1. Sippe: Raupentödter, Spheginen

[279] Unter dem Namen der Grab- oder Mordwespen (Sphegidae, Crabronea) vereinigen wir alle diejenigen Raubwespen zu einer Familie, bei welchen der Hinterrand des Vorderrückens aufhört, ehe er die Flügelwurzel erreichte, und nicht selten gegen den Mittelrücken etwas eingeschnürt erscheint. Die hierher gehörigen Thiere stimmen weder in Körpertracht, noch in Färbung so miteinander überein, wie die vorigen Familienglieder unter sich, vielmehr gibt ihnen der gestielte, oft sehr langgestielte, aber auch anhangende Hinterleib das verschiedenartigste Ansehen. Viele tragen sich einfarbig schwarz, schwarz und roth, vorherrschend gelb; den meisten jedoch sind lebhaft gelbe, seltener weiße Zeichnungen auf glänzend schwarzem Grunde eigen, welche selbst bei einer und derselben Art mannigfaltig wechseln. So wirken Gestalt, Farben und deren Vertheilung sowie Lebendigkeit in den Bewegungen in ihrer Vereinigung dahin, diese vielgestaltigen Thiere zu den zierlichsten und anmuthigsten Erscheinungen werden zu lassen. Sie breiten sich über die ganze Erdoberfläche aus und sind gegenwärtig in etwa eintausendzweihundert Arten bekannt.

Entsprechend einigen ausländischen Gattungen der Wegwespen weist die alte Gattung Sphex, welche vorzugsweise die wärmeren Länder bewohnt, die Achtung gebietenden Formen und die Riesen für diese Familie auf. Aber längst ist dieselbe zerfallen; denn es ging bei dem Reichthume der Formen nicht mehr an, unter einem Namen alles zu vereinigen, was Vater Linné weiland mit seinen wenigen Arten sich erlauben konnte. Nach der Form des stets gestielten Hinterleibes, nach der Verschiedenheit der Rand- und der drei geschlossenen Unterrandzellen, besonders nach der Aufnahme der rücklaufenden Adern in dieselben, nach der Bildung der Fußklauen und nach manchem anderen Merkmale, welches bisweilen in das Kleinliche geht, wurden eine Menge von Gattungen geschaffen, von denen nur wenige und von diesen meist nur die unansehnlichsten in Europa zu Hause sind.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. 279.
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