Pelopoeus spirifex

[280] Genau von derselben Gestalt sind die Spinnentödter (Pelopoeus) und von den vorigen nur dadurch unterschieden, daß die zweite Unterrandzelle im Vorderflügel beide rücklaufenden Adern aufnimmt und die Hinterschienen unbewehrt sind. Der Maurer-Spinnentödter (Pelopoeus destillatorius, Fig. 3), ein Bewohner der Mittelmeerländer, der auch einmal bei Hannover gefangen sein soll, ist glänzend schwarz, der lange Hinterleibsstiel, die Flügelschüppchen, das Hinterschildchen, der Fühlerschaft und die Beine von den Schenkeln an abwärts sind gelb, mit Ausnahme der schwarzen Schenkel- und Schienenspitzen an den Hinterbeinen. Eversmann fand an einem Felsvorsprunge [280] des Uralgebirges das Nest als unregelmäßigen, etwas nierenförmigen Erdklumpen angeklebt. Im Inneren enthielt es ungefähr vierzehn längliche Zellen neben- und übereinander, eine jede mit zehn Stück der selten aufzufindenden Spinnenart Tomisus citricus. Von einer anderen, außerordentlich ähnlichen Art, wenn es überhaupt eine andere Art ist (Pelopoeus spirifex), und nur durch ganz schwarze Fühler und ganz schwarzen Mittelleib von der vorigen zu unterscheiden, liegen mir mehrere Wespen aus dem südlichen Europa, aus Port Natal, und auch einige Nester aus dem letztgenannten Lande vor. Das Nest gleicht sehr dem unserer Maurerbiene (S. 231), und seine Zellen werden gleichfalls mit Spinnen versorgt. Eine dritte, wiederum ungemein nahestehende Art aus Port Natal baut ihre Zellen von frischem Kuhdünger und hängt sie einzeln oder zu zweien an Binsenhalmen auf. Sein Landsmann, der blaue Spinnentödter (Pelopoeus chalybeus), legt das Nest in hohlen Bambusstengeln auf den Dächern der Häuser an und bedient sich zur Anfertigung der Scheidewände, welche die Zellen trennen, der Auswürfe von Vögeln, welche er von den Blättern abschabt und mit Speichel vermischt. Der pfeifende Spinnentödter (Pelopoeus fistularius), zu erkennen am schwarzen Hinterleibsstiele, an sechs gelben Flecken, welche den Hinterrücken verzieren und zum Theile bis nach den Seiten des Mittelrückens vorreichen, und an den schwach angeräucherten Flügeln, lebt in Südamerika und fertigt einzelne Zellen aus Thon in der Länge von zweiundfunfzig Millimeter und von der Form eines Eies. Mit schwirrendem Tone, einer Art von Triumphgesang, bringt das Weibchen, wie auch bei den übrigen Arten, den Baustoff herbei, setzt ihn an, glättet mit Kinnbacken und Unterlippe die bildsame Masse, lustig dabei seinen Gesang fortsetzend, betastet von außen und innen mit den Beinen die ganze Wand und – verschwindet. Meist hat, trotz der darauf fallenden Sonnenstrahlen, das neu angelegte Stückchen noch nicht einmal die Farbe des trockenen Theiles, so ist die Wespe schon wieder mit neuem Thone da. Die fertige Zelle pfropft sie voll mit einer kleinen Spinne aus der Gattung Castra und schließt sie dann. Als Bates während seiner Streifzüge am Amazonenstrome mit seinem Canoe acht Tage an einer Stelle hielt, hatte eine dieser Wespen an einem Kastengriffe in der Kajüte ihren Bau begonnen und war gerade fertig geworden, als sich die Gesellschaft auf ihrem Fahrzeuge wieder in Bewegung setzte. So zutraulich und furchtlos sie sich bisher auch gezeigt hatte, so kam sie doch nicht wieder, obschon langsam am Ufer hingefahren wurde.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 280-281.
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