166.

[54] Vienne ce 4 d'avril 1781


Mon trés cher Pére!


Diesmal muß ich ihnen ganz kurz schreiben, aber Sonntag gehet Brunetti zurück, und da werde ich ihnen schon mehr schreiben können. –

sie wollen wissen, was in wienn mit uns – aber hofentlich Eigentlich – mit mir vorgehet – denn die beyden andern1 zähle ich nicht zu mir. – Ich habe ihnen schon lezthin geschrieben daß mir dir lrzbfocusi2 hier eine grosse hinderniß ist, denn er ist mir wenigstens 100 Dukaten schade, die ich ganz gewis durch eine Mccmdlafl3 In tulmtlr4 machen könnte – Denn die Dammes haben sich mir schon se ihst angetragen, Billieters auszutheilen. – gestern kann ich wohl sagen, daß ich mit dem wienner Publikum recht zufrieden war. – ich spiellte in der accademie der Witwen im kärtnerthortheater. – ich muste wieder Neuerdings anfangen, weil des applaudirens kein Ende war. – was glauben sie, wenn ich nun, da mich das Publikum einmal kennt, eine accademie für mich gebe, was ich nicht da machen würde? – allein unser lrzesaale5 erlaubt es nicht – will nicht, daß seine leutprofit haben sollen, sondern schaden – Doch dieß kann er bey mir nicht zu wegn bringen; denn wenn ich hier 2 scolaren habe, so stehe ich besser als in Salzburg – ich brauch sein logis und seine kost nicht – nun hören sie; – Brunetti sagte heut beym tisch, daß der arco6 ihm vom Erzbischof aus gesagt hätte, er sollte uns sagen, daß wir das dilligence geld bekommen werden, und bis Sonntag abreisen sollten; – übrigens wer noch bleiben wolle, o vernunft! könne bleiben, doch müsse er auf seine faust [54] leben, er bekomme keine tafel und kein zimmer mehr von ihm aus. – Brunetti, qui ne demande pas mieux, lekte alle 10 finger darnach; Ceccarelli, der gerne hier wäre, aber nicht so bekannt hier ist, und den gebrauch nicht so weis wie ich, will poußiren etwas zu bekommen, wo nicht, so geht er in gottes Namen, denn er hat kein logis, und keine tafel in ganz wienn wo er nicht zahlen muß. – als man mich fragte, was ich zu thun entschlossen wäre – antwortete ich; – ich ignoriere noch bis dato daß ich weg solle denn bevor es mir graf Arco nicht selbst sagt, so glaube ich es nicht – und ihm – werde ich mich dann schon entdecken. – schmecks. Benecke war dabey und schmutzelle; – O, ich will dem lrzbfocusi glwso lfnl Nmol drluln, daß es lfnl irifdl7 seyn soll! – und mit der grösten Pseftlool; – dinn lr kann afr nfcut mho;8 – genug, im zukünftigen briefe, werde ich ihnen mehr davon schreiben können. seyen sie versichert, daß, wenn ich nicht recht gut stehe, und meinen vortheil nicht recht gut sehe – ich gewis nicht hier bleibe. – wenn ich aber das haben kann, was soll ich nicht davon profitiren? – sie zslulu hntlrdlooln 2 Bloseedhngln und haben afcu mho dlm Brsd9. – bleib ich hier, so versichere ich sie, daß ich ihnen bald werde gled nmch umho schicken ksnnln.10 – ich rede im Ernst, und wo nicht, so komme ich zurück. – Nunadieu – nächstens mehr und alles. ich küsse ihnen 1000mal die Hände, und meine schwester umarme ich von herzen, und hoffe sie wird wohl der Madelle Hepp geantwortet haben. – Adieu. Ewig.

gehorsamster Sohn

Wolfg Amadè Mozart


meine Complim an

alle – alle –

alle –


P:S: ich versichere sie, daß hier ein Herrlicher ort ist – und für mein Metier der beste ort von der Welt; – das wird ihnen Jederman [55] sagen. – und ich bin gern hier, mithin mache ich es mir auch nach meinen kräften zu Nutzu. seyen sie versichert, daß ich mein absehen nur habe, so viel möglich geld zu gewinnen; denn das ist nach der gesundheit das beste. – an meine thorheiten denken sie nicht mehr, die habe ich längstens von herzen bereut – mit schaden wird man witzig – und ich habe izt als andere gedancken.Adieu – nächstens mehr und alles.

Adieu.

Fußnoten

1 Ceccarelli und Brunetti.


2 Auflösung der Chiffren: der erzbischof.


3 Accademie.


4 theater.


5 erzlimmel.


6 Graf Karl Arco, Oberstküchenmeister.


7 Auflösung der Chiffren: erzbischof gewis eine Nase drehen, daß es eine freide


8 Politesse; – denn er kann mir nicht aus; –


9 ziehen unterdessen 2 Besolldungen uud haben mich aus dem Brod.


10 geld nach haus schicken konnen.

Quelle:
Die Briefe W. A. Mozarts und seiner Familie. 5 Bände, Band 2. München/ Leipzig 1914, S. 54-56.
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