukas verfertiget seyn soll. Rand links: Anmerkung über des Evangelisten. Ich habe[474] auf meinen Reisen so viele Stücke von seiner Arbeit gesehen, daß man sich höchlich zu verwundern hat, wie dieser heilige Mann dabey auf andere Sachen noch habe denken können. Rand rechts: Lukas Gemälde. Es ist wahr, daß man von Raphael, Rubens und andern berühmten Malern gleichfalls eine Menge Schildereyen findet; allein diese Leute thaten ihr Lebtage nichts anders, und hatten dabey so vieleEleves und Lehrlinge, welche unter ihren Meistern mitarbeiteten, daß diese öfters den Werken nur die letzte Feinigkeit zu geben hatten. Beyderley kann aber vom Lukas nicht gesagt werden. Leute von einer gewissen Art der Andacht werden die vom Lukas verfertigten Gemälde für unschätzbar halten, Liebhaber der Malerey aber ihnen allezeit ein Stück vom Raphael, Rubens, Vandyck etc. vorziehen; ich fürchte durch dieses Urtheil desto weniger eine Todsünde zu begehen, nachdem der berühmte Maler Carolus Maratti, ein guter ehrlicher Katholike, so keck gewesen zu sagen: daß, wenn er zu Lukas Zeiten gelebet hätte, er wohl im Stande gewesen seyn würde, dem heiligen Evangelisten gute Erinnerungen und Lectionen wegen seiner Malerey zu geben.

S. Agnese in Roma alla Piazza Navona ist von mittelmäßiger Größe, aber sehr prächtig, und geben ihr die auf beyden Seiten stehende Palläste von gleicher Symmetrie auch äußerlich ein schönes Anse hen. Rand rechts: S. Agnese in Roma. Sie ist von ovaler Figur, hat innenher acht große korinthische Seulen von rothem und weißem Marmor, viele bas-reliefs, welche an den meisten Altären aus einem einzigen Stücke Marmor bestehen, ob sie gleich sehr groß und z. E. in dem Hauptaltare, da die Geburt Johannis des Täufers vorgestellt wird, zwanzig Personen zu zählen sind, worunter zwölf von sehr erhabener Arbeit bemerket werden. Durch eine Treppe geht man hinunter in den Locum Turpitudinis, wie man ihn nennt, allwo die heil. Agnes durch zweene Kriegsknechte genothzüchtiget werden sollte, von welcher That sie jedoch durch einen Stral und Schein zurück gehalten worden, da indessen der St. Agnes Haare vom Kopfe auf einmal so stark gewachsen, daß ihr ganzer Leib damit verhüllet worden, und man nichts von ihrer Blöße sehen können. Rand rechts: Locus turpitudinis. Dieses ist an dem Orte selbst an einem Altare in erhabenen Figuren auf einem Stücke von weißem Marmor vorgestellt, und daran absonderlich das schöne und schamhafte Gesicht der Märtyrinn wohl zu sehen. Die Cuppola ist von Ciro Ferri und Pasqualini trefflich gemalt, und wenn etwas daran auszusetzen, so ist es die Menge der Heiligen und Engel, womit dieses Gemälde gleichsam überhäufet ist. Rand rechts: Cuppola.

Die Kirche von S. Agnese fuori di Porta Pia ist also gelegen, daß man acht und vierzig Stufen hinab steigen muß, um in selbige zu kommen. Rand rechts: S. Agnese fuori di Porta Pia. In den Wänden oder Seiten dieser Treppen sind die alten Inscriptionen und bas-reliefs, so in denen bey dieser Kirche gelegenen Catacombis gefunden worden, eingemauert. Rand rechts:Catacombæ. Man giebt diesen Cimiterio di S. Priscilla für einen der Orte aus, wo unter den ersten Christen die Märtyrer begraben worden, ich habe aber ohne langes Suchen unter gemeldten Aufschriften alsbald eine gefunden, welche mit ihren AnfangsbuchstabenD. M. d.i. Diis Manibus, genugsam andeutet, daß kein Christ, sondern ein Heide, darunter begraben gewesen. Daß auch die den Begräbnissen von den Heiden vorgesetzte Göttinn Nenia in dieser Gegend und vor der Porta Pia ihren Tempel gehabt, könnte leicht aus den Alterthümern weitläuftig gezeiget werden. Rand rechts: Heidnische Inscriptionen in denselben. Von denCatacombis werde ich bey der Kirche von St. Sebastian ein mehrers anführen. Diejenigen, so hier bey St. Agnes zu sehen, sind sehr verfallen und in schlechtem Stande. Die Kirche aber ist wegen ihrer schönen marmornen Seulen nicht außer Acht zu lassen. Der Hauptaltar ist von pietre commesse, oder zusammengesetzten kostbaren Steinen, die Vögel, Bluhmen und dergleichen vorstellen. Rand rechts: Schönheit der Kirche. Die metallene und verguldete Statue der heil. Agnes in einem Mantel[475] von orientalischem Alabaster steht unter einem Himmel, derauf vier wohl polirten porphyrnen Seulen ruhet.

Die Canonici Regulares von St. Salvatore bedienen diese Kirche, und werden allhier die Lämmer aufgezogen, deren Wolle hernach zu den geweiheten Palliis dienet, welche der Pabst den Erzbischöfen, und durch ein besonderes Privilegium etlichen wenigen Bischöfen zu schicken pfleget, wofür sie sich wieder mit zehn tausend ja zwanzig tausend Thalern und mehr einzustellen haben, nachdem ihr Bißthum mittelmäßiger Einkünfte oder sehr reich ist. Rand links: Wie die Pallia verfertiget werden. Das erzbischöfliche mainzische Pallium mußte schon zur Zeit der Reformation mit dreyßigtausend Gulden eingelöset werden, und sturben damals in kurzer Zeit drey Erzbischöfe hinter einander. Heut zu Tage zahlet der Erzbischof von Salzburg oder vielmehr sein Land jedesmal hundert tausend Gulden dafür. Die Einsegnung derzwey Lämmer geschieht am St. Agnestage den 10 Jenner. Die Pallia sind nichts anders als schmale Striche von wollenem Zeuge, so weder vor Hitze noch Kälte helfen können, auch nirgends verordnet sind, oder zu einiger Zierde etwas beytragen; unterdessen zielet man doch auf die durch Mosem den Leviten gegebene Kleidungen, wenn unter andern über diese Lämmer zu sprechenden Gebethen auch folgendes vorkömmt:Omnipotens & misericors Deus, qui per Moysen famulum tuum Pontificibus Tabernaculo inservientibus indumenta instituisti, & per sanctos Apostolos tuos sacerdotibus & Præsulibus Evangelicis vestimenta sacra providisti, effunde tuam sanctam benedctionem super hos agnos, de quorum vellere sacra pallia pro summis Pontificibus, Patriarchis & Archiepiscopis conficienda sunt, ut qui eis utuntur, una cum plebe tibi commissaper intercessionem Beatæ Virginis & Martyris Agnetis, super cujus tumbam oramus, ad æternam beatitudinem perducantur per Christum Dominum nostrum. R. Amen.

Den mystischen Verstand des Pallii giebt Clemens der zweyte in der Bulle, die er bey der Ertheilung desPallii an Johann Bischof von Salerno ausgefertiget, und liest man davon folgende Worte in des BARONII Annalibus Eccles. Tom. XI, ad an. 1047. n. XII, p. 165:

In nomine Patris, Filii & Spiritus Sancti, Archiepiscopali pallio nostra Apostolica manu dilectionem vestram insignivimus, quo utaris toties in anno, quoties præd. cessores tuos eo usos fuisse constat. In quo, quia de vellere ovis est, intelligete ovium pastorem. Et quia eo circumcingeris & etiam circa humeros portas, cognoscas & undique circumspicias, ne aliqua erret, & in morsus incidat luporum. Quod si aliquando (quod absit) contigerit, eam habeas in humeros ad caulam reportare, & pristinæ societati coadunare. Quod vero ante & retro crux Domini habetur, illud Apostolicum semper docet ante oculos tuæ mentis habere: Mihi mundus crucifixus est, & ego mundo. Weil die Pallia, nachdem sie von den Nonnen, welchen der Pabst solche Arbeit übergeben, gewebet worden, nach gewissen verrichteten Gebethen eine Nacht lang bey den Leichnamen der Apostel Petri und Pauli gelassen werden, so nennt man sie auch Pallia de corpore S. Petri sumta.

Santa Anastasia in Velabro ist eine artige Kirche, in welcher die schönen Gemälde, und unter andern hinter dem Hauptaltare die Geburt Christi verdienet gesehen zu werden. Rand links: S. Anastasia in Velabro. Einige[476] von den hier befindlichen trefflichen Marmorpfeilern sind aus dem Alterthume noch übrig; unter den neuen Werken aber ist die von Francesco Aprili verfertigte marmorne Statue der h. Anastasia, welche auf dem Hauptaltare liegt, ein solches Stück, dessen sich keine Zeiten zu schämen Ursache haben würden. Rand rechts: Trefflichs Statue der h. Anastasia. Etliche sind der Meynung, daß hier Templum Neptuni gestanden, sonderlich weil man im Jahre 1526, als man in die Tiefe grub, ein Gewölbe, somit vielen Seemuscheln gezieret war, entdecket hat. Rand rechts: Templum Neptuni. Ich habe selbst auf diesem Platze noch einige schöne Muscheln und gute Stücke von Verde antico gefunden. Vor itztgedachter Kirche linker Hand gegen das Feld zu, waren vorzeiten dieCirci Antonini Caracallæ. Rand rechts: Circi Antonini Caracallæ.

Sant' Andrea dei Giesuiti ist oval und von der Baukunst des berühmten Chev. Bernini zwar nicht allzugroß; man sieht aber darinnen nichts als Marmor. Rand rechts: S. Andrea dei Giesuiti. Auf dem Fußboden zeiget sich das Wapen der Familie von Spinola, welches von zween Engeln und der Tugend gehalten wird. Das ganze Werk ist mit Marmor verschiedener Farben eingelegt, uno unter denselben die Gruft oder das Begräbniß der besagten Familie. Von gleicher Art ist das nahe dabey befindliche Grabmaal des Camillo Meltio. Unter den Kapellen ist die von St. Stanislao die sonderbarste wegen ihrer schönen Seulen von breccia di Spagna1.

Der Märtirertod des heil. Andreas ist auf dem Altare maggiore von Wilhelm Borgognone mit vieler Kunst gemalet.

Das zu dieser Kirche gehörige Collegium dienet den Jesuiten zu ihrem Novitiat, und ist darinnen die Kammer, so Stanislaus Costa bewohnet hat, nothwendig zu besehen, wegen des trefflichen Denkmaals2, das man diesem Heiligen darinnen aufgerichtet hat. Rand rechts: Novitiat der Jesuiten. Rand rechts: Treffliche Statue Stanislaus Coska. Er ist vorgebildet, wie er todt auf seinem Bette liegt, und hat der Bildhauer le Gros, ein Franzose, das Stück Marmor also auszusuchen und zu gebrauchen gewußt, daß der Kopf, die Füße und Hände weiß, die Kleidungen aber ganz schwarz sind. Das Bett oder Küssen, worauf er liegt, ist von gelbem Marmor, und sieht man dieses Werk nicht ohne vieles Vergnügen. In besagter Kammer stehen noch zwey Brustbilder, unter deren einem die Worte zu lesen sind:


S. Ignatii Lojolæ effigies ex gipso super mortui faciem olim inducto expressa. Anno Jubil. MDCC. Rand rechts: Bustum Ignatii Lojolæ.


Das andere ist das Bildniß S. Francisci de Borgia, mit einer Unterschrift von gleicher Art, und vom Jahre 1703.

Ehe man in diese Zelle des St. Stanislai kömmt, geht man durch eine Kammer, in welcher an der Wand das Original der ersten Conföderation oderCoitionis in sacram societatem, so den 15 April 1539 unterzeichnet ist, si a Papa Domino concedente confirmaretur, zu sehen ist. Rand rechts: Anmerkung über den Anfang des Jesuiterordens. Dieses Instrument haben eigenhändig unterschrieben Johann Codurz Bobadilla, Paschasius Brovet, Ignatius, Petrus Faber, Symon Rodoric und etliche andere. Die Schrift ist mit Glas vor den Staub bedeckt, und verdienet, daß sie der Nachwelt aufgehoben werde. Aus des CIACONII Leben Pauls des dritten ist zu sehen, wie dieser Pabst im Jahre 1539 mündlich, und 1540 schriftlich den Orden bekräftiget habe. Der Anfang war gering, es ist aber mit der Zeit eine volkreiche und so mächtige Gesellschaft[477] daraus entstanden, daß gekrönte Häupter, ja selbst der Pabst sich bisweilen vor ihnen fürchten müssen. Nach einem zu Rom im Jahre 1679 gedruckten Catalogo waren damals in allen siebenzehntausend sechshundert und fünf und funfzig Jesuiten, unter welchen sich siebentausend achthundert und sieben und siebenzig Priester befanden. Rand links: Anzahl der Jesuiten durch die ganze Welt. In einer neuen Tabelle, welche der General der Jesuiten verfertigen lassen, habe ich gefunden, daß 1717 von diesem Orden gewesen sieben und dreyßig Provinciæ, fünf und zwanzig Domus Professorum, sechshundert und funfzigCollegia, neun und funfzig Domus Probationis, dreyhundert und funfzig Residentiæ, zweyhundert und mehr Missiones, hundert und ein und sechszig Convictus und Seminaria; neunzehntausend achthundert und sechs und siebenzig Socii. in allen, worunter zehn tausend und sechs und dreyßig Priester waren. Bey Auf- und Annehmung neuer Mitglieder in ihre Gesellschaft sehen sie vornehmlich auf dreyerley Verdienste: nämlich 1) auf eine vornehme Geburt, damit sie desto mehr Patronen und Beschützer an großen Höfen oder im Lande finden; 2) auf Reichthum, der ihnen dadurch zuwachsen kann; und 3) auf einen scharfsinnigen Verstand. Die List, so sie gehabt, die Erziehung der Jugend in allen römisch-katholischen Landen an sich fast ganz allein zu ziehen, macht sie gleichsam zu Meistern, aus der Jugend diejenigen Subjecta, welche ihnen nach den itzterwähnten dreyen Umständen am besten anstehen, nach Gefallen an sich zu locken, und mithin allenthalben die Hände im Spiele zu haben:


– – – penetrant aulas & limina Regum

Scire volunt secreta domus atque inde timeri.


Uebrigens leben sie in einer großen Subordination und Mäßigkeit, sonderlich in Essen und Trinken. Ein Jesuite kömmt, mit Kleidung, Kost und allem, was er nöthig hat, seinem Orden jährlich kaum auf siebenzig Thaler zu stehen.

Ignatius Lojola hielt sich im Jahre 1528 und ehe er nach Rom gieng, zu Paris auf, und unterrichtete daselbst die Jugend; ich kann aber nicht errathen, was folgende Worte, welche ich über einer Kapelle derAbbaye Royale zu Montmartre bey Paris beobachtet, sagen wollen3:


Sacra & pia Societatis Jesu incunabula. Anno MDCXLIII.
[478]

Die Kirche di S. Andrea delle Fratte hat etliche gute Gemälde und Bildhauerarbeit; das beste aber ist in dem dabey gelegenen Kloster zu sehen, und besteht aus zwoen sehr grossen Statuen von Engeln, deren einer die Dornenkrone Christi, der andere aber die Ueberschrift des Kreuzes hält. Rand rechts: S. Andrea delle Fratte. Sie sind aus weißem Marmor vom Bernini verfertiget, und sollen mit der Zeit in der neuen Kapelle S. Francesco di Paoli gebrauchet werden.

S. Andrea di S. Gregorio oder Nel Monte Celio, zeigt treffliche Stücke à fresco aus der Historie dieses heiligen Apostels, an welchen die berühmten Meister Domenichino und Guido Reni zu gleicher Zeit gleichsam um die Wette gemalt haben. Rand rechts: S. Andrea di S. Gregorio. Die Gemälde zur rechten Hand, wenn man in die Kirche tritt, sind von dem ersten, und die zur linken vom Guido. Rand rechts: Schone Gemälde. Schade ist es, daß man so schlechte Fürsorge für beyde getragen, und sie vom Regen, der hie und da eindringen kann, nicht wenig beschädigen lassen. Domenichino stellt unter andern die Geißelung Andreä vor, und Guido, wie der Apostel sich zur Erde wirst bey Erblickung des Kreuzes, woran er sterben sollte. Wer von diesen beyden Künstlern den Preis erhalten, ist unter den Kennern noch streitig; das Publicum aber hat sich für Guido erkläret. Man besieht hier zugleich die Kirche des heil. Gregorius, von welcher unten ein mehrers folget.

S. Andrea della Valle pranget gleichfalls mit trefflichen Gemälden à fresco. Rand rechts: S. Andrea della Valle Lanfranco hat die Cuppola mit so geschickter Hand gemalt, daß sie in diesem Stücke für die schönste in der Welt gehalten wird4. Rand rechts: Treffliche Cuppola. Die darunter befindlichen vier Evangelisten nebst der Tribuna, sind vom Domenichino; und die drey Stücke, welche in dem Chore der Mönche das Leben des h. Apostels abbilden, vom Cavaliere Cozza Calabrese.

Die schönste Kapelle dieser Kirche findet sich gleich beym Eingange rechter Hand, und gehöret der Familie von Ginnetti, welche mehr als achtzig tausend Scudi daran verwendet haben soll. Rand rechts: Kostbare Kapelle. Verde, Negro antico, Diaspro, Achat und Lazulistein sind darinnen nicht gesparet, und das Geländer vor dem Altare ist von rothem und gelbem Marmor. Die bas-reliefs und sechs marmorne Statuen, so Tugenden vorstellen, verdienen gleichfalls gesehen zu werden. Die Kapelle der Strozzi giebt der vorgehenden nichts nach, und ist von Michel' Angelo Buonaroti angegeben. Das darinnen befindliche Grabmaalaus Negro antico ist kostbar,[479] sowohl als die bas-reliefs an den Leuchtern von bronzo. So ist auch die letzte Kapelle, welche den Barberini gehöret, wegen ihrer Gemälde und Bildhauerarbeit nicht vorbey zu gehen. Die zwey Grabmaale, so über den Arkaden der Kirche stehen, sind von Pasquino di Montepulciano gearbeitet, und ruhen darinnen die Päbste Pius der zweyte und dritte, aus der Familie von Piccolomini. An einem andern Grabsteineist zu lesen: Rand links: Epitaphia.


Mentis eram hospitium, gelidi sum marmoris hospes:

Mens dedit esse hominem, mors modo vertit humum.

Hospitium mihi vita fuit, sibi terra recepit

Omnia, Mens tantum, quod bene gessit, habet.

Anteus Malteuluccius

sibi posterisque suis

Anno MDCXXXIII.


Der Kirche S. Andreæ in Portogallo erwähne ich nur als einer Probe, wie das gemeine Volk die Namen verderben könne. Rand links: S. Andrea in Portogallo. Rand links: (Verstümelung der Namen.) Denn eigentlich müßte sie benennet werden ad busta Gallica, weil auf diesem Platze am Monte Esquilino Camillus zuerst die Gallier, welche unterdem Brennus sich die Schatzung von Rom wollten zahlen und zuwägen lassen, überwunden hat. Mit gleicher Verstümmelung hat man aus der Kirche S. Laurentii in domo Perpennæ gemacht S. Lorenzo in Panisperna; und aus S. Praxede in Trastevere, sancta Passera.

Die Kirche und das Hospital di S. Antonio Abbate gehöret den Augustinermönchen französischer Nation, ist hell, mit einem schönen Altare gezieret, und hat gute Gemälde von Gio Battista Lombardelli della Marca und Nic. Pomarancio. Rand links: S. Antonio Abbate. Rechter Hand in der Kirche sind zwo Figuren von Löwinnen eingemauert, die nahe bey der Kirche in dem templo Dianæ gestanden. Sie sind in grünem Marmor eingefasset, ihre Farbe ist von gelbem Marmor, an welchem die strichweise eingelegte Stücke von Verde antico die Schattirung vertreten, und jede hat einen weißen Ochsen unter sich. Rand links: (Templum Dianæ.) Ich kann nicht sagen, daß ich an dieser ganzen Arbeit etwas schönes oder sonderliches gefunden hätte; es sind aber Werke, so aus dem Alterthume übrig geblieben, und deswegen hochgeachtet werden. Der Hofplatz des Klosters ist mit Stücken von weißem Marmor, Verde antico und Porphyr gepflastert, woraus zu schließen, daß sonst gute Gebäude in dieser Gegend gestanden seyn müssen, deren rudera man hiezu verbrauchet hat. Rand links: (Turris Mæcenatis.) Das daran gelegene Gebäude, so man für den Tempel der Diana ausgiebt, wird itzt als ein Kornboden des Klosters genutzet, in welchem man die Wände und gewölbte Bögen unverändert gelassen hat. Man sieht an denselben auch einige eingelegte grobe Arbeit, als einen Esel und eine Löwinn. Hiebey verwahret man die alten Stücke von Statuen, die auf diesem Platze ausgegraben werden, und finden sich unter solchen Alterthümern etliche gute Köpfe, so man Vespasian, Seneca und andern zuschreibet. In dem Garten des Klosters ist ein angenehmer kleiner Lorbeerwald, in dessen Mitte ein Springbrunuen und Teich zu sehen. In itztgedachter Gegend ist der Garten und Thurm Mæcenatis gewesen, von welchem Nero den Brand der Stadt Rom mit Vergnügen angesehen hat. Man bemerket heute zu Tage nichts mehr von diesem Werke, und ist alles zu andern Gebäuden verbrauchet worden.

Die Liebhaber schöner Pferde können jährlich den 17 Jan. bey der Kirche St. Antonii ihre Augen weiden. Rand links: Segnung der Pferde. Denn an diesem Feste des Heiligen werden alle Pferde, Maulesel etc. aus des Pabstes, der Kardinäle, Prälaten, Prinzen und anderer vornehmer Herren Ställen vor der Kirchthüre vorbeygeführet, allwo ein Priester sie mit Weihwasser besprenget.[480]

Hilft es den Pferden nichts, so trägt es doch den Mönchen gute Geschenke ein. Zu Siena werden an dem Tage vor Maria Himmelfahrt diejenigen Pferde, welche am itztgedachten Feste in die Wette laufen sollen, vor der bischöflichen Kirche mit Weihwasser gleichsam eingesegnet, und bekömmt der Priester, welcher solches verrichtet, wenigstens eine Wachskerze für jedes Pferd zum Opfer. Ob die Heiden bey denLudis Circensibus, da sie ihre Pferde mit Wasser zu bespritzen pflegten, eine gleiche religiöse Absicht gehabt, lasse ich dahin gestellet seyn5.

Auf dem Platze vor der Kirche St. Antonio steht auf einem Kreuze von orientalischem Granitmarmor ein Crucifix und zu seiner Seite die heilige Maria, beyde von Metall, unter einem Himmel oder Dais, der auf vier Seulen aus Granit ruhet. Rand rechts: Von der Absolution Heinrichs des vierten, Königs in Frankreich. Dieses ist ein Denkmaal der Messe, welche Pabst Clemens der achte wegen der Bekehrung des Königs Heinrichs des vierten zum römischkatholischen Glauben hier in dieser Kirche gelesen hat. Es ist nicht zu bewundern, daß sich der römische Stuhl mit dieser Geschichte viel einbildet, indem sie ihm Gelegenheit gegeben, seine Gewalt über gekrönte Häupter an den Tag zu legen. Bey der Absolution, als der Psalm Miserere mei gesungen wurde, schlug der Pabst die vor ihm auf den Knieen liegende königl. Gesandten du Perron und d' Ossat, bey jedem Verse mit einer Ruthe über die Schulter; und obgleich der Kardinal d' Ossat in seinem Schreiben an Villeroy vom 19 Oct. 1596 schreibt, es habe solches gar nicht wehe gethan; so ist doch genug, daß der heilige Vater durch Vorzeigung der Ruthe und väterlichen Züchtigung andeuten wollen, was ungehorsame Kinder verdienen, und daß er den Stab Weh wider sie brauchen könne. Rand rechts: Was sich der Pabst dabey herausgenommen. Der Kardinald' Ossat mag noch zu oft wiederholen, daß bey dieser Absolution nichts vorgegangen sey, welches der königl. Autorität zu nahe trete, so wird er doch solches keinem unparteyischen Leser überreden. Ja es scheint aus der langsamen Einsendung des Berichtes von diesem besondern Umstande, daß er selbst wohl begriffen, was man dawider sagen könnte, und daß er lieber gesehen hätte, wenn man in Frankreich nichts davon erfahren, als woselbst die Sache erst kund wurde, als der päbstliche Hof die protocolla absolutionis drucken ließ.

An dem Fußgestelle der erwähnten Seule las man ehemals die Worte: Rand rechts: Aenderung einer Inscription, so Frankreich angieng.


D. O. M.

Clemente VIII. Pont. Max.

Ad memoriam absolutionis

Henrici IV. Franc. & Navarr.

Regis Christianissimi

Q. F. R. D. xv. Kal. Octobris

MDXCV.


Allein man hat ohngefähr vor zwölf Jahren diese Inscription weggenommen, also daß man anitzt an dem Piedestal nichts sieht, als an der einen Seite eine Feuerflamme, an der andern den Buchstaben oder Zeichen T, welches auch an der dritten Seite vorkömmt in der Brust eines eingehauenen doppelten Adlers, woselbst es von zween Engeln gehalten wird. Ueber dem Adler steht das Wort:


Paulatim.
[481]

Ich zweifele nicht, der Buchstabe Tau sey allhier das Zeichen der Lossprechung und Absolution, wie es auch in alten Zeiten dafür genommen wurde, wenn in den Kriegsgerichten die Soldaten um Leben und Tod loseten. Rand links: Was der Buchstabe Tau Fau bedeute. Der Buchstabe Theta hingegen bedeutete den Tod, dessen griechische Benennung Θανατος damit anfängt6. Tau kömmt im obgedachten Verstande auch beym Propheten Ezechiel c. 9, v. 4, 6 vor.

Die Kirche St. Apollinare ist nicht sowohl wegen ihrer Schönheit berühmt, als durch das dabey angelegte Collegium Apollinare oder Germanicum und Ungaricum, worinnen für hundert und funfzig Deutsche und Ungarn Stiftungen gemacht sind, um in der Philosophie und Theologie unterrichtet zu werden. Rand links: Collegium Apollinare S. Germanicum. Man zählt funfzehn deutsche Kardinäle, fünf geistliche Churfürsten, sechs Erzbischöfe und etliche und achtzig deutsche Bischöfe, die aus diesem Seminario hervorgekommen. Die Jesuiten haben die Aufsicht darüber, und die Discipel sind in rothen langen Röcken gekleidet.

Die Kirche der SS. Apostoli ist noch nicht völlig fertig; man hat aber darinnen zu besehen des Domenico Muratori Gemälde am Altare Maggiore, welches den Märtyrertod Petri vorstellt; die Kapelle des Prencipe Odeschalchi, worein viel Giallo antico, Verde antico, trefflich rother Marmor und Pietra Cotognina, so einem mit weiß vermischten Bernstein nicht unähnlich sieht, verwandt worden; die Kapelle St. Antonii von Padua, woselbst der gelehrte Grieche und Kardinal Bessarion begraben liegt, welcher dem Concilio zu Florenz beygewohnet, und sowohl durch seine aus Griechenland und von Konstantinopel geflüchtete Manuscripte, als eigene Gelehrsamkeit Gelegenheit gegeben, daß die Wissenschaften wieder mehr und mehr in Europa in die Höhe gekommen. Rand links: SS. Apostoli. Rand links: Grab des Kardinals Bessarion. Ganz oben in der Kirche, rechter Hand in der Capella del Crocifisso stehen acht schöne gewundene Seulen, jede aus einem Stücke von weißem Alabaster. Rand links: Kostbare Seulen. Sie sind in der alten Kirchede'santi Apostoli, welche Konstantin der große auf diesem Platze bauen lassen, gefunden, und soll Ludwig der vierzehnte von Frankreich dafür acht silberne von eben dieser Größe und gleichem Gewichte gebothen haben. Die Statuen der zwölf Apostel, so in diese Kirche kommen sollen, mangeln noch. Auf einem Steine in dem Vorhofe der Kirche ist ein Adler in einem Kranze von Eicheln und Eichenlaub abgebildet, mit der Ueberschrift: Tot ruinis servatam Jul. Car. Sixti Il II. Pont. Nepos hic statuit. Rand links: Altes Bild eines Adlers. Dieser Adler soll vorzeiten in dem Quirinalpalläste gestanden seyn. Das zu dieser Kirche gehörige Hospital erweiset den Hausarmen viel Gutes, unterhält zum Andenken der zwölf Apostel zwölf arme Witwen und eine Apotheke, woraus den Bedürftigen die Arzeneyen umsonst gereichet werden. Rand links: Treffliches Hospital. Rand links: Armenapotheke. Diese Apotheke ist bey St. Eustache, und an derselben mit großen Buchstaben zu lesen PAVPERIBVS. Nicht weit davon ist ein verschlossener Kasten, worein die nothleidenden Kranken, die sich aber schämen öffentlich zu betteln und in die Hospitäler zu gehen, einen Zettel legen und auf selbigem melden können, was ihnen mangelt und wo sie wohnen, da man ihnen das benöthigte hinbringet.[482]

Die Kirche St. Barba wird von der Brüderschaft der Buchführer, derer geistliche Patronen Thomas Aquinas und Johannes de Deo sind, unterhalten. Rand rechts: St. Barba, Patronen der Buchführer. Ob sie den ersten wegen seiner Gelehrsamkeit oder aus Furcht vor seinen Jüngern den Dominicanern angenommen, lasse ich dahin gestellt seyn. Wenigstens hat sich der Buchhandel weniges Aufnehmen an solchen Orten, wo die Inquisition regieret, zu versprechen. S. AVGVSTINVSde Civitate Dei, und LACTANTIVS sind die ersten Bücher, welche in Rom gedruckt worden, und zwar im Jahre 1455 von Conrad Schweichheim und Arnold Panart, zweenen Deutschen. Rand rechts: (erste Bücher, so zu Romgedruckt worden.)

In der Kirche di S. Bartolomeo dell' Isola steht das Tabernakel auf dem Hauptaltare zwischen vier schönen rothen Porphyrseulen mit weißen Gesimsen. Rand rechts: S. Bartolomeo dell' Isola. Unter dem Altare ruhen die Reliquien des h. Bartholomäus in einem Sarge, der gleichfalls von Porphyr ist. Die Kirche verdienet sowohl wegen dieser Arbeit als wegen ihrer übrigen Marmorpfeiler gesehen zu werden, ohne der vier Kapellen, welche Antonius Caracci, ein Neffe und Lehrling des großen Caracci, gemalet hat, zu gedenken.

S. Bemardo alle Terme Diocleziane ist eine schöne Kirche, und kann man daraus von der Größe der diokletianischen Bäder urtheilen, weil dieses Gebäude ehemals nur einen von dessen sieben Thürmen ausmachte. Rand rechts: S. Bernarda. Die Cuppola der Kirche gleicht derjenigen, so in der Rotonda ist, ausgenommen, daß die von St. Bernardo weiß und helle, dabey auch nicht offen, sondern mit einem kleinen Thurme versehen ist. Rand rechts: Cuppola. In der kleinen Kapelle beym Chore, sind gute Bildhauerstücke von Fancelli, wie auch sonst noch acht große Statuen von Stucco zu bemerken.

Die Façade der Kirche S. Bibiana ist vom Chevalier Bernini, aus dessen Händen auch die unvergleichliche marmorne Statue dieser Heiliginn gekommen, so auf dem Hauptaltare steht, und als das Meisterstück dieses Künstlersbewundert wird. Rand rechts: St. Bibiana. Rand rechts: Vortreffliche Statue dieser Heiliginn. Sie war anfänglich der h. Constantia gewidmet, daher sie sich auf eine Seule lehnet. Man kann sich an dem Gesichte, Haaren, pannegiamento und andern Schönheiten dieser Statue kaum satt sehen, jedoch dünkt mich, daß die linke Hand um das Gelenke am Arme etwas zu dick gerathen sey. Die Geschichte dieser Heiliginn ist linker Hand der Kirche von Pietro di Cortona à fresco gemalet. Ihr Körper liegt unter der obgedachten von Bernini verfertigten Statue in einem schönen Sarge von Alabastro Orientale. Bey der Kirchthüre ist eine rothe Seule von Pietra Egizzia zu sehen mit der Ueberschrift: Ad hanc columnam S. Bibiana alligata & plumbatis cæsa Martyrium consummavit.

Zur rechten Hand, wenn man in die Kirche tritt, ist die Capella di santa Maria Maggiore, auf deren einen Seite der Kaiser Leopold, auf der andern Karl der sechste gemalet sind, beyde, als wenn sie im Gebethe gegen den Altar begriffen wären. Unter dem ersten liest man: Rand rechts: Verse auf den Kaiser Leopold;


Hic Leopold, hic est pietate Augustus & armis

Hic terræ, illa astris intulit imperium.
[483]

Unter dem Kaiser Karl dem sechsten stehen die Worte: Rand links: auf Karln den sechsten.


Regna creant Reges, sed Te quo nomine dicam

Carole, quem Regem mundus uterque facit?


In dieser Gegend der Kirche St. Bibiana liegen fünf tausend zwey hundert und sechs und sechszig Körper von heiligen Märtyrern begraben, ohne ihre Kinder und Weiber zu rechnen, weshalben man hier jährlich vom Feste aller Heiligen bis zu seiner octava Ablaß auf sieben tausend Jahre verdienen kann, wie die Aufschrift eines alten Steines bezeuget. Rand links: (Menge Märtyrer.) Linker Hand bey der Kirche sieht man die rudera der Mauern von dem Pallaste des Kaisers Licinius und in dem bey der Kirche gelegenen Garten gegen die Straße zu, steht das kleine Bild eines Bärs, der einen kleinen Hut auf dem Kopfe hat, und ehemals dieser ganzen Gegend den Namen von Orso pileato gegeben hat. Seine Bedeutung kann ich nicht errathen, und finde ich auch an dem Bilde selbst eine schlechte Gestalt und Arbeit. Die Haare sehen nicht anders aus, als längliche Fischschuppen, er steht auf vier hohen Füßen und sieht übrigens einem Lamme ähnlicher als einem Bären. In gemeldtem Garten wächst ein Kraut S. Bibiana genannt, welches den Leuten als ein untrügliches Mittel wider das Kopfweh und die hinfallende Sucht gegeben wird. Rand links: Kraft des Krauts S. Bibiana. Il credere è Cortesia, wie die Italiener selbst bey dergleichen Erzählungen bisweilen erinnern. Eigentlich soll es das Eupatorium cum foliis Cannabis seyn.

In S. Carlo alli Catinari ist der Hauptaltar wegen seiner vier trefflich schönen korinthischen Seulen von Porphyr und einem Tabernakel von Diaspro verde, das vornehmste. Rand links: S. Carlo alli Cattinari. In dem daselbst befindlichen Epitaphio Laurentii Sperandi wird als sein hauptsächliches und einziges Lob angeführt, daß er die zwischen seinen guten Freunden und Verwandten entstandene Zwistigkeiten mit sonderbarer Klugheit beyzulegen gewußt. Rand links: LobSperandi. Er ist im Jahre 1623 gestorben. Sein Lob giebt Gelegenheit sich über die Blindheit der menschlichen Gemüther zu verwundern, welche ihren unsterblichen Nachruhm so selten in diesen und dergleichen wahrhaften Verdiensten, sondern vielmehr in hundert andern Eitelkeiten zu suchen pflegen.

Die Kirche S. Carlo al Corso oder de Lombardi steht der mayländischen Nation zu, und der Kaiser ist als Herzog von Mayland Patron davon. Rand links:S. Carlo al Corso. Es ist also kein Wunder, daß man die mayländische Domkirche hier im kleinen nachgeahmet hat, welches man vornehmlich sieht an dem Umgange und dermit weiß-marmornen Statuen gezierten Galerie um den hohen Altar, in welchem das Herz St. Caroli Borromäi verwahret ist. An den Altären sind gute Gemälde von Perusino, Carlo Maratta, Pascal de Rossi und andern Meistern. Diese Kirche ist außer Carolo Borromäo auch dem h. Ambrosio gewidmet, wie man an ihrem schönen Portal lesen kann.

S. Carlo alle quattro Fontane ist klein, aber sehr artig, von der Architectur des Boromini. Von Perusino, Mignard, Romanelli, Dominico und Borgiani sind schöne Gemälde darinnen zu sehen. Rand links: S. Carlo alle 4. fontane. Sie steht den spanischen MönchenOrdinis S. Trinitatis Redemtionis Captivorum zu, daher in dem Kloster weitläuftige Catalogi oder die Namen derjenigen Sclaven, so jährlich durch dieser Geistlichen Fürsorge aus der barbarischen Dienstbarkeit befreyet worden, zu lesen sind.

Nahe hiebey verdient auch die Kirche S. Anna alla quattre Fontane gesehen zu werden. Beyde haben ihre Benennung von der angenehmen Kreuzstraße, an welche sie stoßen, indem la Strada felice und Via Pia sich hier durchschneiden, und dadurch eine schöne Aussicht in vier Straßen geben. Rand links: S. Anna alla 4 fontane. Rand links: Schöne Kreuzstraße. An jeder der vier Ecken ist eine Fontaine, welche aus einer[484] liegenden steinern Statue Wasser von sich spritzet. Zwo von solchen Statuen stellen Flüsse in Bildern von Männern vor, und die zwo andern sind Nymphen, und hält man unter allen die Weibesperson an der Ecke des barberinischen Pallastes für die beste.

S. Catarina dà Siena à Monte Magnapoli (welches aus Balneis Pauli corrumpirt ist) gehöret den Dominicanernonnen, ist klein, aber neu und trefflich schön, also daß man fast nichts als Marmor, Gold und Gemälde darinnen erblicket. Rand rechts: S. Catarina dà Siena. Unter andern ist die Historie, wie St. Dominicus ein todtes Kind erwecket, von Tintoret überaus wohl gemalet. Gegen über ist die schöne Kirche St. Dominici und Sixti. Rand rechts: (S. Domenico.)

S. Cecilia in Trastevere gehört den Benedictinernonnen, und hat die Kapelle dieser Heiliginn wenig ihres gleichen wegen des daran verwandten Negro antico, Alabastro, Diaspro, Achat, marmo Verde, Giallo etc. Rand rechts: S. Cecilia in Trastevere. Die schöne Statue St. Cecilia aus weißem marmore Pario ist von Stephano Maderno verfertiget; Ihr Körper liegt in einem silbernen Sarge, welcher vier tausend drey hundert und drey und neunzig Scudi gekostet, wie BARONIVSad ann. 821 meldet. Es ist dieses ein Geschenk des Pabstes Clemens des achten, nachdem er im Jahre 1599 durch Fürbitte der h. Cecilia wunderbarer Weise vom Podagra geheilet worden. Um diese Kapelle brennen beständig neunzig Lampen. Die Kapelle und das Grab des Kardinals Sfondrato ist gleichfalls sehenswürdig nebst etlichen Gemälden von Guido Reni, Nicolao Pomarancio, Annibal Caracci, Vanni und andern geschickten Meistern. Hinter der Kapelle St. Cecilia ist am Gewölbe ein altes mosaisches Werk. In einer Nebenkapelle zeigt man den Platz, worauf St. Cecilia mit dreyen Hieben enthauptet worden ist.

Das Collegium Clementinum hat den Namen von seinem Stifter Clemens dem achten und dienet vermittelsteines kleinen Zuschusses oder Kostgeldes zur Erziehung vornehmer Jugend, unter den Patribus derCongregation Sommasca. Rand rechts: Collegium Clementinum. Währenden Carnavals wurden darinnen öfters Schauspiele mit untermischten Tänzen aufgeführet, und geschah solches insonderheit alle Freytage.

Zu gleichem Vortheile der studirenden Jugend ist das Collegium Romanum an der Kirche St. Ignatius errichtet, ein schönes und großes Gebäude, in welchem die Jesuiten das Regiment führen. Wer auch nicht bey ihnen in Pension ist, kann dennoch allhier ihre Lectionen in allerley Wissenschaften, nämlich der griechischen, lateinischen und hebräischen Sprache, Logik, Rhetorik, Poesie, Historie, Metaphysik, Mathematik, Philosophie und Theologie umsonst hören, daher sie einen starken Zulauf haben. In einem Vorzimmer des untersten Stockwerks stellet eine schöne Statue von weißem Marmor den Stifter dieses Collegii, Gregorius den dreyzehnten vor. Das Museum Kircherianum, so in vielen Schränken und zwoen langen Galerien vertheilet ist, mag wohl sonst in vollkommenern Stande gewesen seyn, als es itzt wirklich ist, indessen findet man doch noch eine große Menge merkwürdiger Dinge darinnen, unter welche ich zähle: Rand rechts: Museum Kircherianum.


I. Vielerley Hausrath, Löffel, Messer, Schreibzeuge etc. ausländischer Völker, sonderlich der Chineser.

II. Vielerley auswärtige Vögel und Sceleta derselben, worunter eine Misgeburt eines Vogels mit drey Füßen.

III. Monströse Eyer; Nattern, so aus den Eyern in Mutterleibe gekrochen sind etc.

IV. Mancherley Insecten, Taranteln etc. eine Eydexe mit doppeltem Schwanze etc.

V. Mehl und Brodt aus einer brasilischen WurzelBeiu genannt, beydes ist sehr weiß.[485]

VI. Allerley Salz, worunter dasjenige, so bey Cordona gegraben wird, sehr weiß und fest ist.

VII. Eine in Bernstein eingeschlossene Eydexe.

VIII. Flos ferri, schön weiß, aus den steyermärkischen Bergwerken.

IX. Allerley Fische, worunter auch derjenige, welcher Orbis genennt wird, und kugel, rund ist.

X. Steine, so aus dem menschlichen Körper gekommen, worunter einer von zehn Unzen in der Blase des P. Leonis Sanctii gefunden worden.

XI. Mancherley elfenbeinerne sonderlich durch die Drechselkunst verfertigte Arbeit.

XII. Etliche Erfindungen vom Mobili perpetuo.

XIII. Viele Gemälde von Frauenköpfen und ihrem Haarschmucke, wobey die Worte TERTVLLIANI zu lesen sind de cultu fœminarum:


Crinibus harum quiescere non licet.


zu welchem man noch fügen könnte, was beym TERENT. in Heaut. vorkömmt:


Nostin' mores mulierum

Dum moliuntur, dum comuntur, annus est.7


XIV. Vielerley indianische Früchte.

XV. Zeichnungen aus der Optik.

XVI. Chinesische Lackirarbeit.

XVII. Uhrwerke und Automata sonora.

XVIII. Korallen und mancherley Gewächse aus der mittelländischen See, dem rothen und andern Meeren.

XIX. Mechanische Erfindungen zu Aufhebung schwerer Gewichte.

XX. Eine schöne Sammlung von etlichen hundert Arten Marmor, Achat, Alabaster etc. mit den dabey gefügten Benennungen derselben. Dabey ist die Inscription zu lesen: In scopulis quoque ipsis & lapidibus reperit natura in quo delectaret. S. AMBROS. Præfat. in Psalmos. Ferner ist

XXI. Pala annuli in Monumento Christiano reperta cum Delphino & Anchora & Siglis mysticis ΙΧΘΥC.

XXII. Irrdene Gefäße aus allerley Ländern, Porzellan aus Japan, China, Persien etc.

XXIII. Brustbilder der alten Kaiser, imgleichen der heil. Maria mit dem Christkindlein aus kleinen Glasperlen von verschiedenen Farben, so manmargaritini nennt, zusammengesetzt.

XXIV. Proben von kleinen Schriften, worunter das Hohelied Salomonis in hebräischer Sprache auf einen Platz von anderthalb Spannen lang und nur zween Finger breit gebracht ist. Etliche solcher Schriften stellen Bildnisse und Portraite vor.

XXV. Anaglypha testacea.

XXVI. Irrdene Gefäße, woran die Malerey dem Raphaeli Urbinati zugeschrieben wird.

XXVII. Bildnisse berühmter Leute, z. E. Petrarchä, Mich. Angelo Buonarotä etc.[486]

XXVIII. Hüte, Mützen und andere Sachen, so aus den fibris oder Fäden auswärtiger Bäume und Blätter verfertiget worden.

XXIX. Versteinerte Sachen; malthesische Schlangenzungen, Elephantenzähne, ebur fossile etc. worunter das sonderbarste ein ganzer menschlicher Körper, der in Stein verwandelt worden. Die Hirnschale mit der Nase sieht man ganz deutlich, das übrige aber und der unterste Theil des Leibes ist als ein Klumpe von Tropfstein anzusehen.

XXX. Gelübde und Tabulæ votivæ, amuleta etc. aus dem Heidenthume.

XXXI. Alte Inscriptionen, worunter eine Volcano Quieto Augusto.

XXXII. Schreibgriffel, Armbänder, Schnallen, Schlüssel etc. der Alten.

XXXIII. Alte Siegel, Gewichte etc.

XXXIV. Opfergeräthschaften.

XXXV. Spitzen von alten Pfeilen und Spießen.

XXXVI. Fragmenta ærea eruditæ antiquitatis, z. E. ein alt Monument einer gepflanzten Colonie, welches zwey Kälber vorstellet, hinter welchen ein Pflug mit zween vorgespannten Ochsen, und einem Manne, der diese treibt, folgen; viele kleine Götzenbilder, Priester, metallene Lampen, und ein großer Adler, dergleichen die Legionen zum Kriegszeichen führten.

XXXVII. Pfeile, Bogen, Schilde und anderes Gewehr von barbarischen Nationen.

XXXVIII. Marmornel bas-reliefs und Götzenbilder von verschiedenen Völkern, womit etliche Schränke angefüllet sind.

XXXIX. Kleine undzarte irrdene Gefäße aus mancherley Landen.

XL. Irrdene Lucernen.

XLI. Urnen, worunter viele sehr hoch und länglich sind; vasa lacrymatoria etc.

XLII. Köpfe von alten Statuen, mancherley Larven etc.

XLIII. Gebeine von großen Thieren.

XLIV. Waffen verschiedener Thiere, z. E. ein Horn vom Rhinoceros, von einem Einhorne etc.

XLV. Aegyptische Mumien.

XLVI. Einegroße Sammlung von allerley Seemuscheln, worunter eine, Tiara Pontificis genannt, so giftig ist, daß alle Thiere, die von ihr verletzet werden, sterben müssen.

XLVII. Eine große Dachziegel, gezeichnet †Rege Dom. nostro Theodorico felix Roma.

XLVIII. Noch vielerley Inscriptionen in Marmor; ein fragmentum fastorum Consularium, so nicht auf dem Capitolio gelesen wird, eine rare Münze von der Größe eines Thalers, dabey aber dünn, auf welcher die Anbethung der Weisen aus Morgenland eingeschnitten ist.

XLIX. Hetruscische Alterthümer.

L. Salze und Krystalle.

LI. Glas- und Schmelzarbeit, meistentheils aus dem Alterthume.


Ich zeige diese Sachen an in der Unordnung, worinnen ich sie gefunden, lasst auch viele schlechte und bisweilen auf Kindereyen hinaus laufende Stücke mit Fleiß aus. Mehrere[487] Nachrichten findet man in dem Museo Kircheriano, welches der Jesuite PhilippusBONANNI im 1709ten Jahre zu Rom in Folio mit vielen Kupferstichen herausgegeben hat. Ueber dem Eingange der ersten Galerie stehen die Worte: Jacobus III. Rex Magnæ Britannlæ dignatus hoc Musæum invisere Regia humanitate & benevolentia ingens ipsi pretium addidit die secunda Junii Ann. MDCCXVIII. Rand links: Inscriptionen dieses Musei. Dergleichen Nachricht von dem Besuche des Pabstes Clemens des eilften 1718 ist auf der andern Seite der Thür zu lesen. Mein Herr kann leicht aus unsern ehemals gehabten Unterredungen erachten, daß ich mich in dieser Sammlung des P. Kirchers mit vieler Sorgfalt nach einer chymischen Vegetation, durch welche Vögel, Kräuter und Bluhmen aus ihren Aschen wieder hervorgebracht werden, umgesehen, und da ich solche nicht gefunden, bey den Jesuiten nachgefraget habe, ob dieselbe nicht ehemals unter des P. Kirchers Verlassenschaft sey anzutreffen gewesen; allein es will niemand hier etwas davon wissen, welches mich desto mehr in der Meynung bekräftiget, daß alles dasjenige, was Monconys, Schott, Gaffarel, Digby, Vallemont und absonderlich P. Kircher davon geschrieben haben, Fabeln sind. Rand links: Anmerkung über diePalingenesiam der Pflanzen. Ich bin jederzeit auf diese Sache begierig gewesen, und habe mich sowohl in den Niederlanden, in England, Frankreich, Dännemark und Italien, als in Deutschland lange Jahre her bey geschickten Chymicis und in allen kostbaren Kabinetten wiewohl mit vergeblicher Bemühung darnach erkundiget. Dieses ist zwar, wie ich gestehen muß, kein schließender Beweis, allein jedoch ein großer Anlaß zu einem gegründeten Zweifel. Alle Salze und Metalle, so in einem Liquido aufgelöset worden, hängen sich bey erfolgender Ausdünstung des Dissolventen an den Seiten des Gefäßes mit ihren subtilen Theilchen wieder an8, da es denn nicht anders seyn kann, als daß aus solcher Concretion oder Crystallisation zuweilen solche Figuren entstehen, welchemit Bäumen, Kräutern, Bluhmen etc. einige Gleichheit haben. Man versuche nur des Winters an den gefrornen Fenstern, ob man nicht allerley Vorstellungen von Bäumen und Blättern werde daran zusammen bringen können9. Es würde aber wunderlich seyn, wenn man diese fortuitam positionem partium ad partes für eine wahrhafte Vegetation, wie sie in den Bäumen und Kräutern geschieht, ausgeben wollte. Es ist wahr, daß die Crystallisation des in Champagner- oder Burgunderweine aufgelöseten Salis Armoniaci oder Salpeters artige Weintrauben vorstellen; allein daß dieses noch keine rechte Vegetation, oder eine wahre Verwandschaft mit den natürlichen Weinreben anzeige, beweist eben dieselbe hervorkommende Wirkung, wenn das Sal Armoniacum auch nur in bloßem gemeinen Wasser aufgelöset wird. Und eben dieses Kunststück geht nicht einmal mit Weinean, wenn man ein Porzellangefäß dazu nimmt. Denn aus den verschiedenen Gefäßen, aus der verschiedenen Kälte oder Wärme der Luft, aus verschiedenen Eigenschaften des auflösenden Liquoris, und aus den verschiedenen Salibus, so aufgelöset werden, kommen auch verschiedene so genannte Vegetationes hervor. Die Proben davon sind leicht zumachen, weil man Alaun, Vitriol,Sal marinum, Armoniacum, Salpeter, Crystallum minerale, Sal de duobus und dergleichen ohne große Unkosten haben kann. Aus diesem Schattenwerke der Pflanzen ist man auf die Palingenesiam der Bluhmen gerathen, von diesen ferner auf die Hervorbringung der Vögel und anderer Thiere aus ihrer Asche, und endlich gar auf die Auferweckung[488] eines menschlichen Körpers, mit welcher Thorheit etliche Chymisten schwanger gegangen sind.

Mein Herr lasse sich bey solchen Umständen nur die Hoffnung vergehen, daß ich ihnen in itztgedachtem Stücke viele Geheimnisse werde auf meiner Reise verschaffen können. Ich theile indessen folgende Manier Arborem Philosophicam oder Dianæ zu verfertigen mit, weil ich nicht weis, ob er sonst schon in einer chymischen Schrift bekannt gemacht sey: Rand rechts: Vom Arbore Philosophica.

Rec. Mercurii purificati drachmas 2, dissolve in Aquæ fortis uncia 1, seorsim solvatur Luna cupeliæ in duplo Aquæ fortis, dissolutiones simul conjungantur, & leni igne tertia pars liquoris extrahatur, postmodum vase clauso in frigido stare permiseris per 5 vel 6 horas, sie Luna & Mercurius simul in Crystallos concrescent, & elevabuntur usque ad superficiem liquoris, a medio incipientes in formam arboris cum suo trunco & ramis.

In dem Collegio Urbano de propaganda Fide, werden sechs und dreyßig junge Leute, welche mit der Zeit als Mißionarien außerhalb Europa sollen gebraucht werden, unterrichtet, und ist zu besserer Ausbreitung der christlichen Religion in Asien allhier eine besondere Buchdruckerey zu orientalischen Schriften angeleget. Rand rechts: Collegium Urbanum de propaganda fide. Das Gebäude ist schön und vom Bernini angegeben.

Des Collegii Germanici habe ich schon bey der Kirche di S. Apollinare erwähnet, und mehr als zwanzig andere gehe ich mit Stillschweigen gänzlich vorbey, um nicht gar zu weitläuftig zu seyn. Rand rechts: Andere Collegia.

S. Clemente in Monti ist eine von den ältesten Kirchen der Stadt Rom, und darinnen der Altare isolé mit seinen schönen Porphyrtafeln, Marmorseulen und zweyen pulpitis oder Ambonibus von weißem Marmor zu sehen. Rand rechts: S. Clemente in Monti. Bey dieser letzten einem ist eine Seule von altem Mosaique zu bemerken, dergleichen Arbeit man auch an der Decke des Gewölbes hinter dem Altare maggiore findet. Der Fußboden ist sehr artig von kleinen Stückchen Porphyr, Verde antico, gelbem und weißem Marmor etc. in Figuren zusammen gesetzt, auch die Decke schön gemalt und wohl verguldet.

Diese Kirche liegt linker Hand über das Colisæum hinaus, und sind nahe dabey in einem Wein- und Kohlgarten die rudera vieler Bäder und Gebäude, die etliche für des Mäcenas Garten, andere für des Antonini Caracallä Bäder ausgeben. Rand rechts: Alterudera.

S. Costanza fuori di Porta Pia ist rund, und ruhet ihr Gewölbe auf vier und zwan zig Seulen von Granito Orientale, welche Paar und Paar beysammen stehen. Rand rechts: S. Costanza. In der Decke von altem Mosaique sind außer etlichen Vögeln Weintrauben und ihre Auspressung vorgestellet, daher etliche auf die Gedanken gerathen, daß dieses Gebäude vorzeiten ein Tempel des Bacchus gewesen, welchen aber andere widersprechen, und aus ANASTASIOBibliothecario in vita S. Silvestri behaupten, daß Konstantin der große dieses Gebäude nach der Form des Baptisterii vom Lateran aufgeführet, um die zwo Constantias, deren die eine seine Tochter, die andere seine Schwester war, darinnen taufen zu lassen. Rand rechts: (Templum Bacchi.) Das merkwürdigste daselbst ist das große Gefäß oder Grab aus einem einzigen Stücke Porphyr, welches vier Fuß hoch, über fünf breit, achthalb Fuß, oder dreyzehnthalb Spannen lang ist. Rand rechts: Großes Porphyrgefäß. Es sind darauf etliche[489] Kränze und Knaben mit Weintrauben vorgestellt, welche desto mehr zu bewundern sind, je schwerer sich der Porphyr arbeiten läßt. Der Deckel ist gleichfalls aus einem Stücke, aber beschädiget. Etliche machen das Grab der Tochter Ciceronis Tulliolä, andere Tulliä der Frau Tarquinii Superbi daraus, und endlich noch einige, welche die wenigste Wahrscheinlichkeit vor sich haben, Bacchi selbst.

Die Kirche di S. Cosmo e D. miano in Campo Vaccino hat zwo Abtheilungen, davon die erste rund, die andere viereckigt ist. Rand links: S. Cosmo e Damiano. Man bemerkt darinnen einen schönen Altar und die alte mosaische Arbeit an der Tribune, welche Christum mit seinen Jüngern vorstellet. Linker Hand ist ein schwarzer marmorner Stein von der Große und Gestalt eines mittelmäßigen Holländerkäses eingemauert, dessen sonderbare Bedeutung ich nicht erfragen konnte, daher ich ihn bloß für ein altes römisches Gewicht angebe. In dem unterirdischen Gewölbe ist ein Brunnen zu finden, und etwan zehn Stufen tiefer noch ein anderer, der entsprungen seyn soll, als man den Leichnam des h. Felix daselbst herausgenommen. Vor der Kirche stehen zwo porphyrne Seulen, und hält man dafür, daß ehedem Romuli und Remi Tempel hier gewesen, welcher in diese itztbeschriebene Kirche verwandelt worden. Rand links: (Templum Romuli und Remi.)

S. Croce in Gernsalemme ist wegen ihres Alterthums und der heiligen Reliquien eine von den merkwürdigsten Kirchen der Stadt Rom. Konstantin der große erbauete sie auf Anhalten seiner Mutter Helena zu Ehren des gefundenen Kreuzes Christi, von welchem auch drey Stücke hier verwahret werden, nebst einem Nagel, womit Christus aus Kreuz geheftet wor den, und der Ueberschrift des Kreuzes in hebräischer, griechischer und lateinischer Sprache. Rand links:S. Crocein Gerusalemme. Rand links: Kreuze vom Kreuze Christi. Rand links: Ueberschrift des Kreuzes. Nach HonoratiNIQVETI Berichte in Historia Tituli Crucis, lib. I, c. 23. 24. ist diese Ueberschrift erst unter Innocentius dem achten im Jahre 1492 gefunden worden, nachdem sie über tausend Jahre in einer bleyernen Kiste gelegen. Die ganze Geschichte von der Findung des Kreuzes Christi durch Helenen, die Mutter Konstantins des großen ist, wie SALMASIVSde Cruce, p. 296 zeiget, sehr unglaublich, sie wird es aber noch mehr durch die Schwierigkeit, welche sich bey dem itztgedachten Titel findet. Denn zu was wären Wunderwerke nöthig gewesen, um das Kreuz des Heilandes von den andern beygelegenen Kreuzen der Schächer zu unterscheiden und zu erkennen, wenn man die Ueberschrift des Kreuzes Christi dabey entdecket hatte, weil man aus denen daran befindlichen Löchern und Nägeln leichtlich hätte urtheilen können, zu welchem Kreuze sie sich genau schickete, wenn auch gleich die zween mit gekreuzigten Missethäter (wie es glaublich ist) nicht weniger ihre Ueberschriften gehabt hätten. Ein ganz besonderes Wunder hatte eo seyn müssen, wenn die Nagel, womit sie angeheftet gewesen, an allen dreyen Kreuzen Löcher von einerley Tiefe und Entfernung von einander hinterlassen hätten.

Man verwahret ferner in der Kirche di S. Croce zween Dornen aus der Krone, den Schwaam, welchen man mit Eßig und Galle dem Heiland dargereichet, ein Stück vom Rocke Christi, den Finger des heil. Apostels Thoma und viele andere Heiligthümer. Rand links: Andere Reliquien. Ich weis nicht, ob man vermuthen sollte, auch die Würfel, womit die Kriegsknechte um das Gewand Christi gespielet haben, hier anzutreffen, wie sie doch wirklich gezeiget werden10 mit einer andern sehr verdächtigen Reliquie, nämlich dem Querholze des Kreuzes, woran der gute Schächer gehangen. Rand links: Reliquien von Würfeln etc. Die Legenden bezeugen, daß als Helena die drey Kreuze auf dem Berge Calvarii gefunden, und man nicht gewußt, welches dasjenige sey, woran Christus gelitten hatte, solches durch die Auferweckung eines Todren, der mit diesem Kreuze berühret worden, kund gethan sey; allein wie das Kreuz des frommen Schächers von den andern zu unterscheiden[490] gewesen, wird vielleicht noch aus einer geheimen Nachricht offenbaret werden müssen. Rand links: Kreuz des guten Schächers.

Man zeiget auch allhier eine von denen Münzen, wofür Judas den Heiland verrathen hat. Rand rechts: Eine der Münzen, wofür Judas seinen Meister verrathen hat. Die eine Seite derselben stellt einen Kopf mit langen Haaren und Stralen vor, die andere aber eine Bluhme, die von etlichen für eine Sonnenbluhme, von andern aber für eine Rose angesehen wird. Das dabey befindliche Wort ΡΟΔΙΟΝ, es mag solches nun an statt des Genitivi pluralis ῥοδίων gesetzet seyn, oder als ein Adjectivum sich auf das ausgelassene Wort νόμισμα beziehen, deutet an, daß dieses eigentlich eine rhodisische Münze, und die obgedachte Bluhme eine Rose seyn müsse, weil diese im Griechischen ῥόδον genennet wird, und die Alten vorgaben, es habe die Insel davon den Namen bekommen, weil man bey der Grundlegung der Hauptstadt viele Rosenstauden angetroffen. Das stralende Haupt des Phöbusoderder Sonnen zielet auf das im Hafen zu Rhodus aufgerichtete Sonnenbild, welches man unter die sieben Wunder der Welt zählete. Mehrere solcher rhodiser Münzen mit einer Rose und dem stralenden Haupte der Sonne finden sich beym SELDENOde Jure Nat. & Gent. lib. II, c. 8. HubertoGOLZIOin Num. Insul. Tab. II. de laCHAVSSE, BEGERO und andern, sie sind aber kaum halb so groß und schwer, als die jüdischen Silberlinge oder Sekel, deren Preis insgemein auf einen halben Thaler gerechnet wird; und solchergestalt hätten viele Stücke gegeben werden müssen, um den Werth der dreyßig Silberlinge auszumachen. Die Soldaten, fremden Juden, Handelsleute und römische Bediente brachten vermuthlich mancherley fremde Münzsorten nach Jerusalem: und daß dergleichen gäng und gebe im Lande gewesen, sieht man aus dem Zinsgroschen mit des Kaisers Bildnisse, welchen man dem Herrn Christo vorgezeiget; es steht auch nicht, daß dem Verräther Judas seine bedungene Belohnung in harten Silberlingen sey ausgezahlet worden. Allein alles dieses beweist nur, es sey keine Unmöglichkeit, daß eine rhodisische Münze bey diesem Handel gebrauchet worden, keinesweges aber, daß insbesondere dieses Stück. so man in S. Croce aufbehält, mit dazu genommen worden. Besondere Gründe dieser letzten Meynung weis man nicht anzuführen, sondern es kömmt alles auf eine mündliche Tradition an. Der Töpfer, welchem man die dreyßig Silberlinge für seinen Acker gezahlet, wird sie schwerlich von seinen andern Vermögen abgesondert oder sie als ein Schatzgeld aufgehoben haben, und wenn auch ein Christ wissentlich ein solches Stück bekommen hätte, würde er es vermuthlich mehr wie ein verfluchtes und von ihm verabscheuetes Geld weggeworfen, als für eine sonderbare Rarität aufgehoben haben. Man zeiget an mehrern Orten solche Silberlinge, für welche Judas seinen Herrn und Lehrmeister überantwortet haben soll, und sind darunter einige von jüdischem Gepräge, wie denn diese Nation das Recht zu münzen behalten, auch nachdem sie unter das römische Joch gebracht war. Man machte voralters keinen solchen Gewinn und Profit damit, wie heut zu Tage zu geschehen pfleget, und daher war niemand bedacht, ein sonderbaresRegale daraus zu machen, dessen sich keine andere als mit der höchsten Majestät prangende oder von selbiger damit begnadigte Städte hätten gebrauchen dürfen. Unter den jüdischen Münzen hat man doppelte, einfache, halbe und Vierthel-Sekel, auf deren einer Seite insgemein der wunderbare Stab Aarons zu sehen ist, mit der Ueberschrift: Jeruschalaim Kodschan, d.i. das heilige Jerusalem; auf der andern aber der Krug mit dem Manna oder ein Rauchfaß, mit den Worten: Schekel Jisrael. d.i. ein Sekel Israel. Es kann aber ebenfalls so wenig versichert werden, daß Judas mit solcher Münzforte bezahlet worden, als daß dieses oder jenes Stück insbesondere unter der Zahl der besagten Silberlinge gewesen sey. (conf. BYNAEVSde morte Christi cap. IV.)[491]

Bey dieser Kirche ist auf einmal für sechstausend und acht und zwanzig Jahre Ablaß zu holen. Rand links: Reicher Ablaß. Ihr Fußboden ist schön eingelegt, und zwölf große Pfeiler von Granito Orientale unterstützen die Architraven. Der Hanptaltar hat gute Marmorarbeit, und unter demselben liegen die Körper des heil. Cäsarei und Anastasii in einem porphyrnen Sarge. Die Tribune ist vom Penturecchioà fresco gemalt, und stellet die Erfindung des Kreuzes Christi mit den Gemüthsneigungen der Umstehenden sehr wohl vor. In der andern Kapelle rechter Hand beym Eingange in die Kirche ist das Schisma Petri Leonis in einem Gemälde vom Carolo Maratta. Zu Ende dieser Seite ist die kostbare Kapelle von St. Helena, worein diese Kaiserinn eine ganze Schifsladung von der Erdedes Calvarienberges, auf welche ihrem Vermuthen nach das Blut Christi geflossen war, hat bringen lassen. Rand links: (Erde vom Calvarienberge.)

Man sollte meynen, weil diese Dame sich um die Heiligthümer sehr verdient gemacht, so könne es nicht fehlen, ihr Geschlecht müsse auch einiges Vorrechtes bey selbigen zu geniessen haben. Rand links: Keine Weibsperson wird in St. Helena Kapelle gelassen. Allein es findet sich gerade das Gegentheil, indem keine Weibsperson in diese Kapelle gelassen wird, es sey denn am 20 März, als am Einweihungsfeste dieser Kirche, an welchem hingegen keine Mannsperson den Zutritt in dieselbe hat. Die Decke stellt in schöner mosaischer Arbeit vom Balthasar Peruzzi unsern Heiland vor unter den vier Evangelisten und vielen Engeln. Pomarancio hat die Gemälde von der Erfindung des Kreuzes verfertiget.

In dem mittelsten Altare war ehemals St. Helena mit Oelfarben vom Peter Paul Rubens zu sehen, an deren Stelle itzt die treffliche weiß-marmorne Statue dieser Heiliginn, so ein Kreuz hält, bemerket wird. Rand links: Treffliche Statue St. Helena. Es sind von itztgemeldtem Künstler noch zwey andere schöne Stücke allhier zu finden, nämlich Christus mit der Dornenkrone, und die Kreuzigung des Heilandes.

In dem Garten des daran liegenden Klosters, so mit Cisterciensermönchen besetzet ist, finden sich die rudera des Tempels der Venus und des Cupido oder Adonis: man sieht auch in dieser übrigen ganzen Gegend viele Ueberreste von Alterthümern, insonderheit von Wasserleitungen. Rand links: (Templum Veneris.)

Der berühmte Benedictiner D. Bern. deMONTFAVCON hatte in gemeldtem Kloster folgende Inscription entdecket: Rand links: Exempel, wie die gelehrtesten Leute in geringen. Rand links: Dingen fehlen können. z E. Montfaucon.


ANIA L. INGRATIVS HOMINE NVLLVM EST.


und in seinem Diario Italico, edit. Paris. 1702, p. 111 vermeynt, man müsse lesen: Annia Liberta. Allein man muß diesem gelehrten Manne Gerechtigkeit wiederfahren lassen, daß er der erste gewesen, der seinen Irrthum, und in der Inscription die bekannte Sentenz erkannt: Animal ingratius homine nullum est, wie ich solche Verbesserung nicht nur von seiner eigenen Hand in diesem mir ehemals gegebenen Buche, sondern auch in etlichen andern auf sein Veranlassen geänderten Exemplaren gefunden habe. Ich führe solches allhier zu diesem Ende mit an, damit man sehe, daß in ganz gemeinen Dingen Fehler können begangen werden von Leuten, welchen übrigens das Lob einer großen Gelehrsamkeit nicht kann abgesprochen werden. Salmasio ist auf gleiche Art entfallen, daß er in einem gedruckten Werke gesetzt, Christus sey zu Jerusalem gebohren, welcher Fehler aber noch zu rechter Zeit geändert worden, als ein anderer, der hiezu keine große Gelehrsamkeit vonnöthen hatte, ihm desfalls eine Erinnerung gab. Rand links: it. Salmasius.

Die Kirche di S. Domenico e Sisto al Monte Magnanopoli gehöret den Dominicanernonnen, welche einen großen Schatz von Silberzeuge besitzen. Rand links: S. Domenico e Sisto. Auf dem Hauptaltare ist das Bildniß der heil. Maria, wie solches der Evangelist Lukas gemalet hat, zu sehen. Ueber[492] dem Altare ist die Herrlichkeit des Paradieses vom Canuti vorgestellt. Daß die Besitzerin nen dieser Kirche so viele heilige Nonnen ihres Ordens in dieses Paradies haben malen lassen, ist ihnen nicht zu verdenken, weil es ihnen ihr Geld gekostet hat. Die erste Kapelle zu: rechten Hand ist vom Bernini angegeben, und die zwo trefflichen darinnen befindlichen Statuen des Herrn Christi und der Magdalena aus weißem Marmor zeugen von Antonii Raggi sonderbarer Geschicklichkeit. Auf jeder Seite steht eine fast blutrothe marmorne Seule, wel che verdienen gesehen zu werden, sowohl als die in andern Kapellen bestehenden Gemälde, de ren eines die Verlöbniß der heil. Katharine vorstellet, vom Allegrini, und das andere die Madonna del Rosario, die in der einen Hand den Rosenkranz und ihr Kindlein auf dem Arme hält, vom Romanelli. Rand rechts: Treffliche Seulen und Gemälde. Rand rechts: Maria mit dem Rosenkranze.

In der Kirche S. Francesco à Ripa grande ist die Kapelle der Beatæ Ludovicæ Albertoni zu sehen, auf deren Altartische die treffliche Statue der itztgenannten Heiliginn, wie sie gleichsam in einer Entzückung liegt, aus weißem Marmor vom Chev. Bernini verfertiget ist. Rand rechts: St. Francesco. Rand rechts: Treffliche Statue.

In der Kapelle der Pallavicini stehen auf dem Altare zwo schöne große Seulen von Diaspro verde, und auf den Seiten zwey wohlgearbeitete Grabmonumente der gedachten Familie. Rand rechts: Begräbnisse. In der Kapelle, wo das Epitaphium und die schöne vom Nik. Menghini verfertigte Statue der Laura Mattei zu sehen ist, findet sich auch das Gemälde des Annibal Caracci, welches den todten Leichnam Christi mit den dreyen Marien und andern Personen vorstellet. Die marmornen Denkmaale der im Jahre 1635 verschiedenen Lauræ Frangipanlæ und des Kardinals Horatii Matthæi Tit. S. Laurentii, der im Jahre 1686 gestorben ist, haben gleichfalls ihre Schönheiten.

In der obern Kapelle des Klosters, worinnen ehemals St. Franciscus Wohnung gewesen, sind auf dem Altare unter andern Heiligthümern drey Stücke vom Kreuze Christi zu sehen, desgleichen ein Christkindlein, dessen Hemde ganz mit Rubinen und andern Edelgesteinen besetzet ist. Rand rechts: Oratorium S. Francisci.

Nicht weit von der Facciata dieser Kirche liest man folgende zum Lobe Paulus des fünften wohlgesetzte Inscription: Rand rechts: Monument zum Lobe Paulus des fünften.


Paulo V. Pont. Opt. Max.


Quod Urbem augustissimis Templis & ædificiis illustraverit; Transtiberinam regionem uberrimis rivis ex agro Brachiano supra Janiculum ductis irrigaverit, noxiis olerum hortis in pomaria domosque distributis; cœlo salubritatem reddiderit, privatorumque censum auxerit: viis qua apertis, qua amplificatis directisque insignia SS. Benedicti & Francisci Monasteria, Portamque Portuensem in nobiliorem prospectum dederit; expedito utroque Fabricii Pontis aditu, & scalis ad Tiberis alveum deductis civium, peregrinorum, nautarum commodis consuluerit,


S. P. Q. R.


Publicis ad Deum votis atque muneribus Felicitatem precatur MDCXI.


S. Giacomo degl' Incurabili hat seinen Namen von dem dazu gehörigen Krankenhospital. Rand rechts:S. Giacomo degl'Incurabili. Es sind in derselben gute Gemälde zu sehen, und sonderlich in der andern Kapelle rechter Hand des Einganges ein schönes bas-relief aus einem Stücke von weißem Marmor, so Franciscum di Paola vorstellt, wie er die Kranken besucht.

Rand rechts: S. Giacomo scossa Cavalli. S. Giacomo scossa Cavalli hat seinen Namen von denen Pferden, welche einen Wagen voll heiliger Reliquien, die zur Zeit der Kaiserinn Helena aus S. Croce di Gierusalemme[493] nach der St. Peterskirche gebracht werden sollten, auf dem hiesigen Platze nicht weiter ziehen wollten, man mochte sie auch antreiben, so viel man wollte. Rand links: Reliquien. Man hielt dieses für eine Andeutung Gottes, und solchemnach blieben die Heiligthümer hier, unter welchen der Stein, worauf Abraham seinen Sohn opfern wollte, ein anderer, worauf Christus gestanden, als er im Tempel dargestellet wurde, desgleichen heilige Erde von Jerusalem, und etlichen Tropfen vom Blute Christi befindlich sind.

Die Kirche del Giesù ist eine von den schönsten in der Stadt Rom. Rand links: hiesa del Giesù. Die Architectur davon hat Jac. Barozzi da Vignola angegeben, undJac. della Porta ausgeführet. Die meisten Unkosten hat der Kardinal Alex. Farnese, ein Vetter des Pabstes Paulus des dritten, welcher den Jesuiterorden approbiret und gut geheißen hat, hergeschossen. Die Facciata ist von Tevertini oder Quadersteinen, die von Tivoli kommen, mit jonischen und korinthischen Pfeilern, die Thüren aber von einem raren festen Holze, das zu solchem Ende aus America gebracht worden. Rechter Hand des großen Altars liegt der Kardinal Bellarminus begraben: die Statuen der Religion und Weisheit, womit sein Grabmaal pranget, sind vom Chev. Pietro Bernini gearbeitet. Rand links: Grab des Kardinals Bellarmini. Der Altar selbst hat vier Seulen vonGiallo antico und ein gutes Gemälde vom Hieronymo Mutiani, so die Beschneidung Christi vorstellet. Die zwölf Apostel von bronzo dienen an statt der Leuchter, und außer dem Altare stehen auf jeder Seite sechs große metallene Engel als in einem Amphitheater herum, um gleichfalls die Lichter oder Wachsfackeln zu halten. Die Kapelle St. Francisci Xaverii, welche von dem Haupteingange der Kirche die dritte in der Ordnung auf der rechten Hand ist, hat der Kardinal Negroni nach des Cortona Dessein bauen lassen, und finden sich darinnen vierkostbare marmorne Seulen; die dazu gehörige Cappelletta hat zwo schöne Seulen aus grünem Marmor, und ein Gemälde vom Vecchi, wie St. Franciscus den Hühnern und Vögeln prediget. Die Cuppola und das ganze Gewölbe der Kirche ist unter Innocentius dem eilften vom Baciccio Gauli einem Genueser, mit großer Kunst gemalet, und liest man unter der Menge der Engel nicht weit vom Eingange der Kirche die Worte:


In nomine Jesu omne genu flectatur, cœlestium, terrestrium & inferorum.


Das herrlichste in der ganzen Kirche ist die Cappella S. Ignatii Lojolæ, welche außer der großherzoglichen florentinischen Begräbnißkapelle ihres gleichen nirgcnds hat, und erst im 1699sten Jahre zu Stande gebracht worden ist, unter der Aufsicht des wegen seiner Malerey und Baukunst sehr berühmten Jesuiten Andrea del Pozzo. Rand links: Kostbare Kapelle St. Ignatius. Der Fußboden vor dem Altare ist in Bluhmen und arabeschi oder Laubwerk von kostbaren Steinen eingelegt; die Fußtritte daran von Porphyr und anderm Marmor, und die Predella oder der Platz, worauf der Priester auf der obersten Staffel vor dem Altare steht, abermals un commesso oder eine zusammen gesetzte Arbeit von schönen polirten Steinen. Unter dem Altartische ist der Leib des heil. Ignatius in einem metallenen und verguldeten Sarge, vor welchem der Namen Jesu aus Krystall zusammen gesetzt wegen der dahinter brennenden Lampen einen großen Schein von sich giebt. Il Paliotto, oder die Bekleidung des untern Altares ist an Festtagen von gediegenem Silber, aber durchbrochen, damit besagter Sarg und Namen in die Augen falle. Ein wenig über dem Altartische halten zween verguldete Engel den Wahlspruch des h. Ignatius: Ad majorem Dei gloriam, von Lapis Lazuli zusammengesetzt. Auf dem Altare sind vier große canetirte oder nach der Lauge herunter eingekerbte und gestreifte Seulen zu sehen, welche ohne ihre bases und Capitaux (so von verguldetem bronzo sind), acht und zwanzig palmi Romani oder ein und zwanzig Werkschuhe in der Höhe und einen Diameter von drey palmi und sieben Zollen in ihrer größten Dicke haben. Diese große Seulen sind mit Lapis[494] Lazuli, der in bronzo dorato gefasset ist, überzogen, und geben dem Altare ein ungemeines Ansehen. Es sind auch über den Architraven etliche Kugeln von Lazuli doppelt so groß, als ein Menschenkopf. Rand rechts: Anmerkung vom Lazulisteine. Dieser Stein, den etliche für den Cyanæum der Alten halten, ist so schwer zu arbeiten, und wenn er die rechte hohe blaue Farbe rein hat, so kostbar, daß man die hieran verwandte Unkosten nicht genugsam bewundern kann. Der beste kömmt aus der großen Tartarey, die Jesuiten aber wissen ihn durch ihre ausgebreitete Missionen und Colonien von allen Orten der Welt zusammen zu bringen. An dem Altare zeigt sich ein Gemälde auf Holz, welches man herunter lassen kann, und alsdann kömmt die silberne Statue St. Ignatii in einer verguldeten Kleidung, die mit Perlen und Diamanten gleichsam besäet ist, zum Vorscheine. Rand rechts: Silberne Statue St. Ignatius. Pierre le Gros, ein Franzose, hat sie modelliret oder die Form dazu verfertiget, Giov. Federico Ludovici aber gegossen und völlig ausgearbeitet. Sie ist sechszig palmi hoch, und wiegt siebenhundert Pfunde. Bey ihr stehen noch drey andere silberne Figuren. Auf jeder Seite des Altars ist einGruppo11 von Statuen aus weißem carrarischen Marmor zu sehen. Sie sind beyde groß und von schöner Arbeit. Die eine stellt die christliche Religion vor, wie sie die heidnische Abgötterey vertilget, und zu dessen Anzeichen ein Buch mit Füßen tritt, auf dessen Rücken die Worte zu lesen sind: Cames Fotoques Amida & Xaca. Rand rechts: Zwo andere schöne Statuen. Die Abgötterey ist unter dem Bilde einer vom Blitze niedergeschlagenen Schlange abgebildet, nahe bey welcher der König von Bungo in Japan sich dem christlichen Glauben unterwirft. An diesem Werke hat Jean Theodon ein französischer Bildhauer, seine Kunst gezeiget. Der andere Gruppo kömmt aus den Händen des le Gros, und ist wegen seiner Arbeit nicht weniger zu rühmen. Die Religion tritt hier eine Furie und die Ketzerey, so eine Schlange in der Hand hält, mit Füßen. Bey diesen liegen drey Bücher, die drey besondere Titel auf ihren Rücken führen, nämlich 1) Martin Luther, 2) Joh. Calvin, 3) Hulderich Zwingel.

Das Fundament dieses großen Altares ist Alabastro Orientale, und sind an dem ganzen Werke die raresten Marmorarten und andere kostbare Steine nicht gesparet.

Auf jeder Seite der Kapelle ist eine Thür von breccia antica, so roth und weiß gemischet ist. Ueber derselben sind die Chore für die Musik mit verguldetem Laubwerke zu sehen, und muß man etlichemal in diese Kirche kommen, ehe man alle ihre Schönheiten zur Genüge betrachten kann. In der Sacristey ist ein unglaublicher Reichthum. Es ist kaum nöthig zu melden, daß diese Kirche den Jesuiten zugehöre, welche gleich dabey ihr Profeßhaus und darinnen eine schöne Bibliothek haben. Von ihrem Novitiat und Collegio Romano habe ich schon oben gehandelt, und von der Kirche St. Ignatii wird sich noch Gelegenheit zu schreiben finden.

In der Kirche di Giesù e Maria al Corso sind außer den schönen Gemälden sechs Begräbnisse von der Familie Bolognetti zu sehen, nebst dem Grabmaale des Canonici del Corno, welches Dominico Guide mit vieler Kunst in Marmor verfertiget hat. Rand rechts: Chiesa di Giesù e Maria al Corso. Die Inscription ist: Rand rechts: Epitaphium Camilli a Cornu.


Hic situsCamillusa CORNV

Patritius Tarvisinus

& Canonicus, genio Principum

gratus & amicorum

Vir acris consilii

Omnigenæ literaturæ[495]

& fidei verè Germanæ

Moriens XIII. Febr. MDCLXXX. ann. LXX.

Reliquit huic Templo scuta 4000.

Posteris desiderium.


Die Kirche S. Gioseppe de Falegnami ist auf Unkosten der Tischler, Zimmerleute und Wagner, welche eine geistliche Brüderschaft aufgerichtet haben, nach dem Risse des berühmten Giac. della Porto erbauet, und finden sich darinnen gute Gemälde, absonderlich aber die Geburt Christi vom Carlo Maratti. Rand links: S. Gioseppe de Falegnami Unter dieser Kirche und gleichsam in ihrem Grundgewölbe ist S. Pietro in Carcere.

S. Giovanni Battista in fonte ist am Lateran, und wegen des Taufsteines, worinnen nach der heutigen Römer Vorgeben Konstantin der große vom St. Sylvester getaufet worden12. berühmt. Rand links: S. Giovanni Batt. in fonte.

Itzt sieht man in der Mitte dieses achteckigten Gebäudes ein großes Gefäß aus Pietra Egizzia mit einem Deckel von verguldetem bronzo. Rand links: Von Konstantins des großen Taufe. Rings herum stehen acht außerordentlich große porphyrne Seulen, so bey funfzehn Fuß hoch und anderthalb Klaftern dick sind. Wie etliche vorgeben, so hat man solche aus dem Pallaste des Pilatus zu Jerusalem genommen. Die acht Gemälde der Cuppola sind vom Andrea Sacchi, und die Fresco-Stücke in der Kirche vom Carlo Maratti, Gimignani, Camassei und Magnoni. Was man von den ehemaligen Reichthümern dieser Kirche und den unglaublichen Geschenken Konstantins des großen an dieselbe schwatzet, sind allem Ansehen nach Fabeln, welche sich samt der Tradition von Konstantins des großen Tausezu Rom auf nichts gründen, als auf die verdächtige Vitas Pontificum, so dem St. Damasus zugeschrieben werden. Allhier wird jährlich am Sonnabend vor dem Ostertage die Taufe der Türken und Juden durch den Kardinalvicarium verrichtet.

Auf der einen Seite dieser Kirche geht man in die Kapelle S. Joh. Baptistæ, und gegenüber in die Kapelle S. Joh. Evangelistæ. An beyderseits Pforten sind zwo kleine Porphyrseulen, und werden niemals Weibspersonen eingelassen. Vor der ersten Kapelle gegen den Taufstein hin, sieht man eine große eiserne Thür, die ehemals in Konstantins des großen Hause gewesen. Selbst die Kapelle S. Joh. Baptistæ soll diesem Kaiser zur Wohnung und Kammer gedienet haben. Man zeigt hierinnen das kleine Fenster, durch welches der Engel Gabriel zu der h. Mutter Maria gekommen. Rand links: Fenster, durch welches der Engel Gabriel gekommen. Anitzt ist es zugemauert.

Nächst hieran stößt die Kapelle der heil. Ruffina und Seconda, nebst der von St. Venantio, in welcher letztern zehn schöne schwarz-marmorne Seulen und zwey wohlgearbeitete Grabmaale der Kardinäle Ceva zu sehen sind.

Man besieht diese gemeldte Kapellen bequemlich zugleich mit der Basilica di S. Giovanni Lateraneuse, über deren äußerstem Eingange und der Hauptpforte an dem Architrave folgende Versus Leonini zu lesen sind: Rand links: S. Giovanni Lateranense.


Dogmate Papali datur, & simul Imperiali,

Quod sim cunctarum Mater Caput Ecclesiarum,

Hinc Salvatoris cœlestia regna datoris

Nomine sanxerunt, cum cuncta peracta fuerunt,[496]

Sie nos ex toto conversi supplice voto,

Nostra quod hæc Ædes, tibi Christe sit inclyta Sedes.


An der innersten Seite steht:


Sacrosancta Lateranensis Ecclesia, omnium Urbis & Orbis Ecclesiarum Mater & Caput.


Sie gehöret mit unter die vier Kirchen, welche imAnno Sancto oder Jubeljahre besuchet werden müssen, daher sie auch mit einer vermauerten Pforte, welche bey solcher Gelegenheit durch den Kardinal Erzpriester geöffnet wird, versehen ist. Diese Pforte unterscheidet man leicht durch das metallene und verguldete Kreuz, so daran zu sehen, und etwas kleiner als das von der St. Peterskirche ist. An dem großen Portal befinden sich die Thüren von bronzo, welche ehemals im Templo Saturni, der in die Kirche St. Adrians verwandelt worden, in foro Romano gewesen. Rand rechts: Thüren aus dem Temple Saturni.

Am Johannisfeste ist in dieser Kirche auf neun und zwanzigtausend Jahre Ablaß zu holen. Rand rechts: Neun und zwanzigtausend Jahre Ablaß. Längst dem mittlernNavi oder Gewölbe stehen zwölf große Statuen der Apostel, jede aus einem einzigen Stücke von weißem Marmor von den besten Künstlern gehauen, und zwar jede zwischen zwoen kostbaren Seulen vonVerde antico. Ueber ihnen sind bas-reliefs, und noch höher eben so viele Propheten gemalet. Das Bildniß unsers Heilandes von mosaischer Arbeit, so in vielen Feuersgefahren unbeschädigt geblieben, ist über der Tribuna, allwo er auch wunderbarer Weise erschienen, als diese Kirche eingeweihet worden. Sie wird zwar vom St. Johannes benennet wegen der Kapelle Johannis des Täufers, und Lateranensis von dem Römer Plantio Laterano, der unter dem Nero hingerichtet wurde, und hier seine Gärten hatte; allein der eigentliche Schutzherr, dem sie gewidmet, ist Christus.

Man geht um den Hauptaltar, welcher frey steht, herum, wie in der Domkirche zu Mayland, und findet man hinter der Tribuna etliche schöne Grabmaale Gabriel Philippuccii, Angeli Baracciani und des berühmten Malers Andreä Sacchi, welcher, wie in der Grabschrift gemeldet wird, picturæ ac vitæ lineas absolvit d. 21. Jun. 1666. ætat. 62. Rand rechts: Grab des Malers Andreä Sacchi. Ferner sind daselbst zu sehen die zwo ersten Statuen, die man vom Petro und Paulo gemacht haben soll. Rand rechts: Aelteste Statuen Petri u. Pauli. Eine knieende Person, so zwar ein männliches Gesicht und Runzeln, aber keinen Bart hat, wird von etlichen für die Johanna Papissa angesehen, von andern aber für Nikolaus den vierten ausgegeben. Rand rechts: Statua Johannæ Papissæ. Sie ist mit einer päbstlichen Krone gezieret und in weißem Marmor gehauen. In dem Hauptaltare ist ein anderer von Holz eingeschlossen, auf welchem St. Petrus Messe gelesen haben soll. Rand rechts: Altar, worauf Petrus Messe gelesen. Heut zu Tage darf niemand dasselbe darauf verrichten außer dem Pabste, und dem er schriftliche Erlaubniß dazu gegeben, welches aber auf nicht mehr als eine Messe geschehen darf Unter denen Reliquien, so in diesem altari Papali aufgehoben werden, befinden sich die Köpfe St. Petri und St. Pauli, eine Schulter des heil. Laurentii, ein Zahn des Apostels Petri, die Haare und Kleidung der heil. Maria, die Leinwand, womit Christus seinen Jüngern die Füße getrocknet, als er sie gewaschen hatte13, das Purpurkleid, so mit seinem Blute bespritzet ist, das Schweißtuch, welches im Grabe über seinem Gesichte gelegen; etwas von dem Blute und Wasser, so aus seiner Seite geflossen; ein Stück Gerstenbrodt von denenjenigen, womit fünftausend Mann gesättiget worden. Rand rechts: Reliquien: Tuch, womit Christus den Jüngern die Füßegetrocknet hat. Rand rechts: Ein Gerstenbrodt von denen, so Christus gebraucht.[497]

Auf dem Altare del SS. Sagramento steht ein Tabernakel, so aus vielen kostbaren Steinen zusammen gesetzet ist von der künstlichen Hand des Pompeji Targoni, der den berühmten Damm vor Rochelle angegeben, und also auf gar verschiedene Arten sei nes Namens Gedächtniß gestiftet hat. Vor diesem Altare stehen vier canelirte Seulen von verguldetem Metalle, und vier andere von korinthischer Ordnung aus grünem und weißem Marmor sind auf dem Altare zu finden. Rand links: Sonderbare Seulen. Was die ersten betrifft, so geben etliche vor, Titus Vespasianus habe sie aus dem Tempel zu Jerusalem genommen und nach Rom gebracht; andere wollen, Augustus habe sie gießen lassen aus denen metallenen Rüstungen, womit die Vordertheile der Schiffe seiner überwundenen Feinde Cleopaträ und Marci Antonii versehen gewesen; andere glauben, Sylla habe sie aus dem asiatischen Tempel des Jovis Olympici geholet; andere endlich behaupten, Domitianus habe sie gießen und ins Capitolium setzen lassen. Es steht jedem frey zu glauben, was er will. Anitzt sollen sie mit heiliger Erde aus dem Grabe Christi, welche Helena, die Mutter Konstantins des großen von Jerusalem gesandt hat, gefället seyn. Rand links: Erde aus dem Grabe Christi.

In der Kapelle St. Thomä verwahret man zwey Bretter von der Bundeslade, welcheso alt und verlegen sind, daß man nicht mehr erkennen kann, von was für Holze sie gewesen. Rand links: Bretter von der Bundeslade. Wie sie hieher gekommen seyn, weis auch niemand zu sagen. Wenigstens waren sie nicht im andern Tempel, es ist auch nichts davon auf Titi Vespasiani Triumphbogen zu sehen. Ferner zeigt man hier die Tafel von wohlriechendem Holze, worauf Christus sein letztes Nachtmahl gehalten. Rand links: Tisch vom letzten Abendmahle Christi. Ehemals war sie mit Silberblech beschlagen, wie die hie und da noch übrig gebliebenen Stifte andeuten, in den vielfältigen Zerstörungen der Stadt aber ist das Silber abgeschlagen worden und nur ein wenig davon geblieben, an dem Platze, bey welchem Christus gesessen, als woselbst es durch ein Wunderwerk sich nicht hat wollen abreißen lassen. Diese Tafel ist so klein, daß kaum zwo Personenan einer Seite sitzen können; man giebt aber vor, sie sey von einander gesäget worden, damit sie besser ins Gesicht falle, und liege sie doppelt über einander. Ich gestehe, daß ich diese angegebene Ursache nicht begreife. Denn da die Tafel ohnedem nicht groß war, so konnte man sie ja besser übersehen, wenn sie ganz geblieben wäre, und nicht die eine Hälfte die andere bedeckte, wie itzt geschieht. Platz hätte man überall für sie gefunden, und hätte sie eben nicht nöthig gehabt, an dem Orte, wo sie nun ist, aufgehoben zu werden14. Der Stab Mosis, so hier gleichfalls zum Vorscheine kömmt, ist eines Fingers dick und aus achteckigten schmalen Ringen von Eisen und Knochen oder Elfenbein wechselsweise zusammen gesetzet. Rand links: Stab Mosis. Der Stab Aarons, so gegrünet hat, ist dicker und am obern Ende mit einer Krümme, dergleichen wir heut zu Tage an den Bischofsstäben bemerken, versehen. Ein Stück von der Ruthe Aarons wird auch in St. Viti Kirche auf dem Schlosse zu Prag gezeiget, und der ganze Stab Mosis in der Sainte Chapelle zu Paris. Rand links: Ruthe Aarons. Alle diese schönen Sachen sind in der gemeldten Kapelle der lateranischen Kirche für drey Paoli zu sehen, und am grünen Donnerstage, wie auch an St. Thomastage werden sie öffentlich ausgestellt. Ich weis nicht, warum man diesen letzten Tag und die Kapelle von St. Thoma bey dieser Gelegenheit vor andern gewählet, indem doch dieser Heilige in dem übelsten Gerüchte wegen seines Unglaubens ist, und man auch mit einer starken Dose von Leichtgläubigkeit dennoch wohl in die Wahrheit der angeführten Reliquien einigen Zweifel setzen kann. Rand links: Observation wegen St. Thomä Tag und Kapelle.[498]

Nächst an der erwähnten Kapelle ist die Sacristey, über deren Eingange die metallenen Brustbilder Clemens des achten und Paulus des fünften stehen. Die Sacristey selbst ist mit vielem Marmor und Gemälden gezieret, unter welchen letzten die Verkündigung Mariä von Michael Angelo mit Oelfarben gemalet, als ein Meisterstück angesehen wird. Rand rechts: Schönes Gemälde von der Verkündigung Mariä. Maria ist stehend vorgestellt, und weil sie wegen Schreckens vor dem erscheinenden Engel die Hände gen Himmel faltet und zurück zu fallen scheint, so hat der Maler eine Art von Altar so wohl anzubringen gewußt, daß ihr dieser um stehend zu bleiben dienen muß. Eine Taube, welche sich auf sie herab läßt, und mit einer vortrefflichen Klarheit umgeben ist, giebt dem Stücke eine vollkommene Schönheit. Von mehr als zwanzig Päbsten, so in dieser Kirche begraben sind, sieht man nur die Denkmaale Martins des fünften aus dem Hause Colonna (nahe beym päbstlichen Altare) von Metall, und Alexanders des dritten, welches mitten in der Kirche und mit folgender Inscription versehen ist: Rand rechts: Grab Alexanders des dritten.


Alexandro III. Pont. Max.

Nobili Pandinella gente Senis nato

Qui difficillimis temporibus eximia pietate

Summa Prudentia ac Doctrina

Ecclesiæ præfuit annis XXII.

Invicta fortitudine atque constantia Apostolicæ

Sedis jura

Auctoritatem dignitatemque restituit, & post

Immensos labores

Ac solicitudines pace parta

Oecumenicum Lateranense Concilium

Celebravit

Sanctissimas de eligendo Summo Pontifice,

Deque vi & ambitu coercendo leges tulit

Thomam Cantuariensem Antistitem

Bernardum Clarevallis Abbatem

Quos viventes amicissimos habuit

Eduardum Angliæ, Canutum Daniæ, Reges,

Sanctorum numero adscripsit

Plurimisque aliis maximis rebus gestis vitæ demum & Gloriæ cursum confecit

Anno Sal. MCLXXXI. Cal. Sept.

Alexander VII. Pont. Max. nominis &

Muneris

In Ecclesia successor

Pontifici tanto Civi suo

Pios cineres veneratus posuit.


Ferner verdienet gesehen zu werden des im Jahre 1700 verstorbenen Kardinals Hieronymi Casanate marmornes Grabmaal, welches Le Gros verfertiget hat. Rand rechts: Des Kardinals Casanate Grab. An des Malers Joseph d' Arpino Monument findet man eine Probe, daß auch an solchen Werken, die mit vielem Bedacht und Fleiß gesetzt oder ausgearbeitet werden, dennoch offenbare Fehler einschleichen konnen, indem er mit dem Orden des heil. Geistes vorgestellet ist, da doch gewiß[499] ist, daß solcher niemals Künstlern zu Theile worden, und Arpino von Heinrich dem vierten nur mit dem Orden St. Michaelis beehret worden, welches auch aus folgender Grabschrift erscheint: Rand rechts: Fehler an des Jos d'Arpino Grabmaale.


D. O. M.

Josepho Cæsari Arpinati

Equiti S. Michaëlis

Qui summis Pontificibus & Regibus carus

Vitæ lineis actæ laudabiliter

Virtutem in se

Lineis vero picturæ elegantiam naturæ omnem

In tabulis ad miraculum expressit

Romamque sparso felicius colore quam cruore

Docuit pugnare rursus

Vincere atque in Capitolio trimnphare.

Merenti trophæum sed morienti

Dorothea Maggi ejus conjux

Mutius, Bernardinus, Flavius,

Filii mœrentissimi

Tumulum

Hic in Basilica Lateranensi

Posuerunt

Vixir annos LXXII. mens. IV.

Obiit ann. sal. MDCXL.


Der Fußboden der Kirche ist schön eingelegt, und hat man dazu hie und da große runde Stücke von Porphyr genommen. Sowohl hier als in St. Peter sind nach dem Unterschiede der Völker und Sprachen verschiedene Beichtstühle gebauet, und kann man aus der Ueberschrift sehen, wo jeder einen Beichtvater, der seine Sprache versteht, antreffen kann. Die Decke ist nicht gewölbet, aber gut verguldet. Innocentius der zehnte hat vieles zur Zierde dieser Kirche beygetragen, daher man sein Geschlechtswapen, nämlich eine Taube, sowohl hier, als in der St. Peterskirche an vielen Orten zu Gesichte bekömmt. Weil sich auch Heinrich der vierte von Frankreich sonderbar freygebig gegen diese Kirche erwiesen, und ihr zu vielen in seinem Königreiche vorher verlohrnen Einkünften wieder geholfen, so hat ihm das Capitel zur Dankbarkeit eine Statuam equestrem von bronzo aufrichten lassen. Rand links: Statua Equestris Heinrichs des vierten in Frankreich. Sie steht in der von Sixtus dem fünften gebaueten Galerie, und ist mit einem eisernen Gitterwerke umgeben, um alle Beschädigung und Verstümmlung zu verhüten, welche ihr ehedem bey etlichen Gelegenheiten, wenn der päbstliche Stuhl mit Frankreich nicht wohl stund, vom gemeinen Volke angedrohet und zu fürchten war. Das Modell dazu hat ein Lothringer, Namens Nik. Cordier verfertiget, und die Unterschrift ist folgende:


Paulo V. Pont. Max. Henrico IV. Francorum & Navarrorum Regi Christianissimo, Pietate alteri Clodevæo, varietate prœliorum Carolo Magno, amplificando Studio Religionis Sancto Ludovico, generis propagatori, statuam hanc æneam Sacrosanctæ Lateranensis Basilicæ Capitulum & Canonici grati animi monumentum collocandum curarunt, Carolo de Neufville Regio Oratore. Anno MDCVIII.
[500]

Eine völlige und weitläuftige Beschreibung dieser Kirche ist im Jahre 1657 mit vielen Kupfern zu Rom herausgekommen; der Kardinal Cäsar Rasponi, so im 1675 Jahre gestorben, und in dieser Kirche begraben liegt, hat ihre historischen Alterthümer untersuchet, daher unter andern in seinem Epitaphio die Worte gelesen werden: Rand rechts: Epitaphium des Kard. Rasponi.


Inter terrarum negotia nactus otia

Lateranensis Ecclesiæ

Eruditissimam scripsit Historiam

Annalium ipse materia

Omnibus virtute carus.


Durch die Sacristey geht man in den Umgang oder die Galerie des Klosters, welche auf der Seite gegen den innern Hof mit allerley kleinen artigen Seulen von weißem Marmor besetzet ist. Man sieht daselbst gleich anfangs einen mit alt-mosaischen Seulen gezierten Altar, durch dessen weißes marmornes Tischblatt von ziemlicher Dicke ein rundes Loch geht, so die Transsubstantiation außer allen Zweifel setzet. Rand rechts: Galerie des Klosters. Mirakel für die Transsubstantiation. Ein Priester, der entweder nicht daran glaubte, oder aus Unwissenheit eine schon gesegnete Hostie noch einmal segnen wollte, wurde seines Irrthums da durch überführet, daß die Hostie aus seinen Händen sich losmachte, durch das Altarblatt fiel und an einer darunter stehenden Seule mit einem Blutflecken beklebend blieb. Rand rechts: Länge des Herrn Christi. Ein anderer Stein ruhet auf vier Seulen, und deutet durch seine Erhöhung die Länge an, die der Heiland in den Tagen seines Fleisches gehabt haben soll. Man giebt vor, sie sey keinem Sterblichen gerecht, welches glauben mag, wer da will. So viel habe ich gefunden, daß diese Maaße sehr groß und eine Hand höher ist als diejenige, welche man mit eben solchen Nachrichten zu Mayland zeiget. Eine große allhier stehende Porphyrseule mit den eingegrabenen Worten: Et Gallus cantavit, ist diejenige, worauf der Hahn gesessen, welcher durch sein Krähen Petrum des gethanen Sündenfalles erinnerte. Eine in die Länge von einander getheilte Seule ist sonst ein einziges Stück gewesen, und durch das Wunderwerk beym Tode Christi gespalten worden. Man liest daran: Et scissæ sunt Petræ. Es wird auch die Seule gezeigt, worauf die römischen Fahnen ausgesteckt waren, als sie das über Christum ausgesprochene Todesurtheil ankündigen sollten. Ein schöner hier befindlicher Porphyrtisch hat den Soldaten gedienet, um darauf um das Gewand Christi zu würfeln. Ein hölzernes Kreuz wird zum Andenken aufgehoben, weil es ein bußfertiger Pilgrim zur Pönitenz von Prag nach Rom getragen. Es ist nicht gar groß und innen hol. Viele hier stehende Seulen und Steine sind mit hebräischen Aufschriften versehen. Rand rechts: Seule, worauf der Hahn gesessen. Eine Seule, so beym Leiden Christi sich gespalten. Fahnenseulen Pilati. Porphyrtisch, worauf die Soldaten gewürfelt. Hölzernes Kreuz, so von Prag nach Rom geschleppet worden. Hebräische Inscriptionen. Porphyrnes Grab der h. Helena.

Das kostbarste ist der porphyrne Sarg Helenä, der Mutter Konstantins des großen, aus einem einzigen Stücke, so mit großen bas-reliefs von Reutern und andern Figuren gezieret ist. Dieses Stück ist noch größer als das vorgegebene Grab Bacchi in der Kirche St. Constantiä, aber an vielen Orten beschädiget. Der Ort, wo man es unter einem runden Thurme, Torre Pignattara genannt, ausgegraben, ist ungefähr drey Meilen von Rom in Via Labicana. Pabst Anastasius der vierte ließ es hieher bringen, damit es ihm zu seinem eigenen Grabe dienen sollte; es wurde aber aus diesem Anschlage nichts, und steht es noch ledig.

Endlich kann ich die berufenen Stühle, welchesellæ stercorariæ oder exploratoriæ genennet werden, und in eben dieser Galerie, ich weis nicht, aus was für Ursachen, gestellet sind, nicht mit Stillschweigen vorbey gehen. Rand rechts: Sellæ stercorariæ. Es sind ihrer zween, und steht zwischen ihnen ein ordentlicher höherer Stuhl von weißem Marmor. Beyde sind von Porphyr oder[501] vielmehr von pietra Egizzia rossa, der nicht so schön und hart als Porphyr ist; der eine hat noch eine runde Lehne, an dem andern aber ist sie abgebrochen. Ehe ich sie noch gesehen, versicherte mich einsmals der Abbé Bencini zu Turin, sie wären nichts anders gewesen, als ordentliche Stühle der alten Römer, an welchen man eine Oeffnung gemacht und mit Holze ausgefüttert habe, damit der bloße Marmor nicht zu sehr kühle. Allein nachdem ich sie selbst in Augenschein genommen, so sehe ich nicht, wie sie zu solchem Endzwecke hätten eingerichtet werden können. Zu Nachtstühlen können sie auch nicht gedienet haben, weil die hintere runde Oeffnung nicht groß genug, und zu solchem Gebrauche bequem gewesen wäre15. Vielleicht hat man sie in Bädern gebraucht und Kohlen darunter zum räuchern gesetzet; wider welche Muthmaßung jedoch auch MARESIVSin Dissertatione de variis sedibus, quibus Pontifex Romanus imponitur, §. 33, seq. in Sylloge Dissertationum selectarum p. 894, s. verschiedenes beybringt. Ich habe auf meinen Reisen an vielen Ortenmancherley Stühle aus dem Alterthume gefunden; aber nirgends solche, die mit diesen einige Gleichheit hätten. Daß ehemals die Päbste, wenn sie Besitz vom Lateran genommen, auf den einen dieser Stühle gesetzt worden, leugnen die päbstlichen Scribenten nicht: und Mabillon giebt vor, es sey geschehen aus Demuth, und damit man auf sie die Worte, welche bey dieser Ceremonie gesungen wurden, anwenden könnte: Suscitat de pulvere egenum & de stercore erigit pauperem, ut sedeat cum Principibus & solium gloriæ teneat; daher auch der Stuhl selbst den Namen von sella stercoraria erhalten habe. Gleiche Meynunghegen BELLARMINVSde P. R. lib. III, c. 24, und Val. CHIMENTELLIVSin Marmore Pisano de Honore Biselle; welcher letzte so unverschämt ist, daß er die Oeffnung durch den Sitz des Stuhls gänzlich leugnet. (conf.Ceremon. Rom. lib. I, sect. 2, c. 3.)

Dieses ist wohl glaublich, daß die von etlichen vorgegebene häßliche Untersuchung des Geschlechts an Päbsten, erdichtet, und hätte man wenigstens nicht zween Stühle dazu nöthig gehabt; allein es sind nicht die Protestanten, welche diese Erzählung aufgebracht, sondern selbst Katholiken, die sich ihrer auch in satirischen Beurtheilungen des päbstlichen Stuhls bedienen. Sagte nicht JanusPANNONIVS vom Paulus dem zweyten? Rand links: Fabel von der exploratione sexus kömmt von Katholiken her.


Pontificis Pauli testes ne Roma requiras

Filia quam genuit, sat docet esse marem.

Sanctum non possum, Patrem te dicere possum

Cum video natam, Paule secunde, tuam.
[502]

Und MARVLLVS vom Innocentius dem achten aus der Familie der Cibo:


Quid quæris testes, sit mas an fœmina Cibo?

Respice natorum, pignora certa, gregem.


Die ganze Historie oder Fabel von der Päbstinn Johanna ist im Gange gewesen, ehe noch jemand an Lutherum gedacht, und darf man desfalls nur die ältesten ManuscriptaANASTASIIBibliothecarii und Martini POLONI nachsehen. Rand rechts: Gedicht von der Päbstinn Johanna. Des letztern Zeugniß habe ich auch in einem alten Codice der utrechtischen Bibliothek gefunden, desgleichen in einem andern zu Harlem aus der Stadtbibliothek, welcher der Abtey St. Bavonis zu Gent zuständig gewesen, wie seine eigene hinten angehängte Worte zeugen, da er meldet, wie er diese Chronik aus der florentinischen Bibliothek genau und sauber habe abschreiben lassen. BOCACIVSde illustribus mulieribus, gedruckt zu Ulm 1470, desgleichen PERGOMATISde claris mulieribus, gedruckt zu Ferrara 1497, stimmen damit überein: und ist daher kein Wunder, wenn auch Protestanten, als Maresius, Salmasius, Misson, Spanhemius, L'Enfant, des Vignoles, Leyser, die Wahrheit dieser Geschichte verfechten; da hingegen Blondel, Bayle und einige andere dawider sind16.

Noch eine Sella stercoraria, wovon aber Maresius keine Wissenschaft gehabt zu haben scheint, wird in dem Benedictinerkloster vom Monte Cassino gezeiget, und dabey vorgegeben, daß die Päbste der mittlern Zeiten, wenn sie nach ihrer Gelangung zur höchsten geistlichen Würde dieses Kloster aus gewöhnlicher Andacht besuchet, sich darauf gesetzet haben. Allein AngelusdeNVCEin excursu historico de Sella lapidea & de fistula argentea Casini exstantibus in notis ad Chronicon Cassinense, p. 488, sq, behauptet, daß solches Vorgeben falsch, und der Stuhl aus den alten Bädern übrig geblieben sey.

Bey dieser Kirche ließ der Pabst Sixtus der fünfte den alten verfallenen päbstlichen Pallast durch den Chev. Rand rechts: Palatium Lateranense. Fontana ganz neu und prächtig wieder erbauen; es haben aber seine Nachfolger niemals Luft gehabt, denselben ordentlich zu bewohnen. Im Jahre 1693 verwandelte ihn Innocentius der zwölfte in ein Armenhaus für das weibliche Geschlecht mit mehr als dreyßig tausend Scudi jährlichen Einkünften, in welchem Zustande er noch ist.

Vor dem Platze dieser Kirche und des Pallastes ist sowohl eine schöne Fontaine zu sehen, als der größteObeliscus, der in ganz Rom anzutreffen, indem er, ohne Piedestal und das darauf gesetzte eiserne Kreuz, hundert und zwölf Fuß hoch ist; zwo von seinen Seiten haben zehnthalb Fuß und die andern zwo acht Fuß in der untern Breite. Rand rechts: Obeliscus vor der Laterankirche. Er war anfänglich aus einem einzigen Stücke Pietra Egizzia oder Granito rosso, und stund in Circo maximo, wurde aber in den Kriegsunruhen verdorben und in drey Stücke zerschmissen, bis im[503] Jahre 1588 Sixtus der fünfte ihn durch Fontana17 hieher bringen und wieder aufrichten ließ. Die daran befindliche ägyptische Hieroglyphica geben den Gelehrten freyen Platz zu ihren Muthmaßungen. An der einen Seite des Fußgestelles liest man:


Fl. Constantinus

Maximus Aug.

Christianæ Fidei

Vindex & Assertor

Obeliscum

ab Ægyptio Rege

Impuro voto

Soli dedicatum


Sedibus avulsum suis

Per Nilum transferri

Alexandriam jussit

Ut novam Romam

Ab se tunc conditam

Eo decoraret

Monumento.


Auf der andern Seite:


Constantinus

Per Crucem Victor

a S. Silvestro


Hic baptizatus

Crucis gloriam

propagavit.


Auf der dritten:


Fl. Constantinus Aug.

Constantini Aug. F.

Obeliscum a Patre

Loco suo motum

diuque Alexandriæ

jacentem

Trecentorum remigum

Impositum navi


mirandæ vastitatis

Per Mare Tiberimque

Magnis molibus

Romam convectum

in Circo Max.

ponendum

S. P. Q. R. D. D.


Auf der vierten:


Sixtus V. Pont. Max.

Obeliscum hunc

specie eximia

temporum calamitate

fractum Circi Max.

Ruinis, humo limoque

alte demersum multa

Impensa extraxit


Hunc in locum magno

labore transtulit

formæque pristinæ

accurate restitutum

Cruci invictissimæ

dicavit.

A. MDLXXXVIII. Pont. IV.


Man sieht wohl, daß dieses lauter Inscriptionen sind, welche erst unter Sixtus dem fünften verfertiget worden. Es verdienet aber auch die ehemalige Aufschrift, wie sie Fontana an den Stücken der altenBasis zusammen gebracht hat, gelesen zu werden:


Patris Opus munusque suum tibi Roma, dicavit

Augustus toto Constantius orbe recepto;

Et quod nulla tulit tellus nec viderat ætas,

Condidit, ut claris exæquet dona triumphis;[504]

Hoc decus ornatum, Genitor cognominis Urbis

Esse volens Cæsar, Thebis de rupe revellit:

Sed gravior divum tangebat cura vehendi,

Quod nullo ingenio, nisuque manuque moveri

Caucaseam molem, discurrens Fama moneret:

At Dominus Mundi Constantius omnia fretus,

Cedere virtuti, terris incedere jussit,

Haud partem exiguam montis pontoque tumenti

Credidit, & placido vecta est velocius Euro,

Littus ad Hesperium, populo mirante carinam,

Interea Romam Taporo vastame Tyranno

Augusti jacuit donum, studiumque locandi

Non fastu spreto; sed quod non crederet ullus,

Tantæ molis opus superas consurgere in auras;

Nunc veluti rursus rufis avulsa metallis

Emicuit, pulsatque Polos hæc gloria dudum,

Auctori servata suo, cum cæde Tyranni,

Redditur, atque aditu Romæ virtute reperto,

Victor ovans ubique locat sublime Trophæum,

Principis, & munus condignis usque triumphis.


Auf der andern Seite dieses Platzes ist das wohlangelegte Hospital von S. Johanne Lateranensi zu sehen, worinnen allezeit etliche hundert Kranke beyderley Geschlechtes in verschiedenen Theilen des Gebäudes wohl unterhalten und jeder mit einem eigenen Bette versorget wird. Rand rechts: Hospital vom Lateran. Man besieht auf diesem Platze zugleich die Scala Santa oder Treppe, welche der Herr Christus öfters in Pilati Hause auf- und abgestiegen, ehe er zu seinem Tode geführt worden. Rand rechts: Scala santa. Die andächtige Helena soll auch diese Reliquie von Jerusalem nach Rom gesandt haben, und ist sie ohne sonderliche Hochachtung in dem alten Pallaste des Laterans gelegen, bis sie Sixtus der fünfte hat hieher bringen und in ein besonderes Gebäude durch Fontana einfassen lassen. Die Facciata zeigt fünf Thüren, welche die Eingänge zu eben so vielen Treppen sind. Die zwo, so auf den beyden Seiten sind, haben dreyßig Stufen aus tiburtinischen Quadersteinen, die mittelste aber, als das Heiligthum, ist von weißem Marmor, und besteht aus acht und zwanzig Absätzen oder Tritten, welche durch den andächtigen Gebrauch so sehr abgenutzet worden, daß man hölzerne Bretter darüber befestigen müssen, zwischen deren jedem und seiner Stufe, die er bedecken soll, in der Mitte die Hölung fast Hand hoch ist, also daß, wenn man diese Vorsorge nicht gebrauchet hätte, diese Treppen schon längst gänzlich würden durchgeknieet worden seyn. Denn es darf niemand solche mit Füßen betreten, sondern hinaufwärts knieet man, und im Hinuntersteigen bedienet man sich der Nebentreppen, auf welchen man ungehindert gehen darf, wie man will. Auf jedem Tritte der Scalæ Sanctæ bethet man ein Pater Noster und Ave Maria, wofür man auf drey Jahre und vierzig Tage Ablaß rechnen kann. Rand rechts: Reliquien in Sancto Sanctorum. Zu Ende dieser Treppen kömmt man an dasSanctum Sanctorum oder eine enge Kapelle, in welcher die zum lateranischen Pallaste gehörigen Heiligthümer verwahret werden. Rand rechts: Bildniß Christi vom Lukas. Die vornehmste darunter ist das sogenannte εἴκον αχειροποιητὸν oder das Bildniß des Herrn Christi, welches St. Lukas zwar angefangen zu malen, die Engel aber geendiget haben, daher es den Namen und den Ruhm,[505] daß es nicht von Menschenhänden verfertiget sey, führet. Es ist, wie man sagt, auf ein Brett von Palmenholze gemalet, in Silberblech, so mit einigen Edelgesteinen besetzet ist, eingefasset und mit Krystallgläsern überzogen, durch welche man es bey angezündeten Lichtern sehen kann. Diejenigen, so Bedenken tragen, diesem Gemälde die verlangte Ehrerbiethung und Anbethung wiederfahren zu lassen, müssen sich mit der Copey, welche an dem hölzernen Laden vor dem eisernen Gitter außenher gemalet ist, begnügen lassen, sowohl als das sämmtliche weibliche Geschlecht, welches vor diesem Gitter stehen bleiben18 muß und niemals eingelassen wird. Rand links: (Unrecht, so dem weiblichen Geschlechte hier wiederfährt.) Mahomet hat in der Einquartierung des Frauenzimmers vor den Fenstern des Paradieses gleiche Härte bezeiget, gegen ein Geschlecht, welches doch den Ruhm und Namen von besonderer Devotion hat19. Die Ursachen solcher Strenge mag ich hier nicht untersuchen. Zwar haben sie zum Tode Johannis des Täufers vieles beygetragen; allein man schließt sie auch aus von vielen heiligen Orten, die mit den Reliquien Johannis keinen Zusammenhang und Verwandschaft haben. Um aber wieder auf das Portrait Christi zu kommen, so soll es ihn zwar vorstellen, wie er im drey und dreyßigsten Jahre seines Alters gewesen; allein nach der Größe des Brettes kann die ganze Gestalt nicht viel über fünfthalb Fuß hoch seyn, welches mit der im Umgange des lateranischen Klosters angegebenen Höhe gar nicht besteht. Man sieht in demSancto Sanctorum nur die obere Halfte des Leibes Christi, die andere ist bedecket.

Aus einem aufgehängten Verzeichnisse erhellet, daß ferner allhier aufgehoben werden 1) viele Stücke Stein und Erde von den Bergen Golgatha, Sinai und dem Oelberge, 2) der Nabel Christi, 3) ein Stück von seiner Vorhaut20, 4) ein Stück von dem Steine, auf welchem der Engel im Grabe Christi gesessen, 5) viele Gebeine von den unschuldigen Kindern, 6) etliche von Engeln verfertigte Meßgewande, 7) ein Handtuch oder Serviette von dem letzten Abendmahle des Herrn Christi, 8) ein großes Stück von dem Schwamme, womit Christus am Kreuze getränket worden, 9) der Stuhl, worauf der Heiland bey dem Genusse des letzten Osterlammes gesessen, 10) etliche Servietten, womit die Engel dem h. Laurentius, als ergebraten wurde, den Schweiß abgewischet21. Rand links: Besondere Relianien. Diese und andere Heiligthümer liegen in der Capella Sancta Sanctorum und zwar unter dem Hauptaltare, an dessen Architrave der Pemameter steht:


Non est in toto sanctior orbe locus.


Dieser Altar ist so heilig, daß auch selbst der Pabst nicht Messe darauf lesen darf, und geschieht solches nur in zwoen andern daran stoßenden Kapellen, wie solches SORESINVS in seinem Buche von der Scala Sancta berichtet. Rand links: Altar, worauf selbst der Pabst nicht Messe lesen darf. Wegen dieser letzten muß ich noch erinnern,[506] daß auch in der Kirche S. Michel' Arcangelo eine Art von heiliger Treppe anzutreffen sey, worauf man nur knieend fortkommen kann. Rand rechts: Andere Art einer Scalæ Sanctæ. Sie besteht aus drey und dreyßig Stufen, zu Ehren der drey und dreyßig Jahre, welche Christus sichtbarer Weise in dieser Welt zugebracht hat; was ihr aber eine sonderbare Heiligkeit gebe, ist mir unbekannt. Diese Art der Andacht könnte man indessen wohl preces Deo globulis & genibus adnumerare nennen.

Die Kirche von S. Giovanni Battista decollato ist mit trefflichen Gemälden, und alle Altäremit schönem braunen Marmor gezieret. Rand rechts: S.Giovanni Battista decollato. Die Enthauptung Johannis auf dem Hauptaltare ist ein Meisterstück vom Giorgio Vasari. In der Sacristey, oder vielmehr in dem Oratorio ist die Abnehmung Christi vom Kreuze durch Giacomino del Conte wohl vorgestellt; ich weis aber nicht, ob ein Mensch, der etliche Stunden mit ausgespannten Armen am Kreuze gehängt, und schon anfängt zu erkalten, sie so gleich und platt an den Leib könne fallen lassen, als sie hier gemalet sind. Auf gleiche Weise kömmt mir die Stellung der tanzenden Herodias in dem vom Pirrho Ligorio verfertigten Stücke sehr gezwungen, wo nicht gar unmöglich vor.

In diesem Oratorio sind itzt drey Stücke vom Raphael, welche die heilige Maria mit dem Leichname ihres Sohnes vorstellen.

In besagter Kirche versammlet sich eine geistliche Brüderschaft, in welche keine andern als Florentiner aufgenommen werden. Rand rechts: Florentinische Confraternität, so die Missethäter zum Tode begleitet etc. Ihr Amt ist, daß sie für die Bekehrung und das letzte Ende der zum Tode verurtheilten Missethäter sorgen, ihnen zusprechen, Messe für sie lesen lassen, und des Abends nach ihrem Tode sie wieder abholen und auf ihrem Kirchhofe begraben. Diese Gesellschaft heißt Compagnia oder Archiconfraternità della Misericordia, und ihre Mitglieder tragen, wenn sie in Proceßion gehen, einen schwarzen Sack, worauf das abgehauene Haupt Johannis zu sehen ist. Um dem armen Sünder zuzusprechen, werden in der Nacht vor seinem Ende zween der beredtesten aus der Gesellschaft an ihn abgefertiget; bey der Ausführung aber zum Richtplatze geht die ganze Brüderschaft vor ihm her, und dahin zielet die Stichelrede, wenn man in Rom von den Florentinern (welche man ohnedem hasset) sagt: es sey nicht gut, einen Mann von solcher Nation weder vor sich, noch hinter sich, noch auf der Seite zu haben. Rand rechts: Raillerie wider die Florentiner Die zwo letzten Umstände deuten auf ein bestialisches Laster, so man ihnen mehr als andern Italienern Schuld giebt, und auf ihr vieles Schwatzen.

Von itztgedachter Kirche ist zu unterscheiden S. Giovanni Battista de'Fiorenti, à strada Giulia, welche einen trefflichen Hauptaltar hat zwischen zweyen schönen Grabmonumenten der Falconieri, davon der eine Kardinal gewesen. Rand rechts: S. Giov. Batt de' Fiorenti à strada Giulia. Linker Hand, wenn man in die Kirche geht, sind zwey wohlgearbeitete Begräbnisse der Prälaten Corsini und Acciaiuoli von Algardi und[507] Ferrata verfertiget, und ehe man an dieselbe kömmt, bewundert man das Grabmaal der Marquisinn Riccardi, über welchem ihr Brustbild in weißem Marmor mit folgender Inscription steht: Rand links: Grab der Marquisinn Riccardi.


Franciscæ Caldarinæ Pecoræ

March. Riccardæ

Quæ præclaris Virum Gabrielem March. de Riccardi

Pro Seren. Ferd. II. M. Hætr. Duce

Apud Innoc. X. & Alex. VII. P. P. M. M. Oratorem

Romam sequuta

dum religione, comitate, const. omnique virtute

probatissima

Per XI. annor. spatium urbis omnes sibi conciliaret amores

Hominibus æque ac Deo chara,

Mortalibus erepta est, ut superis donaretur.


In der Kapelle der Sacchetti ist ein vom Bresciano modellirtes und vom Paolo San-Quirico, einem Parmesaner, gegossenes metallenes Crucifix und um dasselbe schöne Marmorarbeit zu sehen; desgleichen auch ein Gemälde auf Holz, so Christum, wie er vor seinem Leiden im Garten bethet, vorstellet, und sehr hoch geschätzet wird.

Die Kirche der zween Märtyrer Johannis uno Pauli hat einen schönen Fußboden und treffliche Seulen von Granito Orientale, auch eine von Alabastro Orientale beym Altare. Ihre Gemälde verdienen nicht weniger gesehen zu werden.

S. Girolamo della Carità pranget mit vielen Bildhauerwerken, sonderlich an dem Hauptaltare, in der Kapelle Philippi Neri und Capella di Spada. Rand links: S. Girolamo della Carità. Aus der Kammer, worinnen Phil. Neri drey und dreyßig Jahre lang gewohnet hat, ist ein Oratorium gemacht. Das Gemälde am Hauptaltare, worauf Domenichino den h. Hieronymum, der an seinem Ende noch das heilige Abendmahl bekömmt, vorgestellet hat, wird für eins der besten Stücke der Stadt Rom gehalten.

Die Kirche von S. Gregorio Magno, nel Monte Celio hat einen viereckigten Vorplatz und in demselben viele Grabmaale, worunter des Oberti Riparolii Patritii Genuensis. utriusque Signaturæ Referendarii Monument mit einem schönen bas-relief von bronzo, so Christi Einzug auf einem Esel vorstellet, versehen ist. Rand links: S. Gregor. M.

Linker Hand in der Kirche zeigt sich ein Familiengrabmaal der Crescentier, welches Martin Lunghi verfertiget hat.

Von der hier nächst anliegenden Kirche di S. Andrea habe ich schon gemeldet. Die andere Kapelle oder Kirche, so in diesem Garten liegt, ist der St. Sylvia, Mutter des St. Gregorius gewidmet. Rand links: Kapelle der h. Sylvia. Ihre darinnen befindliche Statue hat Franciosini verfertiget, und die Decke der Kirche ist vom Guido Rheni gemalet.

In dem dritten Oratorio ist die marmorne Tafel zu sehen, an welcher Gregorius der große täglich zwölf Arme za speisen pflegte, bis einsmals ein dreyzehnter Gast dabey bemerket, und nach genauerer Untersuchung ein Engel zu seyn befunden wurde. Rand links: Oratorium Gregor. M. Warum der Pabst am grünen Donnerstage dreyzehn Armen die Füße wasche. Von selbiger Zeit nahm er allezeit dreyzehn Arme an solche Tafel, und seine Nachfolger auf dem päbstlichen Stuhle sind bey solcher Zahl geblieben, wenn sie die armen Priester am grünen Donnerstage bedienen; gleichwie man auch aus demjenigen, was dem heil. Gregorius einsmals begegnet seyn soll, eine Veränderung in derMissa Papali gemacht hat. Denn wenn der Pabst gesungen hat: Pax Domini sit semper vobiscum; so antwortet das Chor nichts; weil ehemals[508] bey solcher Gelegenheit die Engel dem Gregorius dem großen geantwortet: Et cum Spiritu tuo; und man itzt Bedenken trägt ihnen vielleicht in die Rede zu fallen. Rand rechts: Aenderung, so in der Missa papali zu bemerken. Die itzterwähnte Speisung der zwölf Armenist nebst andern Thaten des Gregorius vom Antonio Viviani d' Urbino an der Wand à fresco gemalet. An der marmornen Tafel selbst, so aufbewahret wird, stehen die Worte:


Bis senos hic Gregorius pascebat egenos,

Angelus & decimus tertius accubuit.


Die schöne hier befindliche Statue Gregorius des großen ist vom Michael Angelo Buonarota angefangen, und nach seinem Tode vom Franciosini vollendet worden.

Die den Jesuiten und zum Collegio Romano gehörige Kirche St. Ignatii hat eine schöne Facciata, ist sehr hoch gewölbet, und wird von vielen nach St. Peter für die schönste Kirche von Rom gehalten. Rand rechts: St. Ignatis. Der Pater Andreas Pozzi aus ihrem Orden, hat sonderlich mit seiner Malerey an dieser Kirche viele Ehre eingelegt, und die von ihm auf Leinwand ge malte Cuppola läßt nicht anders, als wenn die Decke der Kirche zu einem hohen und schönen Dome durchbrochen wäre. Rand rechts: Perspectivische Gemälde. Der Platz auf dem Fußboden, von welchem man diese Perspective am besten betrachten kann, zeigt folgende eingegrabene Verse:


In medio virtus sua sie miracula pandit,

Ars melius medium sie tenet illa suum.


In der Kapelle des heil. Ludovici Gonzagä, welche der Familie Lancelotti vierzigtausend Scudi gekostet haben soll, sind trefflich schöne gewundene Seulen von Verde antico aus einem Stücke mit Laubwerke von verguldetem Metalle zu sehen. Rand rechts: Kostbäre Kapelle. An der auf dem Altare gleichsam in Entzückung liegenden Statue des Heiligen aus weißem Marmor hat Pierre le Gros ein Meisterstück bewiesen. Rand rechts: Schöne Statue.

Das in dieser Kirche befindliche marmorne Grabmaal des Pabstes Gregorius des funfzehnten giebt denen, womit die St. Peterskirche pranget, nichts nach. Rand rechts: Grab Gregorius des funfzehnten. Das Dessein dazu hat P. Bonanni verfertiget, Le Gros die Statue des Pabstes, und Vinacci die übrigen Zierrathen von verguldetem Metalle, welche zu dem Himmel oderDais, unter welchem der Pabst sitzt, gehören. Der Sarg, worinnen der päbstliche Leichnam liegt, ist aus einem einzigen großen Stücke Verde antico; und steht unter demselben, in eben diesem Monument, der etwas kleinere Sarg seines Brudernsohnes des Kardinals Ludovisii aus einem einzigen Stücke Porphyr.

Der Hauptaltar dieser Kirche ist perspectivisch vom Pozzo gemalet, und hat man nunmehr an vielen Orten die Stücke der besten Maler aufgestellet, an statt daß sie noch im vorigen Jahrhunderte, als eine ganz neue Kirche, wenig damit versehen war.

Die Kirche di S. Lorenzo fuori delle Mura liegt an dem Wege nach Tivoli, und besitzt den Körper des Märtyrers Laurentius, welcher unter dem Hauptaltare in einem Sarge von Granito Orientale liegt. Rand rechts: S. Lorenzo fuori delle Mura. Höflichkeit des h. Laurentii nach seinem Tode. Der Pabst Pelagius brachte in nachfolgenden Zeiten den Leichnam des ersten Märtyrers Stephani von Konstantinopel nach Rom, und legte ihn mit in diesen Sarg, welches dem heil. Laurentius so wohl gefiel, daß er dem neuen Gaste in seinem Sarge nicht nur freywillig Platz machte, sondern auch die rechte Hand gleichsam zur Bewillkommung wunderbarer Weise darboth22. Wer von dem Blut und Fett des gebratenen Laurentius sehen will, kann hier seine Neugierigkeit oder Andacht stillen. Auf jeder[509] Seite der Kirche sieht man einen alten mit mancherley-färbigen Steinen eingelegten Predigtstuhl oder Ambonem, und auch sonst hin und wieder in der Kirche dergleichen Arbeit. Rand links: Ambones. Man zählct darinnen sechs und vierzig schöne Seulen, theils von Granito, theils von griechischem Marmor, die ehemals im Templo Martis gestanden sind. Der gleichfalls marmorne Himmel oder Baldacchino des Hauptaltars ruhet auf vier Porphyrseulen, und der Altar selbst wird itzt mit neuer Bildhauerarbeit gezieret. Man findet hier zween alte marmorne Särge, davon der eine, welcher Vögel, Früchte und Weintrauben vorstellet, nun hinter den Altar gesetzt worden, um dem neuen Taufsteine Platz zu machen. Zur Rechten des Hauptaltars ist das schöne Denkmaal Josephi Rondinini zu sehen. Rand links: Grab der Mutter Joh. Barclaji. Linker Hand dieses Altars liest man auf einem Grabsteine:


Nobili Annæ Malleviller Lotharingæ, quæ filium Jo. Barclajum scotum23 uti nobilitate ita eruditione clarissimum secuta Romam pie vixit et obiit octogenaria atque hic sepulta fuit anno Sal. MDCXXVIII. die VI. Idus Martias. Quisquis legis pacem illi apprecare.


Aus der Kirche geht man durch eine Treppe hinunter in die Catacombas24. Rand links: Catacombæ. Stein, womit Stephanus gesteinigt worden. In der Sacristey zeiget man einen Stein von orientalischem Achat, so einer von denen gewesen seyn soll, womit Stephanus gesteiniget worden.

S. Lorenzo in Lucina, so auf dem alten Platze des Tempels der Juno gebauet ist, hat schöne Gemälde, unter welchen die Kreuzigung Christi auf dem Hauptaltare insbesondere zu bemerken ist. Rand links:S. Lorenzo in Lucina. Grab des berühmten Malers Poussin. Der berühmte französische Maler Nik. Poussin, welcher im Jahre 1665 im ein und siebenzigsten Jahre seines Alters zu Rom gestorben, liegt allhier begraben, und Bellorius hat sein Andenken mit folgenden schönen Versen beehret:


Parce piis lacrymis, vivit Pussinus in Urna,

Vivere qui dederat, nescius ipse mori.

Hic tamen ipse silet; si vis audire loquentem,

Mirum est, in tabulis vivit & eloquitur.


An der Kirche S. Liugi de' Francesi sieht man ein treffliches Portal, und innerhalb derselben viele kostbare Gemälde, sonderlich in der andern Kapelle zur rechten Hand, woselbst etliche Stücke vom Guido Rheni und Domenichino stehen. Rand links: S. Luigi de' Francesi. Die Himmelfahrt Mariä auf dem Hauptaltare hat der Venetianer Francesco Bassano gemalet. Unter vielen hier begrabenen Franzosen befindet sich der Kardinal d'Ossat und Henricus de la Grange, Marquis d'Arquian, Vater der Königinn in Polen, Maria Casimira, welcher im Jahre 1707 verstorben ist. Rand links: Grab des Kardinals d'Ossat, und des Marquis d'Arquian. S. Luca in S. Martina.

S. Luca in S. Martina liegt am Campo Vaccino, und ist von einem sehr schönen Dessein, welches der berühmte Maler und Baumeister Pietro di Cortona angegeben hat. Ehemals[510] soll Templum Martis auf diesem Platze gestanden seyn: und weil man auch den Körper der heil. Martina allhier gefunden, so las man vor der letztgeschehenen Reparation der Kirche, über der alten Thüre:


Martyrii gestans Virgo Martina coronam

Ejecto hinc Martis numine Templa tenet.


Das berühmte Gemälde, so den St. Lukas vorstellet, wie er Mariam malet, ist vom Raphael d'Urbino, und steht auf dem Hauptaltare, welcher von weißem Marmor sehr schön gearbeitet ist, und eine neue Zierde bekömmt durch die vom Nic. Menghino verfertigte Statue der heil. Martina, die als schlafend über dem Altartische liegt. Rand rechts: Schöne Statue. An der ersten Kapelle rechter Hand hat Lazarus Baldi seine Baukunst bewiesen, und sieht man in selbiger ein gleichfalls von ihm verfertigtes Gemälde, so die Marter St. Lazari, der seiner Profession ein Maler gewesen seyn soll, vorstellet. Rand rechts: Epitaphium Lazari Baldi, Lazarus Baldi selbst ist allhier begraben mit dem Epitaphio:


In laboribus & vigiliis

A juventute mea usque ad senectutem

semper vixi,

Nunc morior & exspecto

Donec veniat immutatio mea.

Domine

Dum veneris

Noli me condemnare.


Ferner:


Qui Lazarum resuscitasti

a monumento fœtidum

resuscita me

Et jube me venire ad te,

Ut in æternum benedicam te.


Priscianus würde wohl verlangen, daß es hieße benedicam tibi; allein auf Grabschriften muß man nicht allezeit das reinste Latein suchen. Rand rechts: und seiner Schwester. Auf der andern Seite des Altars (an welchem itztgemeldte Inscription steht) liest man in einer Parodie die Grabschrift der Schwester Lazari Baldi mit folgenden Worten:


In castitate & jucunditate

Ab adolescentia mea usque ad Senectutem

semper vixi

Nunc morior, & in novissimo die

de terra resurrectura sum[511]

Et in carne mea cupio videre

Deum

Salvatorem meum.


Ferner:


Qui duodecim millia

Ex omni tribu signasti,

humiliter quæso

signa me

Ut in æternum glorificem te.


Aus der Kirche geht man durch eine Treppe in die untern Gewölber, und findet man in dem ersten Gange folgende Schrift: Rand links: Undeutliche Inscription.


Sie premia servas Vespasiane dire

Premiatus es morte Gaudenti letare

Civitas ubi glorie tue autori

Promisit iste dat Kristus omnia tibi

Qui alium paravit theatrum in celo.


Einige Gelehrte, so lieber ungegründete Dinge vor bringen, als ihre Unwissenheit erkennen wollen, haben diese undeutlichen Worte dahin erkläret: daß Gaudentius ein Baumeister gewesen sey, dessen sich der Kaiser Vespasian bey Aufführung eines Theaters bedienet, unter dem Versprechen, ihm hernachzur Belohnungeine Stadtzu schenken; nachdem aberdas Werk zu Stande gekommen, sey Gaudentius als ein Christ angegeben und hingerichtet worden. Zu mehrer Beschönung dieser Meynung erklären sie den Namen Vespasians nicht von dem gütigen Flavius und Titus, sondern von dieses letztern Bruder Domitian. So wenig hiedurch der Inhalt der Worte gesichert wird, so wenig wird auch die schlechte Syntax und üble Orthographie gerechtfertiget werden können; der Inhalt aber würde folgendermaßen folgen: Sic præmia servas Vespasiane dire? ubi civitas quam promisisti? gloriæ tuæ auctori, scilicet Architecto, præmiatus es morte? o Gaudenti, lætare. Promisit quidem iste Imperator: at Christus onmia tibi dat, qui aliud paravit theatrum in cœlo. Quod igitur Imperator non præstitit, excellentius largietur Christus.

Gegenüber ist ein Monument zu Ehren des Equitis Petri Beretini, Nobilis Cortonensis, Pictoris & Architecti, welcher im Jahre 1669 verstorben, aufgerichtet, weil er außer andern guten Werken auch diese Kirche zum Erben eingesetzet. Rand links: Unterirdische Kapelle. In der mittelsten unterirdischen Kapelle stehen vierzehn schöne marmorne Seulen, darunter etliche von Cipollino und im Templo Martis gefunden worden sind. Das hier am Altare befindliche bas-relief von Alabaster, so die Dreyfaltigkeit vorstellet, ist vom Alexander Albani. An der Wand stehen die vier weiß-marmorne Statuen Theodora, Dorothea, Euphemia und Sabina. In der nächstdaran stoßenden Hauptkapelle findet man schöne Marmorarbeit und etliche violettene mit weiß vermischte Seulen von breggiolato Orientale. Der Sarg der h. Martina unter dem Altare ist von Diaspro sanguineo. An dem Ciborio auf dem Altare sind zwey treffliche bas-reliefs aus Alabastro Orientale vom Cosmo Fancelli, und bemerkt man an der einen Seite ein Stück Amethyst einer Spanne lang und einer Hand breit. In einer andern zur rechten Handerbaueten Kapelle ist ein altes griechisches Gemälde, so die Maria vorstellet, aber vielen Schaden gelitten hat. Unter dem Altare ist eine schöne Urne oder Sarg, aus schwarzem und weißem Alabastro di Sicilia.[512]

Da diese Kirche dem Evangelisten Lukas gewidmet ist, so ist kein Wunder, daß die Maler den Ort ihrer wöchentlichen Versammlung nächst an derselben angeleget haben, und verdienet diese Akademie von Fremden besehen zu werden. In der ersten Kammer des Gebäudes findet sich gute Bildhauerarbeit, worunter viele Stücke in pietra cotta oder gebranntem seinen Thone, welche zu Erlangung gewisser gesetzten Preise verfertiget worden. Rand rechts: Versammlung der Maler nahe an dieser Kirche. Schöne Gemälde in ihrer Akademie. Unter den Gemälden im andern Zimmer sind die vornehmsten ein Dessein des Marchese Patricii vom Kindermorde Herodis; eine Weibsperson so eine Taube in der Hand halt en mignature von der Rosalba, welches Stück hundert Pistolen geschätzet wird; St. Hieronymus von Maratta; St. Magdalena von Perugini. Die Gesetze der Akademie sind ander Wand angehängt, und ist eines darunter, daß niemand unter seinem dreyßigsten Jahre zum Mitgliede aufgenommen werden soll. Rand rechts: Gesetze. In dem obern Saale, woselbst die Malerschule ist, sind die Portraite berühmter Maler zu sehen; desgleichen eine Statua Veneris, so in der Stellung der Mediceischen gar ähnlich kömmt, in der rechten Hand abereinen Apfel hält. Man hebt hier auch die Hirnschale des berühmten Malers Raphael auf, mit den darunter geschriebenen Versen: Ille hic est Raphael etc. welche über seinem Grabe in der Rotonda gelesen werden. Rand rechts: Hirnschale des Malers Raphael.

In der Kirche St. Marco steht zwar ein alter päbstlicher Sessel oder Stuhl aus Marmor, dessen Sitz vornen her nicht in gerader Linie läuft, sondern etwas eingekrümmet ist, übrigens aber mit den verdächtigen Stühlen des Laterans keine Gleichheit hat. Rand rechts: St. Marco. Ein alter päbstlicher Sessel. Grabmonument Die Bildhauerarbeit an dem Grabe des Kardinals Vidmann ist vom Como Fancelli. Des Kardinals Bragadino schönes Monument hat Raggi verfertiget, und ist daran vornehmlich der große Sarg aus einem einzigen Stücke Pietra Paragona zu sehen. Des Kardinals de Priolis Grabmaal von weißem Marmor verdienet gleichfalls nicht vergessen zu werden, nebst dem neuen Monumente, so einem jungen Venetianer, Franc. Erizzo, der im 1700ten Jahre in Rom gestorben, aufgerichtet worden. Man sieht daran zwoFamas von weißem Marmor, welche sein Brustbild an eine große schwarze Pyramide, die mit gelbem Marmor eingefasset ist, befestigen.

S. Maria degl' Angeli alle Terme Diocleziane nimmt einen Theil des Platzes ein, worauf Diocletian durch vierzigtausend Christensclaven in sieben Jahren seine Bäder von solcher Weitläuftigkeit aufführen lassen, daß nach Olympiodors Berichte dreytausend zwey hundert Personen zu gleicher Zeit, ohne einander zu sehen, darinnen baden konnten. Rand rechts:S. Maria degl' Angeli (Diocletians warme Bäder.) Die kostbaren Ueberreste davon sieht man noch in der itzigen Kirche an acht ungemein großen Seulen, deren jede aus einem einzigen Stücke Granito Orentale verfertiget ist. Drey Männer können kaum eine solche Seule umklaftern, und scheint ihre Höhe von zwanzig bis vier und zwanzig Fuß zu seyn. Eigentlich haben sie weder einerley Dicke noch Höhe, und we. gen des letzten Umstandes stehen die höchsten tiefer in der Erde, damit die oberste Höhe der Gesimse in eine Gleichheit der Linie komme, welche Einrichtung schon vom Diocletian geschehen seyn muß, und sind vermuthlich diese Seulen aus verschiedenen andern Gebäuden zusammen gebracht worden. Von der großen Menge anderer in dieser Gegend ehemals befindlichen Seulen hat man viele weggeführet, und zu verschiedenen Gebäuden verbrauchet; indessen stehen doch außer den obgemeldten achten noch eben so viele andere in demjenigen Theile der Kirche zerstreuet, welcher noch nicht erneuert worden. Denn man trifft hier wirklich das verfallene Alterthum und ein neues prächtiges Werk auf einer Stelle an. Der vorderfte Theil der Kirche giebt die Vorstellung der alten ruinirten Bäder, und der andere Theil gegen den Altar eine schöne neue Kirche, die in der Form eines griechischen Kreuzes nach dem Angeben des Mich. Angelo Buonaroti gebauet worden. Sie wird täglich schöner,[513] und bringt man einen Theil der besten Originalgemälde, deren Stellen in der St. Peterskirche mit mosaischer Arbeit ersetzet werden, hieher, wie man sonderlich an dem Stücke vom Todeder Saphira bemerken kann, welches nun in St. Petermit mosaischer Arbeit eben so zu sehen ist, wie es hier im Originale aufgestellet worden. Der Hauptaltar, die daran stossende Wände und die balustre vor denselben sind von schönem rothen und weißen Marmor. An etlichen Orten der Kirche hat man gute perspectivische Gemälde auf Lein wand verfertiget, um den Abgang der neuen Marmorseulen und Altäre zu ersetzen. Der Pabst Pius der vierte hat hier ein schönes Grabmaal, dessen Inscription aber nichts neues oder sonderliches lehret. Rand links: Grab Pius des vierten. Ueber dem Grabe des Kardinals Paolo Parisio di Cosenza liest man: Rand links: Epttaphium des Kard. Cosenza.


Corpus humo tegitur

Fama per ora volat

Spiritus astra tenet


Die Grabschrift des berühmten neapolitanischen Malers Salvatoris Rosa, ist folgende: Rand links: Des Malers Salvatoris Rosa.


D. O. M.

Salvatorem Rosam, Neapolitanum

Pictorum sui temporis

Nulli secundum

Poëtarum omnium temporum

Principibus parem

Augustus filius

Hic mœrens composuit.

Sexagenario minor obiit

Anno Salutis MDCLXXIII.

Idibus Martii.


Gegenüber steht das Eingeweide Caroli Maratti, in einer großen porphyrnen Urne, und an dem übrigen schönen Monument liest man folgende Inscription, welche genugsam zeiget, daß die Eigenliebe auch große Künstler beherrschen könne. Rand links: it. Caroli Mgrglii.


D. O. M.

Carolus Maratti Pictor

Non procul a Lauretana domo

Camerani natus

Romæ institutus & in Capitolinis ædibus

Apostolico adstante senatu

Clementis XI. P. M.

Bonarum artium restitutoris

Munificentia

Creatus Eques

Ut suam in Virginem pietatem

Ab ipso natali solo cum vita haustam

Ac innumeris expressam tabulis

Quæ gloriosum ei cognomentum

Compararunt

Mortalis quoque sarcinæ deposito

confirmaret[514]

In hoc templo eidem Angelorum Reginæ sacro

Monumentum sibi vivens posuit

Anno MDCCIV.


Dieses Monument soll sechszehnhundert Scudi Romani gekostet haben. Carlo Maratti war sowohl wegen seiner Malerkunst als wegen seiner schönen Tochter berühmt: und dader Pabst Clemens der eilfte dieses Haus öfters besuchte, so mußte er leiden, daß Pasquinus auf verschiedene Art seine Gedanken dahin erklärte, daß solches mehr wegen der Tochter, als aus Liebe zu den Gemälden des Vaters geschehe. Eben dieser Pabst wurde beschuldiget, daß er mit seiner Schwägerinn, des Don Horatius Frau, in allzu vertraulicher Bekanntschaft gestanden.

Quer über dem Fußboden der Kirche ist unter Clemens dem eilften durch die Sorge und Aufsicht Bianchini eine Linea meridionalis von schwarzem Marmor, der in dergleichen weißen Stein eingefasset ist, gezogen worden mit denen dazu gehörigen Zeichen des Zodiaci und andern Figuren. Rand rechts:Linea Meridionalis. Die Stralen, so den Lauf der Sonnen bemerken, fallen durch ein Löchlein eines kleinen Fensters hinein.

Itztgedachte Kirche gehöret den Karthäusern, welche ein schönes und weitläuftiges daran gelegenes Kloster bewohnen.

S. Maria dell' Anima mit dem dabey gelegenen Hospitale gehört der deutschen Nation, und kann man solchesaus der Menge der darinnen begrabenen Landsleute genugsam abnehmen, unter welchen der Pabst Hadrian der sechste den obersten Platz verdienet. Rand rechts: S. Maria dell' Anima. Sein Monument ist schön, und liest man daran folgende Schrift: Rand rechts: Grabmaal Hadrians des sechsten


Hadriano VI. Pont Max. ex Trajecto insigni infer. Germ. Urbe

Qui dum rerum humanarum maxime aversatur splendorem

Ultro a Proceribus ob incomparabilem sacrar. disciplin. scientiam

Ac prope divinam castissimi animi moderationem

Carolo V. Cæs. Aug. Præceptor, Eccles. Dertusensi Antistes

Sacri Senatus Patribus Collega, Hispaniarum Regnis Præses

Reipublicæ denique Christ. divinitus Pontif. absens adscitus

Vix. ann. LXIII. Men. VI. D. XIII.

Decessit XVIII. KL. Oct. an. a partu Virg. MDXXIII. Pont. sui anno II.

Wilhelmus Enckenvoirt illius benignitate & auspiciis T. T. S.

Et Pauli Presb. Card. Dertusen faciendum cur.

Pro dolor, quantum refert in quæ tempora

Vel Optimi cujusque virtus incidat.


Der P. LABBE irret, wenn er Tom. I de Script. Eccles. p. 415 vorgiebt, an dem Grabe dieses Pabstes in der Kirche S. Maria dell' Anima wären folgende Worte zu lesen, welche Hadrian der sechste selbst auf seinen Sarg zu setzen befohlen habe:


Adrianus VI. hic situs est, qui nihil sibi inselicius in vita duxit, quam quod imperaret.


Aus dem Ende der Lebensbeschreibung, welche Paul Jovius von ihm verfertiget hat, ist zu schließen, daß diese Schrift nur auf dem Sarge gestanden, worinnen besagter Pabst gelegen, so lange er noch in der St. Peterskirche, bis das rechte Grabmonument fertig worden, geruhet. Und weil in solchem Falle die Leichname der Päbste in einen dreyfachen Sarg[515] eingeschlossen werden, so zielet Ciaconius vermuthlich auf einen derselben, wenn er auf der 427 Seite der päbstlichen Historie meldet, es sey Hadrian der sechste in der St. Peterskirche zwischen den zween Päbsten Pius dem andern und Pius dem dritten mit folgender Inscription beygesetzet worden:


Quam potes merito optimoque jure

Inter Pontisices PIOS jacere

Maximæ pietatis HADRIANE

Insignis pietas tua Hadriane

Viventi tibi profuit; decusque

Aurei Diadematis paravit.

Jure id me hercule, at æquius tuæque

Certius Pietatis hoc trophæum est,

Defuncto quod honoribus tot, inter

Duos contigerit PIOS jacere.


Hadrian der sechste war vielleicht ein ehrlicher Mann, der aber die studia elegantiora nebst der Malerey und Bildhauerkunst, nicht nur nicht geliebet, sondern auch gleichsam gehasset hat; daher er bey den Italienern gar schlecht angeschrieben ist. Rand links: Charakter dieses Pabstes. Sannazarius machte die Verse auf ihn:


Classe virisque potens domitoque Oriente superbus

Barbarus in Latias dux quatit arma domos;

In Vaticano noster latet, hunc tamen alto,

Christe, vides cœlo, (Proh dolor!) & pateris.


Absonderlich hat Pierius Valerianus folgende scharfe Satire wider ihn verfertiget:


Cum fluctuaret cymba, quæ magnos Deos,

Romæ penates quæ vehit,

Leone adempto, providum, vigilem, parem,

Optabat infelix ducem;

Dum tota is ora quæritur Ligustica,

Totoque Tyrrheno mari,

Per Adriatici omne littus, per Padi

Ripas, Lemani per juga:

Per Celtiberos, Gaditanos, Gallici

Vastos per Oceani sinus,

Quoque æstuosum Sarmatas lambit salum,

Qua circuit Britannias;

Repente nobis hunc dedit vecors furor

Regione Rheni ab ultima

Nil tale Patribus facere se putantibus,

Nihil minus volentibus

Quam quem eligebant; nil minus poscentibus

Quam quem vocabant: O mare!

O terra! votis Hadrianus omnium

Fit Pontifex; sed omnibus;[516]

Quis credat? invitis. Deûm vis hæc, Deûm.

Deûm abditum hoc arbitrium est.

Ut qui natantis despuunt regnum trabis

Parere discant viperæ:

Ut invicem qui se oderant Patres, ducem

Invisum haberent omnibus,

Malarum ut esset sævus ultor mentium

Acri ipse mente in singulos.


Dieses Urtheil ist unstreitig zu hart, und verdienetPALLAVICINVS mehr Beyfall, wenn er lib. II, c. 9 von Hadrian dem sechsten schreibt: Fu Ecclesiastico ottimo Pontefice in verita mediocre. Man kann auch gar wohl von ihm sagen, was TACITVSHist. lib. I setzt: Galba omnium consensu capax imperii, nisi imperasset.

Die Kardinäle Slusius und Andreas ab Austria, Karl Friedrich, Herzog von Cleve, Enckenvoirt, ein Niederländer und der einzige Kardinal, welchen Hadrian der sechste gemacht, Lukas Holstenius und andere sind gleichfalls in S. Maria dell' Anima begraben. Rand rechts: Andere Begräbnisse von Deutschen.

Lukas Holstenius hatte die Aufsicht über die vaticanische Bibliothek, nicht zwar als Bibliothekarius (als dessen Amt jederzeit durch einen Kardinal bekleidet wird), sondern als Custos primarius derselben. Rand rechts: Epitaphium Lucä Holstenii. Er starb im Jahre 1661, und seine Grabschrift ist in folgenden Worten verfasset:


D. O. M.

LUCÆ HOLSTENIO

Saxoni Hamburgensi

Qui clarus in Galliis, Romæ clarior,

Gentium omnium ætatumque Historias,

Et Ecclesiæ res mente complexus,

Diversis regionibus peragratis,

Diversos earum fines & nomina probe tenuit,

Varias quoque linguas præter Græcam Latinamque,

Quarum Scriptoribus plurimum lucis attulit,

Antiquam Philosophiam calluit:

Ab Urbano VIII. Canonicatu Basilicæ Vaticanæ,

Ab Innocentio X. Præfectura Bibliothecæ ornatus,

Ab Alexandro VII. sapienter unus electus,

Ut occurreret Suecorum Gotorumque Reginæ incomparabili,

Quæ miram in tanto Viro summi ingenii summæque modestiæ

conjunctionem

Suspexit & prædicavit

Vitæ denique laudatissimæ & illustrium operum

Cursu interrupto,

Eximius Patriæ Germaniæ amator,

Propugnatorque Religionis Catholicæ

Obiit anno ætatis suæ I. XV.

IV. Non. Febr. A. MDC. LXI.

Franciscus Barberinus Card. S. R. E. Vice-Cancel. Hæres

ex asse amico optimo.
[517]

Das Peristylium oder Seulenwerk vor der Thüre der Kirche S. Maria dell' Anima hat man zu London an der neuen Kirche im Strande nachgeahmet, gleichwie man auch mit dem Porticu oder der Galerie der Rotonda an der St. Martinskirche eben daselbst gethan hat.

Die Kirche S. Maria Ara Cœli liegt auf der Höhe, nächst am Capitolio: man steigt vermittelst einer weißen marmornen Treppe von hundert und zwanzig Stufen, deren jede ohngefähr zwanzig Fuß aus einem Stücke breit ist, hinauf, und sollen diese Steine aus dem Templo Quirini genommen seyn. Rand links: S. Maria Ara Cœli. Linker Hand im Hinausgehen sieht man des berühmten Komödienschreibers Terentii Grabmaal, welches man aus seinem Garten in via Appia hieher gebracht hat. Die Kirche hat den Namen Ara cœli von dem Altare, welchen Augustus dem erstgebohrnen Sohne Gottes in Templo Jovis Feretrii, so auf diesem Platze gestanden, soll haben aufrichten lassen, wozu er sowohl durch das Orakel von Delphos sey bewogenworden, (welches versicherte, daß ein neugebohrner ebräischer Knabe ihm ein ewiges Stillschweigen auflegte) als durch die Nachrichten, welche er aus den Büchern der Sibyllen geschöpfet. Rand links: Fabeln von den Sibyllen und Orakeln. Es wäre leicht zu zeigen, daß dieses lauter Fabeln und insbesondere nichts abgeschmackters sey, als den heidnischen alten Weibern so große und deutliche Erkenntniß von den Geheimnissen des Christenthums zuzuschreiben, dergleichen weder Esaias noch ein anderer Prophet unter dem auserwählten Volke Gottes jemals gehabt hat. Einige Christen im vierten und folgenden Jahrhunderten meynten, man könnte wohl eine fraudem piam begehen, um die Heiden mit ihren eigenen Waffen, die man sonst für schwach und lächerlich gehalten, zurück zu treiben. Rand links: Fraudes piæ etlicher Christen. Hatten die Heiden im Anfange allerley Orakel und Prophezeihungen der Sibyllen ans Tageslicht gebracht, wodurch sie den göttlichen Ursprung ihrer heidnischen Theologie behaupten wollten, so drängten es ihnen die Christen hernach redlich ein, und brachten so viele Acrosticha, Oracula und Prophezeihungen der Sibyllen zum Vortheile der christlichen Lehre auf die Bahn, daß man ein ganzes System der damals geglaubten christlichen Lehre daraus zusammen setzen könnte. Die Christen aber machten es mit dieser neuen Art die Wahrheit ihrer Religion zu verfechten, so plump, daß dieses Argument endlich allen Credit verlohr, und sie selbst den Spottnamen der Sibyllisten darüber davon trugen. (ORIGEN. contr. Celsum l. 5. n. 15.) Rand links: Warum man die Christen Sibyllisten genannt.

Indessen wird diese Ara Primogeniti Dei noch nahe bey dem Chore gezeiget, wiewohl mit neuen Zierrathen, worunter die mosaische Arbeit und die vier porphyrnen Seulen zu rechnen sind. Rand links: Ara primogeniti Dei. In der Kirche sind zwanzig Pfeiler von Marmore Granito zu sehen, an deren einer die Worte stehen: A Cubiculo Augustorum.

Der Hauptaltar ist mit acht Seulen von Alabastro Orientale umgeben, und steht in selbigem der Leichnam St. Helenä, der Mutter Konstantinsdes großen, in einem Sarge von Porphyr. Rand links: Grab der h. Helena. Das Gemälde der heil. Maria auf dem Altare ist vom Lukas; und hinter dem Altare sieht man ein an ders, so Mariam, nebst ihrem Kindlein und dessen Pflegevater Joseph vorstellet, vom Raphael d' Urbino. Rand links: Mariä Bildniß vom Lukas gemalt.

Auf einem Steine der Kirche zeigt man den eingedrückten Fußstapfen eines Engels, der dem heil. Gregorius dem großen erschienen seyn soll. Rand links: Fußstapfen eines Engels. Das hiebey gelegene Kloster gehört den Franciscanern. und hat man aus seiner Höhe eine gute Aussicht über die ganze Stadt.

S. Maria della SS. Concezione de' Frati Cappuccini ist nur wegen der trefflichen Gemälde zu sehen, worunter sonderlich der Streit Michaels mit dem Drachen vom Guido Rheni berühmt ist. Rand links:S. Maria dei Cappuccini. Man beschuldiget den Meister, daß er seinen Feind, den Kardinal Pamfilio, der hernach Pabst wurde, unter der Gestalt des Teufels abgebildet habe. Rand links: Guido Rheni Gemälde, so den Streit Der[518] Erzengel ist trefflich vorgestellt; indessen meynen etliche, er hätte sich mit der Freundlichkeit und dem gütigen Wesen, so aus ihm blicket, besser in ein Gemälde von der Verkündigung Mariä, als hieher geschickt. Rand rechts: Michaels mit dem Drachen vorstellt. Ferner bewundert man ein anderes Stück vom Domenichino, auf welchem St. Hieronymus vor seinem Ende das h. Abendmahl empfängt.

Ueber dem Grabe des Kardinals Antonii Barberini steht nichts als die Worte: Rand rechts: Grab des Kardinals Ant. Barberini.


Hic jacet Pulvis,

Cinis, Nihil.


und über einem andern vom Prinzen Alexander Sobiesky, der im Jahre 1714 zu Rom gestorben: Rand rechts: it. des Prinzen Alexand. Sobiesky


Vermis in vita,

Pulvis in morte.


mit welchem übereinkömmt diejenige Schrift, so ich an einem andern Orte über eines berühmten Mannes Grabe bemerket:


Quis hic? Omnia.

Quid omnia? Nihil.


S. Maria Egizziaca gehöret den Armeniern, und ist ehemals der Tempel der Fortunæ Virilis, wie man dafür hält, gewesen. Rand rechts: S. Maria Egizziaca. Die Griechen und Armenier, denen man hier ihre öffentliche Religionsfreyheit verstattet, haben sich alle der päbstlichen Autorität unterworfen, und kann man sich von ihnen, in den Streitigkeiten der Protestanten mit dem päbstlichen Stuhle, keinesweges Raths erholen; ja sie werden selbst von ihren Landsleuten im Orient einigermaßen als Schismatici angesehen. Randrechts: Reliquien der hiesigen Griechen. In dieser Kirche ist nichts zu sehen, als eine kleine Kapelle, welche gerade die Größe des Grabes Christizu Jerusalem vorstellen soll. Man sieht auch einige Gemälde der Heiligen an der Wand.

Nicht weit von hier ist ein altes Gebäude von Backsteinen, so für des Pilatus Haus ausgegeben wird. Rand rechts: Pilati Haus.

Man besieht hiebey zugleich die Kirche S. Maria in Cosmedin oder Scuola Greca, welche ehemals der Tempel der Pudicitiæ war. Rand rechts: S. Maria in Cosmedin. St. Augustinus hat hier die griechische Grammatik oder Rhetorik gelehret, und sein Stuhl ist noch hinter dem Altare zu sehen. Den Namen Cosmedin hat die Kirche von dem griechischen Worte, so ihre Zierrathen andeutete. Sie hat kleine niedrige Seulen, aber ein schön ausgelegtes Estrich von zusammen gesetzten kleinen Marmorsteinen. Der Altar hat alte mosaische Arbeit, und die Kanzel vielen Porphyr. Linker Hand bey dem Eingange in der Kirche ist ein Gefäß, in welchem man ehemals das Blut der Märtyrer auffing; itzt dienet es zu einem schönen Taufsteine, der mit einem künstlich gearbeiteten und verguldeten kupfernen Deckel versehen ist. Der unterste Theil ist aus einem Stücke weißes Alabasters mit trefflichen bas-reliefs von Bluhmen, und in hortis Domitii gefunden.

In der Galerie vor der Kirche ist ein großer Mühlstein mit fünf Löchern, welche ungefähr zwey Augen, die Nase, den Mund und Kinn vorstellen könnten. Rand rechts: Oraculum s. bocca della Verità. Diesen haben etliche für ein altes Orakel ausgegeben, und daherbocca della Verità genennt, wobey man noch vorgiebt, daß die Alten bey Ablegung ihrer schwersten Eidschwüre die Hand in das eine Loch, so den Mund vorstellet, stecken müssen, weil man in den Gedanken gestanden, der Mund schließe sich zu, wenn der Eid falsch geschworen würde. Von diesen abgeschmackten Fabeln ist eine weitläuftige Inscription nächst bey dem Steinean der Wand zu lesen; dasjenige aber falsch, was man vorgiebt, als steckten noch heute zu Tage die römischen Frauen ihre Hand in diesen Mund, wenn sie sich bey ihren argwöhnischen Männern wegen Verdachts des Ehebruchs rechtfertigen wollten: denn so treuherzig sind die Italiener nicht, daß sie sich mit einer[519] solchen Probe sollten abspeisen lassen. Rand links: Was es eigentlich sey. Andere haben Aram maximam, welche Herkules aufgerichtet haben soll, daraus gemacht; andere noch was anders. Endlich ist man von allen diesen Schwachheiten abgekommen, nachdem sich gefunden, daß die Löcher solches Steines zu nichts anders gedienet, als das an niedrigen Orten zusammen laufende Wasser dadurch in die unter solchen Steinen befindlichen Cloaken abrinnen zu lassen, wie man deutlich an dem Gebrauche eines dergleichen Steines in der päbstlichen Kanzley bemerket.

An der Seite der Kirchthüre sind zween schwarze Steine eingemauert, welche Gewichte der alten Römer gewesen sind. Rand links: Alte Gewichte. Man giebt vor, daß die Heiden diesezween Steine den Christen an die Arme oder Füße gehängt, um in den Martern sie desto mehr leiden zu machen.

Dieser Kirche gegenüber liegt der ehemalige Tempel Herculis oder Solis, heut zu Tage S. Stefano. Rand links: S. Stefano. Herculis oder Der Pabst Clemens der eilfte hat diesen großen Platz aufräumen und den alten Boden, der ganz mit Schutt bedecket lag, wiederherstellen, auch in der Mitte einen Brunnen aufrichten lassen. Wer in dieser Gegend herum wandert, hat Mühe sich einzubilden, daß er sich in einer Stadt befinde, so ähnlich sieht alles einem verstörten offenen Flecken und Landgute.

S. Maria del Horto ist wohl gemalet und verguldet. Rand links: S. Maria del' Horto. Bey dem Hauptaltare sind etliche Stücke à fresco zu sehen, welche mitsamt der Mauer, worauf sie gemalet sind, aus der St. Peterskirche hieher gebracht worden, da man an ihre Stellen mosaische Werke gesetzt hat. Man sollte sich kaum einbilden, daß man ein Gemälde, so auf Kalk gemalet ist, von einem Orte in einen andern versetzen könnte. Rand links: Wie man die Fresco-Gemälde von einem Orte zum andern bringe. Allein die Hochachtung für alte Stücke, welche oftmals an Orten stunden, da ihnen der Wind und Regen vielen Schaden zufügte, hat alles versuchet, und endlich auch diese Sache möglich gemacht. Das Gemälde wird in solchem Falle erstlich mit Leinewand überzogen, damit ihm der Staub nicht Schaden zufüge, sodann in Bretter und Schrauben fest gefasset. Wenn man nur erst ein Loch in die Mauer gewacht, so säget man hernach große Stücken ohne Zertrümmerung, so hoch und breit als man sie haben will, heraus. Ist die Mauer zu dicke, so nimmt man vorher von hinten zu etwan die Hälfte davon weg.

S. Maria Liberatrice oder libera nos a peste, giebt den Leuten Gelegenheit zu lächerlichen Erzählungen. Rand links: S. Maria Liberatrice. Vor alten Zeiten hielt sich hier ein großer Drache auf, welchen die vestalischen Jungfrauen zu Anfange eines jeden Monats mit Mehlspeisen fütterten. Rand links: Fabeln von einem Drachen. Nach Einführung des Christenthums und als diese Speisung aufhörte, gab die Schlange einen so giftigen und ansteckenden Hauch von sich, daß täglich drey hundert Menschen davon starben. Man schob alle Schuld auf die Christen. St. Sylvester aber zeigte, daß unter den umgekommenen Leuten kein einziger Christzu finden und diese völlig unschuldig wären. Zu mehrerm Nachdrucke seiner Rede gieng er allein beherzt in die Höle, versiegelte mit einem Ringe, worauf das Kreuz gegraben war, den Rachen des Drachen und die Höle; die Heiden aber, so vor dem Eingange der Höle gestanden und gestorben waren, erweckte er alle durch die Kraft seines Gebethes vom Tode. Weres nicht glauben will, kann es zum wenigsten schriftlich an der Wand dieser Kirche lesen. Der Platz dieser Kirche liegt nicht weit von dem Orte, wo Curtius sich vor Zeiten in den Abgrund gestürzet haben soll: also kann eine Fabel der andern geholfen haben. An der Wand der Kirche steht auch zur Nachricht, daß allhier Konstantin der große getaufet sey. Unter einem Crucifixe fand ich folgenden artigen Gedanken: Hic me solus amor, non mea culpa, tenet.

S. Maria Maggiore ist weitläuftig beschrieben und mit vielen Kupfern erläutert von PaulodeANGELIS, dessen Werk im Jahre 1621 zu Rom in groß Folio herausgekommen. Rand links: S. Maria Maggiore.[520]

Sie ist die vornehmste und schönste von allen denen Kirchen, so in dieser Stadt der heiligen Maria gewidmet sind, und führt daher den Namen von Maggiore. Ihre Länge beträgt hundert und zwey und zwanzig gemeiner Schritte und die Breite neun und vierzig. Auf der einen Seite, wo sie auf den ebenen Platz stößt, hat sie eine schöne Galerie oder einenporticum von vielen alten marmornen Seulen, darunter diezwo mittelsten von Porphyr sind. Es steht hier auch ein alter steinerner Sarg, so wegen seiner bas-re liefs (welche eines theils die Geburt Christi vorstellen) einem Christen gedienet zu haben scheinet. Sowohl über dieser Galerie, als in der Kirche, ist viele zwar alte, jedoch aber gute mosaische Arbeit von verschiedenen Meistern zu sehen. Das Pflafter der Kirche ist aus Marmor von vielerley Farben zusammen gesetzt, und stellt mancherley Figuren und sogar auch Menschen vor. Die Decke ist blau und wohl verguldet. Man zählet in der Kirche vierzig prächtige Seulen.

Linker Hand beym Eingange sieht man das schöne Grabmaal des Kardinals Toledo Cordubensis, und rechter Hand über der Thüre zum Glockenthurme erstlich das Monument Clementis Merlini und ferner das berühmte Gemälde Hieronymi Mutiani, welches die Auferweckung Lazari abbildet. Rand rechts: Grabmaale; Dieser Künstler selbst, so im Jahre 1660 gestorben, hat über demselben sein Grabmaal. Von dannen kömmt man an die Kapelle der Familie Patrizzi, in welcher der erste Stifter dieser Kirche in einem großen Sarge von Porphyr liegt. In der nächst gelegenen Sacristey sind gute Gemälde und Bildhauerstücke anzutreffen nebst dem Grabmaale Antonii Nigritä eines Gesandten des Königs von Kongo, welches Bernini in Marmor gehauen hat. Rand rechts: eines Gesandten von Kongo. Rand rechts: Bildhauerarbeit. Linker Hand steht die metallene Statue des Pabstes Pauli des fünften auf einem Piedestal von Marmor durch Paolo Sanquirico einen Parmesaner verfertiget; und gegen über eine andere vom Chev. Lucenti gearbeitet, so den König in Spanien Philipp den vierten vorstellet, weil er der Kirche vier tausend Ducaten jährlicher Einkünfte aus dem Neapolitanischen verehret hat. Die Himmelfahrt der h. Maria auf dem Altare dieser Sacristey ist vom Bernini trefflich in Marmor ausgedruckt.

Hierauf folget die kostbare Cappella dell' Augustissimo Sagramento, vor deren Eingange die vier Evangelisten oben am Gewölbe von Andrea d'Ancona und Fernando d'Orvieto gemalt sind. Rand rechts:Cappella Sixti IV. Besagte Kapelle hat Sixtus der fünfte bauen lassen, dessen darinnen befindliches und vom Fontana verfertigtes Grabmaal gesehen zu werden verdient. Es hat solches sehr schöne grüne Marmorseulen; die in der Mitte stehende Statue des Pabstes ist von Valsoldino Lombardo; die bas-reliefs der Liebe oder Carità und der Gerechtigkeit vom Nik. Flammingo, die Krönung des Pabstes vom Giov. Antonio Valsoldo, und dieübrigen Statuen St. Francisci, St. Antonii etc. von andern berühmten Künstlern in Marmor gehauen. Rand rechts: Grabmaal dieses Pabstes; Rand rechts: Grabmaal dieses Pabstes;

Gegenüber ist das gleichfalls kostbare Monument, welches Sixtus der fünfte seinem Wohlthäter und Beförderer Pius dem fünften aufrichten lassen, zu sehen, und haben nicht weniger die berühmtesten Bildhauer ihre Kunst daran erwiesen. Rand rechts: it. Piusdes fünften. Die in der Mitte stehende Statue Pius des fünften aus weißem Marmor ist von Leonardo Sarzana, und der Leichnam des Pabstes liegt darunter in einem schönen metallenen und verguldeten Sarge. Mit Erzählung der berühmten Gemälde, die in dieser Kapelle Sixti des fünften sind, will ich mich nicht aufhalten. Der Altar derselben ist doppelt übereinander, und steigt man durch eine Treppe hinab zu dem untersten, in welchem etwas von dem Heu und Stroh, worauf Christus bey seiner Geburt gelegen, nebst den Windeln, worein er damals eingewickelt worden, verwahret wird. Rand rechts: Heu und Strob, worauf Christus gelegen. Der obere Altar hat außer einem kleinern Tabernakel für die geweihete Hostie noch ein größeres von verguldetem Metalle, welches von vier Engeln in die[521] Höhe gehalten wird. Jedervon ihnen hält mit der einen Hand ein Horn des Ueberflusses, so sich in der Gestalt eines Leuchters endiget, und mit der andern das Tabernakel. Sie sind gleichfalls von bronzo, und, die Wachslichter, welche auf ihren Leuchtern stehen, brennen Tag und Nacht. In diesem Tabernakel ist die hölzerne Krippe, worinnen Jesus zu Bethlehem gelegen, befindlich, wie solche von der h. Helena nach Rom gesandt worden seyn soll. Rand links: Die Krippe vom bethlehemitischen Stalle. Unter dem Altare werden auch fünf Leiber von den unschuldigen Kindern, welche Herodes hinrichten lassen, aufgehoben.

Nicht weit von der darauf folgenden Cappella della SS. Annunciata ist ein schönes marmornes Begräbniß des Kardinals Consalvo mit einigen mosaischen Figuren von Turrita. Rand links: Fünf Leiber unschuldiger Kinder.

Vor der Tribuna in der Kirche stehen zwey alte hohe Tabernakel, in deren einem die Wiege Christi in einem silbernen und mit Edelgesteinen besetzten Behältnisse, welches Philippus der dritte, König von Spanien hat verfertigen lassen, verwahret ist. Rand links: Begräbniß des Kardin. Consalvo. Tribuna heißt eigentlich das letzte Ende im mittelsten Gewölbe der Kirche: vielleicht weil vorzeiten in den großen weltlichen öffentlichen Gebäuden der Richtstuhl oder das Tribunal in solcher Gegend zu stehen pflegte, und man viele solcher Gebäude ohne gar große Aenderungen in christliche Kirchen verwandelte. Rand links: Die Wiege Christi. Rand links: Benennung der Tribuna.

Auf der einen Seite der hiesigen Tribuna ist das Grabmaal Nikolaus des vierten zu sehen, woran die Architectur von Dominico Fontana und die Bildhauerarbeit von Leonardo Sarzana ist. Rand links: Grab Nikolas des vierten; Die zwo dem Pabste zur Seite stehende Statuen sind der Glaube und dit Klugheit. Das ganze Werk ist auf Unkosten Sixti des fünften verfertiget. Rand links: Clemens des neunten. Gegenüber und rechter Hand, wenn man von dem Eingange der Kirche rechnet, ist das Denkmaal des Pabstes Clemens des neunten von des Chev. Rinaldi Baukunst; die Statue des Pabstes ist von Dominico Guidi, die andere, so den Glauben vorstellet, von Cosmo Fancelli, und endlich das Bildniß der Carità von Hercule Ferrata verfertiget. Letztere ist als eine junge Frau vorgestellet, die ihr Kind, wiewohl nicht eben mit der vorsichtigsten Schamhaftigkeit säuget. Rand links: Fehler an der Statue der christlichen Liebe. Beyde angeführte Monumente sind von Marmor und geben der Kirche eine große Zierde. Bey dem Hauptaltare steht eine schöne Seule von schwarzem und weissem Marmor. Der Altar ist Papale, oder aus der Zahl derjenigen, worauf niemand als der Pabst allein Messe lesen darf, und wenn er solches ja an jemanden auf eine einzige Messe erlaubet, so muß währender selbiger die päbstliche schriftliche Erlaubniß an dem Altare fest gemacht seyn. Der Himmel über selbigem ruhet auf vier schönen Porphyrseulen. Rings herum in der Tribuna sind gute mosaische Gemälde von Jacobo Turrita. Wenn man von dannen auf der andern Seite der Kirche nach dem Haupteingange zurückkehren will, kömmt man an die unvergleichliche Kapelle des Pabstes Paulus des fünften, welche der sixtinischen gegenüber steht und in Rom an künstlicher Bildhauerarbeit und Menge der kostbarsten Marmor, womit alle Wände bedecket sind, ihres Gleichen nicht hat. Rand links: Kapelle Paulus des fünften. Die zwey allhier befindliche päbstliche Grabmaale sind gleichfalls, wie in der sixtinischen Kapelle, mit Seulen von grünem Marmor gezieret. Paulus der fünfte ist auf dem seinigen knieend vorgestellet von Scilla; die bas-reliefs sind von Carlo Maderno; die Krönung des Pabstes von Hypolito Butio; die Statue zur rechten Hard von Valsoldo; die zur linken von Francisco Stati, und zwo andere (die sonderlich verdienen gesehen zu werden) nämlichdes St. Basilius und des Königs David mit dem Haupte Goliaths von Nik. Cordier. Auf der andern Seite kann man seine Augen an dem trefflichen Grabe Clemens des achten vergnügen, dessen Statue von Scilla vorgestellt ist, als wenn er den Segen ertheilte. Rand links: Grab Clemens des achten. Die bas-reliefs sind von Malvicino, Mariani und Mochi; die Krönung des Pabstes von Petro Bernini, und die[522] übrigen Statuen von Vasoldo und Butio. Die dabey befindliche trefflichen Statuen des heil. Bernardi und des Hohenpriesters Eleazar, welcher in seinem Kirchenschmucke mit einer Rauchpfanne erscheint, hat Nik. Cordier verfertiget. Die Gemälde dieser Kapelle sind von den berühmtesten Meistern Guido Rheni, Lanfranco, Baglioni, Arpino, Malvicino etc.

An dem Altare sind vier gestreifte oder canellrie Seulen von Jaspis oder Diaspro Orientale, mit Zierrathen von verguldetem Metalle; die Corniches, Piedesteaux und Frises sind von Jaspis und Achat zusammengesetzt. Rand rechts: Portrait der h. Maria von Lukas gemalt. Zwischen diesen vier Seulen zeiget sich das Bildniß Maria mit dem Kindlein auf dem Arme, vom Evangelisten Lukas gemalet, und in Lazulistein gefasset. Ueber ihr ist eine goldene und mit Edelgesteinen reich besetzte Krone zu sehen. In dem Frontispicio des Altars stellt ein bas-relief von verguldetem bronzo den Pabst Liberium vor, wie er den Bau dieser Kirche, nach einem desfalls gehabten Gesichte, in Schnee abzeichnet. Rand rechts: Bas-relief vom Pabste Liberius. Diese ganze Kapelle mit allen dem was darinnen, ist von Flaminio Pontio einem Mayländer angegeben, und soll dem Pabste Paulus dem fünften über eine Million Scudi gekostet haben. Rand rechts: Kostbarkeit dieser Kapelle. Sie hat ihre eigene Sacristey, welche mit einem reichen Schatze pranget. Rand rechts: Schatz der Sacristey. Unter andern sieht man darinnen ein silbernes Kreuz, so hoch, als die Person des Pabstes Paulus des fünften gewesen mit sechs silbernen Leuchtern, welche sieben Stücke zwölf tausend Scudi gekostet haben; etliche Palliotta oder Ueberkleidungen des untersten Theils vom Altare aus gediegenem Silber; die Himmelfahrt Mariä und dabey die dreyzehn Apostel (Paulum dazu gerechnet) dritthalb Fuß hoch; sechs Obeliscos, in welchen Lichter stehen können; sechs große busta oder Brustbilder, worinnen Reliquien verwahret werden, und viele andere Dinge, alle von Silber, nebst einer Rosa d'Oro, welche Paulus der fünfte geweihet hat. Rand rechts: Rosa d'Oro. Diese sieht einem Bluhmentopfe nicht unähnlich, man macht sie aber heute zu Tage kostbarer; viele goldene Kelche von drey bis vier Pfunden schwer, mit Smaragden, Sapphiren, Rubinen und Diamanten besetzet. Nachdem uns ein Geistlicher alle diese Dinge nach Belieben betrachten lassen, sagte er endlich, er wolle uns noch una bella Galanteria zeigen, und solches war ein kleiner artiger Altar aus lauter Edelgesteinen zusammengesetzt, worunter ein erhabener Hyacinth von der Größe einer mittelmäßigen Tobackdose befindlich war, ein Stein aqua Marina als eine große wälsche Nuß, welcher demjenigen, der in der Krone des Königs von England George des ersten ist, nichts nachgiebt, und zween Topase von eben solcher Größe. In dem Kästchen ist die Krippe zu Bethlehem vorgestellet.

Wenn man mit Mühe diese Schönheiten verlassen, kömmt man an die Kapelle der Strozzi, welche sowohl als die nächst darauf folgende der Madonna etliche gute Gemälde hat, und endlich folgt in der Ordnung die der Familie Cesi zustehende Kapelle, in welcher zwey Grabmaale von Kardinälen aus diesem Geschlechte mit Särgen aus Pietra Paragona und mit metallenen Brustbildern zu bemerken sind. Rand rechts: Grabmaale. Außerhalb derselben hat der Freyherr von Fürstenberg, Bischof zu Münster und Paderborn, dem Augustino Favoriti ein prächtiges Grabmaal von grünem, rothem und gelbem Marmor aufrichten lassen. Die Zeichnung ist von Lud. Gimignani, und die Bildhauerarbeit von Phil. Carcani.

Aus den Gelehrten, welche in dieser Kirche begraben liegen, will ich den einzigen päbstlichen Geschichtschreiber Platinam anführen, dessen Grabschrift mit folgenden Worten abgefasset ist: Rand rechts: Platinä.


Sixti IV. Pont. Max. an. VII.

Stephano qui vixit an. XXVII. men. IX. d. 12.[523]

Platina Fratri bene merito posuit

Sibique ac Posteris.

Quisquis es, si pius, Platinam & suos ne vexes,

Auguste jacent, & soli volunt esse.


Wegen der Reliquie von der Krippe Christi wird diese Kirche bisweilen S. Mariæ ad Præsepe genennet, desgleichen Liberiana, von dem Pabste, unter welchem man den Grund dazu geleget hat.

Auf dem Platze vor S. Maria Maggiore gegen Mittag hat der Pabst Paulus der fünfte eine schöne canetirte oder gestreifte Seule von verguldetem Marmor aufrichten lassen, auf deren Gipfel die heilige Maria, so ihr Gesicht gegen die Kirche wendet, von verguldetem Metalle zu sehen ist. Rand links: Marienseule vor dieser Kirche. Diese Seule wurde zu des gemeldten Pabstes Zeiten unter dem verfallenen Mauerwerke desTempli Pacis nahe am Triumphbogen Titi Vespasiani gefunden und unter der Aufsicht Caroli Maderni hieher gebracht. Die eine Inscription des Piedestal ist folgende:


Paulus Quintus Pont. Max.

Columnam veteris Magnificentiæ Monumentum

Informi situ obductam neglectamque

Ex immanibus Templi ruinis

Quod Vespasianus Augustus acto de Judæis triumpho

Et Reipublicæ statu confirmato Paci dicaverat

In hanc splendidissimam sedem ad Ecclesiæ

Liberianæ decorem augendum suo jussu exportatam

Et pristino nitori restitutam Beatissimæ Virgini,

Ex cujus visceribus Princeps veræ Pacis genitus est

Donum dedit æneamque ejus statuam ejus fastigio

Imposuit anno D.M.DCXIV. Pont. IX.


Auf dem Piedestal stehen zween Adler und zween Drachen, so die Seule halten. Von diesem Platze geht man in einer geraden Linie und Straße nach der Kirche von Lateran.

Auf der andern Seite der Kirche S. Maria Maggiore, wo man nach S. Pudentiana geht, hat Sixtus der fünfte einen ägyptischen Obeliscum, der beym Eingange des Grabes Augusti gefunden worden, durch den Cav. Fontana aufrichten lassen. Rand links: Aegyptischer Obeliscus. Er hatte an seinem ehemaligen Platze noch einen gleichen Cameraden, der aber daselbst noch in viele Stücke zerbrochen in der Erde liegt. Der schon aufgerichtete ist zwey und vierzig römische Fuß hoch, shne das Fundament, an dessen vier Seiten man folgende Aufschriften liest:


Sixtus V. Pont. Max.

Obeliscum

Ægypto advectum

Augusto

In ejus Mausolæo

dicatum

Eversum deinde &

in plures confractum

partes

In via ad Sanctum

Rochum jacentem

in pristinam faciem[524]

restitutum

Salutiferæ Cruci

felicius

hic erigi jussit

An. D. MDLXXXXII. Pont. II.


2.


Christus

Per invictam Crucem

Populo Pacem

præbeat

qui

Augusti Pace

In præsepe nasci

voluit.


3.


Christi Dei

In æternum viventis

Cunabula

Lætissime colo

Qui mortui

Sepulchro Augusti

tristis

serviebam.


4.


Christum Dominum

Quem Augustus

de Virgine

nasciturum

vivens adoravit

seque deinceps

Dominum

dici vetuit

Adoro.

Rand rechts: Ob Augustus die Geburt Christi aus einer Jungfrau. und seine Gottheit erkant habe?


Die letztere Inscription gründet sich auf solche historische Begebenheiten, die nach einiger Meynung die Andacht der Gläubigen erwecken sollen, in der That aber nimmermehr erwiesen werden können. Die Wahrheiten der christlichen Lehre haben keiner falschen Schminke nöthig.

S. Maria sopra Minerva führet den Namen vomTemplo Minervæ, den Pompejus der große hier hatte aufbauen lassen. Rand rechts: S. Maria sopra Minerva. Nach dessen Ruinirung bewohnten die Benedictinernonnen25, so im Jahre 750 aus Griechenland vor Leone Isauro gewichen waren, diesen Platz, und nach ihnen die Dominicaner als heutige Besitzer. Die Kirche ist voll schöner Gemälde und Capellen, unter welchen letzten die Aldobrandinische wegen ihrer Statuen und Grabmonumente vor allen verdienet gesehen zu werden. Es stößt daran die Cappella dela Annunziata, worinnen die Statue des Pabsts Urbans des siebenten, so auf seinem Grabe steht, von Ambrosio Malvicino verfertiget ist. Rand rechts: Statua Christi. In der Kapelle der Strozzi bemerket mm auf dem Monument des Ambrosii Strozzi die zween von Taddeo Landi verfertigte metallene Engel. Nicht weit vom Hauptaltare ist Christus aus weißem Marmor in Lebensgröße, und wie er sein Kreuz trägt, abgebildet. Der eine hervorragende Fuß. so mit verguldetem bronzo überzogen ist, wird von andächtigen Personen häufig geküsset, und viel Wesens aus dieser Statue gemacht, weil der berühmte Mich. Angelo Buonarota Meister davon ist. Da sie Christum ganz nackend vorstellet, so hat man ihr eine reiche echarpe um die Lenden gewunden; die Italiener aber lieben die nackenden Vorstellungen auch sogar in ihren Kirchen.

In dem Chore haben Leo der zehnte und Clemens der siebente ihre prächtigen Grabmaale. Rand rechts: Grabmaale einiger Päbste. Die Statue des ersten ist von Raphael da Monte Lupo, und des Clemens des siebenten von Giov. Baccio Bigio verfertiget: die übrige Arbeit an beyden Werken ist von Baccio Bandinelli. Das an einem andern Orte dieser Kirche befindliche Grab Paulus[525] des vierten ist von Jak. und Thoma Cassignola verfertiget, und das Monument des Kardinals Pimentel von Chev. Bernini. Die schönen Sratuen auf dem Grabmaale des Kardinals Bonelli kommen von der Hand Herculis Ferrata.

Vor ungefähr dreyßig Jahren fing ein Prälat an die Kapelle St. Dominici nahe bey der Sacristey bauen zu lassen; weil man ihm aber wegen des Baumeisters nicht freye Hand lassen wollte, zog er seine Hand vom Werke zurück, und blieben nur acht Seulen von schwarzem und weißem Marmor stehen. Rand links: Kapelle St. Dominici. Benedictus der dreyzehnte hat seinem Orden zu Ehren diesen Bau wieder unternommen, und die Kapelle in solchen Stand gesetzt, daß sie verdienet gesehen zu werden. Bey der Cappella del Rosario ist ein schönes Gruppo von Marmor, worauf die h. Maria, Jesus, und Johannes der Täufer gehauen sind. Auf der andern Seite der Kirche ist an einem Pfeiler das vom Bernini angegebene Grabmaal der Beatä Mariä Raggi mit ihrem metallenen Brustbilde, und auf dem Altare der Sacristey ein Crucifix von Andrea Sacchi gemalt. Desjenigen, was auf Francisci Neri Grabe steht, haben sich wenige Sterbliche zu rühmen: Rand links: Epitaphium Franc. Neri.


Qui nunquam in curis consumsit inanibus ævum

Franciscus Nerusclauditur hoc tumulo.


Der Kardinal Cajetanus, aus dem Orden der Dominicaner, hat aus Demuth nicht in dieser Kirche begraben seyn wollen, sondern sein Grabmaal über die Treppe und den Eingang derselben setzen lassen. Rand links: Grab des Kardinals Cajetani.

Die in dem Kloster befindliche Bibliothek von mehr als funfzig tausend Stücken ist sehenswürdig. Rand links: Treffliche Bibliothek. Die gewölbte Galerie, worinnen sie steht, ist hundert gemeiner Schritte lang, sechs und zwanzig breit und mit einem Umgange oder Corridor in der Mitte der Höhe versehen. Der itzige vornehmste Bibliothekarius ist P. Anniani, nachdem sein Vorfahrer P. Domenico Giovanelli, Maëstro del sacro Palazzo worden. Sie ist täglich morgens von 8 bis 11, und nachmittags von 2 bis 5 Uhr offen, ausgenommen Donnerstags und an Feyertagen. Der Kardinal Hieronymus Casanata ein Neapolitaner, hat durch sein Testament ein großes zum Aufnehmen dieses Büchervorraths beygetragen; daher zu Ende des Saales seine von le Gros aus schönem weißen Marmor verfertigte Statue gesetzet worden. Oben gegen die Decke zu liest man: Rand links: Des Kardinals Casanata Statue.


Milie libros hospes quid quæris? cernere Thomam

Suspice, major enim Bibliotheca fuit.


Vor dem Eingange der Bibliothek sind etliche weitläuftige Inscriptionen zu Ehren Clemens des eilften, Innocentius des zwölften und des Kardinals Casanata, als der Wohl. thäter dieser Anstalten zu lesen. Rand links: Inscriptionen zu Ehren der Wohlthäter, Gratiarum actio est ad nova beneficia invitatio: und wenn man mit Worten abkommen kann, so ist die Clerisey das dankbarste Geschlecht auf dem ganzen Erdboden. Ich will hier nur die eine auf Clemens den eilften gerichtete Ueberschrift anhängen, weil darinnen seine Gegenwart Vicaria Numinis Majestas genennet wird: Rand links: als Clemens des eilften.


Clementi XI. Pom. Max.

Christianæ ac literarlæ Reipubl.

Principi

Quod hanc studiorum altricem domum

excelso animo complexus

Nova Bibliothecæ Casanatensi decora

indulserit

Codices seu prelo excusos[526]

Seu exaratos manu

Composita in raptores execratione

Sartos tectosque præstiterit

Pravæ sectæ ac vetitæ Lectionis libros

Servari permiserit

Hoc sanctioris sapientiæ delubrum

Vicaria Numinis Majestate

Non semel impleverit

Præd. Ordo æternum devinctus

Posuit Anno MDCCX.


Dieses Kloster hat etliche gute Gemälde und unterhält ordentlich hundert und funfzig Dominicanermönche, ohne die Fremden dieses Ordens. Es hat sechs Stockwerke in der Höhe, davon aber die obersten gar niedrig sind und wegen ihrer gleichfalls niedrigen aber breiten Fenster das gute Ansehen dieses weitläuftigen Gebäudes vermindern.

Hier hat die fürchterliche und den vernünftigen Katholiken selbst höchst verhaßte Inquisition ihren Sitz, indem alle Mittwochen in diesem Kloster Congregation gehalten wird, davon der General des Dominicanerordens jederzeit nach den Bischöfen der erste Beysitzer oder Consultator ist. Rand rechts: Inquisition. Es werden wöchentlich drey Congregationen des h. Officii gehalten. Die erste im Pallaste der Inquisition, die andere hier alla Minerva, da man in Ordnung bringt, was dem Pabste soll vorgetragen werden bey der dritten Congregation, in dem Pallaste, wo sich der Pabst aufhält. Die Zahl der Kardinäle, so zugleich Inquisitores sind, ist nicht gewiß, erstrecket sich aber öfters auf zwölf und mehrere, denen viel Theologen und andere Bedienten beygefüget sind. So scharf als man in Spanien und Portugall verfährt, ist man hier nicht, und wissen die Italiener besser zu leben.

Absonderlich nimmt man es mit den Fremden und denjenigen, so unter dem Schutze eines Kardinals oder auswärtigen Ministers stehen, nicht gar genau. Rand rechts: Sonderbares Exempel ihrer Gelindigkeit. Der spanische Minister Marquis de Monteleone erzählte dem geheimen Rath B. v. F. im Haag, daß einsmals der Neveu des Kardinals Imperiali in einem öffentlichen Hause (wo ich nicht irre, zu Genua) auf dem Billard gespielet, indessen daß ein anderer die gedruckten Zeitungen und aus denselben den Artikel vom päbstlichen Hofe laut herlas. Währender solcher Ablesung machte obgedachter Neveu einen unglücklichen Coup, und wie man in der Hitze des Spiels gern alles auf einen andern schiebt, also fuhr er auch in sei nem Unmuthe gegen den Lesenden heraus: avec vôtre foutû Pape vous me faites perdre le jeu. Es währete nicht lange Zeit, so war die Sache bey der Inquisition angebracht: weil sie aber den Verwandten eines Kardinals, den man nicht gern vor den Kopf stoßen wollte, betraf, so kam sie vorher an seine Eminenz, welche die Sache bald in der Stille beyzulegen wußte. Der Kardinal ließ indessen seinen Neveu vor sich kommen, bezeugte ihm, wie er mit seiner Aufführung wohl zufrieden sey, er möchte aber in seinen Gedanken zurück gehen und nachsinnen, ob Er (der Neveu) nicht Feinde habe, ob er nicht etwan wider den Kaiser zu frey gesprochen habe? ob nicht dergleichen in Ansehung der Krone Frankreich geschehen? Als alle diese und andere Fragen besonders mit Nein beantwortet waren, erkundigte sich endlich der Kardinal, ob nichts wider den Pabst selbst geredet worden? DerNeveu, dem hiebey dasjenige, dessen er schuldig war, alsbald in den Sinn kom, antwortete, er habe sich auch in diesem Stücke nichts vorzuwerfen, es sey dann, daß ihm vielleicht in der Hitze des Spiels einmal etwas entfahren. Darauf[527] gab ihm der Kardinal die Lehre: Man könne zwar denken, der Pabst sey ein – – allein es sey weder nöthig noch rathsam, es zu sagen.

Der Pallast der Inquisition selbst, und die Gefängnisse für diejenigen, welche das Unglück haben, in ihre Hände zu verfallen, ist an einem andern Orte, nicht weit von St. Peter: und erfähret man so wenig von dem innern Zustande dieses Gebäudes, als man zu Konstantinopel vom Serail sprechen darf. Rand links: Pallast der Inquisition. Viele Fenster desselben sind mit Holz also verwahret, daß das Licht nur von oben hinein fällt, wie man auch an theils Nonnenklöstern bemerket.

Was den Segen oder Fluch über die gedruckten Bücher anlangt: so kömmt es damit gar viel auf die Dominicaner an, sowohl wegen des Maëstro del Sacro Palazzo, der allezeit aus diesem Orden ist, und ohne dessen Erlaubniß niemand in Rom ein Buch drucken, oder wenn es sonst verbothen ist, lesen darf; sondern auch, weil jederzeit ein Dominicanermönch Secretär von der Congregatione dell' Indice ist, von welcher man die Erlaubniß holen muß, wenn man außer dem Gebiethe der Stadt Rom verbothene Bücher lesen will. Rand links: Index purgagatorius. Das Concilium Tridentinum hat den ersten Indicem librorum prohibitorum und derer in andern sonst erlaubten Büchern enthaltenen gefährlichen Stellen herausgegeben, welches von der obgenannten Congregatione Indicis von Zeit zu Zeit noch geschieht. Mit was schlechter Ueberlegung und geringem Verstande aber solches zuweilen ins Werk gerichtet werde, kann man daraus abnehmen, daß ein solcher Inquisitor dem NAVDAEO die Worte, Virgo fata est, ausgestrichen hat, mit dem Beysatze: Propositio hæretica; nam non datur fatum. Rand links: Ignoranz der Büchercensorum. Mit gleicher trefflichen Einsicht bemerkte er bey einer Stelle: hoc fidem detrahit Cajetano, folgendes: Propositio scandalosa. Nam Cajetanus mortuus est in fide.

Nahe bey den ruderibus des alten Tempels der Minerva, nämlich in dem Garten der Dominicaner, hat man eine mit vielen ägyptischen Hieroglyphicis (davon aber viele beschädigt sind) gezierte Pyramide gefunden. Rand links: Obeliscus bey S. Maria sopra Minerva. Sie ist drey und zwanzig Palmi Romani, oder ungefähr sechszehn bis siebenzehn Fuß hoch, und hat sie der Pabst Alexander der siebente im Jahre 1667 vor der Kirche S. Maria sopra Minerva aufrichten lassen, und zwar solchergestalt, daß sie auf dem Rücken eines Elephanten, welchen Bernini verfertiget hat, ruhet. Die zwo am Piedestal befindlichen Inscriptionen sind nicht übel gerathen.


I.

Veterem Obeliscum

Palladis Ægyptiæ monumentum

E tellure erutum

Et in Minervæ olim

Nunc Deiparæ Genitricis

Foro erectum

Divinæ Sapientlæ Alexander VII.

Dedicavit Anno Salutis

MDCLXVII.


II.

Sapientis Ægypti

Insculptas Obelisco figuras

Ab Elephanto belluarum fortissima

gestari quisquis hic vides[528]

Documentum intellige

Robustæ mentis esse

Solidam sapientiam sustinere.


Da diese letzte Inscription selbst andeutet, daß man den Elephanten wegen seiner Stärke erwählet, um darauf ein Denkmaal der alten ägyptischen Weisheit zu setzen, so hat man nicht nöthig, auf andere Muthmaßungen zu fallen. Rand rechts: Bedeutung der Elephanten. Auf einer Münze des Kaisers Philippi, welche Augustinus herausgegeben hat, zeigt ein Elephant, worauf ein Knabe mit einem Bunde von Pfeilen sitzt, Æternitatem an, wie solches aus der Umschrift, Æternitas Augg. abzunehmen ist.

S. Maria de'Monti liegt zwar im Thale, hat aber ihren Namen von denen herumliegenden Bergen, dem Esquilino, Viminali und Quirinali. Rand rechts: S. Maria de' Monti. Sie ist schön und verdienet sonderlich wegen der auserlesenen Gemälde in Augenschein genommen zu werden.

S. Maria in Navicella hat gute Fresco-Gemälde vom Julio Romano und Perino del Vague. Rand rechts: S. Maria in Navicella. Den Namen führt sie von einem marmornen Kahne, der vor der Kirche steht, und als ein Gelübde nach überstandener Sturmgefahr hieher gekommen seyn soll. Die Kirche ist die meiste Zeit verschlossen, weil sie in einer ganz einsamen und wenig bewohnten Gegend der Stadt liegt.

S. Maria Nuova wird auch S. Francesca Romana genennt, weil diese letzte Heiliginn in einem schönen Monument von Diaspro und andern kostbaren Steinen allhier begraben liegt. Rand rechts: S. Maria Nuova. Das Werk ist vom Bernini angegeben, und braucht also keines fernern Lobes. Wenn man nach dem Hauptaltare geht, sieht man rechter Hand zweene mit eisernen Gittern verwahrte Marmorsteine, worinnen zwo Einbeugungen als Eindrücke von Knieen zu finden sind. Rand rechts: Eindruck der Kniee Petri in Stein. Dabey liest man die Worte: In queste pietre pose le ginochia S. Pietro, quando i Demonii port. Simon Mago per aria, und gründet sich alles auf die Fabel von des Simonis Magi Flug in der Luft, bis er auf das Gebeth des Apostels Petri vor den Augen des Kaisers. Nero herunter gestürzet und die Beine gebrochen, von welchem Falle er in etlichen Tagen darauf seinen Geist aufgeben müssen. Vor dem Altare stehen zween Engel von weißem Marmor, welche die Lampen halten. Auf dem Altare selbst ist das Bildniß Mariä vom Evangelisten Lukas gemalet, und werden von diesem Stücke viele sonderbare Begebenheiten erzählet. Rand rechts: Maria Portrait von Lukas. Man sieht auch hier das Grab Gregorius des eilften mit einem schönenbas-relief, so dessen Einzug vorstellet, als er den päbstlichen Sitz von Avignon wieder nach Rom gebracht. Rand rechts: Grab Gregorius des eilften. Diese Verlegung hat den Römern allzuviele Vortheile gebracht, als daß sie ihrer nicht mit einer dankbaren Inscription, die man dabey liest, hätten eingedenk seyn sollen. Solche ist unter Gregorius dem dreyzehnten aufgerichtet mit folgenden Worten:


Chr. Sal.


Gregorio XI. Lemovicensi, humanitate, doctrina, pietateque admirabili, qui ut Italiæ seditionibus laboranti mederetur, sedem Pontificiam Avenionem diu translatam Divino afflatus Numine, hominumque maximo plausu, post annos septuaginta Romem feliciter reduxit, Pont. sui anno VII.


S. P. Q. R.


Tantæ Religionis & Beneficii non immemor, Gregorio XIII. Pom. opt. Max. comprobante, Anno ab Orbe redempto M. D. LXXXIV. Pos.


Die Kirche selbst war ehemals ein Theil vom Vorhofe des goldenen Hauses Neronis, gegenüber dem Platze, wo man noch die rudera des Templi Pacis sieht.[529]

In S. Maria della Pace sind viele berühmte, obgleich nicht zum besten in Acht genommene Gemälde zu sehen. Rand links: S. Maria della Pace. Gleich beym Eingange rechter Hand in der ersten Kapelle bemerkt man vier Stücke, nämlich zween Propheten und zwo Sibyllen à fresco vom Raphael gemalet, und gegenüber vier andere dergleichen Gemälde vom Timoteo della Vite d' Urbino, der zu gleicher Zeit mit Raphael gelebet hat. Vincenzo del Rossi und Balthasar Peruzzi haben gleichfalls gute Proben ihrer Kunst in dieser Kirche hinterlassen. Girol. da Sermor netta hat die Geburt Christi mit der Anbethung der Schäfer gemalt, und Carlo Maratti die Verkündigung Mariä. Rand links: Portrait der Maria vom Lukas. Auf dem Hauptaltare steht eines von denen sieben in Rom berühmten Marienbildern, welche der Evangelist Lukas gemalet hat. Die zwo marmornen Statuen des Friedens und der Gerechtigkeit sind vom Stephano Maderno.

S. Maria della Pietà in Campo Santo dienet sonderlich den Schweizern von der päbstlichen Garde zum Gebrauch im Leben und nach ihrem Tode. Rand links: S. Maria della Pietà Die Abnehmung Christi vom Kreuze auf dem Hauptaltare hat Michel' Angelo da Caravaggio gemalt. Rand links: Begräbniß der Schweizer Rechter Hand ist die Ausführung Christi zur Kreuzigung von Jakob van Haase aus Antwerpen, und linker Hand die Geißelung des Heilandes vom Francesco Flamingo. Auf dem Kirchhofe ist eine ansehnliche Menge Gräber, mit deren Grabschriften man etliche Stunden zubringen kann. Die meisten davon hat Caspar Alveri in seinem Werke, Roma in ogni stato gesammlet. Eines, nämlich Jakob Schmids Auszug ist folgenderstalt verfasset: Rand links: Epitaphium Jakob Schmids;


Fleres, si scires unum, tua tempora, mensem;

Rides, cum non sit forsitan una dies.


Ueber dem Grabe eines Uhrmachers, Martin Müllers, aus Bayern, liest man: Rand links: Mart. Müllers;


Horarum fallax, Mors incertissima rerum

Attamen horarum cur tibi cura datur?


An dem Grabsteine Matthias Hizler aus Schwaben: Rand links: Matthiä Hizlers.


Sparge sacrum cineri laticem, & pia vota viator,

Ut Tibi quod dederas, reddat amica manus.


An dem Orte, worauf itzt S. Maria del Popolo steht, soll ehemals die Asche Neronis begraben, und ein darauf gewachsener Nußbaum die Wohnung so vieler böser Geister gewesen seyn, daß endlich der Pabst Pascalius der zweyte gezwungen worden, gedachte Asche ausgraben und in die Tiber werfen zu lassen. Rand links: S. Maria del Popolo. Rand links: S. Maria del Popolo. Rand links: Fabel von der Asche Neronis. Von solcher Zeit an ist Ruhe und Friede gewesen, wie eine weitläuftige Inscription auf dem Fußboden der Kirche an dem Orte, wo sonst der Nußbaum gestanden, lehret. Linker Hand dabey ist ein Monumentum Ascanii Mariæ Sfortiæ Vice-Comitis – – in secundis rebus moderati, in adversis summi Viri (wie die Worte lauten) und gegenüber das Grabmaal des Kardinals Hieronymi Bassi. Rand links: Epitaphium Mariä Sfortiä, und des Kard. Bassi; Beyde haben treffliche bas-reliefs, sind aus weißem Marmor vom Andrea Sansovino verfertiget, und ist an dem letzten Monumente die Statue einer Weibsperson, welche meines Erachtens die Tugend seyn soll, wegen ihres Panneggiamento sonderlich zu rühmen. Die Vorstellung des Todes aus Marmor, und das Denkmaal, so sich Joh. Baptista Gislenus selbst gemacht hat, sind gleichfalls sehenswürdig; die darunter gesetzten Worte heißen: Rand links: ingl. Gisleni.


Johannes Baptista Gislenus, Romanus,

Sed Orbis civis potiusquam Viator

Cum Sigismundi III. Uladislai IV.

ac Johannis Casimiri I.

Poloniæ & Sueciæ Regum

Architectus non uno in Capitolio fuit,[530]

Omnia bona ut mala secum tulit

Domum hic quærens brevem, alibi æternam

Suis edoctus floribus, pomis ac montibus

Vitam non modo caducam esse, sed fluxam

Ea sese vivens expressit imagine

Quam non nisi pulvis & umbra singeret

Memor vero hominem e plastica natum

Hæc artis suæ vestigia fixit in lapide,

Sed pede mox temporis conterenda;

Ita mortis suæ obdurescens in victoria

Ut illam captivam ac saxeam fecerit;

Picturæ, Sculpturæ & Architecturæ

Triplici in pugna nulli daturus palmam

Judex non integer scissus in partes.

Anno MDCLX. suum agebat LXXmum

Cum hæc inter rudimema præluderet

Peregit tandem extremum an. MDCLXXII. A Te nec plausus exacturus nec planctus.

Sed in aditu In exitu

AVE SALVE.


Die Kapelle der Chigi hat gute Gemälde, und in den Winkeln vier schöne marmorne Statuen, worunter diejenige, welche Eliam und Jonam, wie dieser vom Wallfische ausgespeyet wird, vorstellen, von Lorenzetto nach des Raphael Dessein, und die andern zwo nebst den Grabmonumenten vom Bernini verfertiget sind. Rand rechts: Bildhauerarbeiten. In der schönen Kapelle, welche die Familie der Cibo in itztgedachter Kirche hat, stehen zwölf Seulen von Gialloantico, nebst vieler Bildhauerarbeit in grünem Marmor, desgleichen drey Gemälde, unter welchen die Marter St. Laurentii und der St. Barbarä die vornehmsten sind. An der Bekleidung des Tisches vom Hauptaltare der Kirche bemerkt man die schönen bas-reliefs aus bronzo, und auf dem Altare das kostbare Tabernakel und das vom heil. Lukas gemalte Bildniß der heil. Maria. Rand rechts: Portrait der h. Maria von Lukas gemalt. Bey der dritten Seule linker Hand, wenn man in die Kirche geht, ist das Grab eines Spaniers, der vom Bisse seiner Katze, mit welcher er scherzte, gestorben ist. Die Grabschrift ist auf dem Fußboden in einem Marmorsteine mit folgenden Worten zu lesen: Rand rechts: Epitaphium eines Spaniers, so vom Bisse einer Katze gestorben.


Hospes disce novum mortis genus, improba Felis

Dum trahitur, digitum mordet, & intereo.

Franciscus Tovar Vallisoletanus J. U. D.

– – – – – – – – – – – – – – – –

– – – – – – – – – – – filio dilecto.


Nicht weit davon findet man folgendes:


Vis tibi post mortem firmas promittere sedes

Ante oculos semper fulmine mortis habe.

Joann. Constantin. Gebennen.


Der Camilla Bonvisia Grabschrift ist an einer Seule, und liest man daselbst: Rand rechts: Camilla Bonvisia.


Camillæ Bonvisiæ Lucensi

Nobilitate Generis, forma corporis,

Morum amabilitate, Pudicitia,[531]

Prudentia, Religione, admirabili

Vincentius Parentius

Advocatus Consistorialis

Conjux Conjugi unanimi

Quacum triginta sex annos

nullis unquam eventis

Ne leviter quidem tentata concordia vixit

mœstiss. pos.

Vixit annos LIII. obiit anno MDLXXIX.


Ich habe mich öfters verwundert über die vielen guten Frauen, die es ehemals in der Welt gegeben hat, wie so viele Grabschriften glauben machen26. Rand links: Außerordentliche gute Ehe.

Die Mathematici finden ihre Kunstwörter in folgendem Epitaphio an der Seule des Weihwassers angebracht: Rand links: Epitaphium eines Mathematici.


D. O. M.

Hic lapis Cemrum est

Cujus peripheria vita fuit

Giratus est quondam

In hoc turbulento vitæ circulo

Nobilis Samuel Raphael Globicz de Buizina,

Boemus Pragensis

Parente Regni Geometra

Qui infelicissime quadraturam circuli invenit,

Dum filius hic ejus dilectissimus

Sub hoc quadrato lapide sepulchrali

Anno MDCLXV. die XVIII. August.

ætat. XXV. humatus est.


Viele andere Grabschriften übergehe ich mit Stillschweigen, und füge dieses nur hinzu, daß man unter den Heiligthümern dieser Kirche auch den Nabel des Herrn Christi verwahret, welchen man jedoch auch in dem Sancto Sanctorum bey der Scala Santa und in andern Orten zu haben vermeynet. Rand links: Nabel des Herrn Christi.

Von S. Maria in Portico führen zwo Kirchen den Namen, worunter die in Campitelli die vornehmste ist, als in welche man auch das vom Lukas gemalte Marienbild aus der alten Kirche in Portico, die nun auch S. Galla heißt, gebracht hat. Rand links: S. Maria In Portico. Rand links: Marienbild vom Evangelisten Lukas. In dieser neuen Kirche von Campitelli sind unter andern zwo schöne Kapellen der Familie Altieri wegen ihrer Marmorarbeit zu sehen. Rand links: Grab der Familie Altieri. In der ersten stehen zween Särge, auf deren einem das Brustbild einer Dame, auf dem andern aber das Brustbild eines Mannes befindlich ist. An dem ersten Sarge liest man das Wort Umbra, an dem Sarge aber des Mannes Nihil. Beyde Särge ruhen auf Löwen von Porfiro sanguinato, der blutroth ist und ohne weiße Puncte oder kleine Fleckchen, so an dem gewöhnlichen rothen Porphyr zu seyn pflegen. Rand links: Porfiro sanguinato. In der andern[532] Altierischen Kapelle fallen sonderlich zwo Seulen vonMarmo fiorito in die Augen, deren jede aus einem einzigen Stücke von zwo Klaftern im Umfange und vier bis fünf Männer hoch ist. Rand rechts: Treffliche Seulen.

In S. Maria, Regina Cœli, alla Lungara verdienet das Tabernakel des Hauptaltars, wegen des vielenLapis Lazuli und andern kostbaren Steinen, wie auch wegen der bas-reliefs von Elfenbein und gewundenen Seulen von weißem Achat gesehen zu werden. Rand rechts: S. Maria Regina Cœli. Der Fußboden vor dem Altare ist artig von weißem und grauem Marmor zusammen gefüget. Die Kirche gehört den Karmeliterinnen, und die kostbaren Zierrathen sind von der Prinzeßinn Anna Colonna, einer Gemahlinn des Prinzen Dom Taddeo Barberino gestiftet, welche auch ein prächtiges Begröbniß allhier hat.

S. Maria della Scala gehört den Karmelitern, und hat ein schönes Tabernakel von gestreiften Seulen aus Alabastro Orientale mit den Gesimsen von verguldetem bronzo. Rand rechts: S. Maria della Scala. Man findet hier einige gute Gemälde vom Chev. Arpino, Pater Luka, Jakob Palma und andern. Bey dem Eingange ist folgendes Epitaphium zu lesen: Rand rechts: Epitaphium Petri Tani.


Petrum Tanum

Qui lapides in vivos dixeris homines

Divosque formabat, gratus ego lapis

Celatis laudibus vivum

Reddere gestio, argenteus si essem

Parem Jo. Bapt. filio gratiam

ref.

Ut Deus eos in cœlis vivere faxit

Tu Rosa uxor, mater & hæres orato

M. DC. LVII..


Daß Peter Tanus ein Bildhauer gewesen, ist offenbar, und aus den Worten des Grabsteins ist zu vermuthen, daß der Sohn ein Goldschmied oder ein anderer Künstler in Silber gewesen. Auf dem Platze, wo diese Kirche steht, sollen zwölfhundert und drey Märtyrer, als der Ueberrest von vierzigtausend christlichen Sclaven, welche Diocletian zu seinem großen Bäderbau gebrauchet, hingerichtet und begraben worden seyn. Rand rechts: Zwölfhundert und drey Märtyrer.

In der Kirche S. Maria Transpontina sind von einer Art sehr harten Marmor, breccia genannt, zwo Seulen vorhanden, an welchen St. Petrus und St. Paulus unter dem Nero gegeißelt worden. Rand rechts:S. Maria Transpontina. Der Altar ist kostbar, und hat unter andern acht Seulen von sicilianischem Jaspis.

An dem Orte, wo itzt die Kirche S. Maria in Trastevere steht, war unter den alten Römern die Taberna Meritoria, oder ein Hospital für alte Soldaten. Rand rechts: Taberna Meritoria. An dem Tage der Geburt Christi soll eine Oelquelle entsprungen und geflossen seyn auf dem Platze, wo itzt der Hauptaltar steht, an dessen Fuße man deswegen noch liest:


Nascitur hinc oleum, Deus & de Virgine; utroque

Oleo sacrata est Roma, Terrarum Caput


Auf der andern Seite:


Hinc oleum fluxit cum Christus Virgine luxit

Hic & donatur venia a quocunque petatur.


Innen über der Hauptpforte steht:


Dum tenet emeritus miles, sum Magna Taberna;[533]

Sed dum Virgo tenet me, major nuneupor & sum;

Tunc oleum fluo, signans magnisicam pietatem

Christi nascentis; nunc trado petentibus ipsam.


Rechter Hand vor dem hohen Altare ist an einem Steine, über welchem ein eisernes Gitter gemacht ist, ein rother Flecken oder Blut zu sehen mit der Beyschrift: Gutta sanguinis Divæ Dorotheæ Vir. & Mart. Rand links: Blutstropfen der heil. Dorothea. Rand links: Andere Reliquien. Nächst dabey liest man auf einem andern Steine: Lapis hic super quo visi sunt angeli genuflexi in martyrio Divi Petri de ruinis Sci Angeli in Geniculo erutus a Juliano de Dathis loci hujus Antistite pietati nostræ expositus An. Jubilæi M. D. Daselbst in der Hölung einer Seule wird auch der Stein, womit St. Calixtus in der Tiber ersäufet worden, verwahret. Bey dem Altare St. Firmian hebt man drey schwarze Steine von der Gestalt von mittelmäßigen Holländerkäsen auf, wobey die Worte zu lesen sind:Hi lapides pedibus Martyrum alligabantur. Rand links: Martersteine. Ich halte sie für ordentliche Gewichte, deren sich die Alten zu bedienen pflegten. Die Kirche hat einen schönen eingelegten Fußboden, sonderlich vor dem Hauptaltare, dessen Tabernakel mit vier Porphyrseulen gezieret ist. In der Tribuna findet man viele alte mosaische Arbeit. Das Monument des Kardinals Philippi de Alençon, Titularis von dieser Kirche und Bischofs zu Ostia, hat ein treffliches bas- relief von weißem Marmor, worauf zwanzig Figuren von Menschen zu zählen sind. Man liest daran die Verse: Rand links: Grab des Kardinals d' Alençon;


Francorum genitus Regum de stirpe Philippus

Alenconiades Hostiæ titulatus ab urbe

Ecclesiæ Cardo tanta virtute reluxit

Ut sua supplicibus cumulentur marmora votis,

Anno milleno. C. quater adde sed I. ter,

Occubuit qua luce Dei pia Virgoque Mater.


Linker Hand beym Chore steht folgendes Epitaphium: Rand links: der Pratischen Familie.


A. D. G.

Lector, siste

Nec vivus, nec mortuus

Hic hæreo, hic mœreo.

Filio eram destitutus

Conjugem amiseram

Hic

Filio reddor

Et a Conjuge non sejungor;

Et dum

Mortuos spectans

Mortem exspecto

Præ timore lapis

Hunc lapidem erigo;

Nec sensu careo;

Nam α ipsi lapides

suas lacrymas habent.

Gabriel Pratus Astensis

Seculo XVI.

Post mortem Regis Vitæ
[534]

Man zählt in der Kirche drey und zwanzig große Seulen, jede aus einem Stücke von Granito Orientale. Rand rechts: Seulen, von welchen der Teufel eine weggeholet hat. Die vier und zwanzigste ist vom Teufel in der Luft weggeholet und nach Prag gebracht worden. In einer Kapelle bey der Tribuna rühmt man das Gemälde, welches ein Kind, das Bluhmen ausstreuet, vorstellet. Der Meister davon, Dominicus Zampieri, ist sehr bekannt unter dem Namen Domenichino. Rand rechts: Gemälde von Domenichino. Das größte Kunststück aber, so man von ihm zu Rom hat, ist an der Decke oder am Plafond dieser Kirche zu beobachten, allwo man bey der Himmelfahrt Maria, ihr majestätisches, freudiges und dabey modestes Ansehen, nebst der den Engeln aus den Augen leuchtenden Begierde ihr zu dienen, mit Vergnügung betrachtet.

In der Galerie oder dem Gange vor der Kirche sind vier Seulen von Granito zu sehen, und rechter Hand ein großer steinerner Sarg mit bas-reliefs von biblischen Figuren. Rand rechts: Ein alter steinerner Sarg. Wie die dabey befindliche Ueberschrift zeiget, so hat solchen der Kardinal Carpineus oder Carpegni im Jahre 1707 aus seinem Hause hieher bringen lassen. Ehemals stunden über dem Eingange dieser Galerie die Verse:


Roma vetus veteres dum te rexere Quirites

Nec bonus immunis nec malus ullus erat.

Defunctis Patribus successit prava juventus,

Quorum consilio præcipitata ruis.


Die Kirche von S. Maria e S. Gregorio in Vallicella wird auch Chiesa nuova genennt, und gehöret denPatribus Oratorii. Rand rechts: S. Maria e S. Greg. in Vallicella. Liebhaber der Gemälde finden darinnen genugsame Augenweide, und gehen insbesondere nicht vorbey die im Dome oder Gewölbe der Kirche vom Pietro di Cortona gemalte Herrlichkeit des himmlischen Paradieses; das Begräbniß Christi vom Michel Angelo Caravaggio27 in der andern Kapelle zur rechten Hand; die heil. Maria vom Peter Paul Rubens auf dem Hauptaltare etc. Rand rechts: Gemälde. Rand rechts: Maler Caravaggio. Die Kapelle St. Philippi Neri ist ganz mit Marmor, Achat, Perlenmutter und mancherley seinen Steinen überzogen oder eingeleget. Rand rechts: Kapelle Philippi Neri. Der Leichnam dieses Heiligen liegt unter dem Altare mit einer silbernen Maske vor dem Gesichte, weil solches der Vermoderung nicht länger hat widerstehen können.

In dem dabey liegenden Kloster ist eine gute Bibliothek von zwanzigtausend Stücken. Rand rechts: Bibliothek.

Man hätte viel zu thun, wenn man alle Marienkirchen, die in Rom sind, beschreiben wollte. Keiner fehlet es an Zulaufe: und ist dabey das besonderste, daß mancher zu der Maria von dieser Kirche sein Vertrauen setzt, der nach dem Marienbilde einer andern Kirche nicht viel fraget, gleichsam als wären nicht eine, sondern viele Mütter Christi, deren jede nur in einem einzigen Anliegen recht helfen könnte. Rand rechts: Verschiedene Anliegen erfodern die Anrufung verschiedener Marien. Ich schließe mit einervon den schönsten derer von Maria benannten Kirchen, nämlich mitMadonna della Vittoria, so den Karmelitern gehört. Rand rechts: S. Maria della Vittoria. Sie war ehemals dem heil. Apostel Paulus gewidmet, veränderte aber ihren Namen, als man ein Bild der heil. Maria, welches 1621 in der Schlacht wider die Ketzer auf dem weißen Berge bey Prag große Wunder gethan, hieher brachte; und ist leicht zu erachten, daß man in dem Kloster nicht vergeblich nach einem Gemälde von dieser Bataille fragen kann. Rand rechts: Wunder eines Marienbildes in der Schlacht auf dem weißen Berge. Das Bild selbst dieser Maria ist mit den kostbarsten Geschenken vom Hause[535] Oesterreich und seinen Bundsgenossen versehen, und auf dem Hauptaltare aufgestellet worden. Das Gemälde in der ersten Kapelle zur rechten Hand, das die bußfertige Sünderinn Mariam Magdalenam vorstellet, ist vom Joh. Bapt. Mercati, und in der andern Kapelle hat Domenichino sowohl an der heil. Maria, die ihr Kind dem h. Franciscus darreichet, al san den Nebenstücken seine Kunst erwiesen. Die Kapelle di S. Gioseppe hat vier schöne grüne Seulen und ein weiß-marmornes bas-relief, so das Kindlein Jesus in der Krippe nebst den Hirten vorstellet. Man sieht darinnen auch schöne Statuen vom Dominico, davon eine das Kindlein auf dem Schooße Mariä sehr artig abbildet.

In der Kapelle der heil. Theresia ist vieler negro antico, und die marmorne Brustbilder von sechs Kardinälen aus dem Hause Cornaro nebst den Statuen dieser Heiliginn und eines Engels, der zu ihr kömmt, beyde vom Bernini gearbeitet, welcher den ganzen Bau dieser Kapelle angegeben hat. Rand links: Treffliche Statue der h. Theresia. Itztgedachter Künstler hat die Statue der in einer Entzückung liegenden Theresia jederzeit für sein Meisterstück gehalten, und kann man nicht leugnen, daß sie unvergleichlich sey. Die darauf folgende Kapelle ist mit vielen seinen Steinen, sonderlich aber Lazuli, reichlich versehen. Das Gemälde von der Kreuzigung Christi ist vom Guido Rheni. Rand links: Gemälde. Ueberhaupt ist zwar die Kirche klein, allein an Marmor, Gemälden und Verguldungen wenigen nachzusetzen, und vergnügen sonderlich die schönen aus vielen kostbaren Steinen in Figuren zusammen gesetzte oder eingelegte Werke. In dem Schatze des Klosters zeigt man das Bildniß der heil. Maria aus einem Stücke Bernstein, etwan einer Spanne hoch, als ein Geschenk des Hauses Bayern. Rand links: Schatz des Klosters. Das Gesicht und Christkindlein sind von Elfenbein. Ferner ist eine goldene Krone, welche der Kaiser Ferdinand der zweyte dem wunderthätigen Marienbilde geschenket hat, zu bemerken. Sie ist mit Smaragden, Rubinen und andern Edelgesteinen besetzet, worunter ein Sapphir von der Größe einer Haselnuß. Eine Pietà oder Maria mit ihrem todt vor ihr liegenden Sohne ist trefflich in Elfenbein vorgestellt auf einem Grunde von Diaspro Orientale. Die Schlacht vom weißen Berge ist in einer Kammer auf vier großen Gemälden zu sehen, nebst dem Portraite des Karmelitermönchs Domenico di Giesù Maria, welcher das oberwähnte Marienbild in dem böhmischen Flecken Strackoniz soll gefunden haben, und zwar in einem schlechten Zustande, indem die Ketzer dem Bilde die Augen ausgerissen, welche That, wenn sie wahr ist, von keinem vernünftigen Protestanten jemals gut geheißen werden kann. Rand links: Gemälde der Bataille auf dem weißen Berge. In den unterirdischen Begräbnißgewölbern ist des vor etlichen Jahren allhier verstorbenen churbayerischen Prinzen Grab, nebst dem Leichname eines hiesigen Fratris, dessen Haut wegen der Trockne des Ortes also an die Knochen fest gefüget ist, daß sie nicht voneinander fallen können. Rand links: Grabmaale. Man giebt etwan zween Paoli, um alle dieseschönen Raritäten des Klosters zubesehen.

Il sagro Monte della Pietà ist angelegt um allen wucherlichen Schindereyen, wodurch die nothleidende Armuth in andern Ländern gänzlich ruiniret wird, vorzubauen. Rand links: Monte della Pietà. Man leihet hier jedem bis auf zwey Drittheile vom Werthe des Pfandes, so er einsetzen kann, und zwar bis auf dreyßig Scudi ohne Zinsen, und wenn die Summe höher geht, nur mit zwey pro Cent. Rand links: Treffliche Anstalten wider den großen Wucher. Wenn man in achtzehn Monaten das Pfand nicht einlöset, wird es öffentlich verkauft, und der Ueberschuß für den Eigenthumsherrn des Pfandes, wiewohl ohne Zinsen aufgehoben, bis er ihn abfodert. Will man diesem Verkaufe vorkommen, so darf man nur vor dem Verlauf der achtzehn Monate die Obligation verneuern, welches ohne Mühe und Unkosten geschieht. Zu Bestreitung dieser Anstalten, auf welche viele Leute gehalten werden müssen, haben nicht nur die Päbste und andere vornehme Leute viele Vermächtnisse gestiftet, sondern es hat sich auch eine besondere Confrairie oder Brüderschaft zusammen[536] begeben, die für alles sorget. In ihrer Kapelle oder Oratorio sieht man die Madonna della Pietà, oder Mariam mit dem todten Leichname ihres Sohnes, vom Dominico Guidi in Marmor gehauen. Rand rechts: Bildhauerarbeit im Oratorio Auf einem vom Theodon gearbeiteten bas-relief erscheint Joseph, wie er währender Hungersnoth den Aegyptern Getraide vorstrecket. Ein anderes, welches Le Gros verfertiget hat, stellt Tobiam vor, wie er zehn Pfunde an Gabel leiht. Die um itztgedachte bas-reliefs befindlichen Gruppi schicken sich sehr wohl auf die Absichten dieses nützlichen Werkes. Einer zählt Geld auf die Tafel; der andere schreibt eine Quittung; der dritte trägt die Sache in die Register ein etc. welche Dinge alle sehr wohl ausgedrückt sind. An andern Orten werden die Montes Pietatis auch Lombards oder Leihkammern genennet.

S. Nicolò di Tolentino hat schöne Gemälde und etliche Seulen von violetfarbenem Marmor, welchen man Pavonaceo nennen pfleget. Rand rechts: S. Nicolò di Tolentino. In der Kapelle der Gavotti ist an dem Altare ein treffliches bas-relief in weißem Marmor zu sehen, welches die heil. Maria vorstellet, wie sie bey Savona einem Bauer erscheint. Es ist solches ein Meisterstück des berühmten römischen Bildhauers Cosmo Fancelli. Die Statuen St. Josephi aufder einen, und St. Joh. Baptistä auf der andern Seite sind vom Antonio Raggi und Hercole Ferrata.

Der Kirche S. Onofrio mangelt es nicht an schönen Gemälden, jedoch besuchet ein Fremder sie vornehmlich wegen der schönen Aussicht über die Stadt Rom, und wegen der merkwürdigen Begräbnisse, unter welchen die zwey von den Kardinälen Madrucci von guter Baukunst und Bildhauerarbeit sind. Rand rechts: S. Onofrio. Der Kardinal Franciscus Barberini hatte seinem ehemaligen Präceptor Bernardo Guglielmo oder Wilhelmo und dem gelehrten Johann Barclajus zwey einander ganz ähnliche Monumente einander gegenüber aufrichten lassen; des letzten Wittwe aber war so empfindlich, daß man ihrem Manne, der von schottländischem Adel und weltbekannter Gelehrsamkeit war, einen elenden Schulfuchs, wie sie Wilhelmum nennte, an die Seite und in Vergleichung setzen wollte, daß sie gern das Grabmaal umgerissen hätte, und da dieses nicht in ihrer Gewalt stund, dennoch das darauf gesetzte marmorne Brustbild ihres Mannes wegnahm. Rand rechts: Grabmaale Guglielmi u. Barclaji;

Auf der Erde liest man in einem Steine die Worte:


Torquati Tassi ossa hic jacent.

Rand rechts: Torquati Tassi;

Hoc ne nescius esses hospes

Fres hujus Ecclesiæ

P. P

M D C I.

Obiit anno MDXCV.


An der nächsten Wand steht folgendes Lob dieses berühmten Poeten:


Torquati Tassi Poetæ,

Heu quantum in hoc uno nomine

Celebritatis ac laudum!

Ossa hunc transtulit, hic condidit

Bonif. Card. Bevillaqua

Ne, qui volitat vivus per ora virum,

Ejus reliqua parum splendido loco,

Colerentur, quærerentur.

Admonuit virtutis amor, admonuit

Adversus Patriæ alumnum, adversus[537]

Parentum amicum pietas.

Vixit aan. LI. natus magno florentiss: Sæc. bono

ann. MDXLIV.

Vivet haud fallimur æternum in hominum

Memoria, Admiratione, Cultu.


Ich will dem Alexand. Guido28 die in seinem Leben so sehr gewünschte Nachbarschaft des Grabes Tassi auch allhier nicht misgönnen, und also die Inscription, welche man nicht weit von des Tassi Ruhestäte liest, hieher setzen: Rand links: Alex. Guido.


Alexandro Guido, Patricio Ticinensi

Lyricæ Poësis Cultori Celeberrimo

Eruditorum laudibus, Urbis plausu

Magnorum Principum familiaritate

ac honoribus illustri

Qui dum maximi, SSmi Pontificis

Clementis XI.

Sacris homiliis Italico carmine donandis

incumberet

sub onere splendidissimo

in Tusculana civitate

acerbo interceptus fato

Gloriæ potius quam dierum plenus occubuit.

Ludovicus ex Principibus Mirandolæ

Tit. S. Sylvestri in Capite Presb. S. R. E.

Cardinalis Picus, Apostolici Palatii

Præfectus

Annuente Pontifice

Huc translato tumulatoque corpore,

Ut, quod ille in votis habuerat,

Prope Magnos Torquati cineres

conquiesceret,

Monumentum posuit

Obiit die XII. Junii

MDCCXII.

Ætatis suæ ann. LXIII.


Von des Pabstes Clementis des eilften Homilien oder geistlichen Reden, welche er an verschiedenen Festtagen in der St. Peterskirche in Gegenwart der Kardinäle gehalten, hat Alexander Guido sechs in italienische Verse gebracht und herausgegeben; ein gleiches ist vom Bernardino Perfecto mit einer Homilia geschehen. Rand links: Von Clementis des eilftenHomiliis. Die Originalsprache, in welcher sie gehalten worden, ist die lateinische; man hat sie aber fast in alle europäische Sprachen übersetzet. Ihre Anzahl beläuft sich auf acht und zwanzig, und hat der Kardinal Hannibal Albano gesorget, daß eine sehr prächtige Auflage der italienischen Uebersetzung in ungebundener[538] Rede im Jahre 1722 in Folio zu Rom herausgekommen ist, bey welcher auch die Kupferstiche der dazu gehörigen Münzen zu sehen sind.

Ueber dem Grabe der Familie von Cupis stehen die Verse: Rand rechts: Epitaphium der Familie Cupis;


Has quicunque notas civis seu per Legis hospes,

Si cupis ex voto vivere, disce mori.


Wer die folgende Grabschrift Bartholomäi Arieti gemacht, hat große Luft zum Wortspiele gehabt: Rand rechts: Arieti.


D. O. M.


Jacet hic jactus ictu ariete fati Bartholomæus Arietus de Sabaudia ab ejus filio Patre Cæsare, hujus Cœnobii Vicario hoc lapide tectus suique tegendi quos fatum sic arietabit. Vixit annos LXXII. obiit die CXLIX. ante arietis signum M. DC. XXII.


L'Ospitio de' Poveri Fanciulli di S. Michele à Ripa Grande ist ein so weitläuftiges Gebäude, daß allein die Seite an der Tiber über fünfhundert Schritte lang ist, mit einer Höhe von vier Stockwerken ohne die Mansarden zu rechnen. Rand rechts: L' Ospitio di S. Michele. Hier findet man die trefflichsten Anstalten zur Erziehung der Waisenkinder, welche nach ihrer Neigung und Luft wählen können, was für Handwerker sie lernen wollen. Rand rechts: Treffliche Anstalten zu Erziehung der Waisenkinder. Wenn sie zwanzig Jahre alt und ein Handwerk also begriffen haben, daß sie damit ihr Brodt erwerben können, kommen sie mit einem neuen Kleide und fünf und zwanzig Scudi baaren Geldes heraus. Man verfertiget hier sehr gute hautelices, und hat man Leute aus den Gobelins von Paris kommen lassen, um diese Manufactur recht in Aufnehmen zu bringen. Rand rechts: Tapetenfabrik Findet man einen jungen Knaben, der guten Verstand zu haben scheint, so läßt man ihn zwey bis drey Jahre in der Kunst zu zeichnen unterrichten, und eben so viele Zeit braucht er, umsich in dem Tapetenwirken recht geschickt zu machen. Die Arbeit in basselices kömmt ganz ab, und ist auch allhier nicht gebräuchlich; doch behält man sie aux Gobelins und in etlichen Fabriken von Brüssel noch bey. Wer die eine von diesen Arten von Arbeit zu machen gewohnt ist, hat Mühe sich an die andere zu gewöhnen; an den Tapeten aber selbst bemerket man keinen Unterschied. Bey den hautelices hat der Meister den Grund aufrecht vor sich aufgespannt und das Original, wornach er arbeitet, hinter sich oder auf der Seite; bey den basselices aber arbeitet er als auf einem Tische über dem Muster. Man hat hier auch eine Buchdruckerey angelegt, nebst einer Tuchmacherey, aus welcher andere Nationen wenigstens die leichte Art zu scheeren lernen könnten. Rand rechts: Buchdruckerey. Denn in Holland, wo doch diese Manufactur im höchsten Grade blühet, habe ich öfters in Acht genommen, daß gegen das Ende der Woche die Hände der Tuchscheerer durch die saure Arbeit ganz blutig geworden waren; hier aber, da sie doch das Tuch drey bis viermal scheeren, wirddie mit achtzig Pfunden Bley beschwerte Tuchscheere ohne sonderliche Mühe und gar leicht regieret. Rand rechts: Tuchfabrik In dem hiesigen Hospitale nimmt man auch alte Bediente und andere bejahrte Leute auf, die ihr Brodt nicht mehr verdienen können. In der Kirche sind die beyden Geschlechte durch ein Gitterwerk voneinander abgesondert. Das Essen bestund diesesmal, als ich solches in der Fastenzeit sah, in einem Stücke von gedörrtem Fische, in Kastanien, anderthalb runden Brodten und einem Kruge Wein. Indem dazu gehörigen Zuchthause ist für hundert und funfzig Personen Platz. Rand rechts: Zuchthaus. Diejenigen, so ihre aufgegebene Arbeit nicht liefern, kommen zu Ende der Woche in eine Maschine, da sie mit gebücktem Leibe und festgemachten Händen und Füßen ihre Strafe aus stehen müssen. Ehemals wurde solche mit ledernen Riemen ausgetheilet; nachdem aber einsmals ein Junge unter der Züchtigung todt geblieben, so gebraucht man sich anitzt der Geißeln, die aus Stricken verfertiget sind.[539]

Bey der Kirche S. Paolo alle Trè Fontane besieht man zugleich SS. Vincenzo e Anastasio alle trè Fontane, welche auch ursprünglich dem heil. Paulo gewidmet ist. Rand links: S. Paolo alle trè Fontane. S. Vincenzo. In dieser letzten Kirche ist außer denen an den Wänden gemalten zwölf Aposteln, wozu die Zeichnung von Raphael seyn soll, wenig zu beobachten. Rechter Hand, wenn man in die Kirche tritt, zeiget sich das Grabmaal Ferdinandi Ughelli mit folgender Aufschrift: Rand links: Epitaphium Ferd. Ughelli


Ferdinando Ughello

Hujus Monasterii Abbati.

Mirare nostri grande Seculi decus,

Virtutibus, laboribus, modestia,

Cui debet Italia sacros Antistites

Qui traxit e mortis sepulcro tot viros

Perire in mortis sinu nunquam potest.

Obiit XIV. Kal. Jun. Ann. MDCLXX. æt. LXXV.

Franc. Episc. Ostiensis

De suo cæterisque Italiæ Episcopatibus

B. M. posuit.


Dieser Kirche gegenüber ist eine sehr artige achteckigte Kapelle di S. Maria della Scala del Cielo. Rand links: S. Maria della Scala del Cielo. In der Tribuna oder über dem Altare des h. Bernhardi ist alte mosaische Arbeit und das Gemälde des Altars stellet vor, wie die Seelen aus dem Fegefeuer durch Engel geholet werden. Rand links: Gemälde vom Fegfeuer. Nach dem Zeugnisse der Worte, so am Altare zu lesen sind, erlöset jede Messe, die hier gelesen wird, eine Seele aus dem Fegfeuer. Man geht aus dieser Kapelle in Catacombas oder unterirrdische Gänge, welche vor diesem nicht nur bis St. Sebastian, sondern sogar bis nach Ostia sich sollen erstrecket haben. Rand links: Catacombæ. Auf dem Platze zwischen den itztgemeldten Kirchen St. Vincenzo e Anastasio und S. Maria del La scala del Cielo bis S. Paolo alle Trè fontane sollen zehn tausend Christen den Märtyrertod erlitten haben. Rand links: Zehntausend Märtyrer. Es sind auch Steine aufgerichtet, damit kein Vieh dadurch dringe und den Platz betrete; weil Paulus von der erstgenannten Kirche bis zum Orte seines Todes knieend gekommen seyn soll. Ein Theil davon ist nun in eine kleine Kirche verwandelt, in welcher drey lebendige Quellen unter eben so vielen nebeneinander stehenden Altaren hervor kommen. Rand links: Drey Wunderquellen. An jedem Altare ist ein abgehauener Kopf en bas-relief zu sehen, und die Quellen, so etwan sechs bis sieben Fuß voneinander entfernet sind, haben ihren Ursprung dem Haupte des Apostels zu danken, welches, da es von seinem Körper geschieden war, drey Sprünge auf die Erde unter deutlicher Aussprechung des Namens Jesus gethan haben soll. BARONIVSin Annal. Eccles. ad Ann. 69, n. 13 meldet, daß die erste Quelle süßer als die andern, und einigermaßen nach Milch schmecke, die andern zwo aber, ob sie gleich sehr nahe beysammen, dennoch ganz verschiedenes Wasser führen, welches daher gekommen, weil bey dem ersten Niederfallen des Kopfes aus seinen Adern nichts als Milch geflossen, unddas Blut erst bey den andern Fällen gefolget. Dieses erzählen die Patres des hiesigen Bernhardinerklosters ihrem Historico getreulich nach. Ich meines Orts, der ich übrigens für gar nichts außerordentliches halte, daß zweene ganz nahe beysammen hervorquellende Brunnen verschiedenen Geschmackes seyn: habe aller angewandten Aufmerksamkeit ungeachtet diesen gerühmten Unterschied allhier nicht finden können, und nehme daraus deutlich ab, daß meine dem Joche eines solchen Glaubens widerspänstige Sinnen sich niemals recht zur Lehre von der Transsubstantiation bequemen werden. Dieses habe ich indessen bemerket, daß die letzte Quelle zur linken Hand,[540] wenn man in die Kirche geht, itziger Zeit die kälteste, und das Wasser von allendreyen gar rein und gut gewesen.

Andem großen Altare, welcher rechter Hand zu sehen ist, befinden sich zwo Seulen von Porfido verde, so an Schönheit wenige ihres gleichen haben und allein die Mühe dieses Weges verdienen. Rand rechts: Schöne Seulen. Nächst dabey ist eine vier Fuß hohe Seule in Holz und ein eisernes Gitter eingefaßt mit der Ueberschrift: Columna supra quam decapitatus fuit S. Paulus Apostolus Rand rechts: Die Seule, worauf Paulus geköpfet worden.. Ich lasse es dahin gestellet seyn, wie es möglich gewesen, jemanden auf einer schmalen und hohen Seule zu köpfen, und wollte gern sagen, daß es nur die Seule gewesen, an welcher Paulus damals gebunden worden, wenn ich nur begriffe, wie man einem, der an eine Seule: fest gebunden ist, den Kopf abschlagen könne. Rand rechts: ChristlicheAmuleta Diesem Altare gegenüber ist ein anderes mit rothen Porphyrseulen gezieret. Das darauf befindliche Gemälde von St. Petri Märtyrertodehat Guido Rheni verfertiget. In itztgedachter Kirche bekömmt man allerley kleine meßingene Medaillenund amuleta, die geistliche Historien und Personen vorstellen, und, weil eine Messe darüber gelesen worden, die Kraft haben, daß sie wider Kopfweh, die hinfallende Sucht und andere Plagen sicherlich helfen. Ein wenig weiter von der Stadt auf diesem Wege liegt die Kirche della SS. Annunziata, woselbst man auf einmal für zehn tausend Jahre Ablaß holen kann. Rand rechts: SS. Annunziata. Rand rechts: Großer Ablaß. Bey welcher Gelegenheit ich nicht unerinnert lasse, daß ob man zwar ordentlicher Weise in jeder Kirche nur einmal des Tages die daselbst vermachten Indulgenzen verdienen kann, dennoch von solcher Regel die St. Peterskirche ausgenommen sey, als in welcher einem der Ablaß zu Theile wird, so oft man auch in einem einzigen Tage sich daselbst mit Andacht einfindet. Rand rechts: Anmerkung wegen des päbstlichen Ablasses. Ich muß auch dieses hiebey melden, daß diejenigen Protestanten, die da glauben, der Ablaß gehe auf die Zeit dieses irdischen Lebens, und könne man also auf ein Jahr lang sündigen, wenn man auf ein Jahr Ablaß geholet, sich gröblich irren, und die Römischkatholischen keinen andern Begriff davon haben, als daß zum Exempel derjenige, welcher um die Reinigung seiner Seelen zu vollbringen, hundert tausend Jahre in dem Fegefeuer billig zubringen müßte, mit einer Zeit von zehn tausend Jahren abkommen kann, wenn er sich mit so vielen Ablassen, als zu Abtragung von neunzig tausend Jahren erfodert wird, bey seinem Leben versorget hat. In den großen Hauptkirchen und Basilicis besuchet man gemeiniglich sieben dazu privilegirte Altäre, an welchen man aus solcher Ursache die Worte findet: Unum ex septem Altaribus.

Näher gegen die Stadt Rom liegt die Basilica di S. Paolo fuori delle mura oder nella Via Ostiense; nach St. Peter die größte in Rom, wie sie denn hundert und fünf gemeiner Schritte breit und ungefähr hundert und sechszig lang ist. Nach geometrischer römischer Maaß giebt man ihr die Länge von sechszig und die Breite von vierzig Schritten; andere rechnen die Länge von vier hundert und sieben und siebenzig und die Breite von zweyhundert und acht und funfzig Fuß. Die Hauptthüre ist von bronzo mit biblischen Historien, und liest man über derselben:


Hæc Domus est Domini & sacri limina Regni,

Huc properate populi, hæc Domus est Domini.


Das Gebäude ruhet auf neunzig sehr großen Seulen, davon ein guter Theil aus Granito Orientale, einige von pavonazzo, alle aber aus dem Alterthume sind. Rand rechts: Menge der trefflichsten Seulen. An den Altären finden sich dreyßig kostbare Seulen von Porphyr, vierzehn große Seulen von Marmor, Saligno Cipollino genannt, nahe bey der Sacristey; in dem Hofe des dazu gehörigen Benedictinerklosters (von der Congregatione Montis Cassini oder S. Justinæ von Padua) zwo Seulen von Cipollino, sechs von Granit, ferner noch sieben große Stücke Granit, und im[541] Kloster selbst hundert und vier und neunzig Seulen, die meistentheils noch unausgerichtet liegen. Die Kirche ist in fünf Galerien oder naves getheilet, und sind in der mittelsten die Seulen beynahe drey Klaftern dick, maßiv von Marmor, der mit seinen rothen und schwarzen Adern sehr schön lassen würde, wenn er recht poliret wäre. Der Fußboden ist deswegen außer ordentlich, weil er mit zerbrochenen Stücken oderfragmentis von Inscriptionen, bas-reliefs etc. gepflastert ist, welche Cornelius Margarini ein Benedictiner in einem besondern Buche gesammlet und herausgegeben hat. Rand links: Besonderer Fußboden. In dieser Kirche sind abermals auf sechs tausend Jahre Ablaß zu erlangen: und verdenke ich es demjenigen sehr, der da glaubet, daß durch die Ablasse, welche man vermittelst Besuchung gewisser Kirchen oder Altäre erwirbt, der Himmel gewiß verdienet werde, wenn er nicht seine Wohnung in Rom aufschlägt, weil man an keinem Orte der Welt mit geringerer Mühe als hier zu solcher Glückseligkeit gelangen kann, und zwanzig tausend Jahre Ablaß leicht in einem Vormittage gewonnen sind. Rand links: Sechstausend Jahre Ablaß.

Die Basilica di S. Paolo ist eine von den vieren, somit der Porta santa (welche nur alle Jubeljahre eröffnet wird) prangen, ob ich gleich an dieser kein Kreuz bemerket habe. Rand links: Porta Santa. Sie hat auch wie etliche wenige andere einen Altar, auf welchem niemand als der Pabst Messe lesen darf. Rand links: Altare Papale. Wenn man aus der Straße nach Ostia in die Kirche tritt, findet man eine wohlgezierte Kapelle, die dem heiligen Sacramente des Abendmahls gewidmet und von Caroli Maderni Baukunst ist. Nicht weit davon steht das berühmte Crucifix, welches mit der h. Brigitta öftere Unterredung gehalten; itztgedachte schwedische Prinzeßinn selbst ist als bethend in einer schönen marmornen Statue von Stephano Maderno vorgestellet. Rand links: Wunderthätiges Crucifix. Man verwahret in dieser Kirche unter vielen andern Heiligthümern die Kleider der heiligen Maria und die Gebeine des Apostels Pauli. Rand links: Kleider der h. Maria.

Die mosaische Arbeit an dem Hauptgewölbe ist zu Zeiten Leonis des großen, und vielleicht auf Unkosten der Placidia, einer Schwester des Kaisers Honorius und Arkadius verfertiget, weil man diese Worte dabey liest: Rand links: Mosaique.


Placidiæ pia mens operis decus hoc faciebat,

Suadet Pontificis studio splendere Leonis.


An dem einen Pfeiler dieses Bogens ist eine harte Verfluchung in lateinischer Sprache angeschrieben, welche Leo der dritte wider diejenigen, so das geringste aus dieser Kirche entwenden, ausgesprochen hat.

Außer der Kirche ist eine marmorne Seule zu sehen, welche sechs und zwanzig Fuß in der Höhe hat, auf Sphyngibus ruhet, und mit wohlgearbeitetenbas-reliefs versehen ist. Rand links: Hohe Seule außer der Kirche. Weil man unter diesen auch Weinreben und Trauben findet, so halten etliche dafür, daß sie ehemals in einem Templo Bacchi gestanden sey; andere holen sie von Vulcani, andere von der Vestä Götzendienste her. Vor diesem war sie in der Kirche und steckte man die Osterkerzen darauf. Anitzt sieht man auf ihrer Spitze ein Kreuz, und an der einen Seite des Fußgestelltes die Worte:


Olim ignes, nunc sacra Dei vexilla triumphum

Devictæ mortis Symbola crucis habet


Auf der andern:


Hanc sacris veteres facibus statuere columnam,

Quam Casinenses restituere cruci.


In dem Refectorio des Benedictinerklosters sind neun große Gemälde von Lanfranchi der Mühe werth, daß man sie betrachte. Rand links: Gemälde von Lanfranchi.[542]

In der Kirche di S. Pancrazio fuori delle Mura stehen zwey mit vieler alter mosaischer Arbeit gezierte Ambones oder Pulte, welche in den ersten Zeiten dieneten, um auf dem einen das Evangelium, auf dem andern aber die Epistel zu verlesen. Rand rechts: S. Pancratio. Rand rechts: Ambones. Dergleichen gekünstelte Arbeit istauch vor dem Altare auf dem Platze, woselbst sonst des berühmten Bürgermeisters Crescentii Grabstein gewesen, zu sehen. Rand rechts: Alte mosaische Arbeit. Dieser soll itzt im albanischen Pallaste seyn. Der Himmel des Altars ruhet auf vier schönen Porphyrseulen, und in den Altare selbst sind große porphyrne Tafeln gefüget. Aus der Kirche geht man hinunter in die Catacombas, welche aber nicht so gut als die von St. Sebastiano sind. Rand rechts:Catacombæ.

Untenam Berge des Capitolii war in alten Zeiten das Gefängniß, so Custodia Mamertina und Carceres Tulliani genennet wurde. Rand rechts: S. Pietro in Carcere. Weil hierinnen auch St. Petrus gefangen gelegen seyn soll, so hat man die Kirche S. Pietro in Carcere auf diesen Platz gebauet. Aus derselben geht ein Loch in ein noch tieferes Gefängniß, in welches man itzt durch eine Treppe hinuntersteiget, die aber in alten Zeiten nicht vorhanden war. An der Wand dieser Treppe ist das Angesicht eines Mannes eingedrücket: welches daher gekommen seyn soll, daß ein ungeschliffener Wächter dem heiligen Apostel Petro eine so derbe Maulschelle versetzet, daß dieser mit dem Kopfe gegen die Wand gefahren, welche im Augenblicke durch ein sonderbares Wunder also erweichet, daß der Stein die Eindrückung des Gesichtes annehmen können. Rand rechts: Eindruck des Gesichtes Petri in Stein. Dieses Wahrzeichen ist mit einem eisernen Gitter als mit einem Roste überzogen, und stehen die Worte darüber:


In questo sasso Pietro da di testa

Spinto da Sbirri & il prodigio resta.


In itztgedachtem untersten Loche ist ein Brunnen, welcher entsprungen, als Petrus nur mit der Hand auf den Ort geschlagen, da er zur Taufe seiner bekehrten Wächter Wassers vonnöthen hatte. Rand rechts: Wunderbrunnen Es soll ihm niemals an Wasser fehlen, er auch niemals überfließen, welchem letzten Fehler eine wohl zu erkennende bedeckte Rinne ohne Wunderwerk abhilft. Die Leute haben einen sonderlichen Glauben an diese Quelle, und trinken das Wasser derselben wider das Fieber und andere Krankheiten. Man zeigt hier auch die Seule, woran Petrus gefesselt gewesen, nebst dem Tische, worauf Silvester Messe gelesen. Rand rechts: und Reliquien. Durch eine viereckigte Oeffnung konnte man sonst bis in die Catacombas von St. Sebastian kommen, sie ist aber itzt verschlossen. Außen vor dem obersten Gewölbe ist eine Kapelle oder Vorgalerie, undüber derselben oder gleichsam im andern Stockwerke die Kirche di S. Gioseppe de' Falegnami, von welcher ich schon oben Erwähnung gethan habe.

Auf dem Hauptaltare der Kirche S. Pietro in Montorio, ist das berühmteste und trefflichste Gemälde, so man itzt in der Welt weis, nämlich die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor, welches das letzte Stück ist, das Raphael verfertiget hat. Rand rechts:S. Pietro in Montorio. Ja nach seinem Tode hat man keinen beredtern Zeugen finden können, um dieses berühmten Meisters Lob auszudrücken, als angeführtes Gemälde, welches man bey seiner Leiche (so lange sie noch in seiner ehemaligen Wohnung stund) aufgestellet hatte, um den Zusehern kräftig vor Augen zu stellen, was die Welt an diesem Manne, der sein Leben nicht höher als auf sieben und dreyßig Jahre gebracht, verlohren habe. Rand rechts: Meisterstück des Maalers Raphael. Ob die im untersten Theile dieses Gemäldes vorgestellte Historie des Besessenen, aus welchem die zurückgebliebenen Jünger den Teufel nicht austreiben konnten, besser auf einem besondern Stücke ausgedrucket worden wäre, oder ob sie zu diesem Werke mit Recht gezogen worden, lasse ich andere ausmachen; genug, daß, wenn auch ein kleiner Fehltritt in der Erfindung begangen worden, der Ruhm vom geschickten Pinsel des Raphaels wenigstens hiedurch keinen Abbruch gelitten habe. Außer der[543] Bekehrung Pauli von Georgio Vasari d'Are;zo sind noch andere merkwürdige Gemälde in der Kirche, nebst etlichen schönen Begräbnissen, worunter sonderlich das Monument des Kardinals de Monte zu sehen ist. Rand links: Andere Gemälde. Rand links: Grab des Kardinals de Monte.

In dem Hofe des Klosters hat Philippus der dritte, König in Spanien eine schöne runde und hohe Kapelle von sechszehn alten Seulen aus Granito Orientale aufführen lassen, unter welcher noch ein anderes Gewölbe ist, woselbst man ein Loch in einem Steine sieht, als das Wahrzeichen des Platzes, worauf das Kreuz gestanden, so zu Petri Märtyrertode dienen müssen. Rand links: Kapelle an dem Orte wo Petrus gekreuziget worden. Es ist über dieses Loch anitzo ein metallenes Gitter gemacht, und brennet beständig eine Lampe dabey.

Den Anfang zu diesem Kapellenbaue haben schonFerdinandus Rex Hispaniarum & Helisabetha Regina Catholici (wie sie in einer dabey befindlichen Inscription von 1502 genennet werden) gemacht unter Veranstaltung des Baumeisters Bramante. Unterdessen behauptet ARINGIVS und andere Scribenten, daß Petrus nicht hier, sondern auf dem Platze, wo die Vaticanische St. Peterskirche steht, den Märtyrertod erlitten habe.

Fußnoten

1 Es hält schwer die Arten und Farben der vielerley Marmor und anderer kostbaren Steine, welche an Seulen und dergleichen Werken gebraucht werden, zu beschreiben, wo man sie nicht vor Augen hat und zeigen kann. Ehemals verkaufte Chitarella für dreyßig Scudi rin Kästchen voll vier hundert und sechszig besondern Sorten von allerley geschliffenem Marmor, und wär bey jedersolcher Proben eine kurze Beschreibung nebst ihrem Namen zu finden. Dergleichen Sammlung heißt man in Rom ein Studiolo, und kann man itzt eines haben für zehn Scudi, so zwar obgemeldtem an Menge der unterschiedenen Marmorstücke nicht beykömmt, indessen aber doch seinen Nutzen hat.


2 Es sind auch im Refectorio schöne Gemälde, sonderlich das letzte Abendmahl Christi.


3 Sie wollen so viel sagen: Daß, obgleich der neue Orden des Lojola, und er selbst zu Paris die heftigsten Stürme der Anfechtunnen ausstehen müssen, so habe sich dennoch seine Secte bey aller Gefahr nicht nur ungestört erhalten, sondern auch noch mehr befestiget, und in den mächtigsten Reichen gewaltig ausgebreitet. Lojola hatte sich nur eine kurze Zeit in Paris aufgehalten, als er schon anfing, Jünger zu machen. Sein listiger Mund überredete die reichsten Studenten, daß sie das Ihrige den Armen gaben, und bey dem Gelübde der freywilligen Armuth das vor den Thüren erbettelte Almosen in einem Hospitale verzehreten. Eine so ungewöhnliche Aufführung mußte nothwendig den Parisern seltsam vorkommen. Petrus Ortizius erinnerte den Inquisitor Matthäus Ori seiner Pflicht, daß er die neue Schwärmerey in der ersten Geburt ersticken möchte. Lojola stellte sich ungerufen ein, und besänftigte durch diese Freymüthigkeit seinen strengen Richter. Er bediente sich einer gleichen List, als ihn der M. Jak. Goveanus als einen Schwärmer und Verführer öffentlich wollte geißeln lassen. Siehe Pet. RIBADENEIRAin vit. Ignat. Lojol. l. II, c. 3. Die ersten Ungewitter hatten sich glücklich zertheilet, als Lojola im Jahre 1540 die erste Bestätigung seines Ordens vom Pabste Paulus dem dritten erhielt, doch so, daß die ganze Anzahl der Mitglieder dieser Gesellschaft bloß auf sechszig Personen eingeschränket worden war. Die päbstliche Bulle hat Hospinian dem wörtlichen Inhalte nach mitgetheilet in hist. Iesuit. p. 251. Im Jahre 1543 erfolgte die neue Bestätigung mit der Erweiterung der Vorrechte dieses Ordens. RIBADENEIRA l. III, c. 7: Ignatius a Christi vicario contendit, ut societatem ipsam denuo confirmare dignaretur, dilatareque contractum illum ac brevem numerum, quem in prima societatis Quod utique Pontifex a. 1543 pridie idus Martias magna voluntatefecit: ex quo tempore magnum societas nostra incrementum cepit. Man erkennet aus diesem Zeugnisse, daß die wahren incunabula des Jesuiterordens in Paris nicht im Jahre 1643, wobey sich der Verfasser vielleicht aus Irrthum übereilet hat, sondern im Jahre 1543 zu suchen sind. Im Jahre 1554 hatten sie schon zwey Collegia zu Paris. Wir wollen abermals den Ribadeneira reden lassen l. IV, c. 11: In Gallia vero eodem anno 1554 societas nostra certas sedes habere cepit. Nam quamvis ab ipso primo ejus exordio aliqui ex nostris semper fuerit, qui in academia Lutetiana operam studiis litterarum darene: privatim tamen illi & nullo certo loco, nullo suo collegio ea in urbe commorabantur: donec D. Guilielmus a Prato, Claramontanus episcopus, qui nostrum Tridenti institutum cognorat, & patribus Iacobo Laine, Alphonso Salmerone, Claudio Jalo Familiariter usus fuerat, collegia nobis duo ædificare constituit: alterum in sua diœcesi Biglioni, Lutetiæ alterum, quod & fecit. Wie schwer es ihnen aber gleichwohl anfangs von den forbonnischen Gottesgelehrten gemacht worden, erhellet aus Nikolaus Orlands Worten in hist. Societ. Jesu tom. II, l. I, p. 2: collegium Parisiis tenue admodum atque ægrè initia sua sustinens, womit l. VIII, p. 426 zu vergleichen ist. Die neueren Stürme, welche die Jesuiten in Frankreich über sich ergehen lassen müssen, sind so bekannt, daß sie keiner nähern Anzeige bedürfen.


4 Es wird daran vorgestellt die Glorie und Herrlichkeit des Paradieses, und ist sie von Carolo Cesi auf acht Blättern in Kupfer gestochen.


5 Onuphrius Panvinius, Salmasius, Peter Faber, Octavius Ferrarius: das sind die vornehmsten Schriftsteller, welche den Aberglauben der alten Römer bey ihren ludis Circensibus beschrieben haben. Mehr andre Namen hat Fabricius genennet inbibliogr. antiqu. c. 22, p. 626, sq.


6 Die einander entgegen gesetzte Bedeutung der Buchstaben τ und θ war sowohl den Griechen als Römern gemein. Beyde hatten die Gewohnheit, daß sie auf ihren Kriegslisten die nochlebenden Soldaten mit einem τ von τηρεω conservo, und die verstorbenen mit einem θ von θανατος mort zu bezeichnen pflegten. ISADOR. Hispal. orig. l. I, c. 23: In breviculis, quibus militum nomina continebantur, propria nota erat apud veteres, quæ respiceretur, quanti ex militibus superessent, quanti in bello excidissent. τ in capite versiculi pofita superstitem defignabat, θ vero ad unius cujusque defuncti nomen adponebatur. RVFFINVSinHieron, Quod tale esset, quali si quis accepto breviculo, in quo militum nomina continentur, nitatur inspicere, quanti ex militibus supersint, quanti in bello occiderint: & requirens, qui inspicere jussus est, propriam notam, verbi caussa, ut diu solet, θ ad unius cujusque defuncti nomen adscribat, τ propria rursus nota superstitem signet. Man leseRHODICIN. antiq.lect. l. X, c. 8. So erfreulich der Buchstabe τ war: so fürchterlich war das θ, welches die Dichter signum mortiferum nennen.


Nosti mortiferum prætoris, Castrice! signum,

Est operæ pretium discere Theta novum.

MARTIAL. l. VII, ep. 36.

Et potis es nigrum vitio præfigere Theta.

PERSIVSsat. IV, v. 13.


7 Den überflüßigen Putz des Frauenzimmers scheint Hieronimus, ein so heiliger Mann, einigermaßen zu entschuldigen Oper. tom. I, ep. 12: φιλοκοσμονgenus femineum est, multasque etiam insignis pudicitiæ quamvis nulli virorum, tamen sibi scimus libenter ornari. So glimpflich hier Hieronymus urtheilet, so heftig verdammet Tertullianus bis in die unterste Hölle. Er tadelt sonderlich an den römischen Damen, daß sie den Schmuck des deutschen Frauenzimmers nachgeahmet, welches bey diesem letztern einen Stoff zur Lobrede verschaffen könnte, lib. de cultu c. 11: Video quasdam & capillum croco vertere. Pudet eas etiam nationis suæ, quod non Germanæ aut Gallæ procreatæ sint: ita patriam capillo transferunt.


8 Conf.Hist. de l'Acad. Royale des Sciences 1722.


9 Der dritte Theil der Schriften der dänischen Akademie der Wissenschaften pranget mit einer vorzüglich schönen Abhandlung des nunmehr verstorbenen großen dänischen Gelehrten Johann Gramm: de artificio naturæ, quo certarum rerum imagines in fenestris vitreis gelu obductis repræsentantur. Da diese Schrift historisch abgefasset ist, so hat ein anderer dänischer Gelehrter die physikalischen Ursachen zu ergründen gesucht in der Untersuchung der Frage: Woher die Figuren und Gestalten der Kräuter, Bäume und allerhand anderer Gewächse rühren, welche man bisweilen an den Glasscheiben zu Winterszeit gewahr wird. Hamb. 1748, 8.


10 Eben solche Würfel will man zu Unbriatico in Calabrien haben.


11 Gruppo heißt ein Stück Marmor, auf welchem mehr als eine Figur vorgebildet ist.


12 Eusebius und andere Patres vom vierten Jahrhunderte versichern, daß Konstantin der große gegen das Ende seines Lebens zu Nikomedien oder zu Thessalonich getaufet worden.


13 Dergleichen Schürztuch wird auch zu Nürnberg, desgleichen in der Hauptkirche zu Tournay, im bayerischen Kloster Andech, im Dome zu Bamberg und an mehrern Orten gezeiget. Ich zweifele, ob das Muster und Zeug einerley sehn würde, wenn man alle diese verschiedene Stücke zusammen halten wollte, um zu sehen, ob sie ehemals ein ganzes hätten ausmachen können.


14 Vor der Reformation zeigte man auch in der Hauptkirche zu Halle in Sachsen sieben Stücke von dem Tische, worauf der Heiland das letzte Abendmahl gehalten, wie aus dem im Jahre 1520 in Quart gedruckten Verzeichnisse solcher Heiligthümer zu ersehen ist.


15 MISSONT. II, p. 210 giebt die Abzeichnung des einen von diesen Stühlen, stellt aber die Oeffnung zu groß vor.


16 Marianus Scotus. dieser berühmte Benedictiner, ist, so viel man weis, der erste, der diese Geschichte bekannt gemacht hat in chron. ab orbe condito ad a. Chr. 1082. Dieser muß in der That ein beherzter Geschichtschreiber gewesen seyn. Seinem Beyspiele sind viele andere gefolget, zu einer Zeit, da an die Reformation noch nicht gedacht war. Man liest ihre Namen in Joh. Henr. HOTTINGER. hist. eccl. sec. VIIII, p. 613, und in Frid.SPANHEM. Oper. tom. II, exerc. de Papa femina p. 577. Gottfried Tenzel ließ im Jahre 1722 diejenige rare Schrift abdrucken, welche Schurzfleisch aus einem Buche in der vaticanischen Bibliothek sollte ausgeschnitten haben, und ließ demselben einen merkwürdigen Brief des Joh. Christ. Olearius beyfügen, in welchem die sowohl gedruckten als ungedruckten Geschichtschreiber genennet werden, die entweder der Papissa gedacht, oder die ganze Geschichte wohlbedächtlich mit Stillschweigen übergangen haben. Hier ist der ganze Titel: Historia romana ab V C. usque ad tempus Constantini Magni Imper. item descriptio templorum LXXXVI. Romæ existentium & indulgentiarum: opusculum ob insigne de Ioanna Papissa testimonium summopere æstimandum post CCXXIII annorum decursum editum e museoGottfridiTENTZELIIecclesiastæ Arnstadiensis. Arnst. 1722,8. Die Stelle, wodurch sich Schurzfleischens gelehrter Diebstahl so wichtig gemacht haben soll, ist a. d. 77 S. befindlich: Item habetur in serie Pontificum romanorum, quod Ioannes Anglicus post Leonem sedit annis II, mensibus V, diebus III, vacavit sedes mense uno, ut adseritur femina fuit, & juvenili habitu ab amasio suo Athenis ducta in diversis scientiis tantum perfecit, ut Romæ tandem legeret triennium, & magnos magistros discipulos haberet, nec aliquis sibi par ibidem inveniretur: magnæ itaque scientiæ & opinionis existens in papam concorditer eligitur: sed in papatu per familiarem imprægnatur; verum tempus partus ignorans de sancto Petro in lateranum tendens angustiata peperit inter coliseum & sanctum Clementem, & ibidem, ut dicitur, mortua fuit. Hanc viam quando papa obliquit dicitur a plerisque, quod propter detestationem facti hoc fiat, nec ponitur in catalogo pontificum propter mulierum sexum quantum ad hanc difformitatem.


17 Die künstliche Maschine, deren sich Fontana bey Aufhebung dieses obelisci bedienet, hat Jak. Leupold zeichnenlassen in Theatro Machinarum, oder Schauplatz der Hebzeuge, tab. 52.


18 Doch können sie durch dieses Gitter ihren Ablaß verdienen.


19 Mahomet läßt doch noch die Weiber vor den Fenstern des Paradieses stehen: die alten Deutschen und nordischen Völker aber haben ihnen allen Zugang zum Himmel versperret. Diese Unbarmherzigkeit muß uns billig desto widersprechender vorkommen, da unsere Väter ihre Weiber auf der einen Seite durch ehrfurchtvolle Hochachtung bis in den Himmel erhoben, auf der andern Seite aber bis in die unterste Hölle verstoßen haben. Keyßler hat eine in der That recht spashafte Ursache angegeben in antiqu. Sept. p. 147: Sequior sexus Valhalla excludebatur: procul dubio ne feminarum societate omnia gaudia in rixas turbasque verterentur.


20 Die Vorhaut Christi wird an vier bis fünf andern Orten nicht nur stückweise, sondern ganz gezeiget; absonderlich machen nach des katholischen Scribenten und Doctoris TheologlæTHIERS Berichte imTraité des Superstitions, die Mönche zu Chartres in der Diöces von Chartres großen Profit, in Ansehung der Messen und Geschenke, damit, daß sie solche Reliquie in Silber eingefasset den schwangern Frauen zeigen, damit sie desto leichter niederkommen mögen. Das gemeine Volk selbiger Gegend hat den Namen des Præputii ganz verdorben, und daraus le Saint Repuce gemacht.


21 HenricusSTEPHANVS schreibt, daß sie ehemals in Jerusalem gezeiget einen Finger vom h. Geiste ganz frisch: einen Fingernagel vom Cherubim, etliche Tropfen Schweiß vom Erzengel Michael, einen Stral vom Sterne, der den drey Königen erschienen etc. Die Benedicti. ner von Vendome haben eine von den Thränen, welche Christus beym Grabe Lazari vergossen hat. Es wäre zu wünschen, daß das gemeine Volk unterden Lutheranern nicht auch bisweilen von Reliquien Lutheri zu Eisleben und andern Orten, sich etwas weiß machen ließ. Es ist aber die Liebe zu Reliquien so groß, und diese Schwachheit so alt, daß sie auch das Heidenthum schon eingenommen hatte, als unter welchen man einige von den Steinen, welche Amphion durch seine Musik zusammengefüget hatte, sein und Zethi Grab, nebst mehrern dergleichen Dingen zeigte. PAVSANIASlib. III meldet, daß man in einem Tempel zu Sparta eines von den Eyern, welche Leda nach den Liebeshändeln mit dem Jupiter geleget hatte, nachdem die darinnen enthaltene Geburt ausgekrochenwar, mit großer Sorgfalt aufgehoben habe.


22 Dieses, unddaß er St. Stephano den Platz zur rechten Hand eingeräumet, machet, daß man Laurentium insgemein den höflichen Spanier (aus welcher Nation er gewesen zu seyn geglaubt wird) nennet. Es ist aber Laurentius nicht der einzige Heilige, so nach seinem Tode noch Complimenten gemachet hat, sondern der Leichnam des Kaiser Heinrichs des zweyten hat gleiche Ehrerbiethung dem ankommenden Körper seiner verstorbenen Gemahlinn der h. Kunigunda zu Bamberg erwiesen: wiewohl er sich hiezu noch erst durch eine himmlische Stimme vermahnen lassen. Die Bayern und Franken mögen unter einander noch ausmachen, ob Henricus sanctus der höfliche Franke oder der höfliche Bayer zu benennen sey.


23 Dieser JohannesBARCLAIVS ist durch seinen Euphormionem, Iconem Animorum, Argenidem und etliche Controversschriften in der gelehrten Welt bekannt genug. Er starb zu Rom im Jahre 1621, und ist in der Kirche St. Onuphrii begraben.


24 Mit dem Namen der Catacomben werden die unterirdischen Grüfte und Gewölber beleget. Sowohl die Heiden als die Christen haben sich derselben zur Beerdigung ihrer Todten bedienet. In den Zeiten der blutigen Verfolgungen fanden die Christen in diesen ihren Bethhäusern einige Sicherheit. Sie sind die unerschöpflichen Vorrathskammern von Heiligthümern, deren Verehrung Joh. Mabillon unter dem angenommenen Namen von Eusebius Romanus in epist. ad Theoph. Gallum, Paris 1698,4. und Joh. Bapt. Thiers de la plus solide de toutes les devotions verdammet hat. Das Sehenswürdige dieser Todtengrüfte haben beschrieben Franc. MariaTORRIGIVSin crypt. sacr. Vatican. MI SSON und BVR ETin itin. Italic. Iac. BASNAGEin hist. dogm. eccl. l. 18. Frid SPANHEM. in hist. eccles. p. 668, und Petr. ZORN in dissert. de catacumbis, Lips. 1703. Allen diesen aber ist das prächtige Werk vorzuziehen: Paull.ARINGH. Roma subterranea, tomi II, fol. Rom. 1651.


25 Sie besitzen itzt die Kirche S. Maria in Campo Marzo, woselbst die Kameele, so die ihnen gehörigen Reliquien trugen, wunderbarer Weise stehen geblieben, und nicht weiter zu bringen waren. Es wundert mich, daß man daher diese Kirche nicht Scossa Cameli zubenamt, gleichwie die Kirche dis.Giacomo Scossa Cavalli von dergleichen Wunderwerke ihre Benennung erhalten hat.


26 Eine so schalkhafte Erinnerung wird man dem Verfasser zu gute halten, wenn man bedenket, daß er als ein Hagestolze gestorben ist. Zum Troste des schönen Geschlechts hat Misson noch eine andere vortheilhafte römische Grabschrift bekannt gemacht:


Q. CAIVS SEVERVS RVTILIAE PRIMITIVAE

CONIVGI

SVAE DVLCISSIMAE CVM QVA VIXIT

ANNIS XX SINE BILE.


27 Dieser Caravaggio ist von seinem Bruder Polydoro di Caravaggi, der als Chevalier Servant zu Malta aufgenommen worden, zu unterscheiden. Beyde waren geschickte Maler. Polydoro wurde im Jahre 1543 auf seiner Zurückreise aus Sicilien nach Rom von seinem eigenen Diener, den die Begierde nach seines Herrn Gelde dazu verleitet hatte, ermordet, und hernach in der Domkirche zu Messina begraben.


28 Crescem-Beni hat im Jahre 1731 des Guidi Leben nebst verschiedenen Stücken seiner Poesien zu Venedig herausgegeben.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 1. Hannover 1751, S. 544.
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Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

444 Seiten, 19.80 Euro

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