17.

»Es war ein herzig's Veilchen.«

[188] Mozart machte sich nun mit allem Fleiße an die Composition der »Zauberflöte«. Es war ihm dabei wirklich zu Muthe, wie dem gehetzten Hirsche, der nach der Quelle[188] dürstet. Seit längerer Zeit – ja seit dem »Don Juan« – hatte er kein großartiges Werk mit Liebe und Lust componirt; denn »Cosi fan tutte« war ja ein Kind der Noth gewesen, an dem er nie besondere Freude gehabt. Aber er ward auch durch diese, seinem hohen Genius entsprechende Beschäftigung wieder wohlthätig angeregt und aufgefrischt, so daß sich nach und nach die alte Heiterkeit und Lebenslust wieder einstellte.

Kam er dabei mit seinen Freunden und Vertrauten auf den unsinnigen Text zu sprechen, so war er der Erste, der sich über seine eigenen so unterlegten Compositionen lustig machte, und fast krank über diese Tollheiten lachen wollte. Freilich hatte er dabei mit Schikaneder und dessen Anforderungen einen schweren Stand, – ja – fast konnte man sagen einen unausgesetzten Kampf. Denn Mozart wollte immer hinauf in die lichterfüllten Höhen der Classicität, – Schikaneder dagegen wollte immer herunter, in das Gebiet des trivialen Zeitgeschmackes. Und den noch blieb Amadeus fast durchweg keine andere Wahl übrig als nachzugeben, weil er sonst zu befürchten gehabt hätte, daß Schikaneder, – wie es einmal seine abscheuliche Art war – die herrliche Composition durch Einflicken von Stücken nach seinem, Schikaneders, Geschmack verdorben hätte.

Die Geduld und Nachgiebigkeit Mozarts war dabei bewundernswerth; – änderte er doch das Duett: »Bei Männern, welche Liebe fühlen,« fünfmal um, bis es Schikaneder recht war.65

Und doch! welch' wunderherrliches Tongebilde entstand wieder in »der Zauberflöte« unter seinen Händen; – fast sieben Jahrzehnte sind seitdem verstrichen, – ungeheure Reiche kamen und gingen, – Throne bauten sich auf und stürzten donnernd zusammen, – zahllose Opern anderer Componisten tauchten auf und verschwanden spurlos, oder klingen jetzt nur noch wie Echo's alter Zeiten – Mozarts Werke, und mit ihnen seine herrliche »Zauberflöte« leben noch, entzücken noch die ganze Welt!

Aber – welcher Schwung auch in dieser Musik, welche Tiefe und doch auch wieder welche Einfachheit und Wahrheit. Welche objective Dichtung und Darstellungskraft!

Diese Töne zeichnen; sie geben Farbe, man hört und sieht zugleich, was und von wem es geschieht; sie sind verwachsen mit den Situationen und den Charakteren.[189]

Liegt nicht in dem Gesange Sarastro's und in den wundervoll herrlichen Chören der Priester – in musikalischer Beziehung – die Sprache der tiefsten, von aller Leidenschaft gereinigten Weisheit? Hört diese Musik ohne Worte: es liegt eine Welt hohen, stillen, geruhigten Lebens in ihr! – –

Hört die Königin der Nacht – zur Hälfte schon im Gesange ihrer verschleierten Damen gezeichnet – welche Pracht, welche Macht, welche Hoheit, und doch wieder wie ganz Weib: lockend gegen den Jüngling, den sie zu gewinnen strebt, und mit dem Flittergolde weiblicher Eitelkeit übergossen; aber von Rache glühend und von allen finsteren Leidenschaften durchtobt, wenn es der geraubten Tochter, – wenn es dem verhaßten Feind gilt. Nur eine bis auf das Aeußerste gereizte Mutter, nur eine sternflammende Königin kann so singen!

Und wie zart und edel – in musikalischer Beziehung – ist die Liebe Tamino's gezeichnet – wie fest und männlich sein Charakter in den Prüfungen. Welch' ein wirklicher Zauber in der Arie: »Dies Bildniß ist bezaubernd schön!« Unstreitig: sie steht einzig in ihrer Art da!

Und wenden wir uns nun zu Pamina: weht uns nicht der Hauch der holdesten Unschuld und Hingebung aus den Tönen, die sie zeichnen, entgegen? – Ist nicht die ganze lebenslustige Sinnlichkeit des Vogelfängers frisch und heiter in seinen Melodien wiedergegeben? Und wem passen wohl noch sonst jene zarten duftigen Gesänge der Genien an, als diesen ätherischen Wesen? Mögen ihre Theaterflügel ihnen noch so plump angeheftet sein: man hört es, wie leicht sie der Zephyr trägt, und daß sie Kinder eines Zauberlandes sind. Endlich! welch' magisches Farbenlicht, welcher zarte Duft über dem Ganzen, der uns berauscht, bezaubert, in eine märchenhafte Welt versetzt! – – –

Und wie stand es jetzt mit dem Componisten dieses Meisterwerkes und Schikaneder?

Der hochgebietende Herr Director des Leopoldstädter Theaters saß eben, in einen kostbaren seidenen Schlafrock gehüllt, auf einem mit karmoisinrother Seide überzogenen, weich gepolsterten Sessel. Vor ihm stand ein Marmortischchen mit vergoldetem Fuße, das feine Frühstücksgeschirr mit köstlich duftender Chocolade tragend, während sich neben ihm sein Factotum, der würdige Hausmeister Chigot, in ehrerbietiger[190] Stellung aufgepflanzt hatte. Beide befanden sich jetzt in dem Morning-room seiner Herrlichkeit. Und welchen raffinirten Luxus verrieth dies Frühstückzimmer! Trotz der heißen Jahreszeit bedeckte den Fußboden ein feiner türkischer Teppich, den Chigot – freilich nicht mehr neu – dem Hausmeister des gewaltigen Souwarow, auf die pfiffigste Weise von der Welt, billig abgeschwindelt hatte. Schikaneder hielt viel auf ihn, denn er war ein Stück der Beute Souwarows bei der Erstürmung von Ismail, die den Türken bekannterweise 33,000 Mann gekostet hatte. Fremden machte er und sein sauberes Factotum dabei vor: der Teppich sei ein Ehrengeschenk jenes berühmten russischen Feldherrn. Aber dieser Teppich war nicht der einzige Schmuck dieses Zimmers. An den Seiten standen schwellende Divans, dem Sessel entsprechend, mit karmoisinrother Seide überzogen. Die Fenster umschatteten Vorhänge von gleichem Stoff und gleicher Farbe. Kupferstiche, meist üppige Scenen darstellend, die der griechischen Götterlehre entlehnt waren, hoben sich in ihren breiten vergoldeten Rahmen schön von der silbergrauen Tapete ab. Dazwischen prangten, zu beiden Seiten eines großen Spiegels, Consols mit kleinen, sehr hübschen Marmorstatuen, während den Hauptschmuck des Zimmers ein kostbares, mit reichen Schnitzereien bedecktes Pianoforte, nach der neuesten Verbesserung, ausmachte. Ein halboffener Schrank, in vieux laque mit Perlenmutter eingelegt, zeigte Bücher, Partituren und Notenstöße in Menge.

In diesem Zimmer nun, gemächlich in den schwellenden Sessel zurückgelegt, verzehrte Schikaneder jetzt sein Frühstück. Aber er erwartete hier auch Jemand – und das war Mozart.

Mozart sollte nämlich kommen, um dem Director des Leopoldstädter Theaters vorzuspielen und vorzusingen, was er Neues an »der Zauberflöte« componirt, da Schikaneder keine Piece ohne seine specielle Censur durchgehen ließ. Freilich war dies Verhältniß ein höchst eigenthümliches, da Schikaneder ursprünglich der bittende Theil gewesen war, und nur die Großmuth Mozarts ihn aus dem größten Mißgeschick – von Bankerott und Schuldthurm – gerettet hatte. Hier aber ging es, wie fast immer in der Welt, wenn wahres Verdienst, gepaart mit Bescheidenheit und Herzensgüte, und kecke Weltklugheit mit einander contrahiren. Die Weltklugheit wird dann gewiß jedesmal in ihrem kecken Selbstbewußtsein[191] dem Verdienste den Fuß auf den Nacken setzen, dieses und die Welt blenden – und – den Vortheil der Verbindung allein einstreichen.

Schikaneder dachte nicht im Entferntesten daran, Mozart, von dem er doch wußte, in welch' gedrückten Verhältnissen er lebe, auch nur einen Heller für die Oper zu geben, die dieser aus Mitleid eben für ihn schrieb. Dennoch gebärdete er sich, als habe er, aus großer Gefälligkeit in Gnaden geruht, Mozart zu erlauben, eine Oper für sein Theater zu schreiben und diese Oper im Voraus reichlich bezahlt. Leichthin bestellte er den vielbeschäftigten, großen Maestro zu sich, die neuen Compositionen seiner Prüfung vorzulegen: – er empfing ihn behaglich in Schlafrock und Pantoffeln, nachlässig in die Kissen seines Fauteuils gelehnt, wie ein Minister einen seiner Unterbeamten, – und behandelte dann auch noch die herrlichsten Schöpfungen des Genies wie schülerhafte Versuche eines Anfängers.

Aber Schikaneder wußte recht wohl, daß er auch nur durch solche Insolence durchkommen, Mozart beherrschen und die Welt blenden konnte. Bei Ersterem spielte er den vornehmen aber wohlwollenden Freund und Gönner – denn nur nach seiner Anweisung konnte aus der Oper etwas werden; – letzterer gegenüber nahm er Ton und Maske des überreichen Günstlings des Glückes an, und, Schikaneder war Schauspieler genug, beide Rollen mit Meisterschaft durchzuführen. Nur ein Mensch auf Erden durchschaute ihn ganz und kannte die bis zur äußersten Spitze getriebene verzweifelte Lage seines Herrn – und das war Chigot, aber von Chigot war nichts zu fürchten, denn Schikaneder war ja sein Abgott. Es herrschte daher zwischen beiden auch gar kein Geheimniß, obgleich es der pfiffige Schikaneder nie zu jener Brüderlichkeit kommen ließ, die sonst gewöhnlich im Geheimen vornehme und gemeine Menschen verbindet, wenn sie gemeinsam ein schlechtes Ziel verfolgen. Der Director blieb Herr, Chigot Knecht.

»Wo nur Mozart heute bleibt!« – sagte Schikaneder jetzt ungeduldig – »Ich bestellte ihn auf neun Uhr, und die Pendule zeigt jetzt halb zehn. Mich langweilt das Warten. Ist Niemand im Vorzimmer?«

»O ja!« – entgegnete Chigot mit devoter Verneigung – ein sehr nettes Mädchen.[192]

»Was will sie?«

»Den Herrn Director um Aufnahme in den Chor des Leopoldstädter Theaters bitten.«

»Und sie ist hübsch?«

»Sie ist sogar schön.«

»Laß sie kommen, Chigot

Der Hausmeister ging; aber er hatte die Thüre noch nicht erreicht, als ihn sein Herr zurückrief:

»Chigot,« – sagte dieser dann – »wir haben erst noch Wichtigeres abzumachen.«

»Ew. Gnaden befehlen?«

»Wie steht es mit der Kasse?«

Chigot zuckte die Achseln, aber er lächelte zugleich auch pfiffig dazu, indem er, zu dem Ohre seines Herrn geneigt, flüsterte:

»Schlecht und gut, wie man's nimmt!«

»Erkläre dich deutlicher!« – befahl der Director.

»Nun, Herr von Schikaneder,« – entgegnete der Hausmeister und Kassirer, – »ich will ganz deutlich sein. Die Theaterkasse ist leer, wie ein ausgepumpter See. Ich wüßte auch wahrlich nicht, wo Ueberfluß an Geld herkommen sollte? Das Repertoir, das müssen Ew. Gnaden selbst gestehen, ist in der letzten Zeit zum Erschrecken schlecht; – die Einnahmen sind es daher auch, während die enormen Ausgaben des Instituts immer dieselben bleiben.«

»Mozart muß und wird helfen!« – rief der Director mit dem Ausdruck größter Zuversicht.

»Ja!« – sagte Chigot – »er wird helfen, denn schon sein Name macht viel zur Sache, und das Stück, das Ew. Gnaden so trefflich entworfen haben, wird ungeheuer ziehen.«

»Glaubst du?«

»Sicher! .... aber ....«

»Was aber.«

»Es muß bald sein, sonst halten wir's nicht aus.«

»Das sage ich alle Tage!« – rief Schikaneder, indem er wieder ungeduldig nach der Uhr sah – »aber so ein Componist, und gar so ein sogenanntes Genie hat seinen Kopf. Das soll alles gediegen, classisch sein. O die Narren! was hilft denn das, wenn man seine Perlen vor die Schweine wirft? Wäre ich Mozart, ich müßte ein steinreicher Mann sein!«[193]

»Und warum ist er's nicht?«

»Weil er zu gut, zu unpraktisch und zu bescheiden ist. Da hat er z.B. schon, seit seiner Kindheit, den päpstlichen Orden vom goldenen Sporn. Warum trägt er ihn nicht? Warum nennt er sich nicht so gut, wie sich Gluck, Ritter von Gluck nannte, Ritter von Mozart. Das klingt doch gleich ganz anders, als so schlechtweg: Mozart. Die Menschen sind eben einmal große Kinder, sie wollen geblendet, imponirt sein, und dies geschieht bei den Deutschen nicht besser und sicherer, als durch ein Kreuzchen, ein Bändchen, ein Titelchen oder sonst so eine Spielerei. O, mein Gott!« – rief hier Schikaneder lachend, und nahm die Tasse mit Chocolade zur Hand – »was sind mir in meinem vielbewegten Leben schon für Hohl- und Strohköpfe begegnet, die ohne Orden und Titel keine Seele beachtet hätte, und die mit diesen Dingern die größten Rollen in der Welt spielten. Und dann – wozu die tolle Idee, nur classische Sachen zu Tage zu fördern?! Wäre ich Mozart, ich legte eine recht artige Fabrik von modern-populären Opern an. Der Teufel soll mich holen, wenn ich – an seiner Stelle – nicht in einem Jahre mindestens viere zur Welt brächte; aber sie müßten leicht, gefällig und ganz nach dem Geschmack der Masse sein. ›Chigot!‹ – rief hier Schikaneder – ›ich gehe jede beliebige Wette ein, daß ich bald ein Krösus wäre!‹«

Chigot verbeugte sich mit devoter Miene: – »Sicher!« – sagte er dann, »aber Mozart ist auch nicht Ew. Gnaden. Indeß scheinen mir der Herr von Schikaneder gerade auf dem besten Wege, den Herrn Mozart auf die rechte Spur zu bringen.«

»Wenn er nur so kein ungeschickter Schüler wäre« – meinte der Director. – »Ich muß ihm jeden vernünftigen Gedanken mit Gewalt abringen. Aber, Chigot, wir sind von der Hauptsache abgekommen: es ist also wieder kein Geld da?«

»Nein!«

»Und meine Gläubiger?«

»Mit denen werd' ich vor der Hand noch fertig, wenn nur der Herr Bankier Wolfssohn weiter keinen Wind bekommt.«

»Für den ist gesorgt; aber die Andern?«[194]

»Heute morgen war Ihr Tapezierer da, der dies und die anstoßenden Zimmer meublirt hat.«

»Was?« – rief Schikaneder, sich leicht emporrichtend – »das ist ja erst ein halbes Jahr?«

»Ich habe es ihm auch gesagt, und zwar so furchtbar grob, daß der Mann an Arm und Bein zitterte. Als ich ihn so weit hatte, wollte ich ihn zwingen das Geld zu nehmen – das natürlich gar nicht da war – aber ich riß die Kasse auf und schrie: ›Hier nehmen Sie; aber wagen Sie keinen Schritt mehr in dies Haus. In drei Monaten heirathet mein Herr ...‹«

»Was?« – rief Schikaneder – »bist du des Satans? Ich – – und – heirathen..?«

»Heirathet mein Herr die ungarische Gräfin – – – nun, den Namen weiß ich nicht mehr, ich hatte ihn im Moment erfunden. –«

»Spitzbube!«

»Und da bekommen Sie bei der neuen Einrichtung des gräflichen Schlosses nicht für einen Heller zu thun.«

»Hallunke!«

»Das fleckte! Der Mensch wurde so artig und so demüthig, – bat so schön um Vergebung – – – daß wir ihn wenigstens sechs Monate los sind, und bis dahin kommt Rath.«

Herr und Diener brachen hier in ein lautes, lang anhaltendes Gelächter aus.

»Aber,« – sagte Chigot endlich – »ich habe noch etwas, und das ist noch besser.«

»Nun?«

»Es ist mir gelungen, Ihre alte Tante zu bereden, daß sie die zwanzigtausend Gulden, die sie besitzt, bei Ew. Gnaden anlegt.«

»Chigot!« – rief Schikaneder entzückt – »du bist ein Prachtexemplar; du verdienst des türkischen Kaisers Finanzminister zu werden.«

»Bitte, bitte!« – entgegnete der Hausmeister devot – »alles aus Liebe und Anhänglichkeit an Ew. Gnaden. Es hat freilich schwer gehalten; aber ich habe der alten Dame so viel von des Herrn von Schikaneders ungeheueren Speculationen vorgeschwatzt, bis sie ja sagte. Hier ist die Anweisung.«[195]

Und Chigot zog aus seiner Brieftasche ein Papier hervor, das er seinem Herrn unter ehrerbietiger Verbeugung reichte.

Schikaneder durchlas es mit strahlenden Blicken, dann gab er es seinem Kassirer zurück und sagte:

»Besorge nun die Sache rasch, damit die Alte nicht etwa Reue bekommt.«

»Noch heute.«

»Gut!« – sagte der Director ungemein heiter. – »Damit sind wir bis zur Aufführung der neuen Oper geborgen. Die ersten zwanzigtausend Gulden Ueberschuß sollen dann für die gute Tante sicher angelegt werden. Aber!« – fuhr er hier vergnüglich fort und rieb sich mit unaussprechlicher Behaglichkeit die Hände – »jetzt genug von den leidigen Geldangelegenheiten! – und – da Mozart noch immer auf sich warten läßt, so laß die Kleine eintreten.«

Chigot verbeugte sich; aber indem er sich zum Gehen wandte, flüsterte er mit satyrartigem Lächeln seinem Herrn zu: »Ein köstlich leckerer Bissen – wär so etwas für's Haus!«

»Alter Sünder!« – rief Schikaneder lachend und mit dem Finger drohend; aber das Wasser lief ihm im Munde zusammen und seine großen Augen traten in feuchtem Glanze hervor, als er Chigot nachsah. Dieser blieb indessen an der Thüre stehen, wandte sich noch einmal um und sagte lächelnd:

»Aber was wird Signora sagen?«

»Bah!« – rief Schikaneder – »sie wird sich beruhigen lassen. Sie ist ein Weib!«

»Eben deßhalb!«

Schikaneder schüttelte den Kopf. – »Ein Weib« – fuhr er dann leichtfertig fort – »ist wie eine Guitarre. Beide sind unvollkommene Instrumente, dabei aber doch angenehm, einschmeichelnd; – besonders leicht verstimmt, aber auch eben so leicht durch einen kleinen Druck der Hand wieder umgestimmt. Das Umstimmen will ich schon fertig bringen!«

Und er lachte cynisch auf und der Hausmeister lachte mit.

Wenige Secunden später trat die Erwähnte ein. Es war in der That eine recht liebe Erscheinung; weniger schön, als anmuthig und zierlich. Herzige, treue Augen blickten scheu und verlegen zu dem allgewaltigen und allmächtigen Beherrscher des Leopoldstädter Theaters auf; und in der That schon ihr Blick: schüchtern, ängstlich und flehend, sagte dem lebenserfahrenen Manne, was der kleine, zierliche Mund noch bekennen[196] mußte. Ueber dem ganzen Gesichtchen aber lag jener zarte, wunderbare Hauch mädchenhafter Unschuld. Und doch mußten schon tiefe Schmerzen dies jugendliche Herz erprobt haben; denn davon sprach nur zu deutlich ein gewisser wehmüthiger Zug, – ein Zug, der jedem weniger profanen Menschen, wie Schikaneder, eine gewisse heilige Scheu – die Achtung vor dem Unglück – eingeflößt haben würde.

Schikaneder aber war ein solches Gefühl völlig fremd, das Leben hatte es längst abgestumpft; er sah nur die äußeren Reize: das anziehende Gesichtchen, die schlanke Gestalt, die netten Hände und Füßchen des höchstens sechszehnjährigen Kindes, und dann vor allen Dingen – – den zwar sehr reinlichen aber auch sehr ärmlichen Anzug.

Die kleine Bittstellerin war also arm; vielleicht – wie ihm dies als Theaterdirector ja schon so oft vorkam – in verzweifelten Umständen und dann .... »ist sie mein« ..... dachte Herr von Schikaneder, Director des Leopoldstädter Theaters, und dieser Gedanke verklärte ordentlich seine lüsternen Züge.

»Treten Sie näher!« – sagte er jetzt zu der Kleinen, die bescheiden und, von der sie plötzlich umgebenden Eleganz überrascht an der Thüre stehen geblieben war. – »Nur immer näher, mein Kind!«

Die Angeredete gehorchte schüchtern.

»Was ist Ihr Wunsch?«

»Ew. Gnaden,« – stammelte das Kind schüchtern und tief erröthend – »ich wollte Herrn von Schikaneder bitten, mich in den Chor Ihres Theaters aufzunehmen.«

»So?« – entgegnete der Director, sich an der Verlegenheit der Kleinen weidend – »aber haben Sie denn auch Stimme und die nöthigen musikalischen Vorkenntnisse?«

»Ich habe lange Unterricht in Clavier und Gesang erhalten!« – versetzte die Gefragte schüchtern – »und wie man mir sagt, ist meine Stimme gut.«

»Wollen gleich einmal sehen!« – rief der Director, indem er aufstand und zu dem Pianoforte ging. – »Welche Stimmlage?«

»Sopran.«

»Nehmen Sie diese Noten.«

Und er setzte sich und die Prüfung begann.[197]

Die Stimme war nun freilich nichts Hervorragendes! sie war frisch, klangvoll und rein, auch biegsam, ..... aber für die Bühne zu schwach. Der Director sagte dies; aber nicht etwa milde, sondern hart und fast in wegwerfendem Tone; denn er wollte ja die Gewährung der Bitte für einen hohen Preis verkaufen.

In diesem Augenblicke trat Mozart, Noten unter dem Arme, ein. Schikaneder fluchte leise, begrüßte ihn aber laut mit großer Herzlichkeit.

»Nur einen Augenblick« – sagte er dann entschuldigend – »bis ich mit dieser kleinen, allerliebsten Bittstellerin im Reinen bin. Das gute Kind« – und er faßte sie dabei unter dem Kinn und hob ihr Köpfchen in die Höhe – »möchte in den Chor der Oper aufgenommen sein, hat auch eine recht nette Stimme! – aber die Stimme ist für die Bühne zu schwach!«

Mozart und Schikaneder blickten jetzt beide nach der Kleinen; Ersterer war überrascht von der Unschuld und Lieblichkeit dieser Erscheinung, Letzterer sah mit geheimer Freude zwei große Thränen in den Augen des Mädchens.

Schikaneder zuckte die Achseln:

»Herr von Schikaneder!« – stammelte diese stehend – »weisen Sie mich nicht ab – – ich habe eine kranke Mutter ....!«

»Liebes Kind,« – sagte er dann – »Sie kommen also aus Noth? .... aber Sie bedenken nicht, daß das Theater keine Versorgungsanstalt ist.«

»Ach!« – seufzte das Mädchen und eine tiefe Röthe bedeckte ihre Züge – »ich glaubte nur im Stande zu sein, durch meine Stimme .....«

»Ihre Mutter zu ernähren.«

»Sind Sie denn so unglücklich?« – frug jetzt mit unendlich milder Stimme Mozart, der Hut und Noten abgelegt hatte.

Aber die Gefragte antwortete nur mit einem Strome von Thränen. Amadeus suchte sie zu beruhigen. Schikaneder hatte sich wieder in seinen Sessel geworfen. Es schien ihm indessen doch jetzt Zeit, einzulenken.

»Nun, mein Kind,« – sagte er daher – »beruhigen Sie sich nur. Vielleicht passen Sie für das Schauspiel besser, als für die Oper. Wir müssen das untersuchen. Kommen Sie heute gegen Abend wieder zu mir, dann sollen Sie mir eine[198] Rolle vorlesen, und finde ich dann, daß Sie meinen Wünschen und Anforderungen entsprechen, werde ich für Sie sorgen.«

Bei diesen Worten flog ein Sonnenblick über das hübsche Gesichtchen; aber desto finsterer sah es in Mozarts Antlitz aus. Ihm war die eigentümliche Betonung nicht entgangen, die Schikaneder auf seine letzten Worte gelegt. Sollte – – aber nein, einer solchen Ruchlosigkeit war der Freund nicht fähig. Amadeus machte sich Vorwürfe darüber, daß ihm nur ein solcher Verdacht gekommen.

Die Kleine ging.

»Also heute gegen Abend!« – rief ihr der Director noch einmal nach. – »Und nehmen Sie sich Zeit, denn ich werde Sie eine größere Rolle lesen lassen und überhaupt prüfen, ob Sie sich geschickt zu benehmen wissen

»Wie Ew. Gnaden befehlen!« – sagte diese mit schüchterner Verneigung – und verschwand durch die Thüre.

Aber in diesem Augenblicke glitt ein triumphirendes Lächeln über Schikaneders Züge, und indem er durch die Zähne murmelte: »Chigot hat Recht, das ist ein köstlich leckerer Bissen!« – rieb er sich vergnügt die Hände.

Mozart durchzuckte es wie ein Dolchstoß; er hatte die Worte nicht recht gehört aber das Lächeln gesehen. Sein Freund kam ihm in diesem Augenblicke wie ein Teufel vor, und doch – – beurtheilte er ihn nicht vielleicht falsch? Seine gute Stimmung war jedenfalls hin; Mißmuth, Argwohn und Aerger erfüllten seine Seele; denn Mozart war zwar auch oft genug, schönen Weibern gegenüber, Don Juan gewesen – aber die Unschuld hatte sein edles Herz doch immer heilig gehalten.

»Nun Mozart!« – rief Schikaneder jetzt von seinem Sessel aus – »Sie haben lange auf sich warten lassen. Was bringen Sie Neues.«

»Die Scene Papageno's

»Ha!« – sagte der Director erfreut – »meine Haupt-Scene im ersten Act. Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig heisa, hopsasa!«

»Ja, hopsasa!« – versetzte Mozart ironisch, – »das ist wieder ein jammervoller Text«. Famos tiefer Gedanke: »Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig heisa, hopsasa!«[199]

»Was Gedanke!« – rief lachend der Director – »ist ein Libretto ein philosophisches Werk? Das Publikum will sich in einer Oper durch Sehen und Hören amüsiren, weiter braucht's nichts. Aber geben Sie einmal Ihre Schöpfung zum Besten!«

Mozart, dem immer das Mädchen noch im Kopfe herum ging, war zum Streiten nicht aufgelegt. Er begab sich also schweigend an das Instrument, legte seine Noten auf und spielte und sang die gedachte Scene. Sie war schön, sehr schön componirt, aber nicht, wie wir sie jetzt besitzen, sondern tiefer aufgefaßt, zwar auch komisch gehalten, aber in einem höheren Genre.

Schikaneder gefiel sie indessen gar nicht. Immer finsterer ward seine Stirne, bis er endlich ungeduldig rief:

»Nichts! nichts! lieber Mozart! – das kann ich nicht brauchen; – ist viel zu hoch!«

Mozart hielt ergrimmt inne.

»Was!« – rief er – »zu hoch?«

»Ja, mein Lieber, der Papageno ist so eigentlich etwas von dem Kasperl .... muß also auch ....«

»Nun!« – platzte Mozart heraus – »dann mag der Herr Director sich seinen Kasperl selbst componiren.«

»Aber Freund?!«

»Ich weiß, was ich thue. Es ist unwürdig ...«

»Nichts unwürdig, was uns zum Ziele führt.«

»Schöne Grundsätze!«

»Praktische Grundsätze!« – entgegnete Schikaneder ruhig. – »Wer den Menschen das Ideale bietet, wer ihnen neue Bahnen zeigt, ihren kurzsichtigen Blicken das Schöne, Edle und Erhabene in seiner Reinheit und Größe darstellen will, der kann mit Sicherheit statt auf Lob und Anerkennung – – auf Undank rechnen. Was will denn die gedankenlose Menge? – den Sinnen und nur den Sinnen soll geschmeichelt werden; genießen will sie, nur genießen, und zwar genießen ohne die Anstrengung des Denkens. Das Hohe versteht sie gar nicht; – was man nicht versteht, das tadelt und verdammt man aber, und da das Tadeln und Verdammen viel leichter und bequemer ist, als das Anerkennen einer Sache und das Eindringen in dieselbe, nun so tadelt man und verdammt man in Gottes Namen.«

Mozart, der sonst so sanfte Mozart blickte jetzt ingrimmig darein. Es lag eine große Wahrheit in den Worten[200] des Directors, das fühlte er, eine Wahrheit, die sich bei »Figaro« und »Don Juan« nur zu sehr bekundet hatte; aber eben deshalb, weil aus diesem frivolen Munde eine so traurige, in Mozarts Schicksal tief einschneidende Wahrheit kam, ärgerte sich dieser doppelt.

»Was soll das heißen?« – rief er daher jetzt, und Stirn und Wangen glühten ihm in heiligem Zorne: – »Der Halbcomponisten, die den Fleck neben den Riß setzen, giebt es leider schon genug. Soll ich es vielleicht, den Beifall der Menge zu erhaschen, auch so machen? So einer ist dann von sich selbst und seinem musikalischen Gallimatias entzückt, wenn das unwissende Volk ›Bravo‹ schreit, – oder wenn er sein Machwerk allenfalls von guten Sängern vorgetragen hört, die den Affect und den Schwung, an die er nicht gedacht, am rechten Orte anzubringen und die Charaktere, die ihm niemals ordentlich auszuführen eingefallen sind, so viel es möglich ist, zu unterscheiden, und folglich das Ganze den Ohren der Zuhörer durch einen guten Vortrag erträglich zu machen wissen. Mag das wer will, ich – ich kann es nicht!«

»Mozart!« – sagte Schikaneder mit der alten Gelassenheit – »was haben Sie dem Freunde versprochen?«

»Eine Oper zu schreiben, aber keine zu schmieren.«

»Eine Oper nach den Anforderungen des Zeitgeschmackes!« – wiederholte der Director langsam aber mit scharfer Betonung.

»Nun denn!« – rief Mozart, und der Aerger übermannte ihn jetzt so sehr, daß er von dem Instrumente aufsprang, und – mit komisch-zornigen Sprüngen vor dem Sessel Schikaneders herumtanzend – das: »Der Vogelfänger bin ich ja, stets lustig, heisa, hopsasa!« in seiner jetzigen Melodie spottweise sang.

Kaum aber schlugen diese Töne an Schikaneders Ohr, als er entzückt aufsprang, und – Mozart ein über das andere Mal umarmend – ausrief:

»So ist es recht! so ist es herrlich! – gerade so habe ich es mir gedacht!«

Aber Amadeus war jetzt selbst überrascht. Es war ihm im Zorne wirklich eine Idee gekommen, die gar nicht übel war. Er mußte sich, von Schikaneder an den Tisch gezogen, niedersetzen und sofort die neue Melodie niederschreiben und bearbeiten. Während er dies that, nahm Schikaneder[201] hinter seinem Rücken leise und vorsichtig die andere weg und verbarg sie im Schranke hinter seinen anderen Notenheften.

Als Amadeus fertig war, schüttelte ihm der Director die Hand:

»Sein Sie nicht böse!« – sagte er dann. – »Sie werden sehen, lieber Mozart, daß diese populäre Oper Ihren Ruhm mehr verbreiten wird, als selbst Ihr Don Juan. Die Kenner werden des Großartigen und Herrlichen genug darin finden und die Massen werden entzückt davon sein.«

»Ja!« – sagte Mozart trübe – »die Massen werden entzückt davon sein. Auf den Straßen und in den Kneipen wird man die Melodien ›der Zauberflöte‹ leiern und ...«

»Und Mozarts Namen werden diese Melodien über alle Welt verbreiten. Freund, bauen Sie auf die Prophezeihungen eines praktischen Mannes: Die Zauberflöte wird so sicher zur Posaune Ihres Ruhmes, als ich Schikaneder heiße. Aber lassen wir das jetzt. Haben Sie noch eine Piece?«

»Ja!« – und Mozart spielte und deutete durch seine Stimme den unvergleichlichen Priester-Chor »O Isis Osiris« an. Und wie er weiter und weiter spielte, verschwand der Ausdruck des Aergers und des Unwillens mehr und mehr aus seinen Zügen und die erhabene Heiterkeit, die geheimnißvolle Ruhe, der himmliche Wohlklang, die strahlende Größe, welche dieses Musikstück unsterblich gemacht haben, lagerten sich in denselben. Es war, als ob man einen Gesang seliger Geister höre.

Auch Schikaneder war diesmal entzückt; er mußte sich, ob er wollte oder nicht, der Allgewalt des Genies beugen.

»Das ist eine Palästrina'sche Harmonie!« – rief er mit strahlendem Antlitz; – »Dieses: Bald, bald, bald wird er unserer würdig sein: – ist unvergleichlich. Sie haben mich hier ganz verstanden.«

»Wirklich?« – sagte Mozart mit tiefer schneidender Ironie; aber Schikaneder bemerkte diese nicht. Er dachte nur an den Effect, den dieser Chor machen werde. Darum rief er betheuernd:

»Ja, ja! Man sieht ordentlich den Gerechten, der, ermüdet von seiner irdischen Laufbahn, Hände und Augen gen Himmel erhebt und sich in dem Bewußtsein naher Vollendung sagt: Bald, – ja bald wird auch dir die Krone.«

Jetzt aber war der Director des Leopoldstädter Theaters wieder in seinem Element, und da Mozart für heute keine[202] weiteren neuen Compositionen aufzuweisen hatte, bestürmte er ihn, ein ganz feines déjeûner à la fourchette mit ihm einzunehmen. Mozart aber war nicht in der Stimmung. Der Vorgang mit dem lieben, sanften Mädchen, das er im Geiste wie ein Lamm in des Wolfes Klauen gerathen sah, peinigte ihn unaussprechlich und schob, wenigstens für heute, eine Eiswand zwischen ihn und den Director. Er lehnte daher die Einladung ab und entfernte sich ziemlich frostig.

Auf dem Wege gingen ihm eine Menge Gedanken in dem Kopfe herum. Er wollte das Kind warnen; aber er wußte ja nicht wie sie hieß und wo sie wohnte. Er faßte auch einmal den Entschluß: ihr den Abend aufzupassen. Aber immer sagte ihm auch sein gutes Herz wieder, daß er doch vielleicht auch dem Freunde Unrecht thue. So kam er nach Hause; aber er schlich sich auf sein Zimmer, warf sich auf einen Stuhl und stützte den Kopf in beide Hände.

Und jene sonderbare Wehmuth, die ihn jetzt so oft überraschte, kam wieder über ihn hin. So brütete er lange. Plötzlich fuhr er auf, nahm ein Stück Notenpapier und schrieb rasch Noten. Dann setzte er sich an sein Instrument und spielte und sang ein kleines Lied, dessen Motiv und Refrain eine bezaubernde Natürlichkeit charakterisirte:


»Ein Veilchen auf der Wiese stand,

Gebückt in sich und unbekannt.

Es war ein herzig's Veilchen.

Da kam eine junge Schäferin

Mit leichtem Schritt und munterm Sinn

Daher, daher,

Die Wiese her und sang:


Ach! denkt das Veilchen, wär' ich nur

Die schönste Blume der Natur,

Ach, nur ein kleines Weilchen,

Bis mich das Liebchen abgepflückt

Und an den Busen matt gedrückt!

Ach nur, ach nur

Ein Viertelstündchen lang!


Ach! aber weh: das Mädchen kam,

Und nicht in Acht das Veilchen nahm,

Zertrat das arme Veilchen.

Es sank und starb und freut sich noch:

Und sterb' ich denn, so sterb' ich doch

Durch sie, durch sie,

Zu ihren Füßen doch.«


Es war wunderbar, welche reizende Melodie Mozart dieser kleinen Ballade seines großen Zeitgenossen Goethe[203] gegeben hatte. Wie unübertrefflich schön führten die letzten Worte des Veilchens das Majore wieder: sein Hingang ist so sanft, es war ein herzig's Veilchen!

Mozart dachte dabei an das liebe Kind – – – dachte an das: »es war« – – dachte – an seinen eigenen Tod, der ihm wieder einmal in finsterer Ahnung vorschwebte. Noch als er entschlummerte, lispelte er leise:

»Es war – – – ein herzig's Veilchen!«

Quelle:
Heribert Rau: Mozart. Ein Künstlerleben. Berlin 4[o.J.], S. 188-204.
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Cherubinischer Wandersmann

Cherubinischer Wandersmann

Nach dem Vorbild von Abraham von Franckenberg und Daniel Czepko schreibt Angelus Silesius seine berühmten Epigramme, die er unter dem Titel »Cherubinischer Wandersmann« zusammenfasst und 1657 veröffentlicht. Das Unsagbare, den mystischen Weg zu Gott, in Worte zu fassen, ist das Anliegen seiner antithetisch pointierten Alexandriner Dichtung. »Ich bin so groß als Gott, er ist als ich so klein. Er kann nicht über mich, ich unter ihm nicht sein.«

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Geschichten aus dem Biedermeier III. Neun weitere Erzählungen

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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.

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