Lanzenschlange (Bothrops lanceolatus)

[529] Die Lanzenschlange (Bothrops lanceolatus, Coluber glaucus und Megaera, Vipera coerulescens, Trigonocephalus, Cophias und Craspedocephalus lanceolatus) erreicht eine Länge von 2,5 bis 3 Meter und die Stärke eines Mannesarmes. Ihre Färbung ist sehr verschieden, auch bei den Jungen eines Wurfes. Ein mehr oder weniger lebhaftes Rothgelbbraun, welches durch Braun bis zum Graubraun und Schwarz schattiren kann, bildet die Grundfärbung; die Zeichnung besteht aus einem von der Nase unter dem Auge weg zum Nacken verlaufenden Streifen, welcher übrigens nicht selten fehlt, und unregelmäßigen, etwas lichteren, zuweilen getigerten Flecken. Bei einzelnen Stücken sind die Seiten prachtvoll roth gefärbt.

Das amerikanische Festland beherbergt zwei, der Lanzenschlange fast ebenbürtige Mitglieder derselben Sippe, die Schararaka und die Labaria, beide einander in Gestalt, Färbung und Wesen zum täuschen ähnlich, daher möglicher-, für mich wahrscheinlicherweise und mit mindestens noch einer demselben Verbreitungsgebiete angehörigen Giftschlange nichts anderes als Spielarten eines und desselben Thieres. Diese Auffassung gründet sich auf die Untersuchungen Wucherers und Hensels, welche zwar die Artselbständigkeit der betreffenden Formen nicht aufheben wollen, aber, nach Vergleichung einer größeren Anzahl der in Frage stehenden südamerikanischen Lochottern einerseits dahin gelangten, die bisherigen Beschreibungen der Schlangenkundigen als nicht stichhaltig bezeichnen zu müssen, andererseits die Uebergänge zwischen einer Art und der an deren nachweisen konnten. Da man jedoch, so viel mir bekannt, die Arteinheit dieser Schlangen noch nicht ausgesprochen hat und mir der erforderliche Stoff zur Vergleichung fehlt, führe ich die beiden am weitesten verbreiteten und am meisten genannten Formen noch getrennt von einander auf.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 529.
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