[930] Vier und sechszigstes Schreiben.

Von Ravenna, Ferrara, Faenza und Imola.

Ravenna, so nach der abgeschmackten Meynung etlicher Gelehrten von Esau soll erbauet worden seyn, war nicht nur bey noch anhaltendem Flor der alten Stadt Rom, sondern auch eine Zeitlang hernach, wegen des Exarchatus, dessen Sitz dieser Ort war, sehr berühmt. Rand links: Ravenna. Anitzt finden sich kaum vierzehn bis funfzehntausend Seelen darinnen, deren Anzahl gegen die Klöster, deren man vier und zwanzig zählet, viel zu gering ist, als daß die Stadt solche ihr aufgelegte Last nicht hart empfinden sollte. Rand links: Anzahl der Einwohner und der Klöster. Sie war sonst sehr ungesund, welchem Uebel man guten Theils dadurch abgeholfen, daß man die Flüsse Montone und Ronco an die Seiten der Stadt geleitet, und das morastige, stinkende Wasser aus vielen sumpfigten Gegenden besser abgezapfet hat. Rand links: Wie man die ungesunde Luft verbessert.

Von Rimini kömmt man durch die Porta Pamfili, welche von der päbstlichen Familie (woraus Innocentius der zehnte war) den Namen führet, daher auch eine daran befindliche Rand links: Porta Pamfili.[930]

Inscription anfängt: Imperante columba Pamphilia etc Auf gleiche Art hat die Porta Cibo ihre Benennung von dem Kardinal, unter dessen Statthalterschaft sie gebauet worden.

An der Porta d'Oro liest man folgende alte Inscription: Rand rechts: Alte Inscription.


Ti. Claudius. Drusi. F. Cæsar. Aug. Germanicus. Pont Max. Tr. Pot. Cos. II. DFS. III. Imp. III. P. P. dedit.


Unter andern Alterthümern der Stadt zeiget man das überbliebene und noch wohl erhaltene Mauerwerk des Pallastes Theodorici Ostrogothorum Regis, das oben mit Seulen gezieret ist. Rand rechts: Pallast des König Theodorichs. An seinem untern Theile findet sich ein sehr großes Gefäß oder Sarg aus Porphyr eingemauert, worinnen ehemals dieses obgedachten Königs Asche und Gebeine über der hiesigen Rotonda verwahret gewesen. Rand rechts: Porphyrner Sarg dieses Königs. Es sind daran Ringe und Löwenköpfe eingehauen. Uebrigens ist itztgedachtes Gefäß zwar ein wenig kleiner, als die zwey porphyrnen Stücke in Rom, von welchen ich anderwärts Nachricht ertheilet habe; indessen bleibt es jedoch wegen seiner Größe, die acht Fuß in die Länge und vier in die Breite beträgt, allerdings sehenswürdig, weil es nicht weniger als jene aus einem einzigen Stücke besteht1 Eine dabey eingegrabene Nachricht ist in folgenden Worten verfasset:


Vas hoc Porphyriacum ol. Theodorici Gothorum Imp. cineres in Rotundæ apice recondens huc Petro Donato Cæsio Narnien. Præsule favente translatum ad perennem memoriam Sapientes Reip. Rav. P. P. C. MDLXIIII.


Diese Rotonda liegt außer der Stadt und zwar rechter Hand, wenn man aus der Porta Cibo geht. Rand rechts: Rotonda. Heut zu Tage sieht das Werk einer alten verfallenen runden Kapelle gleich, die sechszehn gemeine Schritte im Diameter hat, und deren Estrich (die trocknen Sommermonate ausgenommen) fast allezeit mit Wasser bedecket ist. Die Erbauung desselben wird der Antalasunta, einer Tochter Theodorichs zugeschrieben und in das Jahr 526 gesetzet. Das besonderste daran ist die Decke, so die Gestalt einer umgekehrten Schüssel hat, und aus einem einzigen Steine, der erst in neuern Zeiten durch einen Wetterschlag eine Ritze bekommen hat, besteht. Rand rechts: Wunderbares Dach aus einem einzigen Kieselsteine. Dieser ist so hart als ein Kieselstein, und soll aus Aegypten hieher gebracht worden seyn. Seine Dicke ist von vier geometrischen Fußen, der Umfang von hundert und vierzehn, und der Diameter von ein und dreyßig Fußen und zween Zollen, wie solches in einer auf Pergamen geschriebenen Nachricht, die auf dem Altare der Kapelle befindlich, gemeldet wird.

Es ist schwer zu sagen, wie man zu einer Zeit, da die mechanischen Maschinen, deren sich die neuern Zeiten bedienen, größten Theils noch unbekannt waren, eine solche Last, die bey zweytausend Zentner wiegen muß, auf das Mauerwerk gebracht. Allein wer die Obeliscos, welche die alten Römer in ihrer Hauptstadt aufgerichtet, gesehen hat, wird wenigere Ursache finden, sich über das ravennische Werk zu verwundern. Rand rechts: Schwere desselben. MISSONT. I, p. 293 giebt diesem Steine acht und dreyßig Fuß im Diameter und funfzehn in der Dicke, bey welcher letztern Ausdrückung, ob sie gleich mit Buchstaben und nicht mit Zahlziffern angedeutet ist, nothwendig ein Fehler im Drucke oder Abschreiben eingeschlichen seyn muß, weil die Dicke[931] wirklich nicht über vier oder höchstens fünf englische Fuß beträgt. Es irren auch diejenigen, welche vorgeben, dieser Stein, so der untern Kapelle zum Gewölbe dienet, habe in der Mitte eine Oeffnung, wodurch das Tageslicht in die Kapelle falle, wie solches in der Rotonda zu Rom bemerket wird. Denn nichts ist gewissers, als daß der ravennische Stein ohne alle Oeffnung sey, und man, ohngeachtet er in einer kleinen Ründe erhaben ist, allenthalben auf demselben herum gehen konne.

Rings um diesen Stein und auf demselben stunden unter freyem Himmel die Statuen der zwölf Apostel, wie man noch an den eingegrabenen Namen ihrer Piedestaux, welche aus dem itztbeschriebenen Steine in etwas hervorragen, und mit ihm das ganze Stück aus machen, deutlich abnehmen kann.

Mitten auf diesem Gewölbe ruheten die Gebeine des König Theodorichs in demjenigen großen porphyrnen Gefäße, dessen ich schon oben Erwähnung gethan habe. Rand links: Sarg Theodorichs. Nach dem geschriebenen Berichte, welcher unten in der Kapelle auf dem Altare zu lesen ist, wurde dieser Sarg im funfzehnten Jahrhunderte von einem Canonenschüsse herunter geschmissen; nach anderer Meynung aber ist solches erst im sechszehnten Jahrhunderte, als sich die Franzosen im Jahre 1512 unter Ludwig dem zwölften, Meister von dieser Stadt machten, und sowohl gegen die auf dieser Kapelle stehende Apostel, als auch in der ganzen Stadt sehr übel hauseten, geschehen. Diejenigen, so bey diesem Feldzuge Ludwigs des zwölften, die Bomben mit zu Hülfe nehmen, bedenken nicht, daß solche fürchterliche Feuermaschinen nach des Blondel Berichte (dans l'art de jetter des bombes) nicht eher als im Jahre 1588 in der Belagerung von Wachtendonk zum Vorscheine gekommen; ja andere gar der Meynung sind, daß man sich solcher erst im Jahre 1639 vor der Festung La Motte zu gebrauchen angefangen habe. Rand links: Wenn die Bomben aufgekommen? Diejenigen, so dafür halten, die französischen Soldaten hätten diesen Sarg ohne Beyhülfe einer Canone herunter geschmissen, und den damals darauf befindlichen Deckel aus verguldetem korinthischen Metalle, worauf viele künstliche bas-reli efs gewesen, zerschlagen, verdienen den meisten Beyfall.

Rechter Hand vor der Porta Cibo sieht man auch Ueberreste von den Thürmen des alten Castels. Linker Hand, wo sonst das Meer bis an die Stadtmauern (an welchen man auch auf dieser Seite noch eingemauerte eiserne Ringe beobachtet, die zur Befestigung der Schiffe ehemals dienten) sich erstreckte sind, itzt meistentheils fruchtbare Felder, und ist heute zu Tage Ravenna drey italienische Meilen von der offenbaren See entfernet. Rand links: Wie weit die See von der Stadt zurück gewichen ist? Flotte der Römer zu Ravenna. Was Misenum den römischen Flotten in Beschützung der mittelländischen See gegen Gallien, Spanien, Mauritanien, Africa, Aegypten, Sardinien und Sicilien war, dazu dienete ihnen der Hafen von Ravenna und die daselbst liegende Flotte in Ansehung der Provinzen von Epiro, Macedonia, Achaia, Propontide, Ponto, Creta und Cypro, wie aus dem VEGETIOlib. IV zu ersehen, und Suetonius im Leben des Kaisers Augusti andeutet2. Vermuthlich hat die Gegend des Klosters Classe von den Classiariis oder Schiffssoldaten, die daselbst ihr Lager[932] hatten, den Namen erhalten. Strabo beschreibt Ravenna als eine Stadt, deren Gebäude vermittelst lauter Pilotirung aus dem Moraste und Wasser aufgeführet und oftmaligen Wasserschaden unterworfen waren. Rand rechts: Wie sehr sich der Grund und Boden zu Ravenna verändert. Er gedenkt dabey, daß man sich vieler Brücken oder auch der Kähne bedienen müsse, um in der Stadt fortzukommen. Wie sehr sich aber alles dieses geändert, sollte man kaum glauben können, wenn solches der Augenschein nicht offenbar an den Tag legte. Denn daß die heutige Stadt auf eben dem Platze stehe, welchen sie voralters eingenommen, setzen sowohl ihre Mauern als andere Alterthümer außer allen Zweifel. Man kann aber anitzt vollkommen von ihrer Gegend nach der See sagen, was Ovidius bey anderer Gelegenheit meldet:


– – – vidi factas ex æquore terras,

Et procul a pelago conchæ jacuere marinæ


Diese Veränderung hat sich nicht erst in neuern Zeiten zugetragen, sondern schon Jornandes, der gegen die Mitte des sechsten Jahrhunderts gelebet, meldet, daß zu seiner Zeit der Hafen in fruchtbare Gärten verwandelt gewesen, und an statt der Segel die Aepfel von den Bäumen gehangen3.

Der ehemalige Pharus4, der meist verfallen und anderthalb Meilen von der Stadt entfernet ist, dienet heilliges Tages zu nichts, und muß von dem Fanal, der in der Stadt nahe beym Palazzo di Spretti ist, unterschieden werden. Rand rechts: Ehemaliger Pharus. Dieser ist viereckigt, nicht gänzlich gerade oder perpendicular, sondern auf die eine Seite hängend. Wenn das Meer wegen der Seeräuber unsicher ist, wird von demselben den Barken mit Lampen oder einem Feuer das benöthigte Zeichen gegeben.

Den großen Markt der Stadt zieren zwo hohe Seulen von Granit, auf welchen die Statuen der Heiligen St. Victor und St. Apollinaris anitzt stehen, anstatt daß vorher und so lange dieser Ort der venetianischen Bothmäßigkeit unterworfen gewesen, das venetianische Wapen und die Schutzpatronen solcher Republik darauf zu sehen waren. Rand rechts: Seulen auf dem Marite. Auf eben diesem Platze ist die metallene Statue des Pabstes Alexanders des siebenten aufgerichtet, und zwar sitzend, wie man insgemein dergleichen Statthalter Christi in öffentlichen Denkmaalen vorzustellen pflegt. Rand rechts: Statue Aleranders des siebenten. Hinter ihm befindet sich ein Monument und Inscription an der Wand eines Hauses, womit die Stadt der heil. Mariä wegen der im Jahre 1631 abgewandten Pest, ob gleich solche in der ganzen Nachbarschaft gewüthet hatte, ihre Dankbarkeit bezeugen wollen. Rand rechts: Denkmaal gegen die h. Maria.

Ferner hängen unter etlichen Arkaden des Marktes acht eherne kleine Gitter, welche man für Pforten, so der Stadt Pavia abgenommen worden, ausgiebt und als ein Siegeszeichen, das die Tapferkeit der Einwohner von Ravenna an den Tag legen soll, aufhebt. Rand rechts: Thore von Gasa. Das gemeine Volk glaubt, daß sie ursprünglich aus dem gelobten Lande kommen, und diejenigen seyn, welche Simson aus Gasa weggetragen, welches ihm wenigstens nicht allzugroße Mühe verursachet haben kann.[933]

An dem Rathhause bemerket man etliche Inscriptionen, welche denen päbstlichen Legaten, die allhier die Regierung geführet haben, zu Ehren aufgerichtet worden. Rand links: Päbstliche Statthalter. Ein solcher Statthalter bleibt ordentlicher Weise nur drey Jahre, nach deren Verlaufe er einer neuen Bekräftigung vonnöthen hat.

An einer Fontaine auf dem Platze vor dem päbstlichen Pallaste zeiget sich eine alte Statue Herkuls, der eine ausgehöhlte halbe Sphæram, die zu einem Sonnenzeiger hat dienen können, auf der Schulter trägt, und daher Hercules Astrologus oder Horarius genennet wird. Rand links: Status Herculis Horarii. Diejenigen, so mit vossio (de Idololat) die Sonne unter des Herkuls Namen verehrt zu seyn glauben, werden keine Mühe haben zu begreifen, wie dieser Held zu einem Sonnenzeiger gekommen5. Die Käule, worauf er sich lehnet, unterscheidet ihn vom Atlas, für welchen man ihn sonst leicht ansehen würde. Dergleichen Statue mit der andern Sphæra cœlesti war ehemals auch nach PIGHII Berichte (in Hercule Prodicio p. 257) zu Rom in der Villa des Stephani Bubalii zu sehen.

Wie rar übrigens das gute Trink- und Brunnenwasser vor alten Zeiten zu Ravenna gewesen, deutet MARTIALIS an, wenn er in seinem fünften Buche unter andern schreibt: Rand links: Mangel an gutem Trinkwasser.


Sit Cisterna mihi quam Vinea malo Ravennæ

Cum possim multo vendere pluris aquam.


Auf dem Platze vor der Domkirche steht auf einer Seule das Bildniß der h. Mariä, welches ihr im Jahre 1659 ob reparatam (soll vielleicht præservatam heißen) pluries a peste Civitatem, wie die daran befindliche Inscription saget, aufgerichtet worden. Rand links: Statue St. Mariä. Die Hauptthür der Kirche ist aus schlechten Brettern ohne die geringste Zierde zusammen gesetzet, hat aber dieses besondere, daß sie aus Weinrebenholze besteht, davon manches Brett zwölf Fuß hoch und zwo Spannen breit ist6. Rand links: Große Bretter von Weinrebanholze. Domkirche. In der Kirche selbst sind zwey und funfzig große marmorne Seulen in vier Reihen oder Gänge vertheilet. Das Chor hat viel alte mosaische Arbeit, und in der Kapelle des h. Sacraments ist die Sammlung des Manna in der Wüsten, nebst etlichen andern Gemälden vom Guido Reni in Augenschein zu nehmen.

In der Theatinerkirche wird das Fenster gezeiget, wodurch der h. Geist in Gestalt einer Taube zu zwölf verschiedenen Zeiten nach dem Tode des h. Apollinaris bey der Wahl seiner Nachfolger am Bißthume her eingekommen und sich auf denjenigen, der dieses geistliche Amt bekommen sollen, gesetzet. Rand links: Theatinerkirche. St. Severus Kniebank nebst seiner Kanzel aus weißem Marmor wird gleichfalls hier mit vieler Ehrerbiethung aufgehoben. Rand links: Oftmalige Erscheinung des h. Geistes in der Gestalt einer Taube. St. Severus Kniebank und Kanzel, Altes Monument.

Linker Hand bey dem Haupteingange der Kirche St. Apollinaris unter dem daselbst angelegten bedeckten Gange liest man folgendes alte Denkmaal in der Mauer befestiget:
[934]

Propagatori. Roma

ni. Imperii. sundato.

quietis. publicæ. D.

Fl. Constantino.

Semper. Aug. Divi

Constanti. Filio

Setorius. Silianus

V. P. Præpositus

Fabricæ. Devotu

N. M. Q. E.


Davon die letzten Buchstaben bedeuten: Devotus Numini Majestatique Ejus.

Hiebey ist ein Grabstein mit den Worten bezeichnet: Rand rechts: Epitaphium M. Cocceji.


M. Cocceio. M. Pollionis. Nepoti

Trib. Pleb. Desi.

Leg. Pr. Pr. Prov. in

Siciliæ. Quæst.

Trib. Mil. Leg. XI. Cl.

Se Viro Eq. R. XVI. R. St.

Primitivos. Lib.

VI. Vir.


Die Kirche S. Apollinaris verdienet wegen ihrer Schönheit gesehen zu werden. Rand rechts: Kirche S.Apollinaris. Sie hat auf jeder Seite zwölf marmorne Seulen, zwischen welchen das Gewölbe die Demüthigung der drey Könige aus Morgenlande vor dem Kinde Jesu zu Bethlehem, wie auch viele Heilige, über deren jedem sein Namen gesetzet ist, in zwar alter aber schöner mosaischen Arbeit vorstellet. In der Mitte findet sich auch der Kopf des Kaiser Justinians; und weil an diesem Mosaïque viel Silber und Gold glänzet, so heißt man die Kirche deswegen insgemein il Cicle d'Oro. Der Kardinal Ragio, der im Jahre 1687 verstorben, hat allhier ein kostbares Grabmaal aus weißem und schwarzen Marmor mit trefflichen Statuen. Der Hauptaltar ist isolé und von schöner Marmorarbeit. Rand rechts: Il Cielo d'Oro aus alter mosaischer Arbeit. Grabmaal des Kardinals Ragio. Hauptaltar. Kapelle S. Antonii.

Die Kapelle S. Antonii hat gute marmorne Statuen, auf dem Altare schwarze Seulen, und beym Eingange zwo aus Alabastro Cotognino, die wegen ihrer besondern gelben Farbe sehr in die Augen fallen. Der Altar der Cappella delle Reliquie ist mit vier trefflichen rothen Seulen aus Porphyr gezieret. Auch alle übrige Altäre der Kirche sind von Marmor und mit vielen guten Gemälden versehen. Des h. Apollinaris Leichnam wird hier mit großer Andacht verehret, und liegen bey ihm im Sarge drey silberne Tafeln, worauf eine weitläuftige Nachricht von seinem Leben und Märtyrertode eingegraben ist. Beym Eingange der Kirche sieht man rechter Hand oben an der Decke, davon schon Erwähnung geschehen, die Abzeichnung des Pallastes Theodorichs und gegenüber den alten Hafen von Ravenna, beyde in mosaischer Arbeit. Rand rechts: Gemälde. St. Apollinaris Leichnam. Mosaische Arbeit.

An der Mauer des Klosters S. Vitalis ist ein altes Monument eingemauert, so auf einer Seite einen Mann, auf der andern aber eine Weibsperson mit folgender Beyschrift vorstellet: Rand rechts: Kloster S. Vitalis.[935]

Oliæ P. F.

Terrullæ

V. Ann. XV. M. VIIII. D. X.

Olius Tertullianus

Fillæ pientissiæ & sibi.

Rand links: Altes Epitaphium.


Bey der Thüre istdas marmorne Begräbniß des Exarchen Isaaks mit einer griechischen Inscription zu bemerken.

Dieses Kloster gehört den Benedictinern, und soll über dreyzehn tausend Scudi jährlicher Einkünfte haben.

Der Fußboden der daran liegenden Kirche St. Vitalis ist vortrefflich, auch das Chor wegen seiner mosaischen Arbeit, welche Ciampini seinem Werke de Operibus Musivis vermittelst eines Kupferstiches einverleibet hat, vor andern zu besehen. Rand links: Kirche. Treffliche Mosaische Arbeit. Es scheint solche die Einweihung dieser Kirche abzubilden, wobey der Kaiser Justinian mit dem Erzbischofe Maximilian und vielen Bedienten auf der einen Seite, auf der andern aber die Kaiserinn Theodora mit ihrem Gefolge erscheint. Die übrige Decke der Kirche ist à fresco gemalt. An dem Hauptaltare sind vier schöne marmorne Seulen nicht außer Acht zulassen. Auf dem Fußboden zeiget man den Platz, wo der h. Ursicinus enthauptet worden. Nahe dabey sind etliche schöne Gemälde, worunter eines von Federico Boracio, einem ravennischen Maler, die Marter des h. Vitalis ausdrücket. Rand links: Gemälde. Es ist solches im Jahre 1583 verfertiget, und rühmen die Kenner vor andern eine daran befindliche Weibsperson, die ihr Kind säuget.

Die Kapelle des h. Ursicinus wird Sancta Sanctorum genennet, und wegen der sonderbaren Heiligkeit dieses Ortes keine Weibsperson hinein gelassen. Rand links: Sancta Sanctorum.

Auf dem Altare della Madonna steht Maria zwischen zween Engeln. Alle drey Statuen sind von schönem weißen Marmor. Ueber einem andern Altare, so gleichfalls von weissem Marmor ist, zeiget sich diePietà (welche nach dem in St. Justinä Kirche zu Padua befindlichen Original gearbeitet ist) zwischen zween Engeln, die sehr wohl gerathen sind.

Dem Altare St. Vitalis mangelt es gleichfalls nicht an trefflicher Arbeit aus weißem Marmor. Hinter demselben wird der Brunnen gewiesen, worein der Leib dieses Heiligen geschmissen worden. Nahe beym Chore ist der Aeskulap unter der Gestalt eines Drachen in zweyen gegen einander überstehenden marmornen bas-reliefs vorgestellet. Rand links: Aeskulaps Abbildung. Die Wasserfluthen haben dieser Kirche etliche mal vielen Schaden zugefüget, weswegen man an einen Pfeiler folgende Worte gesetzet: Rand links: Inscription wegen der Wasserfluthen.


De Die XXVIII. Maji MDCXXXVI.

Nec sacris parcens ruit unda huc usque Viator,

Molliter ut jaceant flumina nostra, roga.


Beym Eingange der Kirche stehen vier Bilder in römischer Kleidung, welchen fünf andere Personen einen Ochsen zuführen, vermuthlich um einen Opferaufzug vorzustellen, obgleich kein Götzenbild dabey zu sehen ist. Rand links: Abbildung eines Opfers.Alle diese Stücke sind en bas-reliefs, und bemerket man an demjenigen, welcher die Darführung des Ochsen abbildet, daß wider die Regeln der Perspective, das Bild, so am weitesten entfernet ist, den größten Kopf hat. Rand links: Fehler daran.

In dem Garten des obgedachten Klosters St. Vitalis liegt eine Kapelle, die denen Heiligen St. Celsus und Nazarius gewidmet und von der Galla Placidia erbauet ist. Rand links: Grabmaale des Kaisers Honorius etc. Diese Prinzeßinn war eine Tochter Theodosius des großen, eine Schwester der Kaiser Honorius und Arcadius und Mutter des Kaiser Valentinians des zweyten. Itztgemeldte mit Marmor gepflasterte Kapelle, sollte zu einem Familienbegräbnisse dienen; und findet man auch wirklich[936] drey marmorne Grabmaale darinnen, von welchen folgende auf dem Altare zu lesende Nachricht handelt:


Viator, qui antiqua invisis, hic tergemino clausi marmore jacent Galla Placidiæ, Honorius Theodosii Senioris Imperatoris Filii7, Constantius Placidlæ Conjux, ac Valentinianus Tertius eorum Filius mundanæ Celsitudinis reliqulæ & terrenæ caducitatis argumentum.


Eine in italienischer Sprache hiebey liegende Nach richt deutet an, daß Placidia in dem größten weiß-marmornen Sarge hinter dem Altare liege, zu ihrer Rechten ihr Bruder Honorius, und zur Linken in einem Mausoleo Constantius ihr Mann nebst ihrem Sohne Valentinian dem dritten.

Besagte Placidia hat auch die Kirche St. Johannis in Ravenna gestiftet, wenn der Inscription, welche von GRVTEROPag. MXLVIII angeführet, in der Stadt Ravenna aber nirgends zu finden ist, Glauben beygemessen werden kann. Rand rechts: Ob Galla Placidia die Kirche St. Johannis gestiftet? Denn daß das Gelübde, so dem h. Evangelisten in der Seegefahr gethan worden, sie sehr verdächtig mache, ist nicht zu leugnen. Ihre Worte sind unter andern folgende:


Sanctissim. ac. Beatissimo

Apostolo. Johanni. Evangelistae

Galla. Placidia. Augusta

Cum. suo. Filio

Plac. Valentiniano. Aug.

Et. Filio. suo

Justa. Grata. Honoria. Aug.

Liberationis. maris

Vot. solvit


Zu geschweigen, daß das Gelübde nicht in Erbauung einer Kirche, sondern in der Aufrichtung dieses Denk- und Dankmaals hat bestehen können.

An der einen Ecke des Franciscanerklosters auf öffentlicher Straße findet sich das verdeckte und mit eisernem Gitterwerke umgebene Grabmaal des berühmten florentinischen Poeten Dantis Alighieri, über dessen Brustbilde man in einem Lorberkranze eingeschlossen liest: Rand rechts: Epitaphium des Poeten Dantis.


64. Schreiben

Und neben ihm zu seiner linken Seite:


Op.

Petri

Lombardi.
[937]

Zur Rechten findet man die sich reimende lateinische Verse, welche nach Aussage der dabey befindlichen Buchstaben S. V. F. d.i. Sibi Vivens fecit, Dantes selbst verfertiget hat:


Jura Monarchiæ. Superos, Phlegethonta Lacusque

Lustrando cecini, voluerunt fata quousque.

Sed quia pars cessit melioribus hospita castris,

Factoremque suum petiit felicior astris.

Hic claudor Dantes patriis extorris ab oris,

Quem genuit parvi Florentia mater amoris.


Zur Linken ist folgendes in Marmor eingegraben:


Exulem a Florentia Dantem liberatissime excepit Ravenna vivo fruens, morunun colens. Magnis cineribus, licet in parvo, magnifice parentarunt8 Polentani Principes erigendo, Bembus Prætor luculentius extruendo pretiosum Musis & Apollini Mausolæum, quod injuria temporum pene squalens Emin. Dominico Maria Cursio Leg. Johanne Salviato Prolegato, Magni Civis cineres patriæ reconciliare cultus perpetuitate curantibus, S. P.Q. R. jure ac ære suo tanquam thesaurum suum munivit, instauravit, ornavit.

Anno Domini M. DC. XCII.


Als Bernardus Bembus dieses Grab erneuern lassen, setzte er folgende Verse hinzu:


Exigua tumuli, DANTES, hic sorte jacebas

Squallenti mulli cognite pene situ.

At nunc marmoreo subnixus conderis arcu

Omnibus & cultu splendidiore nites.

Nimirum BEMBVS, Musis incensus Hetruscis

Hoc Tibi, quem in primis hæ coluere, dedit.

An. Sal. M. CCCC. LXXXIII. VI. Kal. Jun.

Bernardus Bembus aere suo posuit.


Misson und andere schreiben die Erneuerung dieses Monuments dem berühmten Kardinal Petro Bembo zu; allein die Unterschrift und Jahrzahl beweisen, daß diese Ehre seinem Vater Bernardo Bembo, einem venetianischen Nobili gebühre: womit auch das Zeugniß des POCCIANTIIde Script. Florent. pag. 45. s. übereinstimmet; obgleich dieser Autor darinnen irret, daß er das Jahr 1433 angiebt, da es 1483 seyn sollte. Dantes war gebohren im Jahre 1265, und starb im 1321 Jahre. Die unruhigen Factionen der Bianchi und Neri trieben ihn aus seinem Vaterlande Florenz, als die erstgemeldete Partey, deren Dantes zugethan war, den Kürzern zog, und aus der Stadt gejagt wurde. Sein eigentlicher Vornamen war Durantes, woraus man in seiner Kindheit Dantes gemacht hat, und wobey man auch hernach geblieben9. Rand links: Von seinem eigentlichen Namen. Vincent Buonanni behauptet, daß Alighieri nur der Namen seines Vaters, seiner Familie rechter Namen aber Bello gewesen10. Gleichwie des Petrarcha poetischer Geist durch die Liebe gegen seine Laura sehr ermuntert worden: also fing des Dantes Dichtkunst auch gar bald in seiner Jugend an durch Maitressen geschärfet zu werden. Rand links: Seine Maitressen.11 Beatrix Porlinaria und Gentucca sind diejenigen zwo geliebte Nymphen, deren Namen auf die Nachwelt fortgepflanzet worden: und führet Dantes in einem besondern Gedichte[938] die Theologie unter dem Namen seiner verstorbenen Beatrix ein. Wegen seines Buches de Monarchia, worinnen er die Gewalt der Kaiser wider die Eingriffe der Päbste in weltlichen Dingen vertheidiget, wird er von dem päbstlichen Hofe unter die Zahl der Ketzer gerechnet. Rand rechts: Warum er dem päbstlichen Hofe verhaßt ist.

Drey italienische Meilen von Ravenna auf dem Wege nach Forli und an dem Flusse Ronco, ist die Wahlstatt, auf welcher die Franzosen im 1512 Jahre einen herrlichen Sieg wider die päbstlichen und spanischen Völker erhielten, dabey aber auch ihren trefflichen General Gasto de Foix, Herzogen von Nemours einbüßeten. Rand rechts: Platz, wo Gasto de Foix geblieben ist. Dieser Herr war erst vier und zwanzig Jahre alt, und hatte viele Proben seiner Tapferkeit und klugen Aufführung von sich gegeben, als er in dem Nachsetzen der flüchtigen Feinde sein Leben verlohr, und den Franzosen die Freude über den erhaltenen Vortheil sehr verringerte. Zum Andenken dieser Begebenheit hat Petrus Donatus Cäsius, Bischof von Narni und Statthalter dieser Provinz unter Paulus dem dritten, hieselbst eine viereckigte Seule aufrichten lassen, woran man folgende Schriften bemerket: Rand rechts: Denkmaal.

Auf der Seite gegen Abend ganz unten:


Videbis hospes huc parum attollens caput, inscriptus iste quid velit lapis tibi. Recenset illam nempe cladem maximam Galli atque Iberi exercitus, Æmiliam quæ pene totam maculavit sanguine.


Die Niederlage betraf nicht die Franzosen, sondern die päbstlichen Truppen, welche letztere Donatus Cäsius unter dem Namen der Iberer verstecket, vermuthlich, weil er der päbstlichen Ehre nachtheilig hielt, und so viel möglich verbergen wollte, daß der Allerchristlichste König Ludwig der zwölfte die Waffen gegen den Statthalter Christi mit solchem Glücke gewendet hatte. Ferdinandus Catholicus stund zwar damals mit dem Pabste im Bündnisse; allein seine Hülfsvölker machten nicht den größten Theil des päbstlichen Kriegesheeres aus.

Gegen Mitternacht liest man an dem untern Theile der Seule:


Paulo III. Pont Max. sedente


Petrus Donatus Cæsius Episc. Narn. Utr. Sign. Refer. dum Æmillæ præsideret locumque hunc conflictus Ravennatis celebritate clarum diligenter explorasset, ne tantæ rei memoriam vetustas temporum aboleret, hoc erecto marmore conservandam curavit.


Gegen Morgen, unten her:


Hac petra Petrus Donatus donat Iberos

Gallosque hic cæsos Cæsius enumerat.


An der Seite gegen Abend finden sich über der schon angeführten Schrift die Worte:


Heus Viator illic trans flumen castra metatus olim Gasto Foissejus Galliarum Ductor Ravennam oppugnat, murum aperit tormentis, & conatur irrumpere.


An der obern Eintheilung gegen Mitternacht:


Rejectus ab Oppidanis amnem illuc trajicit, acies instructas huc ducit, & cum Pro-Rege Hispano & Pontificio exercitu indicto bello confligit.
[939]

Gegen Morgen:


Heu cladem horrendam, ille percelebris ager est, Viator, in quo acerrime utrinque pugnantium viginti pene hominum millia conciderunt.


So arg, als diese Inscription das Blutvergießen machet, war es auch nicht; ob gleich Platina, desgleichen Ciaconius in dem Leben des Pabstes Julius des zweyten, und die Historie der Frundsberger von nicht weniger, als zwanzig tausend Mann, die auf beyden Seiten geblieben seyn sollen, schreiben. Beyde Armeen zusammen waren nicht viel über dreyßig tausend Mann stark. GVICCIARDINVSlib. X, p. m. 304 meldet, daß man keine genaue Nachricht habe, wenigstens aber zehn tausend Mann umgekommen wären, von welchen nur der dritte Theil auf Seiten der Franzosen gemisset worden. IVSTINIANVSHist. Venet. lib. XI, p. 237 giebt vor, es hätten die Franzosen sechs tausend Fußknechte und sieben hundert Reuter, die Spanier aber acht hundert Reuter und über acht tausend Fußknechte eingebüßet. Diese Schlacht wurde im Jahre 1512, den 11 April, auf welchen gerade der erste Ostertag einfiel, geliefert.

An der Seite der obgedachten Seule gegen Mittag liest man unten her:


Acta sunt hæc pridie Idus Aprilis Anno a partu Virginis supra sesqui millesimum duodecimo, Julio II. Pont-Max. Christianorum Rempublicam Gubernante.


Und darüber:


Hinc post, cruenta Gallorum victoria Gastone perempto, Hispanorum reliquiæ evaserunt. Postremo capitur Ravenna a victoribus ac diripitur.

Abi.


Theils die Begierde, noch zu rechter Zeit auf die jährliche Messe und Oper von Piacenza zu kommen, theils eine ansteckende Krankheit, die schon seit etlichen Wochen zu Ferrara regieret12, hat mich abgehalten, diese itztgedachte Stadt zu besehen. Rand links: Ferrara. Wegen des schlimmen Weges brauchet man von Ravenna einen ganzen Tag dahin, ob gleich nur fünf Posten gerechnet werden. Wenn das Wetter nicht sehr trocken ist, kann man der nächsten Straße nicht folgen, und trägt alsdann die Weite, wegen des zu nehmenden Umweges, sechs Posten aus. Von Ferrara bis Bologna sind vier Posten. Uebrigens pflegen Reisende in Ferrara folgende Dinge gemeiniglich in Augenschein zu nehmen: 1) das Schloß, bey dessen Eingange zwo metallene Statuen von ferrarischen Herzogen stehen; 2) die Domkirche; 3) die Theatinerkirche; 4) die Franciscanerkirche; 5) des berühmten Poeten Areosti Grab bey den Benedictinern; 6) die Dominicanerkirche; 7) S. Maria del Vado; 8) die Statue des Pabstes Alexanders des siebenten auf dem neuen Platze.

Von Ravenna bis Bologna sind fünf Posten, und nimmt man den Weg über Faenza, Imola und St. Nicolo. Rand links: Gegend von Ravenna bis Bologna. Anfänglich ist solcher zwar (sonderlich wenn Regenwetter eingefallen) etwas gefährlich, weil man sehr nahe am Flusse L'Amoni fährt; allein dieses währet nicht lange, und hat man dafür das Vergnügen, auf beyden Seiten eine angenehme durch Gräben, Alleen und Weinstöcke in lange viereckigte Feldungen vertheilte Gegend zu betrachten. Der Grund und Boden ist sehr fruchtbar, obwohl leimiger und nicht so schwarz, als[940] in dem fetten Theile des untersten Italiens. Schon vor Ravenna fängt das gemeine Volk an den BuchstabenS als ein deutsches Sch auszusprechen, dergestalt daß sie für Subito sagen Schubito, oder wie die Franzosen choubito lesen würden. Rand rechts: Schwäbischer Dialekt dieser Gegend. Es hält dieses bis nach Bologna an, und könnte man desfalls die Einwohner dieses Striches mit Rechte die italienischen Schwaben nennen.

Faenza ist wegen des guten irdenen Geschirres, das allhier in großer Menge verfertiget wird, durch ganz Italien berühmt, und findet sich der dazu erfoderte Thon an wenig Orten so gut, als in der Gegend dieser Stadt. Rand rechts: Faenza. Irdene Geschirre. Der Namen Majolica, welchen diese Gefäße auch führen, soll von dem Erfinder dieser Arbeit seinen Ursprung haben.

Man besieht zu Faenza den Pallast oder das Rathhaus, die Fontaine auf dem Markte und die Domkirche, worinnen etliche gute bas-reliefs an marmornen Grabmaalen, wie auch sechs schöne weiße Statuen in der Cappella di S. Pietro anzutreffen sind. Gleich beym Eingange der Kirche, und zwar in der ersten Kapelle rechter Hand, liest man folgendes elende Epitaphium: Rand rechts: Elendes Epitaphium.


JOH. BAPTISTA BOSIUS æques13 & juris utr. Doctor, in annorum LXVIII. ætate constitutus, & postquam multos peregisset Magistratus, Bononia reversus & in Patriam reductus, dum bene valeret & sciens vitam cum morte permutaturum, & putans, alios non executuros, quod ipse executus non fuit, more quasi omnium aliorum superstitum, postquam hanc Capellam dotatam cum Tabula in memoriam Beatissimæ Virginis & pro suorum cancellatione14 delictorum erexisset, volensque ossa ejus15 perpetuo quietare hoc perfici sepulchrum mandavit MDXLII.

Petrus Barillotus Faventinus faciebat.


Die übrige Erfindung des Werkes giebt dem schönen Lateine nichts nach. Das Wapen stellt zween aufgerichtete und gegen einander kämpfende Ochsen vor, über welchen ein Hund in seinem Maule die wohlangebrachte Lehre hält: Nosce te ipsum.

Imola, vorzeiten forum Cornelii genannt, liegt an der Via Æmilia, die von Bologna nach Rimini geht. Rand rechts: Imola. Es ist daselbst nichts zu sehen außer der Domkirche, in welcher sich ein schönes Grabmaal des im Jahre 1728 verstorbenen Kardinals Gozzadini, nebst drey schönen Särgen von weißem Marmor, die mit guten Statuen gezieret sind, finden. Rand rechts: Domkirche. Es stehen solche in einer unterirdischen Kapelle an dreyen nahe beysammen aufgeführten Altären, und werden die Reliquien etlicher Heiligen darinnen verwahret.

Bologna

den 16 April 1730.

Fußnoten

1 Diesem ehrwürdigen Ueberreste des Alterthums zu Ravenna ist eine andere eben so berühmte Merkwürdigkeit an die Seite zu setzen. Es ist die so heilig gehaltene silberne Schaale, welche Petrus Chrysologus, Bischof zu Ravenna, verfertigen lassen. Sie soll das einzige Denkmaal seyn, welches die Zeit und die Einfälle der Barbaren verschonet haben. Die Mitte derselben zeiget ein Lamm, über welchem ein Kreuz mit der Aufschrift steht:


Quem plebs tunc cara'crucis agnus fixit in ara

Hostia fit gentis primi pro labe parentis.


Unter denen Gelehrten, welche dieses so schätzbare Alterthum in Seignen christen erkläret haben, ist der Abt Pastritius der vornehmste. Die neueste Schrift hat uns der P. Sebastian Paulli geschenkt: De patena argentea olim ut fertue S. Petri Chrysologi, Nap. 1749, 8.


2 Cap. 49: Classem Miseni, & alteram Ravennæ, ad tutelam superi & inferi maris, collocavit. TACIT.Annal. IV, cap. 5: Italiam utroque mari duæ classes, Misenum apud & Ravennam præsidbant.


3 A meridie Padus, qui & Eridanus, ab Augusto Imp. altissima fossa demissus, qui septima sui alvei partemediam influit civitatem: ad ostia sua amœnissimum portum habens, qui classem ducentarum quinquaginta navium, Dione referente, tutissima dudum credebatur recipere statione. Qui nunc, ut Fabius ait, quod aliquando portus fuerat, spatiosissimos hortos ostendit, arboris plenos, verum de quibus pendeant non vela, sed poma. Was hiebey Jornandes aus dem Dio anführet, nämlich, daß in dem Hafen zu Ravenna zwey hundert und funfzig Schiffe sicher haben liegen können, muß in einem der verlohrnen Stücke des besagten Autoris enthalten gewesen seyn, weil man es in den Werken, welche wir anitzt noch vom Dio haben, vergebens suchet. Daß aber der Po jemals der Stadt gegen Mittag gewesen seyn solle, istnicht wohl möglich, und bleibt auch der Arm dieses Flusses, der von Ferrara kömmt, und Pò di Primaro, wie auch Pò d'Argenta genennet wird, noch sieben und mehr italienische Meilen von Ravenna gegen Mitternacht entfernet.


4 PLINIVSHist. Nat. lib. XXXVI, c. 12:Vsas Phari (Alexandrini)nocturno navium cursui ignes ostendere, ad prænuncianda vada portusque introitum: sienti compluribus jam locis flagrant, ut Puteolis & RAVENNÆ.


5 Schon vor dem Voßius hat es Gelehrto gegeben, welche in der Verehrung der Sonne und des Mondes alle Gottheiten des Alterthums gefunden haben. Makrobius ist ihnen günstig Saturn. l. I, c. 17: omnia numina masculini generis ad unum solem: feminini generis ad lunam referri.


6 PLIN. lib. XIV, c. I iuit: Jovis simulacrum in Vrbe Populonia ex una (vite) conspicimus tot ævis incorruptum: item Massillæ pateram. Metaponti templum Junonis vitigineis columnis stetit. Etiam nunc scalis tectum Ephesiæ Dianæ scanditur vite una Cypria, ut ferunt – – – Verum ista ex silvestribus facta crediderium.


7 Für Filii muß gelesen werden Filius. Constantius, der Placidia Gemahl, war nicht aus dem kaiserlichen Stamme, sondern ein römischer Patritius.


8 Guido Polentanus, zu welchem Dantes seine Zuflucht genommen hatte, war damals Fürst und Herr von Ravenna. Vid. VOLATERR. Comm. Vrb. Lib. XXI, p. 771.


9 VOLATERR. l. c. lib. 21, p. 770.


10 Discorso sopra l'Inferno de Dante, p. 2, 3


11 PROPERTIVS: Ingenium nobis sola puella dedit.


12 Die Flußfieber sind in diesem Frühjähre durch ganz Italien sehr gefährlich gewesen und sonderlich viele alte, wie auch ganz junge Leute davon hinweggeraffet worden. Man kam in etlichen Wochen selten in eine Kirche zu Rom, da man nicht etliche Leichen in offenen Särgen (wie die üble Landesgewohnheit ist) vom Morgen bis Abend stehen fand. Vielleicht ist diese öffentliche Ausstellung der Todten eingeführet, um allem Verdachte wegen Vergiftung oder anderer gewaltsamen Hinrichtung abzuhelfen.


13 æques steht für Eques.


14 Es ist Schade, daß er aus dem Corpore Juris dieLeges de cancellatione scripturæ vel Testamenti nicht angebracht hat.


15 So steht es.


Quelle:
Johann Georg Keyßler. Neueste Reisen durch Deutschland, Böhmen, Ungarn, die Schweiz, Italien und Lothringen. Theil 2. Hannover 1751, S. 941.
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