167.[336] 1

Salzb: den 2t Febr: 1778


Mein Liebes Weib!


Dein schreiben vom 24t Jenner hab richtig erhalten. Der Wolfg: wird nun längst zurückgekommen seyn: ich wünsche daß er ein gutes present bekommen hat. Du must Geld auf die Reise haben, und ich [336] hab auf das neu Jahre 2 ocunlfdlr Csnts2 bekommen, nämlich vom Daser und vom Amman. Der erste wegen des Wolfgangs Kleid und Vesten x. pr: 15 fl., der zweyte wegen Deiner pr: 6 fl 24 xr. und ich wlfo nfcut wfl fcu ofl blzmuel.3 bis auf die Dultmüssen sie doch bizmuet wlrdln,4 und da will die trtole much furln esun,5 um ihr etwas zu kaufen. Der umhozfnoo6 kommt dann auch, den weis ich aber schon, wo ich ihn hernehme: das erste aber weis ich bey gott, nicht! Das seufzen in Manheim wird vermuthlich noch stärker werden. Dann der Kurfürst wird nicht nur itzt, wegen der Untersuchung und Einrichtung, sondern auch Künftig vielleicht die meiste zeit in München zubringen. aus dem Brief vom h: v Heufeld werdet ihr abnehmen, daß, wie es auch gewiß so ist, daß die Recommendation, sonderh: von grossen, mehr schädlich als nützlich ist. Daß man sich aber des Wolfg: erinnert, wird, auf meinen eindringenden Brief, die Dr Fauckin gewiß anzubringen wissen. Ich hab nun eine Antwort an den Edlen von Heufeld und Messmer abgehen lassen. wenigst weis der Wolfg: ein sicheres Ort, wenn er heute nach Wieñ kommen sollte, oder wollte. vor allem mache meine gehorsamste Empfehlung an die Fr: Hof Cammerräthin ihren Herrn und freut: Tochter. an den h: Hartig, h: Wendling und alle diese Herrn. ich denke ihr sollt es öfter gethan haben, wenn ichs gleich nicht schreibe. so wie ichs hier von euch immer so mache. was alte Strimpfe, seidene oder andere, und sonst vom Wolfg: da ist, so nichts taugt, in wäsche oder anderm, must Du mit Dir nehmen, dann er muß mit guten Sachen versehen seyn, er würde es nur wegschmeissen, da er sich, sonderheitl: von anfange nicht zu helfen wüste. wir können doch wieder eins oder anders zu nutzen bringen. Eben itzt erhalte einen Brief von Roßi. Dieoperisten kommen nun abermahl nicht: mir ist es gleichgiltig, und fast lieber; dann ich mußte doch besorgen, sie möchten etwa hinnach Luft bekommen, nach Ostern forthin noch weiter zu spielen, sonderheitl: weil sie dann allein würden gewesen seyn, da der Comoedianten zeit schon mit dem fasching aufhört. und diese ungelegenheit [337] wäre mir als dann zu lange gewesen. übrigens ist es eine schande, daß der Erzb: den Rossi hat fortreisen lassen, ohne sich zu erklären, was er für seine Person giebt. Heut vormittag ist h: von Kleinmayr nach Wienn abgeschickt worden. Der gewisse Wiener, Cettj, in der geheimen Canzley ist ihm als Cancellist mit gegeben worden, weil er die Wohnungen und Personen alda kennt. Wir stecken in einer nicht kleinen verlegenheit wegen dem Salz, welches itzt, vermög der öfter: besitznehmung in Bayern, da und dort durch öfter: Hände in weitere Länder gehen, theils auch von ihnen selbst übernommen werden muß, da sie nun Herrn vieler Salzlegstätten geworden sind, und solche vermuthlich mit ihrem aigenen Salze versehen werden. wohin dann mit unserm Salz? – – oder müssen wir dann weniger finden? – dann haben viele Leute kein Brod, und unsere Einkünfte werden kleiner. Man will sagen, daß dieses Monat der Kayser selbst nach Regenspurg kommen, und alda einer Seßion des Reichstages beywohnen solle. obs wahr? – Das wird sich bald zeigen. Heute 8 Tage den 9: wird die Hochzeit des h: von schiedenhofen vor sich gehen. Die Copulation wird in der frühe (man weis nicht wo) seyn, dann fahren sie nach Mattse, mit wenigen Personen, wo sie wohl nach einem paar Täge erst die feyerlichkeiten beschlüssen werden, weil der Peruckmacher Hochreitter auch mit geht. h: von schiedenhofen will keine öffentl: Hochzeit halten; er sagt: er will niemand zu gnaden leben. Er hat eben nicht unrecht! Den 8t soll die erste Redout seyn. weil Salzb: steht hat man niemals so wenig von den Rathhaus-Ball gesprochen. als dieses mahl. man hörte bis itzt nicht ein Wort! aber kein Wunder! Kaufleute und Magistrat sind sehr niedergeschlagen, indem auf eine sonderbare Steuer für die Kaufleute studiert wird, da der Erzb: nicht zufrieden ist, ob man gleich die Steuer so eingerichtet hat, daß der Landschaft, über alle ausgaben jährlich eine nahmhafte Summe überbleibt, wenn er gleich die jährlichen 30000 fl von der Cammer nicht bezahlt. alles ist niedergeschlagen! Ich werde, wenn ich den Brief zumache, vermuthlich, alles was dem Wolfg: zu schicken habe auf einmahl einschlüssen. Ich denke es wird eben so gut, und vielleicht besser seyn einen Brief recht theuer [338] zu bezahlen, als zwey, dann auf den 3t Brief darf ich es nicht ankommen lassen, den würdet ihr erst, wenn er auch accurat eintrift, erst den 15: erhalten. Es ist auch besser ich habe, als wenn ich hätte. Dem Bäsle habe zwar etwas hergerichtet –, allein ich habe keine sichere gelegenheit gehabt es noch zu schicken. Sie hat dem Wolfg: ihr Portrait geschickt, das er immer von ihr verlangte. warum muste man ihr diese unkosten machen? – – am Ende wird es halt ein Miniaturbildl und etwa vermuthlich nicht einmahl gut getroffen seyn.7 Die Nannerl Kisset Dir die Hände, umarmt ihren Bruder von ganzem Herzen. wir Kissen euch Beyde und da wir, gott Lob, gesund sind, und euch gesund wünschen und hoffen, so bin ich der alte Mzt. wie wirst dann Du nach Hause kommen? – – Ich werde noch einen Brief anh: v grimm schreiben, und ihn Ruë neuve Luxembourg addressieren.

Die Nannerl bittet auf eine Modehaube nicht zu vergessen.

Fußnoten

1 Antwort auf den Brief der Gattin vom 24. Januar.


2 Auflösung der Chiffren: schneider Conto.


3 weis nicht wie ich sie bezahle,


4 bezahlt werden,


5 tresel auch ihren lohn,


6 hauszinß


7 Vgl. hierzu Wolfgangs Brief ans »Bäsle« vom 13. November 1777.


Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 3. München/ Leipzig 1914, S. 339.
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